8t. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Politische Uebersicht.
Die „Nordd. Allg. Zig.“ giebt in ihrer Abend⸗
uusgabe vom 9. April an leitender Stelle eine
janistische Uebersicht über die dem Fürsten Bis⸗
na'rck anläßlich des Reichstagsbeschlusses vom
13. Dezember v. J. zugegangenen Adressen, der
vir folgende interessante Daten entnehmen: Unter
00 Wahlberechtigten haben an den Reichskanzler
ine Zustimmungsadresse gerichtet: Im Königreich
Zachsen 12,6, in Thüringen 12,2, in Baden 10.,4,
n Württemberg 9,9, in Hessen 9,0, in der Rhein⸗
falz 8,50. In den preußischen Provinzen war
ie Betheiligung am stärksten in Sachsen und
Westfalen, om schwächsten in Ost- und West⸗
reußen. Das offiziöse Blatt bemerkt hierzu:
Aus diesen Zahlen läßt sich jedenfalls der erfreu⸗
iche Schluß ziehen, daß der Antagonismus, welcher
18606 zwischen Preußen einerseits und Sachsen,
zayern, Württemberg und Baden andererseits be—
tand, dem Gefühl engster Zusammengehörigkeit
hollständig Platz gemacht hat. Nach dem Krieg
jon 1866 hörte man nicht selten der Besorgniß
lusdruck geben, daß „Süd⸗ und Norddeutschland
urch einen Spalt getrennt bleiben würden, der
ich wohl äußerlich verdecken, aber in keiner Zu⸗
unft ausfüllen lassen werden. Hätten wir eine
ninder geschickte Staatsleitung gehabt, so wäre
niese Befürchtung gerechtfertigt gewesen; der Spalt
ätte wahrscheinlich an Breite und Tiefe stetig zu⸗
enommen. Die Eingangs erwähnte Zusammen⸗
ellung giebt uns einen statistischen Nachweis, aus
jem wir die sichere Ueberzeugung gewinnen, daß
er nationale Gedanke heute gerade in Süddeutsch⸗
and am festesten wurzelt, daß die alten Rankünen
ind Empfindlichkeiten geschwunden sind. — Wenn
n einigen Theilen Bayerns die Betheiligung an
ꝛen Adressen eine schwache gewesen ist, so erklart
ich diese Thatsache aus konfessionellen Gründen.
ks sind dies gerade diejenigen Kreise, in welchen
er politische Antagonismus jedenfalls geschwunden,
ind wo nicht künstlich ein konfessioneller Gegensatz
jervorgerufen worden ist, hat das nationale Be—
vußtsein die Probe bestanden. Wir dürfen auf
hrund jener Statistik einen erfreulichen Fortschritt
n der deutschen Einheit konstatiren.“
Deutsches Reich.
Berlin, 13. April. Die „Kreuzzeitung“ er⸗
ahrt von zuverlassiger Seite, daß die Meldung
xerschiedener Blätter, vor einigen Tagen habe eine
anze Reihe von Ausweisungen auf Grund des
Socialistengesetzes stattgefunden, vollstandig aus der
duft gegriffen in.
XXI
Paris, 13. April. Eine Depesche des
Zemps“ aus Marseille meldet, alle framosischen
dafen seien beordert, sammlliche spanischen Pro⸗
nenienzen einer dreitägigen Quaraniuͤne zu unter⸗
verfen.
„Paris, 18. April. Ein Telegramm aus
danoi von gestern sagt: Der officiell vorgeschrie⸗
ene Zeitpuntt für das Aufhören der Feindselig-
titen hat zwar durch die Schwierigkeit der Ver⸗
indungen, namenlich nach der Seile von
)ünnan hin, eine fuͤnftägige Verzogerung erfahren,
hatsachlich sind aber die Feindseligkeiten eingestellt.
Dienstag, 14. April 18883.
20. Jahrg
London, 13. April. An der Ausrüstung
der Kreuzer „Oregon“ und „Amerika“ wurde
uuch gestern in Woolwich gearbeitet. Admiral
hornby wird als Befehlshaber des Ostseesgechwa⸗
ers genannt. Nach den Angaben des Kriegs—
ninisteriums sind 52672 Mann aller Waffen
jattungen für den auswärtigen Dienst disponibel.
— Eine Meldung des „Standard“ aus Tirpul
»om 7. d. M. sagt: Man meldet uns das Vor—
rücken der Russen am Murghab Ufer entlang.
kine Bestätigung dieser Nachricht liegt bisher
nicht vor.
Ottawa, 13. April. Der Blackfeat⸗Indianer
häuptling Crowfoot telegraphirte der Regierung,
r werde sich an einem Kriege gegen die Weißen
nicht betheiligen. General Middleton marschirt
asch gegen die Aufständischen vor und wird schon
n den nächsten Tagen ein Zusammenstoß erwartet.
Die Provinz Manitoba wurde durch einen Einfall
von Indianern aus den Unionstaaten heimgesucht;
etztere ziehen sengend und plündernd durch das
dand. Von Winnipeg aus sind Truppen gegen
ieselben abgesendet.
Newyork, 13. April. Aus La Libertad
vird gemeldet, daß der Frieden zwischen San Sal⸗
ador und Honduras unterzeichnet worden ist. Hon⸗
zuras schloß sich der Allianz gegen Guatemala an.
Die Truppen beider Staaten rücken von mehreren
Seiten gegen die Stadt Guetemala vor und wur⸗
»en von der Beyöskerung freundlich empfanoen.
und der neue Stadtrath beschloß, die Summe wie⸗
der ins Budget einzusetzen, welchem Antrage in⸗
)essen Seitens des k. Bezirksamts nicht stattgegeben
vurde. Nun werde der Betrag als Bureauaversum
nusgeworfen, allein auch dieser Beschluß wurde von
zer vorgesetzten Behörde als unzulassig abgewiesen.
Da in Folge dessen eine Bürgermeisterkrisis zu be⸗
ürchten sein soll, so beabfichtigen, wie es heißt,
nehrere Stadträthe als Deputation der Verwaltung
persönlich bei der k. Regierung in Speyer vor—
tellig zu werden.
— Kaiserslautern, 11. April. Bei
der hier flattgehabten Musterung der Wehrpflich⸗
tigen spielte sich ein größerer Exzeß ab, der
peniger von Stellungspflichtigen, als von Burschen,
welche bereits vor einigen Jahren gemustert wur⸗
den, hervorgerufen wurden Dieselben gehören der
rohesten Sippe der hiesigen Stadt an und find bei
Polizei und Gericht wohl bekannt; wie immer, so
»enützten sie auch den heutigen Tag, um mit den
Tonstribirten herumzuziehen, sich von diesen mit
Betränken traktiren und ihrer Rohheit die Zügel
chießen zu lassen. Von der Polizei zur Ruhe
berwiesen, gaben sie unverschämte Antworten, und
als schließlich zu ihrer Festnahme geschritten werden
jollte, widersetzten sie sich, so daß selbstverständlich
ein sehr großer Auflauf entstand. Nur mit großet
Mühe gelang es, drei der Haupträdelsführer in
das glücklicherweise nicht weit entfernte Wachtlokal
zu verbringen, wo sie nun Zeit und Muße haben,
hre aufgeregten Gemüther zu beruhigen. Das
Nachspiel wird vor dem Strafrichter stattfinden
— Ludwigshafen, 10. April. Die Ab⸗
sender des in Temesvar explodirten Kistchens, das
angeblich Waldsamen enthielt, sollen, wie die „Sp.
Z.“ hört, von der Mannheimer Polizeibehörde nun
ermittelt sein. Und zwar werden die Inhaber der
nn Ludwigshafen befindlichen Holzpulversabtik „Voltz
ind Lichtenberger“? als dieselben bezeichnet. Einer
der Eigenthümer soll gestern bereits verhaftet, nach
Ablegung eines Geständnifsses und Stellung einer
hedeutenden Kaution jedoch wieder auf freien Fuß
zesetzt worden sein. Da der durch die Explosion
ingerichtete Schaden ein ziemlich großer und dabei
nuch ein Menschenleben zu beklagen war, so dürfte
ꝛie Strafe, welche die Unvorsichügen, die das Kisi-
hen in Mannheim aufgegeben, trifft, eine nicht un⸗
hedeutende werden.
— Ludwigshafen a. Rh., 11. April.
Ddeute früh wurden hier zwei Madchen, darunter
eines in der Volksschule beim Unterrichte ver—
aftet. Es liegt denselben zur Laft, in der
Wohnung eines hiefigen Zimmermeisters in der
Oggersheimerstraße 800 Mt. Geld gestohlen zu
jaben, doch sollen die beiden Madchen, Kinder
achtbarer Leute, noch eine dritte Person als Be
heiligte angegeben haben. Die Madchen wurden
Jeute nachmittag nach Frankenthal transportirt; ihr
Bater ist dienstlich abwesend. (Fr. T.)
— Ludwigshafen, 1IL. April. (Rechnung
»hne Gaͤste.) Es wurde hier eine Speisewirthschaft
errichtet, in der geistige Getränke nicht verabreicht
werden sollten. Diesmal hatte der Wirth die Rech—
nung ohne die Gäste gemacht — nach 48stündigem
Betrieb seines Temperenzler⸗Hoiels verduftele der
qute Mann.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* Si. Ingbert, 14. April. Heute Vor⸗
nittag wurden die katholischen Schüler der hiesigen
zateinschule durch Herrn geistlichen Rath und Dom⸗
apitular Dahl aus Speyer einer Prüfung in der
eligion unterzogen.
— Ein lothringische⸗pfälzisches
SZängerfest wird von den Forbochern vorge—
hlagen. Man schreibt nämlich von dort: „Schon
eit geraumer Zeit beabsichtigt die hiesige Gesang⸗
zesellschaft „Concordia“ in unserer sehr sanges⸗
ustigen Stadt ein größeres Sängerfest zu veran⸗
talten, wozu die lothringischen und pfälzischen
zereine, sowie die Gesellschaften aus dem nahen
Zaargebiete eingeladen werden sollten. Dieser Ge—⸗
anke hat nun seine Verwirklichung gefunden, in⸗
zem das beabsichtigte Sängerfest auf den 12. Juli
estgesetzt ist. Die Einzelheiten des Programms
ind bis heute noch nicht bekannt; nur soviel steht
est, daß jeder Verein sich einen beliebigen Chor
um Einzelvortrage wählen darf, und daß alle Ver⸗
eine zusammen drei Chöre singen sollten, welche
um voraus durch die festgebende Gesellschaft be⸗
timmt werden.“
— Von der Blies, 11. April. Die dies⸗
ährige Frühjahrsproduktion des Bliesgau⸗Cäcilien⸗
pereins soll der „Pf. Z.“ zufolge in Bliesmengen,
etwa Mitte Mai, abgehalten werden. Die einzel⸗
nen Vereine beginnen bereits zu rüsten.
— Waldgrehweiler, 10. April. Gestern
am hier der Fall vor, daß eine Ziege drei Jungen
warf, von denen zwei die natürliche Form von
Füllen hatten.
— Kusel, 10. April. Zwischen dem hies.
Stadtrathe und dem k. Bezirksamt schweben zur
Zeit Differenzen, auf deren Austrag man gespannt
ein darf. Der frühere Stadtrath hatte nämlich
ie Repräsentationsgebühren des Bürgermeisters
inter entsprechender Begründung im vorigen Jahre
ljestrichen. Hiergegen erfolgte eine Reklamation
Vermischtes.
St. Johann, 11. April. Zum Nach⸗
folger und an Stelle des am 1. Mul aus der
Verwaltung des hiesigen Betriebsamtes austretenden