Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöhhentlich) mit dem Hiuptblatte verbundene Unterhaltun z8blatt, (Sonntags mit illustrirter Bei- 
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AMt 22. 4 Sarunstag, den 10. Februnar —3 J 1877. 
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Deulsches Reih. 
Mäünchen, 6. Febtr. Wie dem Fräuk. Kur. von einigen 
heevorragenden Reichstagsabgeordneten verzsichert wird, dürfte -der 
Gesetzentwurf, welcher Berlin zum Sitze des Reichsgerichts bestimmt, 
im Reichslage auf mehrfachen Wideispruch soßen und das nament— 
lich auh von liberaler-Seite, wie denn auch der Abgeordnete für 
München, Frhr. v. Stauffenberg, si he in seiner hier gehaltenen 
Wiohlrede egen Verlin« erklaͤrt hal und zwar in sehr bestimmter 
Weise. Daß sich im Bundesrath Stmmen; gegen Berlin erllären 
werden, ist sicher, dücste aber da eben keinen Erfolg haben; wie 
sich aber das Stimmenverhälmiß im Reichstag- gestalten wird das 
dürfte jedeufallz zur Zeit noch sehr zweiselhaft sein., Die Motive 
zu dem in Rede stehenden Gesetzeutwurf werden hier als sehr schwache 
bezeichnet. — — 
Berlin, 6. Febr. Der Entwurf des Palent esetzes ist nun 
so weit gefördert, daß er schon in der allernächsten Feit an den 
Bundesrath gelapgen kann. Es wird als möglich bezeichnet, daß 
derselbe schon in der nächsten, sür morgen anberaumten, Plenar— 
sißzung des Bundesrathes vorgelegt werde. — Der Staats hauk halts⸗ 
Ftat wird, so weit sich die Dinge jetzt übersehen lassen, sich doch 
jehr eihebtich von seinern ltzien Vorgänger unterscheiden. Tet 
Abschluß mii einem gioßen Defizit wird zut Ewägung Anlaß 
achen. Jedenfalls werden sich die Reiasocgane mit der Frage zu 
beschäftigen haben, od durch Erhöhung der Vtatrikularbeiträge oder 
durch neite Steuern das Defizit zu decken ist. Es stehen nach deser 
Ridtung hin sehr bedeutaugsvolle Eörterungen zunachst im Bundes— 
talhe zu gewärt gen. 2 
Berlin, 7. Febt. Der Kaiser halle aestern Nachmittag 
eine längere Coufereuztmit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck. 
Nusland. 
Paris, 5. Feor. Wahrend de Unternehmer der Arbeiten 
rüc die nachstjährige große Ausstellung ihren contractlichen Terminen 
ichon voraus sind, stoßen die Archttelten bei deo projktirten Bauten 
zus dem Trocudero kuf große Schwieritkeiten. Es scheint, daß 
die Voistuden dazu ungenügend weren, und es stillt sich dercus, 
daß die Kest ganschläge zu medrig gefaßt sind. Es werd ein Zu— 
cheß pon 6— 7 Wiill wörhig sein, um de ursprüngltichen Plaue 
auszusühren. Man hatte erwartet, daß de Siadt Paris nach dem 
Schlusse der Ausstellung die Gebäude auf dem Trecadero antaufen 
würde, indessen ist sie dusch ihren Vertrag mit dem Staete dazu 
leiueswegs verpflechtet und kann entweder die Gebäude u einem 
zu vereinbarenden Preise übernehmen,, oder in anderm Fälle ver⸗ 
jangen, daß der Platz ohne Kosten ihrerseits wieder vollstäudig frei— 
gaelegt werde. Die Regierung findet, deß die um mehrere Will. 
veirmehrten Kosten für die Baulichkeiten der Aus ellung eine gar 
chwere Lest siad. Mun wird wohl genöthigt sein, die Frage dor 
die Kammer zu bringen, indessen wünschtder Handels Mimn ster dies 
ju vermeiden und sucht deßhalb gegenwärtg die Stadt Paritz zu 
d wegen, den schließ chen Anfouf der Gebäude bestimmt. zu zusagen, 
edeffen scheint der Mun cipaltaih gar nicht geueigt zu sein, den 
der Stadte gürst gen Vertrag mit dem Staate zu mod fitiren. 
Diese Schwierigkeiten werden Verzö ernngen dir gesammten Arbeiten 
verursachen, die auch so st noch Hindernisse zu sinden scheisen, wie 
man denn unter Aderm auf alte Steinbrüche unter dem Gpfel 
nes Trocadero gestoßen ist, welche größere Grundarheilen nöthig 
machen, als man anfanßgs gedacht hatte. 
Paris, 6. Febr. Die hiesigen Blältet sehen in der jüngsten 
Krisis in Konstantinopel eine ungünstige Wendung der Dinge. 
Der „Moniteur“ debt hervor, duse Thatsachen bewiesen, Europa 
drauche sich hinsichtlich der Lösung der orientalischen Frage wicht zu 
oetilen, da, wenn die Dinge nur noch kurze Zeit so fortdauerten, 
die orientalische Frage sich von seibst lösen würde. Es sei un— 
mönhch. daß eine Regierung, welche jdein Monat ein Schauspiel 
werde, solcher Anarchie und Desporismus gebe, Aussicht habe, noch 
ange Zeit die Rolle als Wächter des öffentlichen Rechtes zu 
spichen, eine Relle, welche ihr nuur von blinden Freunden im 
Begensatz zu allen Juteressen der Menschlichkeit und der Civilisation 
nuch fernerhin beigelegt werden könne. Von der Türkei allein und— 
von dem Fortichritte des unheilbaren Uebels, an welchem sie leide, 
verde die Lösung kommen, und dies dürfte, balde geschehen.« Das 
„Journal des Dedats“ bedauerte lebhaft den Sturz. Mibhals und 
ist der Meinung die ärgsten Feinde der Pforte häiten derselben 
eine größere Unklugheit anrathen köunen. Das“, Jou⸗nal des 
Debats“ appellirt an die Weisheit der Cabinete und fordert sie 
zriugend aufj., von allen bedenklichen Beschlüssen abzußehen. Anu⸗ 
jesihts dieser Ereign sse, welche allerdings dellagenswerth seien, 
iber an den besonderen Interessen der einzelnen Maͤchte ebensowenig 
twas äudern söanten, wie an den allgemeinen europätschen Gleich⸗ 
zewicht. .. J— 
Konstantinopel, 7. Febr. Der kaiserliche Hat, wodurch 
ẽdhem Pascha zum Großvezier ernannt wid, gibt den festen 
Wellen des Sultaus kund, die Verfassung durchzuführen und ver— 
seißt mehrere Gesetzentwürfe, welch⸗ der Deputirtenkammer vorzu⸗ 
egen wären, namentlich betrefss Organisirung der inneren Ver—⸗ 
valtung auf Grundlage der Decentralisation, bezüglich der Provin⸗ 
ialgouverneure und ihrec Stellvertreter und hinsichtlich der Reot⸗ 
anijation des Fina zwesens. Auch wird erwähnt, daß die Re⸗ 
zierung beabsichtige, europäische Finanzkräfte zu berufen. — Samit 
Pascha ist zum Gonnerntur von Kretaernannt, Odian Effendi 
iach Konstantinopel berufen. 
New-York, 6. Febr. Der ‚New-York Herald“ meldet 
inen Zusammenstoß zwischen amerikan schen Truppen und India— 
tern, wodei die litzteren große Verluste eriitten. Von den ameri⸗ 
anisthen Soldaten wurden vier çetödtet, acht verwundet. — In 
San Frameisco sind bis 8 ruysische Kriegsscheffe angelommen. 
Bermisehtes. 
Zweibrücken, 7. Febr. Das Gesammipresbylerium 
)er prot. Pfarrei Mirlelbach Hengstbach Ikheim hal am letzten 
Sonutag auf eine Eingobe der betr. Familsenväter hin einstimmig 
»ie Wied eren führung des Unionsgesangbuches beschlessen. Der 
inest gewünschte Wechsel soll an Ostern nächsthin vor sich gehen, 
end es mag an diesem Doppelfeste wohl mauches alte Gesangbuch 
us seiner jorgfältigen Umhüllung unde aus dem altehrwürdigen 
Want schrante herdus eine freudige Auferstehung halien. (3. 3.) 
F Die „Pf. Volksztg“ schreit: Nach einer unß gemaͤchten 
Mitiheilung tam in Homdurg eine gewiß merkwurdige Noturerschei⸗ 
zung zu Teçge. Ber Wittwe Eßle in der Vorstadt hat nämlich 
ine Gaise drei todte Junge zuc Welt gebtrecht, we'sche sammtlich 
ochbeinig wie eine Gaise und mit Hundslöpfen verstehen sind. 
FEdenkoben. ein seltenes Naturphänomen wurde uns 
Reute vorgezeigt in Gestalt eines etwas über wandelgroßen Eits, 
velches sich im Innern eires startentwickelten Hübnereits vorge— 
unden hatte. 
FBöhrl. Wahrscheinlich der Steuer wegen wurde vor 
inigen Tagen hier ein Hund anscheinen) todtgeschlagen und ver—⸗ 
Jraben; des andern Weorgens hatte sich das arme Thier aus der 
Erde gearbeitet und suchte balb lahm serneu liebenswürdigen Herrn 
nuf, um vollständig gerödiet zu weiden. (Sp. Z.) 
FSpeyer, 7. Febr. Dem Hospital Speher wurde erlaubt, 
daß es etwas Streuwert im Böhlerwald rechen dürse, Dasselbe 
var zu 840 M. toxirt und wurde um 1248 M. 18 Pig. incl. 
Tosten versteigek. Enn Zeichen, daß die Streunoth noch immer 
sehr groß ist. (Sp. 3.) 
FSpeyer. Laut Verfügung der Kreisregierung siud die 
ies jährgen Jahresschlußprüfungen an den Vollsschulen in der 
Zeit vom 26. Febr. bis incl. 28. Närz vorzunehmen; am letzten 
Tage hat der förmliche Shluß des Schuljahres einzutreten. Die 
Verfügnung bestimmt ferner das Folgende: 2. Bei den Prüf ingen 
suube onders zu ersorschen, ob die gelegentlich der vorherge angeen 
Jahresprüfung oder einer wahrend des Schu jahres Saug hadten 
iußerorheutlichen Visita ion darch deusk. Tinritie⸗ or de vArn