Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler AAnzeiger. 
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Sonntag, den 4. September 1881. 
— Z322 45—— 
Deutsches Reich. 
München, 1. September. Zu den in diesen Tagen bei 
hannover, Konitz und Ißzehoe stattfindenden —B 
iuch Offiziere der baierischen Armee abgeordnet, nämlich der Com— 
nandeur der 2. Cavallerie-Brigade Generalmajor v. Kiliani, der 
baier. Militärbevollmächtigte in Berlin Oberst v. Xylander und die 
Majore im Generalstab Irhr. v. Hartmann und Frhr. v. Zoller. 
— Nach Beendigung der zur Zeit stattfindenden großen Waffen— 
übung der baierischen Armee, die bis gegen den 20. ds. Mis. 
allenthalben zum Abschluß gelangt sein werden, hat bei'm 1. Ar— 
meecorps noch eine Cavallerie-Uebungsreise gemäß der Instruktion 
oom 15. Februar 1876 stattzufinden. 
Berlin. Nach kaiserlicher Verordnung vom 31. v. M. 
ollen die Wahlen zum Reichstage am 27. Oktober 
). J. stattfinden. 
*Die neue Geschäftsordnung, welche Fürst Bismarck im vorigen 
zahre dem Bundesrathe gegeben hat, hat zu der Frage Anlaß 
jegeben, ob der Reichskanzler diesmal hiervon Gebrauch machen 
ind die leitenden Minister der Einzelstaaten vor Beginn der Reichs— 
agsverhandlungen zu Bundesrathssitzungen vereinigen werde. Wenn 
nan bedenkt, daß neben dem preußischen Landtage auch die parla— 
nentarischen Körperschaften von Bayern, Sachsen u. s. w. gegen 
ẽnde dieses Jahres versammelt sind, wozu die Anwejenheit ihrer 
ersten Regierungsvertreter erforderlich ist, so fühlt man fich kaum 
jeneigt, die Frage zu bejahen. Uebrigens hat Fürst Bismarck noch 
venig dazu gethan, die neue Geschäftsordnung sich einwurzeln zu 
assen, denn auch vor Beginn der letzten Reichstagsverhandlungen 
anden keine Ministerberathungen statt und doch wären damals die 
Zeitumstände hierzu noch günstiger gewesen als jetzt. 
Seit Einführung der Nahrungsmittelzölle, nament⸗ 
ich der Kornzölle, bemüht sich die öffiziöse Preffe vergeblich mit 
der Einbringung des Nachweises, daß durch dieselben das Brod für 
die ärmeren Volksklassen nicht vertheuert werde. Jetzt ist ihr noch 
ine halsbrecherischere Aufgabe gestellt worden. Um für das Ta— 
vakmonopol Stimmung zu machen, bedarf man des anologen Nach⸗ 
veises, daß durch dasselbe „,das Pfeifchen des armen Mannes“ nicht 
verde vertheuert werden. Und in der That wird der Versuch ge⸗ 
macht, den Dummen, welche es glauben wollen, einzureden, daß die 
Breisdifferenz bei den geringeren Sorten unter dem Monopol 
ine nicht merkliche sein werde. Um solche Dummen aber zu finden, 
nüßte man auf offiziöser Seite die Thatsachen aus der Weli 
chaffen kͤnnen, daß in den Ländern des Tabakmonopols wie 
Frankreich und Oesterreich, die geringeren Sorten Tabak den drei— 
ig fünffachen Preis von dem jetzt bei uns üblichen haben, und 
vaß die besseren und theueren Soͤrten Tabak einen verschwindend 
jeringen Theil unseres gesammten Tabakverbrauchs ausmachen. 
Der Kaiser mit dem bekannten Gefolge und der Krom— 
prinz sind Mittags um 12 Uhr mit einem Extrazug auf der 
Potsdamer Bahn nach Hannover abgereist. Zur Verabschiedung 
nuf dem Bahnhofe waren Prinzessin Wilhelm, Prinzessin Karoline 
Mathilde von Schleswig, der Erbprinz uud die Erbprinzessin von 
Meiningen, sowie der Stadtkommandant und Polizeipräsident an— 
wesend. 
Die Uebungsreise des großen Generalstabes wird am 18. Sep⸗ 
ember unter Leitung des Generalfeldmarschalls Gra fen von 
Moltke beginnen und sich von Schleswig südlich bis in die 
Begend von Peretz und Plön erstrecken. Wie man hört, stehen 
die Terrainstudien in unmittelbarer Verbindung mit den Befestig— 
masblänen von Kiel an der Landseite. 
Straßburg, 1. Sept. Der Statthalter hat die Ausweisung 
weier Sozialdemokraten aus dem Reichslande befohlen, welche, wi⸗ 
8 heißt, erwiesenermaßen mit Führern der deutschen Sozialdemo⸗ 
ratie in Verbindung getreten sind, um die Bestrebungen der letzteren 
nach Elsaß-Lothringen zu verpflanzen. 
Ausland. 
Frankreich hat zwar heidenmäßig viel Geld, die Art und 
Weise wie damit gehaust wird, dürfte aber im Lande keinen be— 
onderen Beifall finden. Als Beleg dafür theilt der „Telegraph“ 
mit, daß für iedes Regiment einschlieklich der Tertisprickunn, 
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17.000 Paar Schuhe angeschafft wurden, wodurch der Bedarf auf 
2 Jahre hinaus gedeckt ist. Abgesehen davon, daß das Schuh⸗ 
verk ein so langes Lagern nicht verträgt, hat sich jetzt auch noch 
sjerausgestellt, daß das Modell für die Schuhe nichts jaugt uͤnd es 
oll jetzt ein anderes eingeführr werden. Die Regimenter suchen 
ich jetzt ihres Ueberflusses dadurch zu entledigen, daß sie die Schuhe 
im alle Preise verkaufen. Die Sache wird voraussichtlich in der 
Deputirtenkammer zur Sprache kommen und dürfte dem Kriegs⸗ 
ninister Farre einige unangenehme Momente bereilen. 
Ragußa, J. Sept. Die Meldung von der Einäscherung 
)es Dorfes Raitza durch türkische Soldaten gelegentlich der Räum— 
ing der dritten Zone des an Griechenland abgetretenen Gebietes 
st unbegründet. Es handelte sich nur um das Niederbrennen 
nehrerer Baracken, welche türkische Soldaten errichtet hatten. Die 
Dorfbewohner legten selbst das Feuer an. 
Washington, 1. Sept. Blaime telegraphirt heute: Det 
Zräsident hatte gestern Abeird weniger Fieber als an irgend 
velchem Abend seit seiner Verwundung. Die Temperatur war des 
Abends um 6 Uhr normal. Während des gestrigen Tages waren 
aille Symptome ermuthigend. 
Vermischtes. 
*St. Jugbert. Wir machen darauf aufmerksam, daß 
nit dem 1. September der Verkauf der Behufs Abste mpel⸗ 
ung der ausländischen Werthpapiere. nothwendigen 
Formulare bei den Postanstalten begonnen hat. 4 
TPirmasens, 1. Sept. Die Anmeldungen zur Fahrt 
nach Frankfurt haben jetzt bereiis das vierte Hundert überstiegen, 
tad da noch sämmtliche Vereine fehlen, so ist anzunehmenn, daß 
venigstens nahezu die Zahl 600 erreicht wird und somit die Aus— 
ührung gesichert ist. Durch die Zögerung im Anmelden istres 
eht aber kaum noch wöglich, daß die Fahrt schon am nächsten 
Sonntag zur Ausführung kommt, und es wird det 11. Sept. für 
ieselbe in's Auge gefaßt werden müssen. Die ganze Reise dürfte 
inschließlich Fahrgeld von hier nach Frankfurt und zurüch Fahr⸗ 
jeld in Frankfurt mit der Pferdebahn nach dem zoologischen Garten 
ind von da nach dem Panorama ꝛc., Eintrittsgeld in die Aus⸗ 
tellung, Palmengarten, Panorama und zoologischen Garten,sodann 
ür ein bescheidenes Mittagessen und Abendbrod mit Getränke den 
zetrag von 10 bis 12 M. nicht übersteigen. J 
, Dem „Eilb.“ schreibt man aus Siebeldingen, 29 
lug.: Es wäre zu wünschen, daß unsere Reben wieder andanernde 
Pärme erhalten, da die Beeren immer noch nicht beginnen weich 
u werden. Dagegen konnten im Garten des Bahnhofs Siebel- 
ingen schon größere Quantitäten Trauben zum Essen ausgeschnitten 
berden. Ueber die Menge können wir in den meisten Lagen uns 
icht beschweren und da auch beiden nicht erfrorenen Stöcen das 
holz gesund ist, dürfen wir uns gute Hoffnungen für das nächste 
zahr machen. . J 
Ungstein, J. Sept. Heute wurdes durch die Gerichts⸗ 
»ehörde aus Frankenthal auch zwei hlesigen Weinhändlern ein Be— 
uch abgestattet und mehrere Proben mitgenommen: Die Unter⸗ 
uchung wird hoffentlich das Weitere in dieser Sache zu Tage 
ördern. (D. Anz). 
F Aus Gimmeldingen wird dem „F. T.“ berichtet, 
haß ein Weinfabrikant um den Gefahren einer drohenden Keller— 
rebision zu begegnen in einer Nacht 36 Fuder seines Geschmieres 
aufen ließ. F 
Der im Wohlthun unerschöpfliche Herr Hilgard in New— 
Hork hat neuerdings dem Kindergarten in Spevyer 500 Mark 
ugewendet. — 
Auf der Stativn Ost ho fen wurden am Sonntag Abend 
dem früheren Redakteur des „Neuen Mainzer Anzeigers“, Herrn 
J. Schäfer;, beide Beine und ein Arm abgefahren. Der Schwer—⸗ 
verletzte wurde alsbald in die nahegelegene Güterhalle gebracht, wo 
er nach einer halben Stunde verschied. Der Vernngluͤckte scheint 
den Weg verfehlt zu haben und so unter den Rangirzug gekommen 
uu sein. Nach dem „Ith. T.“ schlug er vom früheren Hotel 
Rerger aus wohl in Folge mangelhbafter Beleuchtung der zum