Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger.“ 
der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mit dem Haupiblaätte verbundene Unterhaltun zsblati. (Sonntags mil illustrirter Bei— 
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M 29. Tonnerstaa, den 22. Februr — 19377. 
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ÇXXäσôäô 
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Deutsches Reichh. 
München, 18. Febe:? Was einige Blätter bezüglich der 
Finberufung unseres Lindtags im Laufe des Frühjährs berichteten, 
wird als eine n'cht begründete Vermuthunz bezeichnet und bemerkt, 
daß Anlaß zu eirer Berufung der Kammern vor dem verfassungs 
mäßigen Termine, d. h. vor September d. J., wenigstens zur Zeit 
nicht vohanden ist. * 9pr (GPf. K. 
Ein Theil der Münch ner Garnison ist schon mit den meunen 
Patrontaschen M. 76 ausgerüstet und benütgz dieserbe heunre 
zum er en Mal im Deeuste. Da das vom Saldaten mitzutragende 
Munitiousquautum in zwei rechts und links vor der Mitte vwes 
Leibes zu iragenden Taschen untergebracht ist, erwäust demselben 
eine besondere Erleichterung hieraus, wie auch die Manipulation 
ene einfachere und das Gewichht ds Gepackes richtiger vertheilt si. 
GEr. K.) 
Ausland. 
England, das Lind des Rebel und Sonderbrkeiten ge— 
bert seltsame Gerüchte auch in politischen Dingen. So erzählt 
man in Londoner Klubs, daß es ernstlich im Werke ge⸗— 
wejen sei, dem Schwiegersohn des Czuren, den Heczog von 
Edinburg, auf den dbyjäantinischen Thron zu verhelfen, um so 
eine „Jedermang befr edigende Lösung“ der orientalischen Frage 
herbeizuführen. De soust so schwerfällige brit,sche Phantasie nimmt 
noch höheren Flug und erfindet sich zu dieser Legende die Ans⸗ 
schmückung, doß Fürfst Bismarck, Fürft Gortschakow, Disraeti und 
Gladstone bereit çewesen seien, sich mit dieser „Lö ung“ 3u befreun-⸗ 
den, als das ganze herrliche Projekt am Widerstand der Königin 
Viktoria, der auch im konftitutionelien Musterstaat schwer ins Ge⸗— 
wicht falle, gescheitert sei. Es gegört robuste englische Beeffteak 
Logik dazu, um dergleichen auch nur ein Moment lang für möglich 
zu halten. Allein man erzählt es, glaudt es, druckt es sosar im, 
dande der freten Biiten und erbärtet so aufs Neue die Wahrheit 
des alten Wories, daß jeder Dumme, wenn er nur gehöriz sucht, 
mmer im Stande ist, einen noch Tümmern zu finden. 
haben. Trotz alsbaldiger ärztlicher Bemühung war derselbe nicht 
mehr zu retten; am Samstag wurde er in Mittelberbach beerdigt. 
7 Miesenbach, 16. Febr. Heute wurde dahier in einer 
Scheune uater dem Heu versteckt die bereits in Verwesung über⸗ 
geiretene Leiche eines Tagners aus Ramslein gefunden. 
Wie man der „Pf. Volksztg.“ mittheilt, starb in Ber g⸗ 
abernn kürzlich ein Uhrenhändler in Folge Anwendung von 
Thlorosorm. Der Mann tonnte wegen heftigen Zahnschmerzen 
nicht schlafen und fuchte sich durch Einathmea von Chloroform Ruhe 
u verschaffen. Offenbar war er in dem Gebrauch unvorsichtig und 
ührte so seitst seinen Tod herbei. 
FVBom Rhein, 18. Febr. Vergangenen Samstag warden 
1 Schauffuer der pfälzischen und 2 der hessischen Eisenbahnen aus 
hrem Dienste entlassen. Dieselben sollen in gegenseiligem Ein⸗ 
dernehmen Passagere ohne Billets befördert, von denselben aber 
Beld entgezengenommen haben. Der Justiz wurde die Sache gleich⸗ 
eitig zur weiteren Behandlung überwiesen. In diese mißliche An⸗ 
jelezenheit sollen außzerdem noch einige Leute vom Fahrpersonal 
»er Reichsbahn und der Saarbrücker Bahn verwickelt sein. (Pf. 3.) 
F Der Deggendorfer „Donaubote“ schreibt: Man 
möchte nicht glauven, daß es woch immer Veute gibt, welche mit 
dem alten Gelde zurückhalten, in der Hoffnung, es werde wieder 
zur früheren Geltung kommen. So erfuhren wir gestern, daß ein 
HPdann im baherischen Walde 6000 Gulden in altem Gelde habe. 
Dee Bayceulthet. Bühnenfestfpiele fiden in diesem 
Jahre nicht statt. Richard Wagner ist gegenwärtig sehr leidend. 
Die Aerzte Haben ihm jede geistige Anftrengung untersagt. 
Diedenhosen, 16. Febr. Bis gestern Nachmittag 
l Uhr stieg die Mosel zu einer solchen Höhe, doß sie die Hülfs— 
drücke, welche die Strompfeiler der neuen Brücke bei Beauregard 
zum Trausport von Baumaterial verbindet, ergriff und zerstörte. 
Sin Zimmerpolier nuud zwei Arbeiter, welche die Zerstörung mit 
ansaben, best egen einen Nachen um eiuniges Material der weg⸗ 
geschwemmten Brücke zu retten. Allein der Strom trieb ihren 
Rachen mit solcher Wucht gegen einen Pfeiler, daß er zertrümmert 
umschlug und die diei Insassen in den Fluten untersanken. Der 
eive konute sich an dem Gebälke der Beücke weder emporraffen 
und so sein Leben reiten; der andere, ein guter Schwimmer, schwamm 
dem jenseitigen Ufer zu, wo er im Augenblicke, da ihn die Kräfte 
verließen, durch Herrn Tissot und zwei seiner Leute, die in einem 
ahn hergerudert kamen, gerettet wurde; der dritte aber, des Schwim⸗ 
mens unkundig, fand seinen Tod in den Wellen. Der Strom ist 
heute noch im Steigen begriffen und überschwemmt aroße Strecken 
des flachen Uferlandes. 
FKoöln, 19. Febt. In der Vorstadt Ehrenfeld wurde eine 
Falschmünzerbande entdeckt, welche Hundertmarkcheine der sächsischen 
Bank auf littogcaphischen Wege nachgemacht hatie. In Unlauf 
gesetzt soll noch nichts von dem Fabrikal fein. 
Wenn man Schulze heißt und in Berlin wohnke, und 
ob ndrein in einem Hause wohnt, wo noch mehrere Schulzen wohnen, 
muß man auf Alles gefaßt sein. In der C.-Straße steht, wie die 
„Post“ mittheilt, ein Haus, das einen Schutze als Eegenthümer 
und zwei Schulzen als Ptieiher aufweist. Der Wirth Schulze und 
ein Miether Schulze haben denselben Flur inne ued jede der beiden 
Familien erfreut sich einer jungen hübschen Tochtet, welche den 
benfallz nicht gerade seltenen Vornamen Emma führt. Kürzlich 
eiert des Wirths Tochter ihre Hochzeit und an demselben Tage 
»es Miethers Tochter ihren Geburtsiag. Und nun gebht's, den 
janzen Tag in einem Fragen hüben und drüben: Wohat hier 
Frdalein Emma Schulze und nach Bejahnng wird dann immer 
ꝛ.n Geschenk abgegeben, und jast immer ist's unrichtig, ftatt an de 
dochzeiter'in an das Gehurtstagstind und so umgekehrt. Beidec 
eitige Verzweiflung. Endlich kommte der Wirth auf eine große 
Idee. Er bringt namlich au seine Thür einen Zeltel an, auf dem 
iu reesi gen Lettern geschrieben stand: „Hier-wohnt der Hochreits⸗ 
Jaulze!“ — Urd in Anerkennung der Treifl keit diejer Lettetn 
—A— 
Vermisahtes. 
F St. In gbert, 21. Febr. (Eisenbahn von St. Ing⸗ 
bert nach Saarbrücken.) Durch die Freundlichkeit ewes hiesigen 
Hectu sind wir in den Stand gesetzt, unsern Lesern folgendes au 
venselben gerichtete und den Bau der Essenbahn von bhier nach 
Saarbrücken betreffende Telegramm mitzutheilen: 
„Definitive Verständigung hat stattgefnunden. 
„Ludwigsbahn baut bis nahe St. Johann; 
„Preußen erhält Betrieb bis St. Ingbert. Vor— 
„arbeiten sofort beginnen: Bauzeit binnen Jahres- 
fust 
Wie aus deesem Telegramm zu ersehen, haben die in den 
tetzten Tagen geführten Unterhandlurgen zwischen Bayern und 
Preußen endl'ch zu dem schon lange gewünschten und ersehnten 
Resu:tate geführt, das wir im Interesse unse:er Siadt aufs Freu⸗ 
digste degrüßen. Die Vortheile der Bahn nach Saarbrücken für 
die hiesigen industriellen Verhältnisse sind so groß und so bekannt, 
daß wir darüber kein Wort zu verlieten brauchen. Freuen wir 
uns, daß endlich alle Bedenken bese tigt und die Verwirklichung des 
Brojektes svon für die nächste Zukunft in Aussicht gestellt ist. 
— Heute gegen Miittag wurde auf dem Felde bei Rohrbach 
der 50 jahrige Tagner Karl Waltura von Homburg als Leiche 
zufgefunden. — Ein Schlagfluß scheint dem Leben des Waltura, 
der dem Branntweinttunke stark ergeben war, ein Ziel gesetzt zu 
Jaben. 
Mittelbexbach, 19. Febr. Am Freitag früh wurde 
nuf dem Niederbexbacher Wez ein Mann von Nederwürzbach in 
dollständig störrem Zastande aufgefußden; derselbe sheut betrunken 
dewejen zu fein und sir, um auszuruhen, doethinemedergelat zu