Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltuigb 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich ! A 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1)M 75 , einschließliq, 
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auf welche die Expedition Auskunft ertbeilt, I3 4, Reclamen 30 . Bei amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 250. Sonntag, 28. Dezember 1884. 
19. Jahrg. 
VPolitische Uebersicht. 
Auch die letzte Reichstagsnachwahl ist 
nunmehr vollzogen. Sie stand noch aus für Reuß 
iltere Linie und hat am Dienstag stattgefunden. 
Als Sieger aus derselben ist der Sozialdemokrat 
Wiemer hervorgegangen. Ueber das Stimmen⸗ 
berhältniß liegen bis zur Stunde nähere Angaben 
noch nicht vor. 
Die Deutschen Vertreter im Auslande sind 
nittelst Rundschreiben angewiesen worden, den 
Regierungen, bei denen sie akkredidirt find, von ge⸗ 
vissen neuen Deutschen Akquisitionen in 
der Südsee Mittheilung zu machen. 
Wege aufgebrachten Gelder zur Besoldung eines 
steichsbeamten zu verwenden. Es ist nicht wahr⸗ 
cheinlich, daß die nur durch den Haß gegen den 
Zanzler verbündeten Fraktionen den Muth haben 
verden, ihr Votum bei der dritten Lesung zu wie—⸗ 
erholen. Wenn es dennoch geschähe, würde die 
Abwehr der darin liegenden Schädigung des Reiches 
iuf einem anderen Wege zu suchen sein, als durch 
die Deckung des Erfordernisses auf dem Wege der 
Zrivatwohlthätigkeit. 
Hamburg, 24. Dez. Vier hiesige Bürger 
iellten dem Reichskanzler 60,000 Mark zur Ver—⸗ 
ügung, für den Fall, daß der Reichstag definitiv 
das Gehalt für die neu zu creirende Stelle eines 
zweiten Direktors im Auswärtigen Amte ablehnt. 
Auslaud. 
Wien, 23. Dez. Die Verhandlungen mit 
der Afrikanischen Gesellschaft sind beendet und wird 
die Aneckennung derselben von Seiten Oesterreichs 
jeute oder morgen auch formell erfolgen. 
Wien, 26. Dez. Wie das „Frankf. Jorn.“ 
neldet, hat die Regierung die hochwichtige Ent⸗ 
cheidung getroffen, den so stürmisch angefochtenen 
Wahlakt der Brünner Handelskammer zu annulliren, 
die Kamnier aufzulösen und eine Neuwahl ange⸗ 
ordnet. 
Paris, 23. Dezember. Laut „National“ hat 
Frankreich endgültig die englischen Finanzvorschläge 
in Betreff Aegyptens abgelehnt. 
London, 24. Dez. Das „Reuter'sche Bureau“ 
neldet aus Melbourne, daß die Regierung von 
Bittoria bemüht sei, die Regierungen der anderen 
iustralischen Kolsnien zu einer gemeinsamen Prote⸗ 
tation gegen die deutschen Protektorate in der 
Südsee zu veranlassen. 
London, 24. Dez. Das heute veröffentlichte 
Blaubuch über Angra Pequena enthält außer dem 
bereits durch das deutsche Weißbuch Bekannten ein 
Memorandum Lord Granville's vom 11. November 
in den Botschafter Grafen Münster über die An—⸗ 
prüche Englands auf die Inseln in der Nähe 
Ungra Pequenas, sowie eine Depesche Lord Derby's 
an den Gouverneur der Capkolonie vom 4. Dez., 
velche die Unterhandlungen mit Deutschland reca— 
zitulirt. — Einer Meldung der „Times“ aus 
Durban zufolge hißte das englische Kanonenboot 
„Goshawk“ die britische Flagge in Port Durnford 
nuf, um keinerlei Irrthum fremder Mächte darüber 
rufkommen zu lassen, daß dieses Territorium unter 
glischem Schußt stehe. 
Man hört von Verhandlungen, die China 
eingeleitet hat, um Offiziere der deutschen Land⸗ 
irmee zum Eintritt in chinesische Dienste zu veran⸗ 
assen. Offizieren im Lieutenantsrang ist ein Ge— 
sjalt von 30,000 Fr. jährlich zugesichert worden. 
Die Militärverwaltung dürfte, wie dies auch 
inderen Ländern gegenüber geschehen ist, diesem 
Bestreben besondere Hindernisse nicht in den Weg 
egen. 
Aus Berlhin wird gemeldet, daß man dort 
in tompetenten Kreisen von einer Absicht des Fürsten 
Bismarck, nach Paris zu kommen, nichts wisse, 
ind der offiziöse „Temps“ (Paris) erklärt sich 
ermächtigt“, die betreffende „Figaro“Nachricht in 
hrem ganzen Umfange zu dementiren. Damit 
cheint also bis auf Weiteres die Sensations-Ge— 
chichte beseitigt. 
Auch jenseits des Oceans nimmt die deutsche 
Lolonialpolitik die Aufmerksamkeit in hohem 
Brade in Anspruch. Zwei leitende, amerikanische 
Blätter widmen dieser Frage, wie der westafrika⸗ 
nischen Konferenz in Berlin, längere Ausführungen, 
velchen wir Folgendes entnehmen: „Der „Newyork 
Zerald“ schreibt, Furst Bismarck habe dem Reichs⸗ 
ag ein Weißbuch vorgelegt und in demselben seine 
Colonialpolitik definirt. Diese Kolonialpolitik zu 
»efiniren, sei sein wirklicher Zweck bei Berufung 
der Congokonferenz gewesen. Die Theilnahme Eng⸗ 
ands an der Konferenz sei von der „Saturday 
steview“ richtig bezeichnet worden, wenn sie gesagt 
sabe: „Der Vertreter dieses anspruchsvollen kleinen 
randes brachte die gewöhnlichen absurden Präten- 
ionen desselben vor und erhielt zur Antwort, daß 
dieselben weder zurückgewiesen noch ernstlich diskutirt 
verden würden.“ „Die „Saturday Review'“ — 
'o fährt der „Newyork Herald“ fort — bezieht diese 
Worte freilich auf Portugal, nicht auf England. 
Aber dies ist eine ihrer gewöhnlichen Inconsequenzen. 
Thatsache ist, daß die Stellung Deutschlands in 
Westafrika von Europa nunmehr formell anerkannt 
vorden ist, und daß die Ansprüche Englands auf 
die Suzerainetät über jene Gegenden mit Hohn 
nufgenommen worden sind. Dies ist der größte 
Erfolg der Congokonferenz, und er wird in der 
Beschichte als einer der brillantesten Triumphe der 
iplomatischen Laufbahn des Fürsten Bismarck ge⸗ 
eiert werden“ — Die „Newyork Times“ weist 
ijuf die Schwierigkeiten hin, welche dem Zusammen⸗ 
reten der Konferenz seitens Englands entgegenge⸗ 
kellt worden seien, und auf das Mißtrauen, wel⸗ 
hes in Frankreich hinsichtlich der Absichten des 
zürsten Bismarck geherrscht habe. Nachdem die 
zZeseitigung dieser Hindernisse erfolgit, sei es ge⸗ 
ungen, eine substantielle Einigung über das Prinzip 
»es freien Handels auf dem Congo zu erzielen, 
england zur Aufgabe der Ansprüche Portugals zu 
‚ewegen und auf die Vertheidigung seiner eigenen 
znteressen am Niger zurückzudrängen, und die 
empfindlichkeiten Frankreichs zu schönen. — Die 
Zertreter der Vereinigten Staaten seien in der Lage 
gzewesen, zu diesem Erfolge beizutragen und es be⸗ 
tehe die Hoffnung, ernste Differenzen mit England 
dermieden zu sehen. 
Ueber die neuen Annexionen Deutschlands 
m füdlichen stillen Ozean schreiben die 
Daily News“: „Wir erfahren nach eingezogenen 
Erkundigungen, daß Deutschland in der That unser 
Mittheilnehmer an dem Besitz einer fruchtbaren 
Insel, die viermal so groß ist als England, ge— 
vorden ist. Wir sehen in dieser neuesten Kund⸗ 
jebung deutscher Energie keine Veranlassung zur 
Beunruhigung für Engländer, denn die Vereinigung 
on Frieden mit dem Handel wird nicht weniger 
nufrichtig von der Regierung und dem Volke 
Deutschlands gewünscht, als von denen Englands. 
Hie neuen Annexionen mußten früher oder später 
jemacht werden. Ernst war die allgemeine Thätig⸗ 
ceit der Deutschen in den nichtannektirten Theilen 
»er Welt in Rechnung zu ziehen. Es liegt viel 
n der Bemerkung, daß die Deutschen eine Nation 
von „Kolosnisten ohne Kolonien“ sind. Wie die 
ontinentale Presse uns beständig erinnert, hat die 
estländische Diktatorschaft, deren das Reich sich jetzt 
erfreut, dasselbe für koloniale Unternehmungen frei 
semacht. Selbst in den östlichen Meeren ist der 
»eutsche Handel umfangreicher als der irgend einer 
inderen Nation, ausgenommen Englands. Es war 
daher nur natürlich, daß die Deutschen wünschen 
nußten, einen Posten am Stillen Ozean zu er⸗ 
verben, der so geeignet für Handelszwecke ist, wie 
das nördliche Neu⸗-Guinea und die in der Nähe 
liegenden Inseln. Die Franzosen erobern König 
ꝛeiche und errichten Protektorate in Asien mit bei⸗ 
pielloser Ueberstürzung. Warum sollten die Deut⸗ 
chen zurückbleiben? — insbesondere wenn man 
dedenkt, daß die werthvollsten Theile der Welt 
dereits annektirt sind. Als neuerdings ein Theil 
on Neu-Guinea unter das Protektorat Englands 
zestellt wurde, konnte vorausgesehen werden, daß 
das Beispiel in den unberührt gelassenen Theilen 
seu⸗Guineas bald Nachahmer finden würde. Der 
zeutsche Handel in der Nachbarschaft von Nord⸗ 
Buinea ist mit Riesenschritten gewachsen. Einige 
sjundert Meilen östlich von dieser Insel liegt die 
Samoa⸗Gruppe, zu deren Entwickelung der deutsche 
Anternehmungsgeist viel beigetragen hat, und die, 
vie man annimmt, in gewissem Grade von solchen 
Inseln wie Neu-Britanien und Neu⸗Irland für 
Arbeilskrafte abhängig werden dürfte. Was die 
Australischen Kolonisten anbelangt, so dürften die— 
elben von dem freundlichen Wetteifer mit einer 
ivilisirten Bevölkerung mehr profitiren, als von 
iner Gleichgültigkeit eingeborner Rassen mit wenig 
der gar keiner Fähigkeit zum Forftschriit.“ 
Pcoele und pfälzische Rachrichten. 
XSt. Ingbert, 27. Dej. Nächsten 
Donnerstag, den 1. Januar gibt der Verein „Ge⸗ 
nüthlichkeit“ gegen Entrée die beiden Lustspiele: 
Papa hats erlaubt und das Versprechen hinter dem 
derd.“ Nach der bekannten Leistungsfähigkeit des 
Bereins läßt sich an einer gelungenen Durchführ⸗ 
ing genannter Stücken kaum zweifeln und steht 
omit den Theaterfreunden ein genußreicher Abend 
in Aussicht. 
— Speier, 283. Dez. Herr Regierun gspräsident 
Exz. v. Braun hat aus dem seiner Verfügung 
interstehenden Fonds für Gemeindezwecke pro 1884 
olgenden Gemeinden zur Anerkennung und Unter 
tühßung ihrer gemeinnützigen Leistungen die beige⸗ 
ügten Summen zugewiesen: 1. Bindersbach 100 He., 
2. Battenbera 100 Mk., 3. Wiesbach 200 Mk., 
t. Gerhardsbrunn 87 Mk., 5. Olsbrüden 200 M. 
3. Stahlberg 150 Mk., 7. Wahnwegen 200 M., 
3. Hilst 200 Mk., 9. Altrip 100 Mk. 10. Ober. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 23. Dez. Bezüglich der Stiftung 
ines Fonds zur Dotirung der vom Reichskanzler 
ils unentbehrlich bezeichneten Stelle eines Direk⸗ 
orialbeamten sagt die „Nordd. Allg. Ztq.“: So 
merkennenswerth diese Opferwilligkeit ist, möchten 
bvir doch in Etwägung geben, daß es weder thun⸗ 
ich noch erforderlich sein wird, die auf diesem