Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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M 188. 
Donnerstag, den 27. Novrember 
1879. 
Deutsches Reich. 
München, 25. Nob. Die älteren k. Gerichtsschreiber an 
den Stiadtgerichten der Pfalz haben eine Petition um Enischädigung 
ür den Verlust ihrer Nebendezüge bei der Kammer der Abgeordneten 
eingereicht. 
Berlin. Die Besprechungen der deutschen und oͤsterreichisch⸗ 
angarischen Bevollmächtigten über die weitere Regelung der han— 
delspolitischen Beziehungen scheinen dem Abschluß nahe. Wenig⸗ 
stens werden in den nächsten Tagen schon die formellen Verhand⸗ 
lungen über die Verlängerung des Ende d. J. ablaufenden Handels⸗ 
vertrags vom 16. Dezembet 1878 auf 6 Monate ihren Anfang 
nehmen und sind zu diesem Zwecke der baierische Ministerialtath 
Derrmann uud der sächsische Finanzroth Zenker hier eingetroffen. 
Die Aussichten auf eine Verständigung scheinen sehr gering, da die 
Fortdauer der Rohleinen⸗Freiheit im Grenzberkehr deuischerseits 
nicht zugestanden werden kann. 
Berlin, 20. Nov. Wie verlautet, beantragt Preußen beim 
Bundesrath die Ermächtigung zur Verlängerung des kleinen Be⸗ 
lagerungszustandes für Berlin und Umgegend auf ein Jahr. 
Berlin, 25. Novb. Der Krorprinz trifft am Donnerstag 
früh von Italien hier ein. Der Kaiser besuchte heute Mittag den 
Broßfürsten und die Großfürstin Wladimir von Rußland und em⸗ 
ofing deren Gegenbesuch. Nachmittags findet zu Ehren des groß⸗ 
fürstlichen Paares Holtafel Statt. 
Prinz Friedrich Karl und Gemahlin begehen am nächsten Frei⸗ 
ag ihre silberne Hochzeit. 
An Stelle des Generals v. Voigts⸗Rhez ist der Nach— 
solger desselben im Kriegsministerium zum Bevollmächtigten deim 
Bundesrath ernannt. 
Seitens der Reichssregierung ist eine verstärlte Aus— 
zrägung von Goldmünzen in Ausficht genommen. 
Die Eisenbahn ⸗Commission des Abgeordnetenhauses hat den 
Vertrag betr. den Ankauf der Hannover Altenbekener Bahn mit 18 
zegen 8 Stimmen angenommen; gegen die Annahme stimmien die 
Mitglieder des Centrums und der Fortschritispartei. 
Eine Begebenhent von nicht zu unterschätzender Bedeulung ist 
der bevorstehende Besuch des Königs von Dänemark am Hofe von 
Berlin. Seit dem dänissdeuischen Kriege von Jahre 1864 
st es das erste Mal, daß ber dänische König die deuische Haupt⸗ 
ltadt besucht. Man kann darin den sichersten Beweis der That⸗ 
zache erbliden, daß Danemark bestrebt ist, mit dem deutschen Reich 
in ein besseres Verhaältniß au treten. Es unterliegt keinem Zweifel, 
daß er in Berlin herzlich empfangen werden wird. Nichts könnte 
uns in der That angenehmer berühren, als eine freundschaftliche 
Annaͤherung der germanischen Staaten, deren Voölker doch so nuhe 
perwandt sind. Wir sehen täglich, was für ein starles Gefühl der 
Zujammengehörigkeit die slavischen Völler eint, auch die roma⸗ 
nischen Völler entbehren eines gewifsen verwandischaftlichen Ge⸗ 
jühles nicht, die germanischen Ssämme allein standen sich bisher 
nicht nur nicht freundschastlich, sondern entschieden feindlich gegen⸗ 
uͤbetr. Der Durchbruch eines einigenden Stammesgefühls bei den 
jermanischen Vollern könnte im Laufe der Zeit zu einer wesent 
ichen Aenderung der europäischen Lage führen. 
Aus Mannheim, 18. November, wird der „‚Voss, Zig.“ 
reschtieben: In Bezug auf die vom Bundesrath beabsichtigte Her⸗ 
anziehung der Tabakssurrogaten zur Besteuerung macht die hiesige Han⸗ 
delkkammer den beachtenswerthen Vorschlag, es möchten unter allen 
Umständen die Namen der sich wegen Sutrogatverwendung unter 
Steueraufsicht stellenden Tabaksfabrikanten jeweils im „Reichsan⸗ 
eiget“ bekannt gemacht werden. 
NAusland. 
Brüssel, 24. Nod. In einer heule IIIL 
meinderathsfitzung beantrogte Allard, eine Adrefse an die Kammer 
u richten, worin die Adberufung des belgischen Gesandien dei dem 
Vatikan gefotdert werde. Der Antrag ist auf Vorschlag des Bür⸗ 
germeisters an eine Kommission verwiefen worden. 
Die auftührische Bewegung in Jrland wegen der Agrar⸗ 
ꝛerhaͤltnisse nimmt angesichts der drohenden Hungetsnoih dort inen 
bedenklichen Charakter für die britische Regierung an. England 
geht einer ernsten Zeit entgegen, welche seine Attionsfähigkeit nach 
Außen jedenfalls beeinflussen, vielleicht sogar hindern kann. Dem 
„Berl. Tagçebl.“ wird teiegraphirt: Die Verhaftungen in Irland 
rufen im Lande ungeheure Erregung hervor. Zahlreiche Meetings 
vurden in den verschiedensten Orten, einige in der aufreizendsten 
Sprache einberufen. Die irischen „Homerulers“ verurtheilen den 
Schritt der Regierung mit den stäristen Ausdrücken als Despo⸗ 
iemus und „Polizeiherrschaft.. Die englische conserdative Presse 
st wohl mit dem Schriit der Regierung einverstanden, doch be⸗ 
klagt die „Times“ die Nothwendigleit und bezweiselt den Nutzen 
oder die Weisheit des Schrittes, indeß konnte man die offendar 
ommunistisch augehauchte Bewegung nicht länger unberücksichtigh 
lassen. Dem Vernehmen nach wird beabsichtigt, auch im Hydepark 
ju London ein Meeting zu Gunsten der von den Irländern erho⸗ 
henen Ansprüche abzuhalien und, würden demselben mehrere Mit⸗ 
glieder des Parlaments beiwohnen. 
I Bermischtes. 
*St. Jugbert, 26. Rov. Bei der gestrigen Gemeinde—⸗ 
rathswahl in Rohrbach wurden die seitherigen Gemeinderäthe, 
ebenso der Bürgermeister Herr Urban Jacobb wieder gewählt. 
.Windsberg, 21. Nov. Heute wurde die hiesige Schule 
geschlossen, da von 86 Schultindern 66 aun den Rötheln erkrankt sind. 
fFOtterberg, 25. Nov. Bei uns ereignete sich das 
wohl feltene Vorlonmniß, daß sämmtiliche neugewählten Stadtraths⸗ 
initglieder ablehnten. 
Dienstesnachrichten. 
Der Igl. Landgerichisrath Karl Kafimir Hoenes in Frankenthal wurde 
seinem Änsuchen gemäß auf die Dauer eines Jahres vom J. Dezemöer nachst- 
hin an in den Ruhestand versetzt, der kgl. Oberamisrichter Olto Osthelder in 
Dahn zum Landgerichtsrath in Frankenthal ernannt und der kgl. U. Staats⸗ 
inwalt Jalob Silbernagel in Landau zum Oberamtsrichter in vahn befördert. 
Die kathol. Pfarrei Ommersheim wurde dem Priester Joseph Buͤngeler 
n Klingenmüuster übertragen. 
Fur die Redaction veraniworilich F. x. Demeß. 
Trauernachricht. 
Freunden und Bekannten widmen wir hiemit die für 
uns sehr schmerzliche Nachricht, daß, nachdem bor 10 Mo— 
naten unsere undergeßliche, vielgeliebte Mutter enischlafen 
ist, es Gott dem Allmächtigen in seinem unerforschlichen 
Rathschlusse gefallen hat, am Dienstag Nachts 11 Uhr, 
mauch unseren innigst geliebten Vater, Onlel und Großvater 
Karl Ahl 
mnach kurzem Krankenlager im Alter von 69 Jahren in 
m das Jenfeits abzurufen. . 
13. Die Beerdigung findet am Freitag Motgens 91/ Uhr 
datt. Um ein andächtiges Gebet für den Verssorbenen bilten 
Die tiefbetrübten Hinterbliebenen. 
St. Ingbert, den 27. Novbr. 1879. 
Reeller Ausverkauf. 
Wegen Gesthästsveränderung verkauft der Unterzeich- 
gete sämmtliche 
Manufacturwaaren, 
um schnell damit zu räumen, unter dem Einkauf spreise. 
P. J. Woll, 
a. d. Kohlenhalte.