* (Arbeiterbildungsverein.) Dem Arbeiterfortbildungsberein zu
Frankenthal wurde in Anerkennung seiner gemeinnützigen
Bestrebungen auf Verwendung des Bezirksamtmanus Osann vom
kgl. Regierungspräsidenten v. Braun aus der Stiftung Sr. Maj.
des Königs zur Förderung der Gewerbsthätigkeit ein Beitrag von
100 M. gewährt. Es liefert dieses den Beweis, daß sich die
Arbeiterbildungsvereine in ihrem edlen Streben der Unterstüßung
don Oben zu erfreuen haben, und ist zugleich ein Sporn, in ihren
zemeinnützigen Bestrebungen nicht zu erlahmen, sondern kräftig jort⸗
puarbeiten. ———
f In Folge des raschen Schneeschmelzens sind Alsen; Glan
und Lauter ausgetreten.
fMest, 26. Dei. Heute fand, wie es seit Jahrhunderten
edes Jahr am zweiten Weihnachtstage der Fall ist, auf dem hie⸗
sizen Domplatz der sog. Gesindemarlt Statt. Es kommen nämlich
an diesem Tage die Knechte und Mäßde, haupisächlich aus den
ändlichen Bezirken, um sich neue Dienstherrschaften zu fuchen. Die
Jahl der heute erschienenen Dienstboten belief sich auf 500 -600,
odon denen jeoohh ein großer Theil unverrichteter Sache abziehen
mußlte. Seit der geschäftlichen Krisis der Großindustrie sieht sich
nämlich ein großer Theil det Fabrikarbeiter gezwungen, sich der
dandwirthschaft zuzuwenden. Statt des früheren Mangels an
landwirthschaftlichen Arbeitern ist jetzt Ueberstuß vorhanden.
FWäürzburg, 30. De;z. In der peiflossenen Nacht hat
die Schuhmachersehefrau Burger in der Oberwöllergasse in Ab⸗
wefenheit ihres Mannes und ältesten Sohnes ihre 3 Kinder, ein
Mädchen von 10 und zwei Buben von 9 und 2 Jahren, mit
einem Holzbeile schwer am Kopfe verletzt und mit einem Brodmesser
durch die Backen und in den Hals gestochen, einem Mädchen don
8 JIitren den Kopf gespalten, so daß es sofort todt war, sodann
lich selbst mit einem Schusterkneip einen tiefen Schnitt in den Hals
hbeigebracht. Sie und die drei noch lebenden Kinder wurden in
das Juliusspital geschafft. Die That wurde offenbar in einem
Anfalle von Geisteskrankheit verulbt, wozu, wie man sagt, die Frau
Enlage hatte, die sie noh durch Genuß geisliger Getränke gerährt
haden soll. (Wulrzb. Pr.)
tMunchen, 27. Baj. Wie der „Naͤrnb. Korresp.“ ver⸗
naimmt, laufen bei dem k. Staatsministerim der Justiz im Hinslick
zuf d'e Einführung der Reichs⸗Justizgesetze Pensionsgesuche in sol⸗
cher Menge tin, „daß wir die uns bezeichnete Zahl gar nicht mit⸗
zutheilen wagen. Würde allen diesen Gesuchen Statt gegeben, so
dürfte der Budgetansatz für Pensionen eine Erhöhung in Unfpruch
nezmen, die eher mehr als weniger denn Mill on Mark ent⸗
ziffern würde. Wir werden uns nicht täuschen, wenn wir an⸗
nehmen, daß die k. Staatsregierung diese Penfionsgesuche mit der
dußersten Sktupu'osität behandeln wird — die Frnanzlage des
Staates gebietet es.“
rMülheim a. d. Ruhr, 22. Diz. Dem reisenden Pub⸗
likum bot sich heute Mittag, als der um 12 Uhr 25 Minuten von
Essen abgelassene Personenzug in den Eppinghover Bahnhof einfuhr,
zin erschüttender Anblick dar. Die Frau des Bachdruckers Port⸗
mann aus Mülheim, die nach der „Ess. Ztg.“ mit ihrem Manne
auf den besagten Zug wartete, um zum Besuch von Verwaundten
nach Daisburg zu fahcen, sah in dem Augenblick, als der Zug ein⸗
fährt ein kleines Kind über den Schienenstrang laufen. Die Frau
will das Kind retlen, das Kind kommt hinüber, sie aber gleitet
aus, wird von den Rädern erfaßt und zermalmt. Der Kopf der
Frau lag. vollständig vom Rumpfe getrennt, neben den Schienen.
F (Ein Kuchen mit Hindernissen) wurde so berichtet der
„Mainz. Anz.“ am ersten Feiertaze in einer Mainzer Familie zu
einem Verlobungsfest zubereitet und theilweise verzehrt. Der Kuchen
wurde im Hause geknetet und gewürzt, damit Alles hineinkäme, was
hineingehört; denn auf die Bäcker ist kein Verlaß; die sparen nur
zu häufig am Besten, am Nothwendigsten. So kam denn zum
jein sen Mehl reichlich, Butter, Milch und Gewürz in den Teig, und
es hätte ein ganz vorzügliches Gebäck gegeben, wenn nicht etwos
darauf gekommen wäre, was die Bäcker allerdings nicht darauf zu
streuen pflegen. Eine Angehdrige der Familie litt nämlich an Be⸗
schwerden, die sie veranlaßten, ein Quantum sogenanntes englisches
Salz zu kaufen und davon hin und wieder einzunehmen. Als der
uchen fertig zum Bäcker in den Ojen geschickt wat, fard sich das
heilsame Salz nirgends mehr. Das war räthselhat; denn der
Beschmack des Heilmittels ist nicht einladend genug, um Kinder zum
Naschen zu üderführen. Also wohin konnte das Sal, gekommen
sein? Aber Alles findet sich in der Natur wieder, sagen die Che⸗
miker. Man muß nur suchen oder warten. So kam der Nach⸗
mitiag des Feiertags und mit ihm der Kaffee, sowie der feierliche
Moment des Kuchenanschneidens. Groß und NKlein nahm von dem
inladenden Gebäck und aß; dann aber machte sich eine gewisse
Verstimmung geltend. Eines sah das Andere fragend an. Ein
»ffenes, aber nicht gut auszusprechendes Geheimniß drückte Alle.
Der Kuchen hatte einen höchst berdächtigen Beigeschmack; aber wie
ollte man das sagen, ohne Dieienige mit zu verdaͤchtigen. die ikn
urecht gemacht hatte! Als sich jedoch weitere Sympiome zeigien
ya kam Alles an's Tageslicht, umsomehr als man die Düte in,
em Zucker fand, der auf den Kuchen gestreut werden sollte. Statt
essen war aber das englische Salz darauf gektreut und da die Stim⸗
nung des Menjschen sehr abhängig ist von Dem, was er genießt,
o schloß denn auch der Feiertag in dieser Familie ziemlich pro⸗
jrammwidrig.
Ein merkwürdiger Todesfall. Man schreibt dem Mailander
„Pungolo“ aus Neapel: „Vor einigen Tagen verschied hier angeb⸗
ich an einem Gehirnschlage ein junges Mädchen, Namens de Luca.
Als der Arzt kam, um die Todtenschau vorzunehmen, war er nicht
wenig erstaunt, als er merkte, daß keine Todtenblässe sich zeigie;
er glaubte auch noch sonst Anzeichen gefunden zu haben, welche ver⸗
nuthen ließen, daß das Mädchen nicht gestorben, sondern nur in
inen todtähnlichen Schlaf verfallen sei. Die Leiche wurde daher in die
Todtenkammer geschafft, wo sie Tag und Nacht von 4 Personen bewacht
vird, und von Zeit zu Zeit kommt auch der Vater des Mädchens, um
nachzusehen, ob seine Tochter noch nicht erwacht sei. Die Leiche
liegt schon so volle sechs Tage in der Bahre, und noch immer be⸗
nerkt man keine Todtenblässe in ihrem Gesichte und zeigt sie auch
eine Spur von Fäulniß. Waährend dieser Zeit hat man ihr auch
chon die Adern gebffnet, es kam jedoch kein Bluk. Die Aerzte
unserer Stadt stehen nun diesem Falle gegenüber rathlos da.“
Aus Paris schreibt man: „Die Einwohner von La
LThapelle⸗ Moche (Departement Orne) sind durch ein schreckliches
Unglück in unbeschreibliche Trauer versetzt worden. 48 Kinder
jatten sich nach der Schulzeit auf einem zugefrorenen Weiher eine
stutschdahn gemacht und waren mitten in ihrem Vergnügen, als
olößlich die Eisdecke brach und alle in die Tiefe stürzten, um dort
hr Grab zu finden. Vier Kinder hatten sich gefürchtet, das Eit
ju betreten und wurden so vor dem Unglück bewahrt. Fast sämmi⸗
zche Familien sind an der Katastrophe betheiligt.“
fLondon, 831. Dez. In den Grafschaften Mittel: Schott⸗
ands sind in Folge des Thauwetters große Ueberschwemmungen
ingetreten.
* Ein neues Sieuerprojekt: In Rußland will die Re—
zsierung, um sich Geld zu verschaffen, die Elsenbahn-Passagier⸗
billete besteuern.
WMarklkerichte.
Zweibrücken, 2. Januar. (Fruchtmittelpreis und Victualienmark
Beizen 00 M.70 Pf. Korn 7 M. 78 Pff, Gerste zweireihige O M. — Pi.
ierreihige 0 M. — Pf., Spelzs M. 98 Pf., Spelzkern — M.— Pf.,
—
krbsen — M. — Pf., Wiken O M. — Pf. Kartoffeln M. 80 Pf.
deu 1 M. 80 Pf., Stroh 2 M. — Pf., Weißbrod LN/ Kilogr. 50 Pf.,
dornbrod 8 Kilogr. 72 Pfl, 2 Kilogr. 18 Pf., ĩ Kilogr. 24 Pf., Gemischt⸗
rod 8 Kilogr. 86.Pf. das Paar Weck 100 Gr. 6 ft Rindfleisch T. Qual.
7) pf il. Qual. 66 Pf, Kalbfleisch d Pf., Hammelfteisch 8d Vf. Schweinefleisch
56 Pf. Butter!/2 Kilogr. O M. 83 Pf., Wein 1 Liter 70 Pf. Vier 1 Liter 24 Pf.
Kaiserslautern, 31. Dez. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.)
Weizen 08 M. 483 Pf. storn 7 N. 64Pf., Spelzkern — M. — Pf. Spelz
M. 52 Pf., Gerste 8 M. 82 Pf., Hafer 6 M. 36 Pf., Erbsen 7 M.
4 Pf. Wicken O M. — Pf., Linsen & M. — Pf., Kleesamen 89 M. —
Pf. Kornbrod 6 Pfund 1. Qual. 68 Pf., 2. Qual. — Pf., Gemischtbrod
3 Pfund 89 Pf., Butter per Pfd. — M. 90 Pf., Eier 2 Stück 11Pf. Kar⸗
offeln per Centner 2 M. 40 Pf., Stroh 1M. 60 Pf., Heu 1 M. 30 Pf.
— Ar die Redaction verantwortlich: F. Xx. e mee z75
Jeder Landwirth
part Zeit und Geld, wenn er sich auf die „Deutsche Allgemeine
Zeitung für Landwirtyschaft, Gartenbau und Forstwesen“, für 1 M.
»az Vierteljahr abonnirt. Die „Neue Preuß. (Kreuz:) Zig.“
chreibt: ‚Die Deusche Allgemeine Zeitung für Landwirthschaft,
BZartenbau und Forstwesen erscheint wöchentl'ich einmal in Frank⸗
'urt a. M. Dieses Fachblatt ist bemüht, die zerstreuten Körner
der wissenschaftlichen Ermittelungen und praktische n Erfahrungen zu
'ammein und zur rechten Zeit das Richtige für den landwirthschaft⸗
ichen Betri⸗h zu1 hieten.
Von dem bereits in zweiter Auflage erschienenen Kaufmänn. Correspondenz
n * Sprachen (Deutsch⸗Englisch⸗Französisch-Spanisch) von C. Foersier und
). Maucher, Verlag von H. Brucker in Munchen, liegen jetzt die letzten 4
defte (Nro. 10-18) vor und ist damit das Werk vollendet. Die ungemeine Reich⸗
saltigkeit und äußerst praktische Einrichtung — die Schlagwörter sind nach
»em Alphabet geordnet — wie die anerkannte Gediegenheit und Correktheil
»es Texies erheben dies nützliche Werk weit über die Zahl ähnlicher Lebrbücher;
gie werthvollen Beigaben im Anhang ersetzen allein schon eine kleine Bibliothek
Wir empfehlen daher den „Correspondent“ allen Kaufleuten, jedenfalls wird
Ur den Weihnachtstisch derselben kein willlommeneres Geschenk zu finden sein.
Der Preis ist M. 89,75 gebunden M. 11,50. Alle Buchhandlungen halten
vas Buch auf Lager oder liefern es auf Beltellung.
Wir richten an unsere verehrlichen Leser hier⸗
mit das höfl. Ersuchen, bei vorkommenden Unregelmäßig⸗
keiten der Zustellung des Blattes durch unsere Träger,
uns sofort Anzeige zu erstatten, damit wir Abhilfe treffen.
Die Exrpedition.