Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. JInabert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donunerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.AM 60 S einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 , einschließlich 
(0 ⸗Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 9, Neclamen 80 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 1I0I. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 22. Mai. Wie der „Erport“ mit⸗ 
cheilt, ist Generalkonsul Nachtigall beauftragt, in 
Angra Pequenna die deutsche Flagge zu 
entfalten. Angra Pequenna liegt auf den von 
dem Bremer Hause Lüderitz erworbenen Gebiete 
der afrik. Westküste. Der Erport meint: „Wenn 
—A 
dentisch sein mit der Begründung der ersten 
Colonie des Reiches deutscher Nation. 
Ist die deutsche Flagge in Angra Pequenna ent⸗ 
altet, so gehört das Land zu Deutschland und die 
ausländischen wie inländischen Gegner einer deutschen 
Colonialpolitik werden diese Thatsache anerkennen 
müssen. Weht einmal die Flagge, so ist die 
Oberhoheit des Reiches über das Land erklärt und 
die aus dieser Oberhoheit sich ergebenden Folgen, 
die Pflichten wie die Rechte, werden bald einen 
sehr unzweideutigen Charakter annehmen. Die Ent⸗ 
faltung der Reichsflagge in Angra Pequenna be⸗ 
deutet eine neue Epoche nicht nur in der wirth⸗ 
chaftspolitischen, sondern auch in der kulturpoli— 
ischen Entwicklung Deutschlands. Mögen immerhin 
die Gegner ob des schmalen, armen Küstenstriches 
chmähen — der Hebel für eine fruchtbare koloniale 
Politik Deutschlands ist gefunden, denn wenige 
Meilen landeinwärts von der Küste liegen die 
Zugänge zu den fruchtbaren Hochländern von Bigh 
und Damaraland. 
Berlin, 23. Mai. Der Kaiser arbeitete 
Mittags mit dem Militärkabinet und empfing im 
Beisein des Staatsministers Grafen Haztzeldt in 
jesonderer Audienz den seitherigen argentinischen 
desandten Caue zur Ueberreichung seines Abbe— 
ufungsschreibens und danach dessen Nachfolger Dr. 
darlos Calvo zur Ueberreichung seines Beglaubig- 
ingsschreibens, später unternahm der Kaiser eine 
Spazierfahrt. Morgen früh i1 Uhr findet die 
eierliche Grundsteinlegung der englischen Kirche im 
Nonbijou⸗Garten im Beisein der kronprinzlichen 
Familie statt. 
Die dem Bundesrathe vorgelegte Novelle 
um Reichsstempelgesetz unterwirft Kauf⸗, 
dückkauf⸗, Tausch⸗, Lieferung- und sonstige An— 
chaffungsgeschüfte über im Auslande zählbare 
Wechsel, auslündische Banknoten oder ausländisches 
dapiergeld, ferner Werthpapiere der unter 1, 2 
ind 3 des Tarifs bezeichnelen Art oder Mengen 
on solchen Sachen oder Waaren jeder Art, die 
nach Gewicht, Maß oder Zahl gehandelt zu werden 
dflegen, sofern diese Sachen oder Waaren zur 
Welerberaͤußerung in derselben Beschaffenheit oder 
iach vorgängiger Bearbeitung oder Verarbeitung 
eftimmt sind, einem Steuersat von 250 pro Mille 
m Werth des Gegenstandes des Geschafts in 
Abstufungen fuͤr je 1000 Mk. bder einen Bruchtheil 
ieses Betrages. Als Gegenstand des Geschäfts 
—X nicht die Prämie, der Kurs oder Preisunter⸗ 
hied, sondern die Wechsel, Bantnoten oder das 
dapiergeld, ferner die Werthpapiere oder die Sachen 
der Waaren, auf welche das Geschäft sich begieht. 
— Inlande wohnhafte Personenwelche die ab— 
Ahenpflichtigen Geschäfte für eigene Rechnung 
“ als Kommifssionäre gewerbsmäßig be— 
ien haben ein auf den Namen lautendes, von 
rudtbedorde beglaudigtes Steuerbuch zu führen, 
adenpflichuigen Geschäfte darin einzutragen. 
* onatsschlusse das Steuerbuch abzuschließen, 
estens am sechsten Taoe des folgenden Monats 
Sonntag, 25. Mai 1884. 
id. Jahrg 
unter Einzahlung des berechneten Abgabenbetrages 
in die Steuerbehörde abzuliefern. In gleicher 
Weise haben vereidigte Makler Tagebuchauszüge, 
olche Personen, welche dergleichen Geschäfte ge— 
werbsmäßig als nicht vereidigte Makler vermitteln, 
Verzeichnisse zu führen und dorzulegen. 
abziehen, noch dich verlassen, bis du alle Werke im 
Amt des Herrn vollendest“, beleuchtete Herr Redner 
die Schwierigkeiten, die der Mission hemmend ent— 
zegentreten. In einem klaren, leicht verständlichen 
VBortrage, der durch einen gesunden Humor zu 
einem ganz interessanten gemacht wurde, gab Herr 
Irion den Festgästen ein recht anschauliches Bild 
von der Lage, dem Klima und den Bewohnern des 
Landes Malabar, dem südwestlichen Theile 
Vorderindiens, worin er als Missionär 20 Jahre 
ang gewirkt. Nachdem der Mimbacher Männer⸗ 
zesangverein ein stimmiges Lied gesungen, theilte 
derr Pfarrer Roth von Zweibrucken den Jahres- 
bericht mit. Unter den Klängen des Liedes: „Ach 
bleib mit deiner Gnade ꝛc.“ verließen nach etwa 
3 Stunden die Festgäste die Kirche. Es war eine 
chöne Feier. 
— Bruchmühlbach, 20. Mai. Allen zur 
Warnung wolle nachstehender Fall dienen. Am 
Samstag, 17. ds. Mts. schnitt sich der Oekonom 
Valt. Munjinger von Gerhardsbrunn mit einem 
Messer in die linke Hand. Um das starke Bluten 
der Wunde zu verhindern, legte derselbe ein Stück 
Zunder darauf; allein der hestige Blutandrang riß 
den Zunder immer mit sich fort und kurz entschlossen 
nahm jener eine 8 Pfg.-Marke, befeuchtete dieselbe, 
legte sie auf die Wunde und — das Blut war 
gestilli. Bald darauf verspürte Herr Munzinger 
jeftige Schmerzen; der Arzt wurde sofort zu Rathe 
Jezogen und konstatirte eine Blutvergiftung. Mun— 
inger liegt nun bedenklich krank darnieder. 
— In der Strafkammersitzung vom 20. ds. in 
Kaiserslautern wurde der 39 Jahre alte 
Tagner Christian Sattler aus Göllheim wegen einer 
Reihe von Diebstählen in eine Zuchthausstrafe von 
3 Jahren verurtheilt. Außerdem wurden ihm die 
bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 
Jahren aberkannt. 
— Neustadt, 22. Mai. Es bestätigt sich, 
»aß Herr Gastwirth Obladen dahier sein Hotei 
um 65,000 Mtk. an einen Herrn aus Karlsruhe 
»erkauft hat. Die Familie Obladen wird nach 
köln übersiedeln und dort einen Gasthof übernehmen. 
Derselbe ist nämlich ein geborener Kölner und seine 
hattin eine geborene Kaiserslauterin (aus dem 
Hotel Schwan). 
— Freimersheim. Auf der Hausfirst rasirt 
zu werden, gehört gewiß zu den Seltenheiten. Vor 
einigen Tagen ging Barbier Däuwel von hier zu 
einem Kunden Blechschmied Weber und wollie ihn 
rasiren; derselbe war aber auf der Hausfirst be⸗ 
chäftigt und lud ihn ein, zu ihm hinauf zu kommen. 
Däuwel war gleich bereit, stieg hinauf, setzte sich 
uuf die First seinem Kunden quer gegenuüber und 
casirte denselben zur allgemeinen Heiterkeil der Unten— 
tehenden. (G.) 
— Die pfälz. Bahnen haben im April 
1884 um 20,077 Mk. 17 Pf. mehr vereinnahmt, 
als im gleichen Monat des Vorjahrs: die Einnahme 
der verflossenen 4 Monate von 1884 beträgt 
1,558,642 Mk. was gegen jene des gleichen Zeit⸗ 
raums von 1883 ein Mehr ist von 201,454 Mk. 
Ausland. 
Petersburg, 22. Mai. Prinz Wilhelm 
von Preußen wohnte heute Vormittag einer Parade 
der Feuerwehr bei und besichtigte hierauf eine 
Batterie der Garde-Artillerie; heute Nachmittag 
mpfängt derselbe den österreichisch- ungarischen und 
den französischen Botschafler. Das Diner wird der 
Brinz um 6 Uhr beim Kaiser im Anischkoffpalais 
innehmen, um 714 Uhr Abends erfolgte die Ab— 
reise des Prinzen nach Moskau mittelst Separat⸗ 
zuges. Der Kaiser und die Großfürsten gaben 
dem Prinzen zum Bahnhof das Geleite. Ferner 
waren die Mitglieder der deutschen Botschaft und 
die Deputation des 85. (Wiborgischen) Infanterie— 
Regiments zur Verabschiedung auf dem Bahnhof 
rschienen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
—* In der letzten Strafkainmersitzung des kgl. 
dandgerichts Zweibrücken wurde die Berufung des 
Bergmannes Georg Hohlweck von Rohrbach 
gegen ein Urtheil des Schöffengerichts St. Ingbert, 
wonach derselbe und sein Bruder Johann Hohlwed 
wegen vorsätzlicher, zum Theil gemeinschaftlich ver— 
äbter Körperverletzung, ersterer zu 2 Monate, 
etzterer zu 4 Monate Gefängniß bestraft worden 
varen, abgelehnt. — In derselben Sitzung wurde 
zegen 54 wehrpflichtige Personen, welche z. 3. 
inbekannt wo abwesend sind, wegen Verletßung der 
Wehrpflicht eine Geldstrafe von je 300 Mk. evbent. 
100 Tage Gefängniß, ausgesprochen. 
* Mimbach, 22. Mai. Heute, am Christi— 
himmelfahrtstage, wurde das Missionsfest für den 
Zweigverein Zweibrücken in der Kirche zu Mimbach 
ibgehalten. Wohl hat Mimbach noch nie so viele 
Festgäste in seinem Gotteshause vereinigt, wie bei 
dieser Gelegenheit. Die sehr schöne und für ein 
Dorf gewiß sehr geräumige Kirche mochte wohl an 
12-1400 Festgäste fassen, welche von nah und 
ern theils zu Fuß, theils per Achse, theils per 
Bahn herbeigeeilt waren, um an diesem Feste theil⸗ 
‚unehmen. Dasselbe wurde eröffnet durch Absingen 
des Liedes: „O heilger Geist kehr bei uns ein tc.“ 
Hierauf hieß der Orlsgeistliche die Festgäste herzlich 
willkommen und wies darauf hin, wie gerade die 
Kirchengemeinde Mimbach das Recht und die Pflicht 
habe das Missionsfest würdig zu feiern. Lebe doch 
die Erinnerung an den Missionär des Westrichs, 
den Pirminius, in aller Herzen, der verfolgt von 
den Heiden, von einer Frau Mimbachs verborgen 
Jehalten worden sei und zum Danke dafür der 
Bemeinde einen großen Wald geschenkt habe. Nach— 
dem hierauf aus aller Kehlen mehrere Strophen 
)es Liedes Nr. 156 durch die weiten akustischen 
Raͤume der Kirche erklungen waren, bestieg Herr 
Missionär Irion aus Harlsruhe die Kanzei und 
»erichtete den Festgenossen aus der Fülle der 
Erfahrungen seiner eigenen 20jährigen Missions— 
hätigkeit. Anknüpfend an das Bibelwort, wie es 
n J. Chronika, Kap. 29, V. 20 also zu lesen ist: 
„Und David sprach zu seinem Sohne Salomo: 
Sei getrost und unverzagt und mache es; fürchte 
zich nicht und zage nicht. Gott der Herr, mein 
Hott. wird mit dir sein und wird die Haud nich 
Vermischtes. 
, Nürnberg, 21. Mai. Der Fabrikbesitzer 
Herr Christian Faber ist heute früh gestorben. 
FVom Schwurgericht Straubing wurde der 
25jährige Lustmörder Dienstknecht Joseph Brunner 
von Arnstorf zum Tode verurtheilt. 
F Metz, 21. Mai. Die gegen den Abgeord— 
neton Herrn Thierarzt M kain vingeleifets inter