t. Jugberter Antzeiger
Wo A 322 *0
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. I
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Hochachtungsvollfi!
Redaktion und Expedition
tes „St. Inaberter Anzeiger.“
Politis che Uebersicht.
Die in der „N. Z.“ als unrichtig bezeichnete
Nachricht, daß im Fruͤhherbst auf österreichischem
Boden, und zwar auf dem Schlosse Reichstadt in
hohmen, wiederum eine JZusammenkunft
»er drei Kasiser stattfinden solle, wird der
„Schles Ztg.“ von Wien aus von einem wohlin⸗
ormirten Gewäͤhrsmann bestätigt. Der Kaiser
Franz Josef und der Kronprinz Rudolf werden
vaͤhrend der Manöver in Böhmen die Stadt Pilsen
»esuchen und fich von dort zu Anfang des September
u mehrtägigem Aufenthalt nach Reichstadt begeben,
vo gleichzeiig auch Kaiser Wilhelm und Zar
Ulexander Li. einzutreffen gedenken. Nach der
kntrevue begiebt sich Kaiser Franz Josef zu den
Mandvern in Krootien.
Zu der neuen Münzverfügqunaq hemerkt
Koln. Zig.“:
‚Alle Anzeichen sprechen dafür, daß von Seiten
xer zustanden Reichsbehörden der Entschluß, unfere
doldwahrung, wie fie gesehlich besteht, durchzuführen,
merschüttert ist und daß auch mit dieser Durch⸗
ührung ohne weiteres Zögern begonnen werden
oll. Die Frage ist nur die, wieviel von dem noch
vorhandenen Silber wir für den inneren Geldum⸗
auf verwenden können, wieviel wir verlaufen sollen.
die Verwendung zum innern Umlauf hat eine
durch das Geseh dorgeschriebene Grenze: 10 Mt.
in Silbermünze auf den Kopf der Bevölkerung
und 2.50 Mi. an Rickeel- und Kupfermunzen.
diese hochfte Grenze ist bis jetzt nicht erreicht. und
8 war in manchen Kreisen die Ansicht, als bendthige
der Verkehr so viel Silber nicht, zumal das goldene
dFünfmartfück und da Fünfmarkschein den Silber⸗
munzen ihre Aufgabe zum Theil abnahmen. Das
wdene Funfmarkstuck ist als unpraktische Münze
allseitig änertannt hrde nnng lnen
Samstag, 20. Juni 1885.
20. Jahrg.
Zeit aus dem Verkehr verschwinden; der Betrage
der Reichskassenscheine zu fünf Mark ist vom Bundes⸗
rath von 40 Millionen auf 10 Millionen herabge⸗
setzt; dadurch ist Raum für einen größeren Silber⸗
umlauf geschaffen und der Bedarf von Silbermünzen
hat sich bereins eingestellt. Demnach beantragt der
RKeichskanzler beim Bundesrath die Ausprägung
bon weitern 10,270,000 Mtk. in Einmarkstücken.
Das nöthige Silber wird aus dem Barrenvorrath
des Reichs entnommen. Von Nickel⸗ und Kupfer⸗
münzen sind nur die Empfennigstücke knapp. Es
soll von diesen Münzen für 400,000 Mk. ausge⸗
prägt werden. Der Reichskanzler hat seinen An⸗
trag ausführlich begründet und das Bedürfniß nach
diesen Ausprägungen dargethan. Nachdem dieser
Theil der Durchführung unserer Münzgesetzgebung
bollendet ist, wird der wichtigere und einzig noch
übrige in Angriff genommen werden müssen, die
allmähliche Einziehung des nach ruhiger Prüfung
als überflüssig erkannten Vorraths an alten, dem
Verkehr schon wegen ihrer Form lästig gewordenen
Silberthalern.“
ranzösischen Waffen über Oesterreich in Italien in
Erstaunen gerieth, hielt der Prinz, damals Truppen⸗
ührer in Stettin. einen Vortrag vor dem ver⸗
ammelten Offizierkorps, in welchem er auseinander⸗
etzte, auf welche Weise deutsche Truppen der
„französischen Kriegsfurie“ zu begegnen hätten und
in einer später von dem Prinzen herrührenden
Broschure wies er nach, wie nöthigenfalls die preu⸗
zische Armee in der Lage sein werde die franzofische
Urmee zu schlagen. Wie glänzend haben die Er—
ignisse die Prophezeihungen des Prinzen Friedrich
darl gerechtfertigt und wie richtig waren seine
Studien gewesen,. die er über die französische Armer
und deren Siege im Jahre 1859 gemacht hane.
Bei den ausgezeichneten Talenten des verewigten
Prinzen konnte es nicht ausbleiben, daß er schon
n der Jugend und erstem Mannesalter eine glän⸗
ende militärische Laufbahn zeigte. Wie alle preußischen
HZrinzen trat er im Alter von zehn Jahren in die
Urmee und wurde vorzugsweise Reiterführer. That—
ächlich h at die preußische Kavallerie dem Prinzen
auch viel zu verdanken, was schneidige Führung,
rasche Inangriffnahme einer neuen Aufgabe und
ähe Beharrlichkeit anbetrifft. Bereits 1848 in
Schleswig⸗ Holstein und 1849 in Baden zeichnete
ich der zwanzigjährige Prinz Friedrich Karl schon
als ehenso genialer als tollkühner Offizier aus.
An der Spiztze einer Husarenschwadron 1849 zwei⸗
nal schwer verwundet widmete dann der Prinz Friedrich
rarl die Zeit seiner Wiederherstellung eifrig militär⸗
vissenschaftlichen Studien. Rasch avancirie er dann
und war schon 1861 General der Kavallerie 1864
ührte er gegen Danemarck erst einen Theil der
zreußischen, dann die ganze alliirte Armee. 1866
uührte er die erste preußische Armee und hielt in
oer Schlacht bei Königsgrätz zehn Stunden lang
zegen die übermächtige österreichische Armee dus,
1870 befehligte er die zweite deulsche Armee, setzte
ich in den Tagen vor Mez eine Ruhmeskrone auf
und kämpfte auch später fiegreich gegen die Loire⸗
Armee. Nach der Uebergabe von Metz wurde der
Prinz Friedrich Karl zum General »Feldmarschall
xnannt und mit den hochsten Ehrenzeichen bedacht.
Der deutschen Armee gehörte er bisher noch als
General⸗Inspekteur der Kavallerie und der 3.
Armeeinsvektion an.
Nach dem „Fanfulla“ arbeitet Leo XIII. au
der Idee einer in Amerika zu begründenden
Ackerbaukolonie. Ueber die Oertlichkeit wird
wischen der „Propaganda Fide“ und einer großen
amerikanischen Kolonisations Gesellschaft verhandelt;
in das Auge gefaßt ist ein großes noch unkulti⸗
dirtes Territorium in den Vereinigten Staaten.
Ausschließlich Italiener und Katholiten sollen dieses
Territorium besiedeln. Auch der finanziellen Seite
der Frage ist man bereits näher getreten.
Friedrich Karl von
Preußen .
Unerwartet hat der Tod ein thatenreiches und
ruhmgekröntes Leben dahin gerafft. Im noch
räftigen Mannesalter, erst siebenundfünfzig Jahre
alt, ist der Prinz Friedrich Karl von Preußen auf
Schloß Glienike bei Berlin an den Folgen eines
Zchlaganfalls, der den Prinzen am Sonntage früh
getroffen hatte, am Montag Vormittag gestorben.
Der Kaiser, die deutschen Fürsten und die ganze
deutsche Nation betrauern in dem verewigten Prinzen
einen ruhmreichen Soldaten, einen ersten Kämpfer
ür Deutschlands Einheit und Größe. Ebenbürtig
zrangt der Name des Prinzen Friedrich Karl neben
)enen der ersten Feldherren aller Zeiten. Mit
inem heroischen Geiste derband er eine eiserne
lusdauer, eine unverwüstliche Beharrlichkeit, einen
ühmlichen Fleiß, sich allen Aufgaben, die an einen
Soldaten und Feldherren herantreten, gewachsen zu
zeigen. Hatte sich Prinz Friedrich Karl als Soldat
auch stets die höchsten Ziele gestellt, so erstrebte er
hoch nichts, ohne die gehörige Vorbereitung, ohne
die richtigen Abwägungen zwischen Wollen und
doͤnnen. Deßhalb war dein verblichenen Feldherrn
nuch der fast unerhörte Ruhm zu Theil, daß er in
allen Schlachten gesiegt und sich allen Aufgaben
jewachsen gezeigt hat. Schon die drei Namen
„Duppler Schanzen,“ „Königsgrätz“ und „Metz“
haben dem Prinzen unvergängliche Ruhmesblätter
in der deutschen Geschichte eingebracht. Ja, der
Verewigte war ein echter deutscher Held, ein wahrer
Feldherr, um ausländischen Hochmuth zu brechen
und den deutschen Namen wieder zu Ehren zu
oringen. Und wie felsenfest war sein Vertrauen
auf die preußische, die deutsche Kraft! Als im
Rahre 1850 asfs⸗ Welt üher die raschen Siege der
Beneral⸗Feldmarschal v. Mantenffel .
In dem Augenblick, da die irdische Hülle eines
der schneidigsten Führer der deutschen Armee der
Bestattung harrt, bringt der Telegraph eine neue
Trauerboischaft: Gentralfeldmarschau v. Manteuffel,
der Statthalter der Reichslande, ist heute früh in
Zarlsbad, wo er zum Kurgebrauch weilte, an einem
Lungenschlag plößlich gestorben. Es ist ein selt⸗
ames Ungefähr, daß der „rothe Prinz“ und Gene⸗
alfeldmarschall v. Manteuffel zu gleicher Zeit ab⸗
herufen werden. Unter den preußischen Heerführern
jelten gerade diese Beiden als Diejenigen, deren
rucksichtslose Energie und strenge soldatische Art den
hervorragendsten Antheil an dem adlaänzenden Sieges⸗
juge der deutschen Armeen gehabt haben. Der
lußzere Lebensgang des Verschiebenen war mit der
Beschichte unseres preußischen Vaterlandes mehr als
ein Menschenalter hindurch innig verknüpft. Edwin
Hans Carl Frhr. v. Manteuffel wurde am 24
Februar 1809 in Dresden als Sohn eines hervor⸗
ragenden Juristen, des Oberlandesgerichtspräfidenten
d. Manteuffel geboren. Im Jahre 1827 trat er
in das preußische Dragoner ⸗Regiment ein, erklomm
ziemlich ichnesl die Sinfenleiter dve milifßrischer