Full text: St. Ingberter Anzeiger

xxt. Fugberter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
g St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
dlait und Sonntags˖ mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 40 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M 163. 
Sonntag, 20. August 1882. 
17. Jahrg. 
iti dungen Kenntniß erhalten, außer Stande, den ver⸗ 
Politische Uebersicht. einigten Streitkräften des Feindes einen wirksamen 
Widerstand zu leisten. Er will sich auf eine Schein⸗ 
vertheidigung beschränken und sich alsdann bereit 
erklääͤren, vor einem Vertreter der Pforte die Waffen 
zu strecken. Der Sultan würde auf diese Weist 
feine Souveränetät zwischen aufrührerischen Unter— 
hanen und fremden Truppen ins Mittel legen. 
Dieser Plan soll von der Pforte angerathen und 
mit ihr im Voraus vereinbart worden sein. Nach 
den letzten Nachrichten aus Kafr-el⸗Douwar soll 
das Lager Arabi's von einer Menge Hungerleider 
Jeimgesucht sein. Die englischen Commandeure 
zlauben, daß die egyptischen Banden sich auf den 
ersten Angriff hin zerstreuen werden. 
London, 18. Aug. Aus Konftantinopel 
wird das Gerücht gemeldet, der Sultan, der russi⸗ 
schen Unterstützung vertrauend, beabsichtige, eine 
anabhängige Expedition in Egypten auszuführen, 
rotz Lord Dufferin's Erklärung, daß England dies 
nicht erlaube. 
Alexandrien, 18. Aug. Die Gardedivision 
ist heute früh von Ramleh eingetroffen und schiffte 
ich alsbald ein, um an den Operationen gegen 
Abukir theilzunehmen. Die zweite Division geht 
seute nach Ramleh ab, um dieselbe zu ersetzen. 
Alexandrien, 18. Aug. Die erste englische 
Division wird heute eingeschifft und landet unter 
Tommando Wolseley nach dem Bombardement Abu⸗ 
tir's, wozu sämmtliche Kriegsschiffe von Alexandrien 
Jerübergezogen werden; die zweite Division unter 
Hamley Wood Alison wird von Ramleh aus mit 
der ersten Division cooperiren. 
Petersburg, 18. Aug. Die Zahlung der 
ürkischen Kriegsentschädigung erfolgt in Jahres⸗ 
raten von 350,000 türkischen Liras, welche Summe 
durch 75 Procent des Ertrages der Schafsteuer 
und des Zehnten der asiatischen Vilajets Aleppo 
Konia, Kastamuni, Adana und Sivas garantirt 
wird. 
1882 am 20. September auf der „Löwenburg“ in 
saiserslautern abgehalten werden. — Die 
Hauptversammlung des Kreislehrervereins findet erst 
im nächsten Jahre Statt, und zwar in Pirmasens. 
— In Neustadt hat der Stadtrath be⸗ 
schlossen, in den andern pfälzischen Städten darüber 
Erhebungen vornehmen zu lassen, ob die direkten 
und besonders die Gewerbesteuern allenthalben so 
stark wie in Neustadt erhöht worden sind. 
— Auf der Gemarkung von Börrstadt wurde 
nach der „Pf. Pr.“ am Donnerstag bei einem Ge⸗ 
witter der 44jährige Ackersmann Valentin Breiten⸗ 
bruch von Standenbühl, der in einem Fruchthaufen 
vor dem Regen Schuzt gesucht hatte, vom Blitze 
erschlagen und zur Unkenntlichkeit verbrannt. 
— Frankenthal, 18. August. Bei dem 
zweiten Gewitter, das gestern Abend über unsere 
Stadt zog, hat der Blitz in das dem Aerar an⸗ 
zehörige Lagerhaus bei'm Canalgebäude am Rhein 
eingeschlagen, das Gebäude ist mit den darin lagern⸗ 
den Requisiten, die einen nicht unbedeutenden Werth 
repräsentiren, vollständig niedergebrannt. 
München, 17. August. In den nächsten 
dagen wird im igl. Siaatsministerium des Inneren 
it der Aufstellung der Budgets bezw. Vorlagen 
ijt die im Winter — wahrscheinlich Montag den 
Dezember — einzuberufenden Landrathsversamm⸗ 
ungen begonnen werden, nachdem von den Kreis⸗ 
vgierungen die Ausgaben und Einnahmen für die 
dieise pro 1883 in ihren einzelnen Positionen vor⸗ 
gaufig festgesetzt und nunmehr eingereicht wurden. 
dus Muünchen berichtet die „Abendztg.“: 
hinfichtlich der Versorgung der dienstuntauglich ge⸗ 
ordenen Unter⸗Chargen des Heeres durch Verwen⸗ 
—ED— längerer 
zeit entsprechende Bestimmungen. Wie in be⸗ 
deiligten Kreisen verlautet, soll nun auch die Ab— 
iht bestehen, den felddienst-untauglich werdenden, 
vust aber noch körperlich geeigenschafteten Offizieren 
en Uebertritt als Beamte in den Dienst der Ver⸗ 
ehrsanstalten zu ermöglichen, um so den durch Ver— 
„undung vor dem Feinde oder durch sonstige dienst— 
iche Verhältnisse militärdienst- untauglich gewordenen 
ingeren Leuten eine Stellung zu geben, in welcher 
ie auch fernerhin dem Stagte noch Dienste leisten 
omen; auch würde auf diese Weise der hohe Pen—⸗ 
jonsetat eine bedeutende Entlastung erfahren. Die 
nsprechende Qualification vorausgesetzt, soll die 
—XD 
hdließlich stattfinden koͤnnen. 
Reichssrath Dr. v. Döllinger wurde am Montag 
n Bade Kreuth von dem Großherzog von Baden 
zweistündiger Audienz empfangen. 
Ueber die Maßnahmen zum Schutze der 
Urbeiter in den Fabriken gegen Gefahren für 
Leben und Gesundheit wird eine Verordnung seitens 
es Bundesrauhs, wie sie früher bereits ge— 
lant, aber nicht zu Stunde gekommen war, doch 
ioch im Laufe dieses Jahres zu erwarten sein. Die 
nuf diese Materie bezüglichen Erhebungen sind nicht 
ur auf die inländischen Fabriken, sondern auch 
uf die Verhältnisse im Auslande ausgedehnt worden. 
stassel, 17. August. Der bekanntlich im 
achsten Monate hier zusammentretende deutsche 
zuristentag wird sich außer mit Materien, die 
eereits abgeschlossen in Gesetzen und Verordnungen 
vorliegen, auch mit Angelegenheit befassen, für die 
ieue gesetzgeberische Alte vom fortschreitenden Be⸗ 
üürfniß derlangt werden. Namentlich will der 
uristentag seine Aufmerksamkeit den hochwichtigen 
ind hochinteressanten Fragen zuwenden, ob der 
ctaat verpflichtet sein soll, eine Entschädigung dann zu 
währen, wenn ein Verurtheilter im Wege der 
biederaufuahme des Verfahrens freigesprochen 
dird und ob gleiche Grundsätze des internationalen 
Strafrechteß für sämmtliche europäische Staaten 
mzustreben seien. 
Vermischtes. 
Der seit vorigem Jahre in Leipzig Me— 
dizin studirende Herzog Georg Alexander von 
Mecklenburg hat dort dieser Tage sein Doktor⸗ 
examen gemacht. 
Berlin, 17. Aug. Die Kaiserin hat 
einen zweiten unglücklichen Fall gethan. Der dop⸗ 
pelte Unfall scheint nicht ganze ohne Folgen ge— 
»lieben zu sein. Der Leibarzt der Kaiserin, Dr. 
Velten, hat unbedingte Ruhe und Schonung des 
Fußes anempfohlen. Es ist infolge davon fraglich 
Jeworden, ob die Kaiserin den Kaiser nach Schlefien 
begleiten kann. Für den Fall ihrer Verhinderung 
würde, wie man vernimmt, die Kronprinzessin der 
in Breslau'erwarteten Kronprinzessin von Oesterreich 
die Honneurs machen. Das allgemeine Befinden 
der Kaiserin wird als ein zufriedenstellendes bezeichnet. 
F Rosenheim, 16. Aug. Bei dem (bereits 
gemeldeten) Brande in Niederaschau sind 10 Firste 
abgebrannt. Es wird Brandstiftung vermuthet. 
— Dem Bauer Keil, wo das Feuer ausbrach, ver⸗ 
hrannten 3000 Mk. baar Geld; es wurde ein 
tlumpen Gold gefunden, der 800 Mk. gewerthet 
wird. Ein fremder Geistlicher rettete sich mit dem 
bloßen Hemd auf dem Leibe, ein Major wurde aus 
den eingestürzten Trümmern herausgezogen, zwei 
Kaminkehrer und ein Feuerwehrmann stürzten mit 
einem einbrechenden Gewoͤlbe, ohne sich zu be⸗ 
chadigen. Den Fremden soll viel verbrannt sein. 
Fremde Feuerwehren waren 13 mit ihren Lösch⸗ 
maschinen und Requisiten anwesend. 
Ein Prozeß aus dem Geschäftsleben 
ist dieser Tage zur Entscheidung gelangt, der in 
laufmännischen Kreisen nicht wenig Aufsehen erregt 
hat. Ein wohlhabender Zinngießer zeigte vor längerer 
Zeit einem Geschaftsmann Zinnröhren und nannte 
ihm auch den Preis mit 45 Pf. pro Fuß. Der 
Geschäftsmann geberdete sich bei diesem Preis eiwas 
wunderlich. Er lachte und sagle: „Wie können Sie 
sich so über's Ohr hauen lassen? Mit 20 Pf. proFuß 
können Sie von uns 200 Waggons haben. Wollen 
Sie?“ — „Ich nehme die Offerte an;“ versetzte der Zinn⸗ 
gießer, „liefern Sie!“ — „Sie sollen die Röhren haben“, 
antwortete der Andere und ging. Nach seiner Meinung 
jatte er mit dem Zinngießer nur gespaßt; die Sache kam 
aber anders. Dieser klagte vorläufig auf die Lieferung 
non 10 Waggons, schnitt den Einwand des Ver— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 19. August. Am ver— 
lossenen Donnerstag hielt das Comite des lath. 
dirchenbauvereins dahier eine Sitzung, in 
welcher als eventuell Bauplätze für die neue Kirche 
in Vorschlag kamen: 1., der Platz, auf dem die 
alte Kirche steht; 2. Garten und Grundstück des 
Hrn. Apotheker Weigand auf dem Hobels; 3., das 
Schwarz'sche Anwesen auf dem großen Flur (sogen 
Dreschmaschine); 4., die beiden Häuser von Hrn. 
Ehrhardt· Jochum und Witb. Ehrlich in der Unter⸗ 
stadi. — Als neu gewählt traten in das Comite 
ein die Herren Dr. Ehrhardt uud Kaufmann 
d. Fischer. 
*Sit. Ingbert, 19. Aug. Zu Ehren des 
Allerhöchsten Geburts- und Namensfestes findel 
nächsten Freitag im „Hotel Laur“ dahier ein Fest⸗ 
essen statt. Die Einzeichnungsliste zu demselben 
ist, bereits in Umlauf gesetzt. 
— Die Gesammtunterstüͤtzung, welche der prote⸗ 
tantischen Gemeinde Mittelbexbach in diesem 
Jahr von Seiten des Gustav⸗-Adolf-Vereins zufließt, 
zeläuft sich auf 1751 M. 99 Pf. — Die diesjähri 
jen Unterstützungen von derselben Seite für die 
zrotestantischen Gemeinden Blieskastel, Ens— 
deim und Neuhänsel betragen 1000 resp. 400 
und 650 Mark. 
— Die alle 4 Jahre Statt findende General⸗ 
Hersammlung des pfälz. Lehrerwaisenstifts soll pro 
Anusland. 
Wien, 16. August. Es werden Zusammen⸗ 
ohe mit den herzegowinischen Banden bei Foca 
ud Zainica gemeldet. 
Wien, 18. Aug. England betrachtet die 
nische Verzögerung der Convention als Ableh⸗ 
nq. 
Paris, 16. Aug. Der Temps laßt sich von 
einem Correspondenten aus Alexandrien berichten: 
die ich persönlich vernehme, fühlt sich Arabi, nach⸗ 
em er von den neuesten englischen Truppensen⸗