Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberker Anzeiger. 
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AM 53. Samstag den 3. April 1880. 
Deutsches Neich. 
München, 31. März. Der König verlieh mittelst sehr 
znädigen Handschreibens dem General v. d. Tann, welcher heute 
sein 25jähriges Generalsjubiläum feiert, das Großkreuz des Ver—⸗ 
dienstordens. 
Zusammenkunft der beiden Kaiser von Deutschland und 
Rußland. Eine neue Zusammenkunft zwischen dem Kaiser 
Wilhelm und Czar Alexander soll, wie man in angeblich gut unter⸗ 
richteten Kreisen wissen will, für diesen Sommer in Aussicht ge⸗ 
rommen sein. 
In dem Dankschreiben des Kaisers auf die Geburtstags⸗ 
Glückwunschadresse des Berliner Magistrats heißt es: Ist es 
mit Hilfe des Allmächtigen mir gelungen, mit befriedigendem Er— 
'olge auf Bewahrung des Friedens hinzuwirken, so hoffe ich mit 
zleichem Beistand ein gleiches Ergebniß auch ferner zu erzielen und 
unter diesem Schutz zugleich den nach langem Druck wiederkehren⸗ 
den wirthschaftlichen Aufschwung auf soliden Grundlagen sich dau— 
ernd befestigen zu sehen. 
Zum Tabaksmonopol. Die mittelftaatlichen Minister, 
welche an den Berathungen über das Reichs-Stempelabgaben-Gesetz 
theilgenommen, erklären, daß ihnen von keiner Seite Mittheilungen 
und Eroͤffnungen über Einführung des Tabaksmonopols gemacht 
worden sind. Es ist richtig, daß seitens der Reichsregierung nach 
keiner Richtung hin Erklärungen darüber abgegeben sind, daß sie 
mit dem Tabaksmonopol jetzt vorzugehen gedenke. Allein in infor⸗ 
nirten Kreisen unterliegt es keinem Zweifel, daß uns hinsichtlich 
des Tabaksmonopols ebenso eine Ueberraschung bevorsteht, wie eine 
solche der bekannte Brief des Reichskanzlers vom 15. Dezember 
1878 gebracht hat. Bei der bevorstehenden Berathung über das 
Gesetz, die Reichs-Stempelabgaben betreffend, wird übrigens im 
Neichstage die Frage der Steuerreform des Näheren diskutirt und 
die Regierung über ihre Ansichten hinsichtlich des Tabaksmonovols 
mterpellirt werden. 
Wie gerüchtweise verlautet, sollte die Reichstagssession Ende 
April zu Ende gehen; jedoch wird der Schluß schwerlich vor dem 
13. Mai möglich sein. Eine Herbstsession zur Berathung eines 
FEntwurfs betreffend das Tabakmonopol wird thatsächlich geplant. 
Aus Berlin berichtet die „Fr. Z.“ unterm 30. März: 
Die Hierherkunft des deutschen Botschafters in Paris Fürsten 
Hohenlohe zur provisorischen Uebernahme der Geschäfte des Staats⸗ 
etretärs des Ministeriums des Auswärtigen ist auf etwa vier 
Wochen verschoben worden. 
Die deutsche Kronprinzessin wird demnächst auf kurzen Besuch 
n Rom erwartet. Ein Besuch im Vatikan soll nicht in Aus— 
icht genommen sein. 
Ausland. 
Die Pester Zoll⸗Conferenz ist resultatlos geblieben. Die 
Verhandlungen zwischen der österreichischen und ungarischen Regie—- 
rung werden wieder aufgenommen und gleichzeitig die Verhand⸗ 
nungen mit Deutschland auf diplomatischem Wege fortgeführt. 
Paris. (Koln. Ztg.) Die Jesuiten, welche entschlossen sind, 
der Regierung das Leben so sauer wie möglich zu machen, haben 
die Advokaten Barbour und Sabatier angenommen, um durch die— 
elben alle juristische Kniffe und Pfiffe erschöpfen zu lassen. Auch 
sollen, wie der „Voltaire“ erfährt, sofort 29 Prozesse im Namen 
der 29 Jesuitenanstalten anhängig gemacht werden, und jeder Direktor 
der 29 Erziehungsanstalten der Jesuiten wird einen feierlichen 
Protest gegen die Dekrete an den höheren Unterrichtsraih richten. 
Nuch haben die Jesuiten bereits zu den großen Ankaufen von Grund⸗ 
bdesitz in Monaco, wo bis zum 2. November bereits die Bauten für 
wei große Anstalten fertig sein sollen, vom Herzog von Osunna 
ein stattliches Schloß in der Nähe Madrids erworben. (Solche 
Erwerbungen sind nun überflüssig, da die Ausweisung nicht erfolgte.) 
Wie aus Warschan berichtet wird, ist auch dort eine ge— 
heime Druckerei entdeckt und eine große Anzahl nihilistischer Druck⸗ 
chriften beschlagnahmt worden. Es wurden zahlreiche Verhaftungen, 
arunter einiger Mädchen, vorgenommen; die Arretirten sind Russen. 
Dagegen wurden von den früher Verbafteten abermals mehrere 
reigelassen. 
Vermischtes. 
* St. Ingbert, 2. April. Wie uns mitgetheilt wird, 
hat das Auswanderungsfieber auch einige hiesige Familien ergriffen. 
Schon in nächster Zeit gedenken deren fünf, denen sich noch meh— 
rere ledige Personen anschließen werden, die Reise über den Ozean 
anzutreten, um in Amerika sich eine neue Heimath zu gründen. 
*— Nach einer Zusammenstellung im „Fränk. Kur.“ nimmt 
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seiner Einwohnerzahl die 26. Stelle ein. Nach derselben Quelle 
zibt es in Bayern 10 Städte mit mehr als 20,000 Seelen (2 
davon mit über 100,000), 27 Städte mit einer Seelenzahl von 
7000 bis 20,000 und 65 Städte und Landgemeinden mit 3- bis 
7000 Seelen. Im Ganzen haben wir also in Bayern 102 Städte 
und Landgemeinden mit mehr als 3000 Seelen. 
*— Wie erheblich der Verlust ist, der die beiden Städte 
St. Johann und Saarbrücen in Folge der Auflösung 
der Eisenbahn⸗Direction daselbst trifft, erhellt daraus, daß bis zum 
4. April in St. Johann 79 verheirathete und 22 unverheirathete, 
in Saarbrücken — verheirathete und 8 unverheirathete Beamten 
iich abgemeldet halten. Weitere Abmeldungen dürften noch bevor⸗ 
stehen, da einzelne Beamten bei ihrer Versetzung vorläufig ihre Fa⸗ 
milien in St. Johann Saarbrücken zurückließen, um sie spaͤter 
nachkommen zu lassen. 
* Statistischen Angaben nach beschäftigt die Großindustrie des 
Saargebietes gegen 45,000 Arbeiter und gewährt dadurch 
direkt einer Bevölkerung von circa 160,000 Seelen oder 50 pCt. 
der Gesammteinwohnerzahl lohnenden Verdienst und Unterhalt. 
F Aus Kaiserslautern wird der „Pf. Pr.“ berichtet: 
Durch eine Ministerial-Entschließung neuern Datums ist jenen Per— 
onen, welche Staats⸗ oder Gemeindebedienstete mit fixem Gehalte 
ind, eine Gebühr nicht anzusetzen, wenn sie als Zeugen vor Ge⸗— 
icht geladen werden, sondern es sind ihnen ev. nur die Reise— 
Entschädigung und ein sog. Zehrgeld zu bewilligen; es wird eben 
angenommen, daß bei solchen Bediensteten ein Zeitversäumniß 
nicht eintrit. Da diese Verfügung bis zum 1. October 1879 
rüdwirkend ist, so mag sie manche davon Berührte, wie Polizei- 
diener ꝛc. welche öfters als Zeugen zu erscheinen haben, um so 
mmangenehmer treffen, als die bereits seit Oltober an solche aus— 
ꝛezahlten Zeugengebühren rückv ergütet werden müssen. 
F Aus Kaiserslautern wird der „Pf. Z.“ berichtet, 
daß ein etwa eine Stunde von der Stadt entfernter Weiher bis 
etzt noch nicht aufgethaut ist, sondern im Gegentheil in Folge der 
alten Nächte eine immer stärkere Eisrinde anfetzt. 
.Die Kaiserslauterer Polizei hat eine der Taschendiebinen, 
—“ in letzter Zeit den dortigen Wochenmarkt unsicher machten, 
exwischt. 
— Der nächste ordentliche Turntag des pfälz. Turnerbundes 
wird am 2. Mai nächsthin in Kusel abgehalten werden. 
F Die Zeiten müssen doch nicht ganz so schlecht sein, als 
nan sie jetzt immer schildert. Den Beweis dafür liefert eine in 
Rußdorf bei Landau am 30. Marz abgehaltene Güterbver. 
teigerung, bei welcher für den Morgen Aderland bis zu 1500 M. 
zeboten wurde. 
Der Vorschußverein Dahn, eingetr. Gen., hatte im Jahre 
1879 einen Gesammtumschlag von 411,657 M. 40 Pf. An 
Ddividende kommen 5 80 zur Vertheilung. Die Mitgliederzahl be 
rägt 178. 
FUnter den am Ostermontag vom pfälz. Dam 
revisionsverein prämiirten Heizern befinden fich 
Maschinenwärter und Heizer bei Gebr. Adt in Eẽ 
ehr gute Instandhaltung der Anlage und 
karl Deiner, Maschinenwärter und Heizer 
n Zweibrücken (füür gute Instandbal“ 
dienstzeit). — Der Verein hatte im 
20,924 M. 21 Pf. Einnahme und 
also einen Ueberschuß von 789 w 
M. zu Gratifikationen verwen? 
von 139 M. 80 Pf. 
*WMWalpbrän?*