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M 24. Donnerstag, den 10. Februar 1881.
Deutsches Reich.
Wie den Unfallversicherungs-Gesetzentwurf, so hat in Bayern
das Ministerium nunmehr auch den Gesetzentwurf über Abänderung
der Gewerbeordnung, den Handels- und Gewerbekammern zur Ab—
gabe von Gutachten, und zwar innerhalb 14 Tagen, vorgelegt.
Nach dem „B. K.“ beabsichtigt die baierische Regierung, die
Landtagswahlen bereits in der ersten Hälfte des Monats Mai
vornehmen zu lassen und dann den neuen Landtag gleich zur Fest—
sttellung des Militärbudgets einzuberufen. Im September muß
gesetzlich die Wiedereinberufung stattfinden, um das allgemeine
Staatsbudget zu berathen.
Eine kaiserliche Verordnung beruft den deutschen Reichs—
tag auf den 15. Februar nach Berlin ein.
Der ständige Ausschuß des preußischen Volkswirthschaftsrathes
empfahl bei der zweiten Lesung des Unfallversicherungsge⸗
jetzes, daß bei Versicherten bis zu 750 Mark Jahresarbeitsver⸗
dienst /3 der Prämie der Arbeitgeber, “s der Prämie das Reich
»der der Staat, bei einem Jahresarbeitsverdienst von 750 bis
1200 Mark 28 der Prämie der Arbeitgeber, s derselben der
Arbeiter und daß endlich bei einem Jahresarbeitsverdienst von 1200
is 2000 Mark die eine Hälfte der Prämie der Arbeitgeber. die
indere Hälfte der Arbeiter zu zahlen haben.
Ein Duell zwischen den Abgeordneten v. Bennigsen
nationall.) und v. Lud wig (konserb.) — Das war die Sen—⸗
ationsnachricht, die in einer der letzten Sitzungen das preuß.
Abgeordnetenhaus in Aufregung versetzte. Abg. v. Bennig—
sen hatte den Abg. v. Ludwig zum Duell gesordert. Ludwig hatte
nämlich in der „Deutschen Landeszeitung“ den Schluß der Rede
deröffentlicht, in der er neulich im Abgeordnetenhaus dadurch unter⸗
zrochen worden war, daß ihm durch Beschluß des Hauses das Wort
entzogen wurde. In dieser Publikation erblickte Bennigsen eine
chwere Beleidigung seiner Ehre. v. Ludwig lehnte die Forderung
Bennigsen's mit der Bemerkung ab, er halte denselben nicht für
satisfactionsfähig. Nach kurzer Zeit erklärte sich v. Ludwig zur
Annahme des Duells bereit, worauf Benningsen ihm jedoch durch
die Unterhändler sagen ließ, daß er sich mit einem Mann, welcher
binnen einer Stunde so verschiedene Erklärungen in so ernster Sache
abgebe, nicht schlage. Bennigsen dürfte nun den gerichtlichen Weg
beschreiten. Die Entrüstung über das Verfahren des Abg. v. Lud⸗
wig, der als Parlamentsstandalmacher par excollence bekannt ist,
st in Abgeordnetenkreisen allgemein.
Fürst Bismarck scheint entgegen den Alarm-Nachrichten des
preußischen „Militär-Wochenblattes“ eine andere Ansicht über den
ꝛuropäischen Frieden zu haben. Er äußerte sich nämlich in seiner
schon erwähnten neulichen Rede im preußischen Abgeordnetenhause
auch u. A. dahin, daß wir Gott sei Dank auf lange Zeit hinaus
teine Aussicht auf einen Krieg haben. Möchte sich diese gute Aus—
sicht voll und ganz bestätigen!
Ausland.
In der griechischen Abgeordnetenkammer theilte der Kriegs—
ninister ein kgl. Dekret mit, wodurch die Nationalgarden im Aller
oon 31 bis 40 Jahren einberufen werden. Hierdurch wird die
bewaffnete Macht Griechenlands auf 118,993 Mann erhöht.
Wenn sich die Nachricht bestätigt, daß der König der Ashanti
Ingland den Krieg erklärte, dann würde das Maß des Unglücks,
das Britannien betrifft, übervoll sein. Aufruhr und parlamentarische
Stürme im Innern, Krieg in Transvaal, Tumulte und Verschwör—
ungen in Indien und zu Alledem das Vorrücken der Russen in
Asien — fürwahr, Das sind harte Vrüfungen für die Regieruncç
von St. James.
Vermischtes.
92 Aßweiler, 9. Febr. In dem nahen Erfweiler-Eh—
lingen vollzog sich am vergangenen Sonntag die Gründung eines
Kampfgenossenvereines, dem sogleich 20 Mitglieder
heitxreten. Die Statuten werden 'festgesetzt aff Grund der Statuten
des Zweibrücker Kampfgenossenvereines. Vorstand des Vereines ist
der Müller H. Hahmn aus Chlinger Mühle.
90 Ommersheim. Im hiesigen und dem Ormesheimer
Walde wurde am letzten Dienstag Treibjagd angestellt auf Wild—
ichweine durch die hierzu beeidigten Schützen der Umgegend. Ob⸗
vohl 11 Wildschweine in ganz nahe Schußweite kamen, wurde
doch keines dieser der Landwirthschaft schädlichen Thiere erlegt.
Im Interesse des Landwirthes sollten solche Treibjagden öfters ver⸗
anstaltet werden, da Wildschweine in größerer Anzahl sich beisammen
inden und in Aeckern großen Schaden anrichten.
F In Zweibrücken hat die Häusersteuer-Petition über
300 Unterschriften erhalten. Dieselbe ist bereits an ihren Be⸗
timmungsort abgegangen.
Im Winter 1879/80 sind im Bezirke Kusel 61,196
Stück Obstbäume durch Frost zu Grunde gegangen. Der hierdurch
»rwachsene Verlust dürfte auf mindestens 300,000 M. anzu⸗
chlagen sein.
Die am Sonntag im Neuhemsbach von den Deutsch⸗
onservativen veranstaltete Versammlung war, wie die „Pf. Post“
berichtet, zahlreich besucht. Frhr. K. v. Gienanth präsidirte, Pfarrer
Fleischmann sprach über die innere Lage Deutschlands und Bis—
marcks Absichten.
— Die Ueberschuldung des Gastwirthes Thomas in Kaisers⸗
autern (Carlsberg) beträgt nach dem „Pf. K.“ etwa 154,000 Mark
'o daß die Chirographargläubiger höchstens 5—6 Procent ihrer
Forderungen erhalten. Eine Dienstmagd allein hat 2900 Mark
rückständigen Lohn angemeldet.
FIn Landau wurde, wie der „L. Anz.“ erzählt, vorigen
Sonntag der Winzer (früher Wirth) Joh. L. Weiler von Hain—
eld darüber betreten, wie er in einer Wirthschaft falsche Zehn⸗
ofennigstücke ausgab. Er wurde verhaftet und man fand bei ihm
roch mehr falsches Geld, darunter auch Fünfzigpfennigstücke. In
einer Wohnung in Hainfeld wurde am selben Tag noch Haussuch—
ing gehalten, und auch da fand man noch etliche falsche Münzen.
Weiler's Ehefrau und sein dreizehnjähriger Sohn wurden auch in
Zaft genommen. Weiler war schon einmal vor zwei Jahren wegen
Ausgebens falscher Münzen zu mehreren Monaten Gefängniß ver—⸗
artheilt worden.
Der Vorschußberein Dürkheim vertheilt für das Ge⸗
chäftsjahr 1880 eine Dividende von 8 Prozent.
FAm 1. März d. J. wird in der Kreis-Armen und Kranken⸗
Anstalt zu Frankenthal ein Unerrichts-Kurs für Bader eröffnet
verden und 5 Monate dauern. Diejenigen, welche an diesem Kurs
Theil nehmen wollen, haben, mit Geburts- und Impfschein, Lehrlings—
und Leumundszeugnissen versehen, sich an dem genannten Tage
dem k. Landgerichts-Arzte. Medizinalrath Dr. Bettinger zu Franken⸗
thal, vorzustellen.
— Die Militärdienstpflichtigen der Ersatzreserve 1. Klasse,
velche im Bereich des 2. bayerischen Armeecorps (wozu auch die
Pfalz gehört) in diesem Jahr zur Uebungen einberufen werden,
haben am 21. Aug. einzurücken. Die Uebungen dauern 10 Wochen.
4 Aus der Pfalz wird der „Frankf. Ztg.“ geschriceben: Wie
man vernimmt, dürfte der Zuschuß, den die baierische Staatskasse
für das Jahr 1880 zu den Pfälzischon Eisenbahnen zu leisten hat
irca 1,747,009 Mk. betragen. Es handelt sich, wie man sieht,
noch immer um eine sehr hohe Summe, welche ungefähr drei
Biertel des Ertrages aller directen Steuern der Pfalz verschlingt,
die natürliche Folge des unverständigen Baues unrentabler Bahnen.
Indeß kann man mit einem solchen Ergebnisse relativ noch sehr
zufrieden sein, indem sich die Summe des erforderlichen Staatszu—
schusses gegen die Vorjahre neuerdings und nicht unbedeutend
mindert. Das vom Aerar zu deckende Deficit, welches 1877 bereits
auf M. 2,792,000 angestiegen war, erwichte 1878 sein Maximum
mit M. 3,157,000 und ging 1879 auf M. 2,603,000 herab.
Ist die obige Angabe für 1880 richtig, so zeigt dies eine Ver—
besserung der Situation gegen das Vorjahr um M. 856,000,
zegen das Vorvorjahr aber um M. 1410,000.
Auf dem Neunkircher Eisenwerke erfolgte am
3. ds. bei der Ausräumung eines an demselben Tage ausgeblasenen
Hochofens eine Explosion, wodurch 7 Arbeiter mehr oder weniger
schwer verletzt wurden. 3 sind den erhaltenen Verletzungen erlegen;
wei davon waren verheirathet. Jeder der beiden Wittwen ist
eitens der Gewerkschaft einschließlich der ihnen durch die Knapp⸗