Full text: St. Ingberter Anzeiger

nJewicht und fiel in den Weihet. Aupoden Hilferuf der Eltern eilte 
zin junger Mann herbei, der eben da gebadet hatle, sprang in dat 
—28 und bein⸗ zwellen Untertauchen stieß er auf das Kind, 
dessen Fuͤße ganz von Schlingpflanzen umwickelt waren. Er 
brochte das Kind herauf und noch einiger Zeit gelaug e8, dasselbe 
wiedert in's Leben zurück zu rufen. 6jf. 8.) *. 
Da Or. Kaecht in Reust a di aus der baherischen Kammer 
der Asgeordneten ausgelretea ist, ist eiut NReuwahl nothwendig ge⸗ 
vorden, die laut Amtstlatt am 8. QOct. naͤchsihin zu Edentoben im 
„Schaf“ Vormittags 11 Uhr ftattzufinden hai. Am sjelben Tage 
jur selben Zeu it aug in Kaiserrlauterten in ver Frucht⸗ 
jalle der für den derstorbenen Ph. Schmidt eintreteude Abgrorducte 
zu waͤhlen, 8Sp. 3) 
Durt geim, 9. Sept. Kaum hatten wir vnß von dem 
Sqreden des nachtlichen Gewiters heute frud echolt, ois ah gegen 
itrag schon wieder sinstere Wolken don allewn Seilen zusammen⸗ 
ogen umd neues Unheit verkündeten. Nach 1 Uhr ging et denn 
auch bt. Sdlag auf Schlag, Bliz auf Vuͤr, und dan in Recen 
als hauten sich alle Schleußen des Firmamenis gebfuen. Roch Ver— 
lauf einer Stunde Lonuten wier den Haßz der Elemente gegen das 
dodild der Wenschenhans einigermaßen Aberdlichon Der Schaden 
aßt sich micht veranschlagen. Weinberge, Garten, Vecer und Wiesen 
—AVCAÆ — — 
der Eisenba hndamm in der Sichtung aach Erpolzheim unmittel- 
nat unter“ der hiefigen Siadt durchbrochen. Bahnschienen 
nit angeschraubten Schwellen ragen hoch ir die Luft, eine nahe 
Zimmerwerlsiälte wurde zum Theil eingedrütt, und nahmen die 
Wasser Holz, Werkzeuge und Arbeiter in einem Nu mit; leßtere 
lonaten nur mit Mühe und Todesgefahr befreit werden. Leute 
im Felde suchten sich an Bäumen und Wingertspfählen zu hallen. 
an nicht mit sortgerissen zu werden. — Das Ramiiche wird unß 
aus Seistadt erzaͤhlt, wo auqch die Thiere ia den Stallen über Fuß 
ief in Wasser standen. In Seebach, Greihen und Hardenburg 
soll der durch daß Weiter augerichtete Schaden ebenfalls deirächtiich 
tin. Die ältesten Leute erinnern lich keiner sotchen XXXV 
in unserer Gegend. Der Blitz kraf in Ungstein 8 Menschen, denen 
jofort ärztliche Hüe geschafft werden mußle. Ein Schlag in eint 
Scheuer zu Ellerstadt zundete glücklicher Weise nicht. Die Zügel⸗ 
hütte dei Maxdorf ist vollstandig zusammengetissen. Mit Bangen 
sehen wir weiteren Hiobsposten entgegen. Meust. gtg. 
fWeisendeim a. S. Wie erfrenlich sich dleß und 
usreichende Dungung bei dem Gemüsebau lohni, dabon gidt ein 
ans don dem Sclossermtister Koob dahier vorgezeigtes Weißlraut⸗ 
zaupt, welches fünftehn Pfund wiegt und 0,24 Vieter im Durch: 
aesser hat, Zeugniß; dasselde wurde einem siautstück im freien 
Feld, das regelmähig bepflamt, noch diele Exempiare von sast 
Aeicher Groͤße aufweist, entnonimen. (Fr. T.) 
fOggersheim, 10. Sept. Wenn das Gewitter in der 
Nacht vom 8. aut 9. September ein großartiges genannt werden 
nuß, so muß das, welches gestern Nachmittag gegen 2 Uhr über 
ans dahinzog, als ein grauenerregendes bezeichnet werden. Um 
2 Uhr war es so fiuster, daß man im Zimmer absolut nicht mehr 
esen konnte. Uadheilderkündende Wolkenmasser berührten fast die 
Zebaude und auf einmal brach ein Gewetler los, wie es in solcher 
Bewali hierorm wenig erlebt wurde. In wenigen Minuten standen 
Hdfe und Straßen unter Wasser; die Hagellocner prafselten sch auer⸗ 
iich an den Fenfterscheiben mieder und dermehrten den allgemeinen 
Schreden und die Angit. Wahrlich, der Untergang der Weln kann 
ein schredlicheres Schauspiel sein. Mit dangeni Herjen eillen die 
Finwohner auf ihre Tadalsfelder und tkraurig, um ihre scönft⸗ 
doffnung ärmer, kehrten sie zurück; nur wenige Pflanzen blieben 
verschont; man zeigte ellenlange Tabalstippen, an welchen faktisch 
ein Blattheil mehr zu sehen war. Was noch um 2 Uhr das Auge 
irfreute, lag um 3 Uhr werthlos zusanmengeschlazen am Bs. 
»n. (F. V.) J 
fOberndeim, 10. Sept. Gestern hatten wir ein Ge⸗ 
wditter mit wollenbruchactigem Regen. Ju ganz kurzer Jeit sah 
dat Thal wie ein See auß. Das Grummet wurde IXXXV 
zie Wiesen mit Sand und Geroͤll überd eckt. Auch der Kohlflur 
an einem Hang wurde hart mitgenommen, da ganze Strecen Humus- 
boden mit den daraufstehenden Pflanzchen den Berg hinabtutschten. 
Die Feldwege sind furchwar zerrissen und mancher Landmannver 
estern Abend jchwer seufzte, wird heute Motgen dei Befichtigung 
üines Sqchadend bedenklich den Kopf schütteln. Achalich lauend⸗ 
—XXVKLLXXVEVEV (h.) 
If Karndert, 8. Seyt. Der heutige Polizeibericht 
neldet ein scheußliches Verbrechen, dessen Schauplaß am Freitag 
Ibend ein Gehohn an der XXXXX Nem⸗ Gibißenhos 
md Lichtenhof gewesen ist. Am Samstag Abend wurde daselbfi 
in 7u jahtiges Madchen, dessen Adipet bvon Schnisltwunden zer⸗ 
leischt — aus einer Bauchwunde war das Cingeweide —X 
reten — und außerdem von Mücdcen und XRXXXI 
sufgqqunden. Das belammernatderihe Wesen kdedie noch and gad 
in. daß es von jeinem eigenen Vater, dem Tagloyner Bg. giyert 
on Nücnberg, auf so 8* Weise mißhandelt und hilflot liegen 
elassen worden sei AÄbende gab es in Folge der erlttenen Ver⸗ 
hungen selnen Geist auf. Der Thater, Wweicher sich in der Nahe 
en Schauplatzes seines Verbrechens auftzehalien, wurde gestern 
rüh von zwei Personen gefaßt und in Haft genommen. GEr if 
niner That in bollem Umfange geftändig.Mit beijpielloser Roheit 
ind Gleichgiltigkeil gibt er an doß Kiud auf so barbarische Weise 
erfleischt zu haben, weil er mit seiner Frau in Streit lebe und 
ich habe an ihr für schlechte Behandlung rächen wollen. — 
fSqwabmanchen (Schwaben). Bei der am 2. Sepi 
tattgefundenen Ziehung der Zweibrüder tir henbau⸗Lotterie fiel 
»er Haupttreffer (40.000 Mt.) in die hiesige Collecte. Die glud⸗ 
iche Gewinnerin ist eine schon seit vielen Jahren in iner hiesigen 
FJamilie als Aindswärterin bediensteie Babette Neidhacdt, Die so 
uwwerhofft Reichgewordene äußzerte in ihrer Freude: IJetzt: bin ich 
38 Jahre alt; wenn ich jezt noch 40 Jahre lebe, dann wird esü 
vohl xeichen.“ 
fMänchen, IO. Sept. Das Bezirksgericht Munchen 
.d. J. verurtheilte heute die Katharina Hofniann, Gendarmerie⸗ 
vachtmeisters⸗ Ehefrau, zu Z3 Jahren Gesangniß. Die Angellagte 
eschuldigt, vom Jehce 1874 bis vor Aurzem durqh die Vorsplege ⸗ 
ung der falschen Thatsachen, sfie brauce Geld für hohere Beamte 
er Regierung. des Kriegsministeriums u. s. w., wobei sie sogar 
inmal den Namen des Ministers v. Pfretzschner und den des 
Fürsten Bismarch in's Spiel bdrachte und den Darlehensgebern 
ehr hohe Zinsen in Aussicht steilte, eine Reihe von Personen um 
rhebliche Summen (70 —80,000 M.) beschwindelt zu haben. 
fMannheim. Das neue großartige Gasweri der Stadt 
Mannheim geht jeiner Vollendung enigegen, der eine Gasometer 
aus der Dingler schen Maschinensabtik in Zweibrinden) ist bereits 
ertig gestellt. Während bisher die Gazerzeugung —A 
z000 Lubilmeter betrug, kaan sie mit den goei neuen Gasomelern 
uf 13300 Kubilmeter und darüber gekeiger iverden Das neue 
JZaswert tang vielleicht noch im Lause den kommenden Winters in 
Jetrieb geleit wetden. 
fF Die Erinnerung an den blutigen Tag von Bazeitbles 
imn L. September 1870 ift, so schreibt die Berliner Staats.Zig.“, 
ei einem hiesigen Handelsmann flets in ersreulicher Weise aufge⸗ 
rxiicht worden; so glücklich aber. wie am lehiverslossenen September. 
der Mann in feinem Leben noch nicht gewesen. Er machte dern 
zutsch französischen Feldzug mit und war bel Baseilleß. Unser 
andelsmann war mit unter den Letzten, welche durch das brennende 
⸗oef zogen, und hatte das Glück, aus einem Gebäͤnde ein kleines 
Radcqhen zu retten. Vater und Mutter des Kindes standen hände⸗ 
ngend vor dem Hause, das die Franzosen zu einer neinen Festung 
mgewandelt hatten. Immer gieriger fraßen die Flammen umd 
den Augenblick drohte der Einfiurz. Die Ellern der Qleinen 
urden mit Giwalt verhindert, in das Gebaude zu eilen, weil der 
'od bei solchem Beginnen fast undermeidlich war. Markerschüuernd 
aren die Hilserufe der Mutter. „Ma Lisette! Ma Lisottoe 
srie sie derzweifelt, indessen der Vater, Thränen an den Wimpern, 
nit zudenden Lippen dastand. Da sprang, ehe Jemand es ver. 
ndern konrte, der Mudtetier W., unser Handelsmann, der zu 
ause ebenfalls Frau und Kinder haite, in das Haus, eilte die 
tiege hinau, und kehrte, selbst halb erflidt, in der nächsten Minute 
unt dem bewußtlosen Kende zuruck. Rührend war die Scene, die 
ich jetzt abspielte, un so ergreifender, ai⸗ ringe herum Leichen, 
feuer, Blut und Sterbende. W. wurde zwei Tage von dem 
zater des stindes verfolgt, bit derselbe genaue Erlundigungen 
ngejoten hatte, wer der Relter sei. Dann nahm der glucliche 
hater Abschied don dem Soldaten. Am i. September 1871 
thielt W. von dem Geistlichen jeneß Depariements im Auftragi 
es Gutspächters Ch. ein Schreiben, dem eine schoͤne Busen⸗RNadet 
ls Andenken beilag. Jbes olgende Jahr wiederholte sich diese 
krinnerung an den bentwrdigen Tag; fiets iag in Geschenk bei 
als ein elegantes Rotizbuch dald ein schönes Tuch dou Lhoner 
Zeide. Im veiflossenen Jahre nun wurde W. von schweren 
Schlagen getroffen; er falirie mit seinem kleinen Geschaft volle 
tändig und stand mit Frau ünd Kindern oßfbem Eilend. In 
einer Noth waadte er sich an den Geistlichen, der die Correspondenz 
wischen Hrn. Ch. und idm alljährnich vermilttelie, und dal wenn 
nöglich, um die Gewährung eines kleinen Darlehen zum Wieder⸗ 
Infang. Am 1. ds. M. trafen begleitet von einen Schreiben 
es Geistlichen, 1200 Fe. an W. ein. Dei Brief enthält u. A. 
olgende Stelle: „Im Auftrage des Hren. Ch. dilie ich Sie, die 
ꝛeifolgende kleine Summe als unverzinzliches Darlehen anpunehmen 
nit dem Beding, daß Sie dasselbe nus dann zurückzahlen, wenn 
Sie selbst meinen, eb zu tounen. Sie mdgen diese kieine Gefallig⸗ 
cit als Zeichen der unverslechnichen Dantbarleit annehmen um 
abei des schredlichen Tages don Bajeille⸗ gedenten, jenes Taget, 
in dem Sie so glüdtich waren, guien Ellern thr amziget dint 
nieder gu schenten. Lisetle lat ren Reticr herzlig giüße,