Full text: St. Ingberter Anzeiger

t. Jugberter Antzeiger 
Wo A 322 *0 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. I 
9— Et. JIungberter Anzeiger“ erscheint udchentlich fuufmalr Am Trontag, Diensag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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— 
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Mit dem bevorstehenden Quartalswechsel beginnt 
ür unser Blatt ein neues Abonnement, und 
den wir hiermit ergebenst zu demselben ein. 
Im Preis und Erscheinen des „St. Ingberier 
Anz.“ tritt keine Aenderung ein. Die Haltung 
meres Blattes bleibt stets eine rein sachliche. 
hesonderc Aufmerksamkeit werden wir lokalen und 
rovinziellen Angelegenheiten zuwenden und daneben 
ur eine gute Unterhaltungslektüre in spannenden 
Komanen und Rovellen Sorge tragen. Als an⸗ 
genehme Beigabe behält der „St. Ingb. Anz.“ 
ch im neuen Quartale das achtjeitige illustrirte 
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aehmen alle Postanftalten und Postboten, hier die 
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vird. 
Auch als wirksames Insertionsorgan sei der 
St. Ingb. Anz.“ hiermit einem verehrlichen Pu⸗ 
ütum in empfehlende Erinnerung gebracht. 
Hochachtungsvollfi! 
Redaktion und Expedition 
tes „St. Inaberter Anzeiger.“ 
Politis che Uebersicht. 
Die in der „N. Z.“ als unrichtig bezeichnete 
Nachricht, daß im Fruͤhherbst auf österreichischem 
Boden, und zwar auf dem Schlosse Reichstadt in 
hohmen, wiederum eine JZusammenkunft 
»er drei Kasiser stattfinden solle, wird der 
„Schles Ztg.“ von Wien aus von einem wohlin⸗ 
ormirten Gewäͤhrsmann bestätigt. Der Kaiser 
Franz Josef und der Kronprinz Rudolf werden 
vaͤhrend der Manöver in Böhmen die Stadt Pilsen 
»esuchen und fich von dort zu Anfang des September 
u mehrtägigem Aufenthalt nach Reichstadt begeben, 
vo gleichzeiig auch Kaiser Wilhelm und Zar 
Ulexander Li. einzutreffen gedenken. Nach der 
kntrevue begiebt sich Kaiser Franz Josef zu den 
Mandvern in Krootien. 
Zu der neuen Münzverfügqunaq hemerkt 
Koln. Zig.“: 
‚Alle Anzeichen sprechen dafür, daß von Seiten 
xer zustanden Reichsbehörden der Entschluß, unfere 
doldwahrung, wie fie gesehlich besteht, durchzuführen, 
merschüttert ist und daß auch mit dieser Durch⸗ 
ührung ohne weiteres Zögern begonnen werden 
oll. Die Frage ist nur die, wieviel von dem noch 
vorhandenen Silber wir für den inneren Geldum⸗ 
auf verwenden können, wieviel wir verlaufen sollen. 
die Verwendung zum innern Umlauf hat eine 
durch das Geseh dorgeschriebene Grenze: 10 Mt. 
in Silbermünze auf den Kopf der Bevölkerung 
und 2.50 Mi. an Rickeel- und Kupfermunzen. 
diese hochfte Grenze ist bis jetzt nicht erreicht. und 
8 war in manchen Kreisen die Ansicht, als bendthige 
der Verkehr so viel Silber nicht, zumal das goldene 
dFünfmartfück und da Fünfmarkschein den Silber⸗ 
munzen ihre Aufgabe zum Theil abnahmen. Das 
wdene Funfmarkstuck ist als unpraktische Münze 
allseitig änertannt hrde nnng lnen 
Samstag, 20. Juni 1885. 
20. Jahrg. 
Zeit aus dem Verkehr verschwinden; der Betrage 
der Reichskassenscheine zu fünf Mark ist vom Bundes⸗ 
rath von 40 Millionen auf 10 Millionen herabge⸗ 
setzt; dadurch ist Raum für einen größeren Silber⸗ 
umlauf geschaffen und der Bedarf von Silbermünzen 
hat sich bereins eingestellt. Demnach beantragt der 
RKeichskanzler beim Bundesrath die Ausprägung 
bon weitern 10,270,000 Mtk. in Einmarkstücken. 
Das nöthige Silber wird aus dem Barrenvorrath 
des Reichs entnommen. Von Nickel⸗ und Kupfer⸗ 
münzen sind nur die Empfennigstücke knapp. Es 
soll von diesen Münzen für 400,000 Mk. ausge⸗ 
prägt werden. Der Reichskanzler hat seinen An⸗ 
trag ausführlich begründet und das Bedürfniß nach 
diesen Ausprägungen dargethan. Nachdem dieser 
Theil der Durchführung unserer Münzgesetzgebung 
bollendet ist, wird der wichtigere und einzig noch 
übrige in Angriff genommen werden müssen, die 
allmähliche Einziehung des nach ruhiger Prüfung 
als überflüssig erkannten Vorraths an alten, dem 
Verkehr schon wegen ihrer Form lästig gewordenen 
Silberthalern.“ 
ranzösischen Waffen über Oesterreich in Italien in 
Erstaunen gerieth, hielt der Prinz, damals Truppen⸗ 
ührer in Stettin. einen Vortrag vor dem ver⸗ 
ammelten Offizierkorps, in welchem er auseinander⸗ 
etzte, auf welche Weise deutsche Truppen der 
„französischen Kriegsfurie“ zu begegnen hätten und 
in einer später von dem Prinzen herrührenden 
Broschure wies er nach, wie nöthigenfalls die preu⸗ 
zische Armee in der Lage sein werde die franzofische 
Urmee zu schlagen. Wie glänzend haben die Er— 
ignisse die Prophezeihungen des Prinzen Friedrich 
darl gerechtfertigt und wie richtig waren seine 
Studien gewesen,. die er über die französische Armer 
und deren Siege im Jahre 1859 gemacht hane. 
Bei den ausgezeichneten Talenten des verewigten 
Prinzen konnte es nicht ausbleiben, daß er schon 
n der Jugend und erstem Mannesalter eine glän⸗ 
ende militärische Laufbahn zeigte. Wie alle preußischen 
HZrinzen trat er im Alter von zehn Jahren in die 
Urmee und wurde vorzugsweise Reiterführer. That— 
ächlich h at die preußische Kavallerie dem Prinzen 
auch viel zu verdanken, was schneidige Führung, 
rasche Inangriffnahme einer neuen Aufgabe und 
ähe Beharrlichkeit anbetrifft. Bereits 1848 in 
Schleswig⸗ Holstein und 1849 in Baden zeichnete 
ich der zwanzigjährige Prinz Friedrich Karl schon 
als ehenso genialer als tollkühner Offizier aus. 
An der Spiztze einer Husarenschwadron 1849 zwei⸗ 
nal schwer verwundet widmete dann der Prinz Friedrich 
rarl die Zeit seiner Wiederherstellung eifrig militär⸗ 
vissenschaftlichen Studien. Rasch avancirie er dann 
und war schon 1861 General der Kavallerie 1864 
ührte er gegen Danemarck erst einen Theil der 
zreußischen, dann die ganze alliirte Armee. 1866 
uührte er die erste preußische Armee und hielt in 
oer Schlacht bei Königsgrätz zehn Stunden lang 
zegen die übermächtige österreichische Armee dus, 
1870 befehligte er die zweite deulsche Armee, setzte 
ich in den Tagen vor Mez eine Ruhmeskrone auf 
und kämpfte auch später fiegreich gegen die Loire⸗ 
Armee. Nach der Uebergabe von Metz wurde der 
Prinz Friedrich Karl zum General »Feldmarschall 
xnannt und mit den hochsten Ehrenzeichen bedacht. 
Der deutschen Armee gehörte er bisher noch als 
General⸗Inspekteur der Kavallerie und der 3. 
Armeeinsvektion an. 
Nach dem „Fanfulla“ arbeitet Leo XIII. au 
der Idee einer in Amerika zu begründenden 
Ackerbaukolonie. Ueber die Oertlichkeit wird 
wischen der „Propaganda Fide“ und einer großen 
amerikanischen Kolonisations Gesellschaft verhandelt; 
in das Auge gefaßt ist ein großes noch unkulti⸗ 
dirtes Territorium in den Vereinigten Staaten. 
Ausschließlich Italiener und Katholiten sollen dieses 
Territorium besiedeln. Auch der finanziellen Seite 
der Frage ist man bereits näher getreten. 
Friedrich Karl von 
Preußen . 
Unerwartet hat der Tod ein thatenreiches und 
ruhmgekröntes Leben dahin gerafft. Im noch 
räftigen Mannesalter, erst siebenundfünfzig Jahre 
alt, ist der Prinz Friedrich Karl von Preußen auf 
Schloß Glienike bei Berlin an den Folgen eines 
Zchlaganfalls, der den Prinzen am Sonntage früh 
getroffen hatte, am Montag Vormittag gestorben. 
Der Kaiser, die deutschen Fürsten und die ganze 
deutsche Nation betrauern in dem verewigten Prinzen 
einen ruhmreichen Soldaten, einen ersten Kämpfer 
ür Deutschlands Einheit und Größe. Ebenbürtig 
zrangt der Name des Prinzen Friedrich Karl neben 
)enen der ersten Feldherren aller Zeiten. Mit 
inem heroischen Geiste derband er eine eiserne 
lusdauer, eine unverwüstliche Beharrlichkeit, einen 
ühmlichen Fleiß, sich allen Aufgaben, die an einen 
Soldaten und Feldherren herantreten, gewachsen zu 
zeigen. Hatte sich Prinz Friedrich Karl als Soldat 
auch stets die höchsten Ziele gestellt, so erstrebte er 
hoch nichts, ohne die gehörige Vorbereitung, ohne 
die richtigen Abwägungen zwischen Wollen und 
doͤnnen. Deßhalb war dein verblichenen Feldherrn 
nuch der fast unerhörte Ruhm zu Theil, daß er in 
allen Schlachten gesiegt und sich allen Aufgaben 
jewachsen gezeigt hat. Schon die drei Namen 
„Duppler Schanzen,“ „Königsgrätz“ und „Metz“ 
haben dem Prinzen unvergängliche Ruhmesblätter 
in der deutschen Geschichte eingebracht. Ja, der 
Verewigte war ein echter deutscher Held, ein wahrer 
Feldherr, um ausländischen Hochmuth zu brechen 
und den deutschen Namen wieder zu Ehren zu 
oringen. Und wie felsenfest war sein Vertrauen 
auf die preußische, die deutsche Kraft! Als im 
Rahre 1850 asfs⸗ Welt üher die raschen Siege der 
Beneral⸗Feldmarschal v. Mantenffel . 
In dem Augenblick, da die irdische Hülle eines 
der schneidigsten Führer der deutschen Armee der 
Bestattung harrt, bringt der Telegraph eine neue 
Trauerboischaft: Gentralfeldmarschau v. Manteuffel, 
der Statthalter der Reichslande, ist heute früh in 
Zarlsbad, wo er zum Kurgebrauch weilte, an einem 
Lungenschlag plößlich gestorben. Es ist ein selt⸗ 
ames Ungefähr, daß der „rothe Prinz“ und Gene⸗ 
alfeldmarschall v. Manteuffel zu gleicher Zeit ab⸗ 
herufen werden. Unter den preußischen Heerführern 
jelten gerade diese Beiden als Diejenigen, deren 
rucksichtslose Energie und strenge soldatische Art den 
hervorragendsten Antheil an dem adlaänzenden Sieges⸗ 
juge der deutschen Armeen gehabt haben. Der 
lußzere Lebensgang des Verschiebenen war mit der 
Beschichte unseres preußischen Vaterlandes mehr als 
ein Menschenalter hindurch innig verknüpft. Edwin 
Hans Carl Frhr. v. Manteuffel wurde am 24 
Februar 1809 in Dresden als Sohn eines hervor⸗ 
ragenden Juristen, des Oberlandesgerichtspräfidenten 
d. Manteuffel geboren. Im Jahre 1827 trat er 
in das preußische Dragoner ⸗Regiment ein, erklomm 
ziemlich ichnesl die Sinfenleiter dve milifßrischer