Full text: St. Ingberter Anzeiger

Brauereibesitzer Nohl gepachtet worden. Im Park 
dird den Sommer über Wirthschaft betrieben. 
— Anf dem Eisenwertk Koiserslautern 
ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die Materi⸗ 
alien für eine Telephonteitung zwischen der 
iesigen Guüͤtererpedition und dem Eisenwert herzu⸗ 
tellen. An diese Leitung sollen angeschlossen werden 
die Maschinenfabrik von Herren Gebr. Pfeiffer, das 
Stahlwerk der Herren Gebr. Gienanth, sowie die 
Bayrische Brauecgesellschaft. 
Die Generalversammlung der Dick⸗Stif— 
dung (Gpälzischer Hülfsverein für Geisteskranke) 
wird am 3. Juni, Rachmittags 3*3 Uhr, zu Neu⸗ 
tadt stattfinden. Die Tagesordnung erstreckt sich 
nuf die in 8 9 der Saßzungen bestimmten Auge⸗ 
egenheiten. 
Nngstein, 19. Mai. Am Hause des Hrn. 
Bürgermeisters Wolff dahier findet sich bereits 
wohlentwickelte Traubenblüthe. ( D. Anz) 
Weisenheim a. S., 15. Mai. Gestern 
Nachmittag geriethen zwischen hier und Lambsheim 
mehrere Handwerksburschen mit einander in Streit, 
vobei einer den andern durch Messerstiche gefähr⸗ 
lich verwundete, indem er ihm die Pulsader durch⸗ 
schnitt. Zum Glück war sogleich ärztliche Hilfe 
da, indem Herr Bezirksarzt Dr. Kaufmann von 
Dürkheim, gerade a der Impfung beschäftigt, 
anwesend war und deßhalb den Rerband anlegen 
sonnte. Abends wurde der Missethäter durch die 
tgl. Gensdarmerie abgeführt und der Verwundete 
ues Spital nach Durkheim verbracht. — Unter 
den drei Handwerksburschenwar auch ein verkommener 
Student, der hier einen Studiengenossen hatte. 
Anläßlich mehrerer in neuerer Zeit vorge⸗ 
tommener Unglücksfälie erläßt die kgl. Regierung 
der Pfalz an sämmiliche Bürgermeisterämter, kathol. 
Fabrikräthe und prost. Presbyterien die Aufforderung, 
zur Vermeidung straf⸗ und civilrechtlicher Verant⸗ 
vortlichkeit bei Anschaffung von eisernen Glocken⸗ 
stühlen nur solche von Schmiedeisen zu wählen 
ind von dem betreffenden Lieferanten zwei- bis 
dreijährige Garantie für die Solidität und Traq⸗ 
fähigkeit zu verlangen. 
Vom 20. Mai (heute) ab gelangen comb i⸗ 
nirbare Rundreis ebillets auf den deutschen 
Bahnen zur Ausgabe. Der Reisende stellt sich eine 
Tour zusammen, indem er einzelne der vorhandenen 
Coupons auswählt und sie zu einem Billet vereinigen 
täßt. In dieser Weise zusammengesetzte Billets 
müssen aber, einschließlich etwa mitzubenutzender 
Dampfschiffstrecken, eine Ider mehrere in sich ge⸗ 
schlossene Rundtouren von zusammen mimdestens 
5300 Kilometer Länge umfassen und darf die Aus⸗ 
gangsstation vor Vollendung der Reise nicht wieder 
derührt werden. Zur Hin⸗ und Rückfahrt über die 
gleichen Linien werden combirnirbare Rundreisebillets 
—XE ist gestattet, einzelne Stre⸗ 
ken doppelt zu befahren; diese dürfen aber in der 
Regel nicht uͤber ein Viertel der Länge der ganzen 
Rundreise betragen. Selbstverstandlich sind in die⸗ 
sem Falle zwei Coupons für die betreffende Theil⸗ 
sirecke zu loͤsen. Die Coupons müssen eine ununter⸗ 
hrochene Reihenfolge bilden; für kürzere Zwischen⸗ 
trecken ohne Eisenbahn⸗ oder Dampfschiffverbindung 
werden besondere Coupons aufgelegi. Dieselben 
enthalten keine Preisangube und werden bei Bere⸗ 
chung der Lange nicht in Betracht gezogen. Die 
Rundreise muß an dem Punkte bolendet werden, 
in welchem sie begonnen wurde. Die Rundreise⸗ 
oupons werden für erste, zweite und dritte Wagen⸗ 
clasfse verausgabt und berechtigen zur Fahrt mit 
aslen Zügen, welche die betreffende Wagenclasse 
führen. Es ist auch zulässig, in einem combinirbaren 
Rundreisebillet Coupons verschiedener Classen zu 
vereinigen. Die Billets müssen schriftlich mindestens 
dier Tage vor Antritt der Reise bei der Coupon⸗ 
sttation bestellt werden, wozu von den Billet⸗ Expe⸗ 
iionen unentgeltlich Formulare verabfolgt werden. 
Die Gülngkeitsdauer der Rundreisebillets beträgt 
55 Tagen. Es ist gleichgültig, in welcher Richtung 
die Rundreise begonnen wird, nur muß sie nach 
der einmal eingeschlagenen Richtung auch durchge⸗ 
führt werden. Wird auf einer Zwischenstastion 
iner Couponstation angetreten, so erhaält der erste 
Foupon einen Vermerk und wird vor Beendigung 
der Rundreise nicht abgenommen. Kinder von 4 
bis 10 Jahren bezahlen nur die Hälfte des Fahr⸗ 
preises. Auf allen Stationen, welche im Billet 
Jenannt sind, kann die Fahrt ohne Weiteres unter⸗ 
rochen werden und ist außerdem gestattet, innerhalb 
seder Couponstrecke auf einer beliebigen Station die 
Reife zu unterbrechen, jedoch muß hierzu der Be⸗ 
ftätignugs⸗Vermerk des Stationsvorstandes eingeholt 
verden. Auf freie Beförderung von Gepäck haben 
die Reisenden keinen Anspruch. Einzeln vorgezeigte 
Foupons haben keine Giltigkeit, vielmehr müssen 
mmer gleichzeitig sammtliche Coupons nebst dem 
Amschlage vorgezeigt werden. Die combinirbaren 
Rundreisebillets sind persönlich und koͤnnen auf 
indere Personen nicht übertragen werden; zum 
Zwecke einer darauf bezüglichen Controle ist die 
stamensunterschrift des Reisenden auf der Außen⸗ 
ile des Billeis anzubringen, um erforderlichen 
Falles dessen Identität durch den Vergleich der 
ünterschriften festzustellen zu konnen. 
Vermischtes. 
München, 18. Mai. Aus verschiedenen 
Theilen des Königreichs kommen Meldungen über 
roße Verheerungen, welche in vergangener Woche 
urch Hagelschlag verursacht wurden. Miesbach 
hurde am 18. Abends durch argen Hagel heimge⸗ 
ucht, welcher alles verheerte, was an Blühten und 
gzfianzen dem Unwetter schutzlos preisgegeben war; 
amentlich ist die bisher gerechtfertigte Hoffnung 
iuf eine reiche Obsternte mit einem Schlage ver⸗ 
nichtet. Ebenso hat der Hagel in den Fluren von 
Behharting, Schönau, Hohenthann und Jakobs berg 
vie auch in der Gegend von Moosburg bis Lands⸗ 
zut großen Schaden angerichtet. — An demselben 
Tage Abends 8 Uhr entlud sich über die Gegend 
on Benediktbeuren ein furchtbares Gewitter 
nit Hagelschlag, wodurch die Obstbäume, welche 
um großen Theil in ichönster Blüthe standen, 
ür heuer vollständig vernichtet wurden. Die 
Schlossen, welche über eine Viertelstunde mit großer 
Wuͤcht in dichten Massen niederfielen, hatten die 
größe von Taubeneiern. Auch in Heilbrunn und 
sor dem Marlkte Tölz richtete das Gewitter strich⸗ 
veise bedeutenden Schaden an, während in Tölz 
elbst nicht eine Schlosse fiel. * 
Aus Oberfranken. Einen Beweis in⸗ 
nigster Mutterliebe legten neulich während des vor⸗ 
nuͤtägigen Gottesdienstes die Frauen in dem Orte 
). an den Tag. Ein panischer Schrecken mußte 
je ergriffen haben, denn wie auf Commando sah 
nan plötzlich sämmtliche in völligem Sturmesschritt 
Jas Gotieshaus verlassen. Was war es? Eine alte 
Zase hatte das Gerücht verbreitet, eine Zigeuner⸗ 
jande sei im Anzuge. Zigeuner — Kinderstehler; 
vas liegt nuüher als das? und hatten die besorgten 
Nütterherzen natürlich nun nichts Eiligeres zu thun, 
—0 
inter ihren schützenden Fittigen zu bergen. 
In Koln ist der Chef eines dortselbst unter 
»em Namen „Securitas“ bestandenen Auskunfts- 
üreaus und Inkasso⸗-Geschäfts seit vergangenen 
Tonnerstag mit einem Bestand von ca. 30,000 M., 
neist für sremde Rechnung einkassiirten Geldern 
ʒerdufiet. 
FGIn Hardt bei Gladbach fand man 
angft in einer Bettlade, welche auseinandergenommen 
purde, die Summe von 4500 Mk. Das Mobiliar 
var das Eigenthum einer kürzlich verstorbenen alten 
zungfer, welche ihre Ersparnisse nach altem thoͤrichten 
Zrauche versteckt hatte, anstatt sie zur Sparkasse zu 
eben. 
Gotha, 19. Mai. Kolb's Feuerbestat 
ung gestaltele sich zu einer würdigen Feier. Am 
HZrabe sprachen Rroe ber von München, Sonne⸗ 
mann, Stern und Dril!l von Frankfurt, J. 
dohle von Kaiserslautern, Sust aus Bamberg 
Zahn aus Mannheim und Kraft aus Neuftadt. 
hie Asche kommt nach München. 
p Leipzig, 19. Mai. In dem Landes⸗ 
—EV 
denisch, (gl. preußischer Hauptmann und Tele⸗ 
raphensekretar a. D. geboren am 23. Olt. 1838 
u Lützow bei Colberg und wohnhaft in Berlin) 
ind Dr. Joseph Ignaz v. Kras zewski, Echrift⸗ 
teller zu Dresden, geboren am 26. Juli 1812 zu 
—XV Mittag das Urtheil 
derkündet. Hentsch erhielt 9 Jahre Zuchthaus 
d. Kraszewski 314 Jahre Festung. 
— Dem in Leipzig erscheinenden weitverbreiteten 
Neuen Blatt“ (Verlag von A. H. Payne) 
nunehmen wir folgenden höchstinteressanten Artikel: 
„Die „Gicht“, worunter man im Volkaleben 
owohl die eigentliche Gicht als auch die rheumati— 
chen Krankheitserscheinungen versteht, ist ein heim⸗ 
ückischer Geselle, dem man nur mit Schreck und 
Zagen ins Auge zu blicken vermag. Wenn erst der 
Zuartiermacher der Gicht: das Podagra, in die große 
Zehe gefahren ist, so stehtt eine bange, schmerz⸗ und 
ualvolle Zeit bevor, denn die dem Quartiermacher fol— 
Jende Truppe ist ein Heer der grausamsten Qualgeister 
die je einen armen Dulder gepeinigt und gemarier⸗ 
Die Knochengelenke schwellen mit den sie umgebenden 
Weichtheilen an, ein prickelnder, strchender btennender 
Schmez durchzuckt die erkrankten Theile und raubt 
dem Armen den Schlaf, der Appetit verschwinde 
das Herz klopft oft zum Zerspringen, ein Gefuh 
der Beangstigungund Vollsein raubt jede Behag⸗ 
lichkeit, welche die Schmerzen vielleicht noch etwo 
zurückgelassen. Ein jäher entfetzlicher Schmerz schreth 
den Kranken aus dem Schlafe, nimmt an Siatt 
und Ausdehnung zu, steigert sich bis zur Unertrag 
lichkeit, der Kranke wälzt sich zitternd am ganzen 
deibe in seinem Bette umher,“ kalter Schweiß perl 
hm auf der Stirn, Fiebergluth durchrüttelt sein 
Inneres, die trockene glühende Haut droht zu bersten 
die Pulse klopfen zum Zerspringen und ein qulen 
der Durst vollendet einen Zustand, der sich wirklich 
auch nicht annähernd beschreiben läßt. Gegen 
Morgen endlich tritt eine Erleichterung ein, wenn 
nan den Zustand eine „Erleichterung“ nennen darf 
n der nächsten Nacht beginnt der Marter von neuem 
ind das setzt sich oft wochenlang fort, bis endlich mit 
zer Zeit die Schmerzen, dann das Fieber und 
die Verdauungsbeschwerden aufhören, der Gebranch 
)er steifen und geschwollenenen Glieder wieder al 
nählich beginnt und endlich — endlich der Anfall 
ils kurirt zu betrachten ist. Im künftigen Herbß 
»der Frühjahr beginnt aber dasselbe Leiden in de— 
elben Reihenfolge. 
Wir haben uns hier nicht die Aufgabe gestell 
den Verlauf eines Gichtfalles in seiner ganzen auf⸗ 
regenden Ausführlichkeit zu schildern, oder gar di 
Arsachen der Gicht und die Mittel gegen dieselbe 
om medizinischen Standpunkte aus zu erörkern 
ondern wir wollen hier nur von einem Haus 
nittel berichten, welches in mehrerer 
rällen heftiger Gicht sich ganz ausg— 
seichnet bewährt hat. 
Dasselbe ist der Citronensaft, in großer 
Mengen dem Gichtkranken verabreicht. 
Es wäre uns eine große Genugthuung, wenn 
inser Hausmittel auch nur einem unserer Leser, die 
ich so häufig in ihrer Noth an uns wenden, in 
seinen gichtischen Leiden Heilung brächtt und wi 
iind jedem dankbar, der seine Erfahrungen, welcht 
er auf unsere Anregung hin gesammelt, uns mit 
theilt. Wir wollen in Nachstehendem einen Er 
nankungsfall jüngster Zeit und die dabei stattgehabt 
Anwendung unseres Heilmittels schildern, so das 
zer Leser selber sich sein Urtheil bilden und zu— 
reffenden Falles danach handeln kann. 
Der Kranke ist ein an hartes Arbeiten gewöhnhe 
Mann dvon siebenundsechzig Jahren; er ist Stell 
nacher in einer Leipziger Eisenbahmoerkstelle. Vor 
twa zwanzig Jahren wurde er gelegentlich eine 
separatur, die ihn in starken Schweiß versetzt hatte 
lözlich einem heftigen Zugwinde ausgesetzt un 
erkältete sich natürlicherweise dabei gründlich. 
Nicht lange darauf stellten sich die ersten heftige 
Zrankheitserscheinungen gichtischer Natur ein, un 
in jedem Jahre fast mußte der Bedauernswerth 
vochenlang die entsetzlichsten Schmerzen erdulden 
die ihn huüͤflos auf das Krankenlager warfen. 
Der Gebrauch der Teplitzer Heilquellen, weldh 
hm die menschenfreundliche Unterstützung der ben 
risenbahnverwaltung ermöglichte, schaffte nur vorühen 
gehende Heilung, ebenso der Gebrauch der Salich 
zure, die ihm außerdem bedeutende Verdauung 
ldrungen und andere Beschwerden. wie Ohrenauin 
u. s. w. verursachte. 
Im Fruhjahr und Herbst meldete sich mit, 
etzlichet Puntilichkeit jener unheimliche fůckische h⸗ 
ind peinigte — bald mehr, bald weniger heftig⸗ 
In Zeaden. Ein periodisch sich wiederholenn 
wochenlanges Darniederliegen schwächte den Nu 
zufs dußerste und eine Erholung zwischen den 
elnen Fällen konnte kaum eintreten. adens 
Um Weihnachten 1883 stellten sich wieden 
die Vorboten eim der Mann wurde krank, 
feine Arbeit aufgeben, kam zwar noch nichtdn 
um Liegen, siand aber nichtsdestoweniger nüchn 
Schmerzen aus, bis er Anfang Februar plbhich 
n Racht in der Weise erktankte, wie wn 
eingangs schilderten. Die Knöchel der Füße un 
in ebenso die Finger, namentlich die der h 
Zand, eine roth entzündete, trockene, Jaste 
ehende Haut, die bei der geringsten n 
chmerzte, umspannie die geschwollenen Thei — 
Bliedmaßen waren gelähmt und der Kranke — 
eeite since iha ireu pflegenden Fra