St. Ingberler Anzeiger.
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—W—
Dienstag, den 28 — 234
188.
Deutsches Reich.
Am Samstag hatte in München der aus Berlin gekommene
Fürst Hohenlohe mit dem Vorsitzenden des Ministerraths Minister
v. Lutz und mit dem Minister Frhrn. v. Crailsheim eine Besprechung.
Das bayerische Gesetze und Verordnungsblatt Nr. 32
bringt nachstehende Verordnung über die Gebühren der Notare in
der Pfalz. 8 1. Für die Beurkundung der in Art. 219 Abs. 1
des Gesetzes vom 23. Februar 1879 zur Ausführung der Reichs⸗
Civil⸗ Proceßordnung und Konkursordnung bezeichneten Verträge
beziehen die Notare der Pfalz die in den bestehenden Gebührenord—
nungen festgesetzten Gebühren mit der Maßgabe: 1) daß die in
Art. 23 des Gebührenregulativs für die Notare der Pfalz vom 9.
April 1822 festgesetzten Gebühren für die erste vollstreckbare Aus—
fertigung oder für die erste einfache Ausfertigung nicht erhoben
werden, wenn der Werth des Vertragsgegenstandes 400 M. oder
darunter beträgt, 2) daß die geringste dem Notar zustehende Ge⸗—
bühr (Art. 35 Abs. 1 des Gebühren-Regulativs vom 98. April
1822) eine Mark beträgt. — Auf Versteigerungen von Liegen—
schaften finden die Bestimmungen unter Ziffer 1 und 2 keine An—
wendung. 8 2. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage
der Bekanntmachung im Gesetz⸗ und Verordnungsblatt in Kraft.
— Weiter wird im Gesetz⸗ und Verordnungsblatt eine die Dienst—
und Geschäftsverhältnisse der Hypothekenbewahrer in der Pfalz
betreffende Verordnung bekannt gegeben, die mit dem 1. Juli d.
J. in Kraft tritt.
(Samoa und — Borneo!)) Aus Berlin wird der K. Z.
telegraphirt: Einem Herrn Overbeck, der früher österreichischer
Konsul in Honkong war, ist es gelungen, sich von drei Sultanen
auf Borneo das Suveränetätsrecht für einen großen Theil der
Nordküste von Borneo zu erwerben. Er hat nun einen Plan aus⸗
gearbeitet, Borneo zu kolonisiren, und sich damit zunächst an die
österreichische Regierung gewandt. Diese war auch, wie Herr Over⸗
beck versichert, Anfangs nicht abgeneigt, auf seine Pläne einzugehen,
brach aber die Verhandlungen ab, als der Einmarsch in Bosnien
ihr andere Angelegenheiten nahe legte. Er sucht jetzt die deutsche
Regierung für seine Pläne zu gewinnen, und der Reichskanzler hat
sein Interesse dafür ausgesprochen; deßgleichen der Chef unserer
Admiralität, da auf der Nordküste von Borneo ein ganz ausge—
‚eichneter Kriegshafen sich befinden soll. Es soll nun die Frage
in's Auge gefaßt sein, ob das noch nicht aufgegebene Samoa—
Unternehmen nicht mit der Kolonisirung von Borneo vereinigt
verden könnte.
Die ultramontane „Germania“ bespricht die neue kirchenpo—
utische Vorlage der preußischen Regierung und weist dieselbe
vom Standpunkt des Centrums aus zurück. Das Blatt meint:
Mit der Fortdauer der Maigesetze wurde der Culturkanmpf eine
zleibende Institut on. Wollte die Regierung in der That den
Frieden, so mußte sie den Weg der Revision der Gesetze betreten.
Gemäß den Anträgen der Bundesrathsausschüsse über die be—
züglichen Anträge Preußens und Hamburgs beschloß der Bundes—
rath, Altona in das Zollgebiet einzuverleiben.
Vermischtes.
*St. Ingbert, 285. Mai. Bezüglich des Ergebnisses
der am Sonntag Nachmittag im Grewenig'schen Saale stattgehabten
Bürgerversammlung zur Bildung eines Komite's, das mit der Samm—
lung von Beiträgen für die Wittelsbach'sche Landesstiftung betraut
ist, verweisen wir auf die im heutigen Blatte enthaltene Bekannt⸗
machung des Bürgermeisteramtes. Ergänzend fügen wir an, daß
in der genannten Versammlung auf Vorschlag des Herrn Subrek—
rors Barnikel ein provisorisches Feste omite gewählt wurde,
dem obliegt, die Vorbereitungen zu einer entsprechenden Feier des
Jubiläumstages, 16. September, zu treffen. Die Wahl fiel auf
'olgende elf Herren: Bürgermeister Custeer, J. Adj. Graffion,
II. Adj. Greß, Hüttenwerksbesitzer Gust. Krämer, kgl. Ober⸗
imtsrichter König, kgl. Bergmeister Kammann, kgl. Sub—
ektor Barnickel, kath. Pfarrer Dengel, prot. Pfarrer
drieger, Bahnhofverwalter Eiffler und Lehrer Drumm.
St. Ingbert. An freiwilligen Gaben für die Ab—
jebrannten in Donaustauf sind beim kgl. Bezirksamte Zweibrücken
ꝛingegangen von hier aus 57 M., von unserer Nachbargemeinde
Rohrbach 14 M. 32 Pf.
F Die Einnahmeder pfälzischen Eisenbahnen
betrug in den 4 ersten Monaten des lauf. Jahres 4,130,976 M.
31 Pfg.; ein Mehr gegenüber dem gleichen Zeitraume des Vor—
jahres von 519,291 M. 15 Pifg.
Die Verlängerung der Dauer der Kaiserslauterer Aus—
tellung von Lehrlingsarbeiten soll bereits definitiv beschlossen sein.
Zu bemerken ist, daß von auswärts, namentlich auch von hier,
iverse Anfragen von Lehrlingsanstalten dahin lautend eingegangen
ind, ob bei einem Massenbesuch eine Ermäßigung des Eintritis—
vreises gewährt wird. Auch hiezu soll man sich bereit erklärt haben.
F Der Ertrazug auf welchem am verflossenen Mittwoch der
Verwaltungsrath der pfälz. Bahnen hier ankam und abreiste, schwebte
auf der Bahnstrecke Heiligenstein, als er dieselbe gegen 7
Uhr abends passirte, in großer Gefahr. Ein schon bejahrter Bürger
aus Heiligenstein fuhr eben auf seinem mit Kühen bespannien
Wagen vom Felde heim, als der Erxtrazug daher gebraust kam.
Der Heimweg des Mannes führte über den Bahukörper. An
dem Warnungspfahl wollte er Halt machen. Allein die Kühe
cheuten, rasten der Barrière zu, und eine Kuh sprang hinüber,
ils der Zug noch wenige Meter entfernt war. Nur der Besonnen⸗
jeit und Geistesgegenwart des Bahnwartes Jung hier ist es zu
»anken, daß ein Unglück verhütet wurde. Mit Todesverachtung
türzte er sich über das Geleise, riß die Kühe auf die Seite, und
)as Unglück war verhütet. Nur die Wagendeichsel streifte noch
den Bahnzug, und die Peitsche des Fuhrmanns wurde erfaßt und
mitgeschleift.
F In Herxheim bei Landau fiel am 21. Mai der Bäcker
Thristoph Becker von einem mit Mehl beladenen Wagen und war
sofort todt. Das gleiche Schicksal widerfuhr in Rheinzabern
einige Tage vorher dem dortigen Rentner Thomas in Foige eines
Sturzes von einer Stiege.
FSpeier. Der Baufonds des Retschervereins hat bis
Ende 1879 eine Höhe von 205,770 M. erreicht. (Hienach ist die
neuliche Mittheilung (Samst.«Bbl.) zu berichtigen.
eF kur die nig x —
Köhl (Restauranon zum Des h. Fron—
Bahnhof) verzapft das Bier leichnamsfestes we⸗
ver Liter (1 Schoppen) zu gen wird der „St. Ingberter
13 Pf. an das Eisenbahnversonaß“ ölnzeiger“ schon morgen, Milt—
zu 12 Miennig. woch, ausgegeben, Annoncen,
Am Freitag Mil- welche in diesem Blatte aufge—
— dtan, 21. ds., verlor nommen werden sollen, müssen
ein Dienstknecht auf dem Wege deshalb morgen Vormittag in
bon Rohrbach über St. Ingbett Unsern Händen seinmn.
nach Schnapphach eine LVaee DDie Erpedition.
genplahe. Der redl. Wie—⸗ Ein braves
derbringer erhält von Jakob Dienstmadchen
Porcher St. Ingberter Glas-⸗ jesucht.
hütte eine qute Belohnung. Wo, sagt die Exped. d Biu
Ausland.
Das belgische Volk feiert in diesem Jahre das fünfzigjährige
Jubiläum seiner Unabhängigkeit. Die bei dieser Gelegenheit zu
veranstaltenden Feste, zu denen schon allerwärts Vorbereitungen
jetroffen werden werden einen großartigen und würdigen Eharailer
tragen.
Die „Koͤln. Ztg.“ erhält aus Rom vom 22. Mai das nach—
itehende interessante Telegramm: „Der Weg, welchen die preußische
Regierung mit dem Staatsministerialbeschluß vom 17. März und
der Vorlage über die Maigesetze betreten hat, findet nicht den Bei—
fall der päpstlichen Kurie. Kardinal Jacobini (Wien) hat den
Auftrag erhalten, der preußischen Regierung zu eröffnen, daß der
Papst das fakultative System, für welches sie sich entschieden hat,
mißbilligt und in Folge Dessen die in dem Brede an den Erz⸗
dischof Melchers bezüglich der Anzeige der Priester⸗Ernennung ge⸗
machte Konzession zurücknimmt und für ungeschehen erklärt“