Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
der Et. Jugberter Auzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit deu Hauptblatte verhundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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Dienstag, den 5. Juli 
1ssl. 
(SDas Attentat auf den Präsidenten Garfield). 
So haben denn auch Republiken ihre Attentäter, und die 
politische Freiheit bietet deren Staatsoberhäuptern, auch den vom 
volke für kurze Zeit Gewählten keinen Schutz gegen Mordanschläge. 
General James A. Garfield, der neue Präsident der vereinig— 
en Staaten, ist, wie wir bereits unseren Lesern durch Extra⸗Blatt 
mitheilten, am Samstag überfallen und schwer verwundet worden. 
Die jetzt vier Monate dauernde Präsidentschaft Garfields bietet 
ein einziges Moment, aus dem heraus ein Anlaß zu einem poli⸗ 
jjchen Attentate sich ergeben könnte. 
Zum zweiten Male sehen wir einen Präsidenten der amerika— 
ischen Union unter Mörderhand zusammenbrechen. Vor sechzehn 
jahren streckte eine Kugel, vom fanatischen Schauspieler Booth von 
er Bühne aus abgeschossen, den vergötterten Präsidenten der Union, 
Ubraham Lincoln, nieder. Aber Lincoln hatte lange Zeit 
as Staatsruder geführt, hatte sich unsterbliche Verdienste um den 
sorden Amerikas erworben, und so war es auch erklärlich, daß er 
n den Südländern gehaßt wurde. Die Geschichte der Garfield'schen 
hräsidentschaft ist noch ein unbeschriebenes Blatt. Das neue Ober⸗ 
saupt der großen transatlantischen Republik hat sich noch wenige 
zreunde und wenig Feinde erworben. Wenn das Alttentat nicht 
wa noch eine Nachwirkung der Wahlaufregungen ist, dann werden 
wir in dem Verbrechen von Washington entweder die That 
ines Wahnsinnigen oder einen Alkt irgend welcher Privatrache 
ablicken müssen. 
Ueber den schrecklichen Vorgang selbst können wir Folgendes 
nittheilen. Praͤsident Garfield beabsichtigte am Sonnabend 
Norgen sich von Washington aus nach dem in der Nähe New— 
sorks an der Küste des Ozeans liegenden Badeorte Long-Branch 
zu begeben, wo sich seine Gemahlin schon befand. Der größte 
Theil der Mitglieder seines Kabinets gab ihm zum Bahnhofe der 
baltimore⸗ und Potomac⸗Eisenbahn das Geleite. Der Minister des 
luswärtigen, Staatssekretär Blaine war mit Präfident Garfield 
n demselben Wagen bis zum Bahnhofe gefahren und schritt nun, 
uchdem sie den Wagen verlassen, an seiner Seite dem Eingange 
u, als der Schuß fiel. Der Mörder hatte heimtückisch aus dem 
hinterhalt geschossen, nicht aus einer Flinte, wie ursprünglich ge— 
neldet wurde, sondern aus einem Revolver von großem Kaliber. 
it wurde sofort verhaftet. Den Präsidenten trug man zunächst 
n ein Privatzimmer des Bahnhofes und erst nach einer Stunde, 
is die sofort zu Hilfe eilenden Aerzte es gestatteten, nach dem 
Veißen Hause. Der Mörder weigerte sich zuerst seinen Namen zu 
gennen. Indessen stellte sich heraus, daß derselbe ein geborener 
dranzose, ein Advokat aus Chicago, Namens Charles Guilteau ist, 
n sich vergeblich bemühte, einen Konsulsposten in Marseille zu 
chalten. 
Der Staatssekretär Blaine beschreibt in einem Telegramm an 
e Gesandten in Europa die Verwundung dahin, daß außer einer 
hetletzung des rechten Armes der Präsident Garfield auch eine 
were Verletzung des Rückgrats davongetragen habe, in welches 
de Kugel gedrungen sei. In seiner Depesche fuügt er hinzu; Zwar 
i die Verletzung eine sehr ernstliche, aber man hofft, daß die vor⸗ 
igliche Konstitution des Präsidenten ihm zu Statien komme.n wird.“ 
In der That ist Präsident Garfield ein mächtig gebauter, 
nüftiger Maun, der sein ganzes Leben lang mäßig gelebt hat und 
ine Fülle von Lebenskraft zuzusetzen hal. Rach den neuesten 
lchrichten hat sich denn auch der Zustand des Präsidenten, der 
n Anfang für hoffnungslos galt, bedeutend gebessert und ist größte 
vwinung auf Wiederherstellung vorhanden. 
vertretung äen der Pfalz vom Gemeinderath) 
oder von mindestens dem dritien Theile der Mieth— 
steuerpflichtigen bei'm Rentamte beantragt wird. Die be⸗ 
züglichen Anträge der Gemeindevertretungen oder Steuerpflichtigen 
ind in der zweiten Hälfte des Jahres 1881 zu stellen. Wo solche 
Anträge vorliegen, ist die Revision zuerst in Angriff zu nehmen 
und thunlichst noch vor Ablauf der 16. Finanzperiode zu Ende zu 
ühren. Anträge auf Vornahme einer örtlichen Haussteuerrevision 
ind innerhalb der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1881 zu 
tellen. (In der Pfalz werden wohl alsbald in verschiedenen 
Städten Revisionsanträge gestellt werden, und zwar mit vollster 
Berechtigung.) 
* Die ärztlichen Bulletins über das Befinden der Kaiserin 
lauten fortgesetzt befriedigend, nur fühlt sich die hohe Frau infolge 
einer Operation noch etwas geschwächt, doch ist die völlige Wie der⸗ 
genesung der Kaiserin in kurzer Zeit zu erwarten. Der deu tsche 
ronprinz traf am Sonnabend zum Besuche seiner erlauchten 
Mutter in Coblenz ein. 
Dem „Reichsanzeiger“ zufolge dürfen dem Reichskanzler 
während seines Aufenthaltes in Kissingen weder amtliche noch 
nichtamtliche Schriftstücke vorgelegt oder nachgesandt werden. 
Der preußische Kultusminister v. Goßler ist nach Kissiugen 
abgereist. Es wird keine ungerechtfertigte Vermuthung sein, wenn 
man annimmt, daß der Zweck seiner Reise die Berathung mit dem 
Reichskanzler über die fernere kirchenpolitische Aktion ist und daß 
der fränkische Badeort, wie auch früher schon für die Kirchen— 
politik von folgenschwerer Bedeutung wird. 
Der Handelsvertrag Deutschlands mit Oesterreich⸗ 
Ungarn, der Handelsbertrag mit der Schweiz, die Ueberein— 
kunft mit Belgien wegen Regelunqg der Handelsbeziehungen 
sind ratifiziert worden. Die Auswechselung der Ratifikationsur— 
kunden hat bereits stattgefunden. 
Ausland. 
*In der tunesischen Hafenstadt Sfakes sind ernstliche Unruhen 
ausgebrochen, bei denen der französische Consul verwundet wurde, 
so daß die französische Regierung schleunigst einen Theil ihrer noch 
in Tunis zurückgebliebenen Truppen nach Sfakes beordert hat. 
Vermijchtes. 
*Sit. Ingbert, 85. Juli. Gestern und heute weilte Herr 
Studienrektor Dr. Autenrieth von Zweibrücken hier, um in der 
kgl. Lateinschule die übliche Visitation vorzunehmen. 
*St. Ingbert. Aus einer Bekanntmachung des kgl. 
Bezirksamtes Zweibrücken ersehen wir, daß unsere Sladt behufs 
der am 14. ds. Mts. stattfindenden Urwahl zum bayerischen Laͤnd— 
jag in vier Wahlbezirke eingetheilt ist. Der J. Wahlbezirk 
umfaßt das ganze erste und dritte Stadtvierkeh, 
Jählt 3229 Einwohner (nach der Volkszählung von 1875) und 
wählt 6 Wahlmänner. Wahlkommissär Herr kgl. Amts⸗ 
richte Zahn; Stellvertreter: Herr Bürgermeister Custer. 
Wahllokal: Stadthaus. 
Der JII. Wahlbezirk umfaßt das zweite Stadt⸗ 
diertel mit den Bahnhof und das fünfte Stadi— 
oiertel, das ganze Eisenwerk mit Glashütte 
zinschließend, zählt 2890 Einwohner und wählt ebenfalls 6 
Wahlmänner. Wahlkommissär: Herr kgl. Landgerichtsrath 
Planz in Zweibrücken; Stellv. Herr Graffion sou., I. Ad— 
junkt. Wahllokal: Schulhaus in de'r Unterstadt. 
Der III. Wahlbezirk umfaßt das vierte Stadi— 
biertel mit Elsterstein, Obermühle, Schürer 
Ziegelhütte, Seifenfsiederei und Sitzweiler 
Hof, zählt 1639 Einwohner und wählt nur 3 Wa hel⸗ 
mäumner. Wahlkommissär: Herr Auffschneider, kgl. 
Rotariatsverweser; Stellv. Herr P. Greß, II. Adjunkt. 
Wahllokal: Schulhaus im Josephsthal. 
Den IV. Wahlbezirk bildet die Schnappbach mit 
1462 Einw. und 3Z Wahlmännern. Wahlkommissar ist hier 
HLerr kgl. Bergmeister Kamann, Stellvertr.“ Adjuntt 
Siegwart. Wahllokal: Schulhaus in Schnapp— 
Deutsches Reich. 
Vom kgl. bayerischen Staatsministerium der Finanzen er— 
ugzum Vollzug des Haussteuergese tzes nachstehende 
uschliezung: Gemaäß 8 81 des Gesetzes vom 15. August 1828, 
w. 19. Mai 1881, die allgemeine Haussteuer betr., soll in Ge⸗ 
reinden und Ortschaften, in welchen die Miethsteuer eingeführt 
eine Revision derselben, in der 16. Finanzheriode (1882/83) 
unnend, Statt finden, wenn sie von der einschlägigen Regier- 
igefinanzkammer angeordnet oder von der beir. Gemeinde—