vor einiger Zeit dem Besitzer eines großen Modewaarengeschäfte in
Berlin. Eine rheinische Sammt⸗ und Seidenfabrik hatte demselben
gesteiften Sammt (einen neuen, von ihr angefertigten Artikel) ange⸗
bolen. Das Modewaarengeschäft wies das Anerbieten mit der Gr·
klärung zurück, daß man solche Dinge nur in Frankreich kaufen
tönne, zumal da die eleganten Berliner Damen nur französische
Fabrikate haben wollten. Einige Zeit später kam der Innbaber
der Modewaarenhandlung nach Paris und fand, daß der von ihm
derschmähte rhein sche Sammt in Paris Mode⸗Ariikel geworden war.
Da er wußte, wer denselben fabricirte, bestellte er in Pars nichts
dadon, sondern wandte sich an das rh inische Haus, um seine Ein⸗
käufe zu machen. Er erhielt jedoch de Antwort, daß er sich an
eine bestimmte Pariser Firma wenden müffe, welche durch —A
alleinige Herrin dieses Artikels geworden sei. Da er nun den
rheinischen Sammt haben mußte, war er genöthigt, ihn in Patis
50 Procent theurer zu bezahlen, als er ihm angeboten worden
war, und außerdem den deutschen Engangszoll zu entrichten. Doch
selbstverständlich war nicht er es, der die Kosien zu tragen haite,
sondern jener närrische Theil der Berliner Damenwelt, der nichts
kaufen will, was nicht den Pariser Siempel trägt. Es scheint über⸗
haupt, daß Deutschland sich trotz des Loosungswortes der naticnalen
Arbeit vach wie vor anschmieren lassen will. So senden z. B. die
großen franzöfischen Modewaarengeschäste jedes Jahr nach Deutsch⸗
and zahlre che Waarenverzeichnisse, in denen eine Unzahl deutscher
Erzeuznisse aufgeführt ist, natürlich nicht mit Angabe der Herlkunjt.
Die thöcichten deumchen Frauen, welche dieselben für Pariser Mach⸗
werk halten, finden sie äußerst wohlfeil und bestellen sie in Masse,
während sie dieselben in Deutsshland billizet haben lönnten. In
diejer Hinsicht rürde sich noch Vieles sagen lassen. Heute sei nur
noch die Bemerkung gemacht, daß nicht om wenigsten die reichen
Schutz öllner Deutschiands, welche säglich von der Hebung der
nat'dnalen Arbeit“ sprechen, ihr Geld dem Auslande hinwerfen.
Fs ließen sich hier viele aufzählen, die ihre Schneider oder sonstigen
Teseranten in Paris haben; z. B. eine hochadelige Dame. deren
Mann erzultramontaner Agrarier ist, die während igret kürzlichen
Anwesenheit in Paris fuür mehr als 100,000 Frcs. Einkäufe
machte; oder solche, die hier Juwelen zum doppelten Werth bezah—
len, während sie in Deulschland Alles unter dem Preise bezahlen
wollen! oder andere, die zum Baus oder Umbau großer Schlösser
Mill oren än Frankreich abzeben, um von dort Bauleute und
Baumaterial zu beziehen. Wie angedeutet, sind unter denen, die
Deuischland mit französischen Federn schmücken, gerade viele von
denjenigen, die sich sehr nationoledeutsch und sehr anti:französisch zu
geberden pflegen.
7 Am B8. d. ist beinahe die Hälfte dir Hafenstadt Batum,
die im letzien russisch türkischen Krieg eine hervorragende Rolle sp'elte
und j tzt zu Nußland gehört, ein Raub der Flammen geworden.
Dar Vrand kam in einet armenischen Handelsbude zum Ausbruch.
1 Die Größe des Hotelgeschäftes in New-York lkann
durch folgende S'atistik in Bezug auf 15 der Hauͤpthotels (die
indeß kaum dedeutender sind als viele andere der 108, welche die Stadt
besitz) bemessen werden. In diesen 15 Hotels leht im Laufe des
Jaͤhres eine iemporäre Bevöllerung van 1,8500,000 Personen, und
dieselben geben für ihre Unterkunft in demselben Zeittaum circa
14 000,000 Dollars aus. Diese 15 Hotels verbrauchen in jeder
Woche 54 600 Ppfd. Fleisch; 600,000 Pfd. Fische und 600,000
Pfd. Austern in einem Jahre. Sie verbrauchen ferner in einem
Jahre 5,000,000 Eier, 1,500,000 Pfd. Geflügel und Wildpret,
10.000 Faß Mehl, 20,000 Faß Karieffeln, 180.000 Pfd. Kaffee,
35.000 Pfd. Thee, 700,000 Pid. Zucker, 1,800,000 Quart Piilch,
170,000 Quari Sahne und 450,000 Pfd. Butter. Ihre Wasch⸗
anstalten waschen jährlich 19,000,000 Stücke, und sie verbrennen
60 Mill onen Cub.⸗Fuß Gas und 25,000 Tonnen Kohlen, wahrend
sie zur Verbreitung von Kühle 12,000 Tonnen Eis bedürfen. Diese
15 Hotels haben 4662 3 maier, in denen 6030 Personen dequem,
7640 im Rolhfalle untergebracht werden lönnen; sie bhaben einen
täglichen Durchschnitt von 3925 Gästen, zu deren Bedienung sie
1456 weibliche und 1479 mängliche Dienstboten beschäftigen. Sie
hesitzen 390 Equipagen, in denen ihre Gäste ausfahren löpnen, aber
nicht ohne dafür eine guke, runde Summe zu entrichten. Die durch⸗
schnittliche iägliche Aussgabe eines in einem dieser Hotels logirenden
Derrn betragt circa 10 Dollars.
p Die größte Obstbaum⸗Anlage in der Welt besißt ein Ameri⸗
kaner Namens M'Kinstty am Hudson Fluß. Sie enthält mehr
als 24000 Arp'el 1700 Birne, 4000 Kirschen⸗, 800 Pfitsischen ⸗
und 200 Pflaumen⸗Bäume, 1500 Rebslöcke, 6000 Johannis⸗
beersiräuche und 200 füße Kastanien. Die vorjährige Aepfel⸗rnte
lieferte 30,000 Faässer, wovon ein aroßer Theil nach Eutopa ver⸗
sandk wurdd.
PIn Parzuonibei Neopel hat, wie der Piccolo erzählt,
ein Duell eigener Ärt stattgefunden. Zwei junge Damen, Fraäulein
Biuseppino Leffredo und Fräulein Rosina Lanni,- beide im Alter
bdon ungefähr vanzig Jahren, waren feit lange Nebenbuhlerinnen.
Das bäßlda der beiden Fräulein forderte das bübschere auf
Flinten, um sich der lästigen Neberbuhler'n zu eniledigen. An
hie Noihwendigkeit den Zweikampf durch Zeugen überwachen zu
assen, dachte man nicht. Eines Tages begaben sich die beiden
indersöhnlichen Feindinnen nach einem Hügel Glontagna spaccula)
n der Nähe der Stadi. Kaum auf dem Kampiplatz angekommen,
egte die Geforderte ihre Flinte an und drüchte los. Dann entfloh
ie nach Hause, so daß ihre Gegnerin gar nicht zum Schuß gelangte,
ind ebenjalls, da sie glücklicher Weise unverletzt war, ruhig wieder
nach Hause gehen klonnte.—
FMr.“ Aichibald Forbes, der Berichterstalter der „Daily
News“, befand sich unter den Passagieren des am 19. d. M. in
Plymouth vom Cap angelangten Postdampfers „Dublin Castle“.
Als der Peinz von Wales und der Herzog von Edinburg, die sich
zur Zeit an Bord der königlichen Yacht Osborne“ im Hafen von
Plymouth befauden, von dir Apkunft des berühmten Korrespondenten
joͤren, luden sie denseben zu sich ein. Me. Forbes war indeß ge⸗
öthigt, die schmeichtlhafte Einladung abzulehnen, da er an einem
Fieber leidet, das er sich im Zulu Land zugezogen, sowie an einer
Jernachlässigten Wunde, die ihm durch einen Streifsschuß in der
Schlacht von Unlundi zugefügt worden.
Dienstesnachrichten.
Ernannt wurden beim Landgericht Frankent hal: zu Räthen: C.
J. Hönes, J. Bossert, W. Baum, von Jau, Dr. Freyburger, R. Tillmann,
ammllich bisher Bezirksgerichtsräthe in Frankenthal, Bastian von Landau und
Pauli, bisher 2. Staatsanwalt in Frankenthat; zum Ob ergericht⸗
schreiber: Ph. Denig, bisher in Frankenthal; zu Gerichtschreibern:
Wagner, bisher Polizeianwalt in Pirmasens, und Briglmayer, bisher Ge⸗
ichtzvollzieher in Ludwigshafen; zum Gerichtsboten: Vlatz, bisher in
Windsheim.
Landgericht Raiserslautern: zu Räthen; G. Kuhn, A. Wolff,
d. Muller, F. W. Baumann, Ph. Clement, sämintlich bisher Bezirksgerichts⸗
rälhe in Kaiserslautern, Lobenhofer, bisher Untersuchungsrichter, und Pfister,
Feide bisher in Kaiserslautern; zum Obergerichtschreiber: Fr. Rossee,
isher in Kaiserslautern; zu Gerichtschreibern: E. Kissel, bisher Poli⸗
eianwalt in Ludwigshasen, und Mayer; zum Gefängnißv erwalter;
J. Zimmer, Beide disher in Kaiserslauteru; aum Gerichtsboten: Graf
uus Pfarrkirchen.
Zandsericht Landau: zu Räthen: F. Böcking, G. J. Beder, J. V.
Stichter, Th. Brünings, Heintz, E. Reither, sämmtlich bisher Bezirksgerichts⸗
ãthe in Landau: zum Obergerichtschreiber: I. Pfirmann; zu Gee⸗
icht schre ibern: Fooß und Rettig, seither Gerichisvollzieher, sämmtlich
isher in Landau; zum Gefängnißverwalter: Kohl, bisher in Neu⸗
tadt; zum Gerichts boten: Bindel, bisher in Speyer.
Laͤndgericht Zweibrücken: zu Räthen: F. Gugel, E. Erbelding,
F. X. Bauer, O. Bruch, Ph. Seubert, J. Platz, sämmtlich bisher Bezirks⸗
Ferichtzräthe in Zweibruͤcken; zum Obergerichtschreiber; G. Merckel,
isher in Zweibrücken; zu Gerichtschreibern: Cullmann, bisher Polizei⸗
mwalt in Kandel, und Hatzfeld, bisher Untergerichtschreiber am Appellations⸗
jericht Zweibrücken; zum Gefängnißverwalter; W. Walter, bisher
n Zweibrücen; zum Gerichtsboten: Leiueweber, bisher in Germersheim.
Ernannt wuürden: Zum Staatsanwalt am Oberlandesgerichte
Zweibrücken: D. A. Scherrer, bisher Staatsanwalt beim Appelgericht in
zweibrücken.
Landgericht Frankenthal: 1. Staatsenwalt D. Fahr, disher 1.
Staalsanwalt am Bezirksgericht Frankenthal, 2. Staatsanwalt Zöller, bis-
ser Assessor in Ludwigshafen; 8. Staatsanwalt C. Männer, bisher Polizei⸗
inwalt in Neustadt a. H.
Vandgericht Zweibrücken: 1. Staatsanwalt H. Petri, bisher
Ztaalzanwalt am Appellationsgericht Zweibrücken; 2. Staatsanwalt Dr.
ärelt, funkt. Staatsanwaltsubstitut ain Bezirksgericht Kaiserslautern; 8.
Ztaalsanwalt F. Kieffer, bisher in Zweibrücken.
Landgericht Landau: 1. Staatsanwalt C. Hofmann, bisher 1.
Staalsanwalt daselbst; 2. Staatsanwalt J. Silbernagel, bisher Landgerichts⸗
Pirmasens, 3. Staatsanwalt Scherrer, bisher Polizeianwalt in
Edenkoben.
Landgericht Kaiserslautern; 1. Staatsanwalt A. Edhard, bis⸗
jer 1. Staatsanwalt am Bezirksgericht Kaiserslautern; 2. Staatsanwalt A.
Schäfer, bisher 2. Staatsanwalt daselbst; 8. Staatsanwalt Schmitt, bisher
n Kaiserslautern
Gemeinnütziges.
Grüne Bohnen aufzuvewahren. Man nehme Bohnen, deren
derne noch nicht sehr groß sind, ziehe davon d'ie Fäden ab, tauche
je einen Augendlick in kochendes Wosser, losse sie ganz erbalten,
ege in ein Faß gesundes reines Weinsauk, dann ungefähr fünf
Zoll hoch Bohnen, dann wieder eine Lage Weinlaub und so ferner,
o daß letzteres oben den Schluß macht, und erhalte darauf das
vanze in gepreßlein Zustande. Dann gießt man Salzwasser auf,
zaß es noch datüber stehl, und eisetzt, was davon vperoünstet. von
Zeit zu Zeit durch frisches.
Marktberichte.
Zweibrücken, 28 Ruͤgust. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarlt.)
Veizen 10 M. 96 Pf., Korn 8M. — Pf. Gerste zweireihige 7 M. 93 Pf.
—E— Pf., Spelzkern — M. — Pf.
e . Pf. Mischtruht d R. — Pf, Hdafer 7 W. 20 ppf,
frbsen — R. — Pf., Widen o M. — Pf., Kartoffeln 2 M. 40 pf.
deun8 M. 50 Pf., Stroh 3 M. — Pf., Weißbrod 1!/3 Kilogr. 54 Pf.,
rnbrodes Kilogr. 74 Pf., 2 Kilogr. 50 Pf., 1Kilogr. 25 Pf., Gemifcht⸗
rod 3 Kilogr. 91 Pf., das Paar Wed 100 GEr. 6 Bfo Rindfleisch J. Qual.
he hfe n Dualso Pf, Kalttesh 5ö Pf. Vammelfleis h Sd Pf. Sgweinefleist
nee itear d Moh Vi. Wein Liler 80 Pf. Bier 1Woer 24 Pi
Fur die Redaction veranlwortlich: A. X. Deme