Full text: St. Ingberter Anzeiger

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St. Ingherter Auzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Jugberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstatz und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhalturg 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 G60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Poft bezogen 1 75 , einschließl. 
Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solche 
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, I8 4, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 56. 
Donnerstag, 19. März 1805. 
20. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
nördlicher der Prinz Heinrichshafen sich anschließt. 
Alle Berichte sind darüber einig, daß eine üppigere 
Vegetation, als die das Hafengebiet umgebende, 
nicht gedacht werden kann. Vorläufig ragen mäch⸗ 
ige Aeste großer Laubbäume vom Strande aus 
noch weit über das Wasser hinaus und erschweren 
in vielen Stellen das Landen. Dieser Ueberreich⸗ 
hum des Waldes bedingt auch vor der Hand noch 
ielfache Fieberfälle für diejenigen, welche das Land 
ind den Urwald aufschließen werden; doch lauten 
die Nachrichten, die von der „Elisabeth“ eingetroffen 
sind, dahin, daß alle Fieberkranke verhältnißmäßig 
rasch genesen sind und daß, sobald einmal der 
Wald etwas gelichtet worden, auch die Gesund—⸗ 
Jeitsverhältnisse dieser Küste sich wesentlich ändern 
und besser würden. An Fruchtbarkeit des Bodens 
oll dieser Theil des Kaiser Wilhelms⸗Landes fast 
unübertroffen sein. 
Graf Hatzfeldt, der Staatssekretär im 
uswärtigen Amte, an dessen Urlaub Combinationen 
iber einen beabsichtigten Personenwechsel geknüpft 
vurden, hat seine dienstlichen Funktionen wieder 
ibernommen. 
Der Fürstbischof von Breslau hat, nach 
zer „Schles. Ztg.“, denjenigen Geistlichen seiner 
Diözese, welche den lehrplanmäßigen Religions— 
interricht in den Schulen ertheilen, befohlen, das 
Ansinnen der weltlichen Schulinspektoren, bei den 
Schulprüfungen in der Religion zu prüfen, abzu⸗ 
ehnen. 
Die Bildung einer Gesellschaft zur Ausbeu⸗- 
uung von Lüderitzland ist jetzt beschlossen, 
inter Betheiligung von Bleichröder und Han— 
emann. Daß unsere großen Bankiers auch ein⸗ 
nal ihr Geld in dieser Weise anlegen, ist außer⸗ 
dentlich vernünftig und verdient Anerkennung. 
man sich leicht denken kann, mit wenig Aussicht auf 
Erfolg. 
m. „Wir waren heute bei der Beerdigung des 
zerstorbenen jugendlichen Lehrers Wiesinger in 
Ul schbach zugegen und mußten uns freuen über 
zie allseitige Theilnahme, die dem Verstorbenen von 
einen Collegen und der Gemeinde als letzte Ehre 
erzeigt wurde. Die vorgetragenen Choͤre machten 
einen tiefen Eindruck. In vorzüglicher Rede, mit 
dlen, ungemein ergreifenden Worten widmete Herr 
Lehrer Diehl — ESt. Ingbert) dem so früh 
Verschiedenen den letzten Scheidegruß.“ 
— Speyer, 17. März. Gestern hat dahier 
die Prüfung für den einjährig- freiwilligen Dienst 
»egonnen und haben sich derselben 9 junge Leute 
uinterzogen. Für den deuischen Aufsatz sind den⸗ 
elben folgende Themata zur Ausarbeitung gestellt: 
) Drei Blicke thu zu Deinem Glück. Schau auf⸗ 
wärts, vorwärts und zurück. 2) Wer seinen Acker 
nicht baut, dem wächst Unkraut. 3) Was bringt 
und was lehrt uns der Frühling? 
Deutsches Reich. 
Berlin, 17. März. Bezüglich der Verwen⸗ 
dung der Bismarck-Spende dürfte zweierlei 
in Vorschlag gebracht werden: Entweder direkt 
die Bismarck-Spende als ein Kapital zur Gewähr⸗ 
ung von Darlehen gegen ganz geringen Zinssatz 
oder es wird »aus der Spende ein Justitut zur 
Unterbringung wie Versorgung invalide gewordener 
Arbeiter errichtet. 
Endlich hat am Montag der Reich stag die 
Berathung der Dampfervorlage im Wesent⸗ 
lichen zu Ende gebracht. Das Resultat einer Ar⸗ 
beit von Monaten ist die Entfernung einer der 
vorgeschlagenen Lienien aus der Vorlage. Die 
ifrikanische Linie wurde mit einer knappen Majorität 
I166 gegen 157 Stimmen) abgelehnt, die austra⸗ 
ische dagegen mit einer ebenso knappen (170 gegen 
159) angenommen. Die ostasiatische hatte nicht 
in Frage gestanden. Mit Recht hat der Reichs⸗ 
kanzler hervorgehoben, daß das Gesetz durch den 
Fortfall der einen Linie nicht werthlos wird. Die 
ründe, welche in der Kommissionsberathung eine 
derartige Auffassung rechtfertigten, treffen für die 
Schlußabstimmung im Plenum nicht zu. Denn 
hier handelt es sich darum, entweder das Gebotene 
zu nehmen o»der überhaupt nichts. Immerhin ist 
doch Etwas erreicht; Etwas ist der Opposition ab⸗ 
gerungen, und wir wollen mit dem Reichskanzler 
hoffen, daß nach einem weiteren Jahre die Oppo—⸗ 
ition sich wieder einen Schritt durch den Druck 
der öffentlichen Meinung zurückgedrängt sehen wird. 
Viel mehr aber, als der eigentliche Gegenstand 
elbst haben die Verhandlungen darüber die Stim⸗ 
nung des deutschen Volkes in Erregung versetzt. 
Unausloschlich wird das Verhalten des Deutschen 
Reichstages von der ersten Verschleppung an bis 
zu den mächtigen Debatten dieser letzten Tage in 
der Erinnerung der Nation haften, und ebenso fest 
wird sich ihr das Bild des Kanzlers einprägen, 
der gegen den vaterlandverderbenden Parteienstreit 
das nationale Gewissen Deutschlands aufruft. 
Den neuen deutschen Besitzungen an der Nor d⸗ 
tüste Reu-Guineas ist' jetzt auch ein amtlicher 
Name beigelegt. Kaiser Wilhelm hat auf Bitte 
der Besitzergreifer genehmigt, daß das deutsche 
Schutzgebiet auf der Nordkuüste von Neu-Guinea 
daiser Wilhelms Land genannt werde. 
Bleichzeitig hat er gestattet, daß die dem neu ent⸗ 
veckten Hafen nordwestlich von Port⸗Constantin und 
giner Bucht in der Nahe davon vorläufig gegebenen 
Pamen Friedrich Wilheims Hafrne und 
Prinz Heinrich Hafen beibehalten werden. 
Der Friedrich Wilhelmshafen liegt, wie wir der 
„Köln. Zig.⸗ entneymen, etwa unter dem 5/1 
Vrade südlicher Breite. Er war bisher unbekannt, 
da eine ihm vorliegende Insel die Einfahrt nicht 
bemerkbar machte. Diese, jetzt Dallmann⸗-Fahrt ge— 
nannt, wurde aber am 18. Oktober v. J. durch 
& Kapitän Dallmann, den Führer des der deutschen 
nquinea Gesellschaft gehörigen Dampfers „Sa— 
8 entdedt und damit der Hafen aufgeschlossen, 
F sich nach den demnächst von dem deutschen 
—A— „Elisabeth“ vorgenommenen Untersuch⸗ 
s nicht nur als äußersi geschützt, sondern fuͤr 
Suie ieglichen Tiefgangs hervortagend geeignet 
* .Nach einer auf Grund dieser Untersuch⸗ 
dge aufgenommenen Hafenkarte münden fünf 
Flusse in den ausgedehnten Hafen, an den etwa 
Vermischtes. 
F Passau, 14. März. (Ein Gefecht mit 
Bilddieben) bestand in den fürstlich Schwarzenberg⸗ 
chen Waldungen beim Pöckensteiner⸗See das öster⸗ 
reichische Forst- und Grenzwachpersonal. Forstad⸗ 
unkt Fischer von Neuthel ist leicht, ein Oberauf⸗ 
eher und ein Gendarm sind schwer verwundet. 
Die Wilderer wurden über die bayerische Grenze 
zetrieben. Blutspuren am Wege deuten an, daß 
auch sie Verwundete hatten. 
FHalle, 16. März. Der vom Reichsgericht 
wegen Landesverraths zu 8 Jahren Zuchthaus ver⸗ 
urtheilte Kaufmann Gustav Janssens wurde vor 
einigen Tagen in die Strafanstalt zu Halle a. S. 
abgeliefert. Der wegen eines gleichen Verbrechens 
dort in Haft sitzende Hentsch, Hauptmann a. D., 
vefindet sich wohl und munter und versieht Schreiber⸗ 
dienste in der Kanzlei, während die im letzten 
Anarchistenprozeß Verurtheilten ihr in der Jugend 
xlerntes Handwerk ausüben. Der Schuhmacher 
hdolzhauer befleißigt sich eines ruhigen Betragens, 
vährend der Sattlergeselle Rupsch sich sehr unbot⸗ 
mäßig zeigt. 
FBerlin, 18. März. Das Schwurgericht 
zerurtheilte den Studenten Oehlke wegen Tödtung 
eines Gegners im Duell zu vierjähriger Feftungshaft. 
F Das Erdbebenin Spanien, vwelches 
Hunderte aus reichen Leuten zu Bettlern gemacht 
jat, hat wenigstens einen armen Mann, dessen 
janzes Besitzthum in einem kleinen Felde bestand, 
n einen reichen verwandelt. Denn auf diesem 
Felde ist plötzlich eine warme Quelle entsprungen, 
nicht weit von den schon bei den Römern bekannten 
ind beliebten Bädern von Alhama, nur mit mehr 
Schwefelgehalt und größerer Wärme. Der Besitzer 
des alten Bades hat sofort eine große Summe ge⸗ 
soten, da er eine ihm leicht verderbliche Conkurrenz 
ürchtet; der reiche Arme aber fordert noch eine 
srößere. Von der vulkanischen Natur der ganzen 
Imgebung legen übrigens diese alten, von den 
Nauren ausgeschmückten, höchst interessanten Bäder 
chon Zeugniß ab; sie sind allein einen Besuch von 
yranada aus werth und die durch schroffe Felsen 
zinführende Straße, jetzt auch mit losgerissenen 
Felsbrocken überstreut, ist höchst malerisch. 
Fur die Redaltion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Lokale und pfälzißsche Nachrichten. 
* St. Ingbert, 19. März. Die Früh—⸗ 
ahrs⸗Kontrollversammlung für sämt— 
iche Kontrollpflichtigen der Stadtgemeinde St. 
Ingbert mit Ausnahme jener aus der Schnap⸗ 
zach findet Dienstag den 14. April, vorm. 9 Uhr 
m Oberhauser'schen Saale dahier statt; für alle 
dontrollpflichtigen aus der Schnappach, aus der 
Bemeinde Hassel und den Bürgermeisterämtern 
stiederwürzbach und Rohrbach an demselben Tage 
nachm. 2 Uhr in demselben Lokale. Zu Ens⸗ 
heiem im Fries'schen Saale findet Mittwoch den 
15. April, vorm. 9 Uhr die Kontrollversammlung 
tatt für sämtliche Pflichtigen der Bürgermeister⸗ 
imter: Aßweiler, Bebelsheim. Ensheim und Om⸗ 
nersheim. 
*St. Ingbert, 19. März. Ein großes 
Anglück hat unsere Gegend in nicht geringe Auf—⸗ 
egung versetzt. In der Nacht von Dienstag auf 
Mittwoch wurden nämlich in dem benachbarten 
rischbachthale die „Camphausenschächte“ durch 
chlagende Wetter verschüttet. Von den 219 Berg⸗ 
euten, die angefahren waren, sind nur circa 30 
ebend zu Tage gefördert worden. Die übrigen 
80 hat demnach der Tod ereilt. Welch' großes 
klend durch diese Ziffer ausgedrückt ist, läßt sich 
eicht ermessen, wenn man bedenkt, daß fast so viele 
Familien nun ihrer einzigen Stütze beraubt sind. 
Von den Toten kommen auf Herrensohr etwa 
30, auf Dud weiler etwa 80. Doch auch viele 
Familien in Dörfern der pfälzischen Nachbarschaft 
ind in Mitleidenschaft gezogen. — Die Rettungs— 
irbeiten werden noch immer fortgesetzt, doch, wie