St. Ingherter Anzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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154.—
Volitische Uebersicht.
In ihrer jüngsten Nummer bespricht die Kreuz⸗
etung“ die Gasteiner Monarchen zusam—
renkunft und sagt in ihren Auslassungen be⸗
nerkenswerther Weise: „Die gemeinsame Friedens⸗
—E——
gundnisses bildet, hat nachgerade den Charatter
jner Unwandelbarkeit erhalten, welche Befürcht⸗
ingen, wie sie sonst zeitweilig durch äußere Ereig—
isse hervorgerufen worden, ausschließt und besonders
eil der Erweiterung, welche die österreichisch⸗deutsche
zllianz durch den Beitriit Rußlands erfahren,
uernde Bürgschaften für die allgemeine Erhaltung
ce europaischen Friedens bietet. Deshalb gewinnt
—XXDO
diesem Jahre, wie mit Sicherheit erwartet wer⸗
en darf, eine Begegnung der Monarchen Oester
eichs und Rußlands folgen werde. Das Zusammen⸗
ꝛehen der drei eine so imposante Macht repräsen⸗
renden Staaten kann seine Anziehungskraft nicht
erfehlen, und man wird es wohl als eine seiner
richtigsten Wirkungen ansehen dürfen, daß auch
zngland unter seiner neuen Regierung sich an⸗
hidt, dem Friedensprogramm der drei Kaisermächte
ich anzuschließen und durch sein Vocgehen zu be⸗
unden, daß es den Prinzipien desselben aufrichtig
uldigen wolle. War es zum großen Theil den
küclwirklungen des deutsch⸗österreichisch⸗ russischen Zu⸗
ammenstehens zu danken, daß selbst unter dem ab⸗
rettetenen englischen Kabinete die einen Augenblid
ang ernstlich aufgetauchten Besorgnisse wegen einer
hedrohlichen Gestaltung des afghanischen Konflikts
und seiner Konsequenzen dald geschwunden, so darf
unter dem neuen englischen Kabineie, das das Feft
salten an den Vertraͤgen auf seine Fahne geschrieben,
un so ficherer erwariet werden. daß in Bälde auch
ijt letzten Wolken, welche den außereuropaäischen
dorizont trüben, schwinden werden. Wie sollten
cher noch die Befürchtungen, daß dem Frieden von
tgend einer Seite Gefahr drohe, aufkommen, wenn
mn Verein mit den verbündeten Kaisermächten auch
england entschlossen ist, die gleiche Friedenspolitik
wie erstere zu verfolaen?“ —*
Im englischen Oberhaufe erwiderte der Premier
Salis bury“ auf die Anfrage ob keine Schritte
Eschthen seien zum Schutze der defreundeten Stamme
xs Sudans gemäß den nach dem Tagebuche Gor-
„ns gemachten Versprechungen: Seitdem habe sich
dieles derändert. er lönne nicht einmal versichern,
ch die England befreundeten Stämme, welche den
vchuß Englands verlangten, gegenwärtig noch
nisfiren, es sei ihm vielmehr hekannt, daß zahlreiche
— befreundet gewesenen Staͤmme vernichtet
worden sind und es fei wahrscheinlich, daß diejeni⸗
ien Stämme, welche nicht aufgerieben worden ind—
ufdehort haben. die Freunde der Englaänder zu
n. Auch hätten England befreundete Stamme,
nche infolge ihrer Haltung degenuder Tngiem
in Gefahr befünden,. keine —AX
and gerichtetDaß Englaud wegen seiner
on im Sudan inbetreff der großen Masse der
— eine Verantwortung irage, erkenne er
handig an, er fürchte aber, daß die Zeit vor⸗
sr sei, wo ein solcher Schutz gewaährt werden
nn. Was die Sudanfrageim allgemeinen an⸗
a so sei dies eine Augclegenheit welche ganz
nders zu der Mission Wolff's gehöre. Augen -
dich liege eß nicht im Imteresie des zseumiden
Samstag, 8. Auaust 1888s5.
20. Jahrg.
Dienstes, die Vorschläge mitzutheilen, welche die
Regierung dem Sultan oder anderen Machthabern
machen könne.
—
prinz Rudolf, sowie die beiderseitigen Minister deß
Aeußeren und Graf Taffe bei.
Tripolis, 4. August. Die türkischen Be⸗
hörden beschäftigen sich energisch mit den Verthei⸗
digungsmitteln dieses Ortes. Außerhalb des Hafens
sind Torpedos versenkt worden, und alle ankommen⸗
den Schiffe haben Lootsen an Bord zu nehmen,
um in den Hafen einlaufen zu köͤnnen.
Finanzieller Zusammenbruch der Republiken
Mexiko und Transvaal. In Mexiko war
derselbe seit lange vorauszusehen. Jetzt ist ein
Defizit von 25 Millionen Dollars da, das haupt
ächlich von den hohen Unterstützungen herrührt
welche den von nordamerikanischen Spekulanten ge⸗
bauten, zum Theil recht überflüssigen Eisenbahnen
gewährt werden müssen. Der Präsident Porfiric
Diaz will sich damit aus der Verlegenheit ziehen
daß er 35 Millionen in neuen Staatsschuldscheinen
zu niedrigerem Zinsfuße als bisher ausgibt und
die Gehälter der Staatsbeamten um 10- 50 pCt.
je nach ihrer Höhe beschneidet. — Ueberraschender
ist der Krach der Boerenrepublik Transvaal. äber
deren bevorstehende und jetzt zur Thatsache gewor⸗
dene Zahlungseinstellung dis in die jüngste Zeil
nicht einmal Andeutungen vorlagen. Jetzt hörl
man freilich, daß der Präsident Krüger schon im
vorigen Jahre auf seiner europäischen Tour in ver⸗
chiedenen Hauptstädten vergeblich angeklopft habe.
Die Boeren haben sich durch ihre Kämpfe mit den
Zulus und Englandern ruinirt. In England
cmnüpft man an die Katastrophe die Hoffnung, daß
die Transvaalrepublik in ihrer Verlegenheit dite
Hilfe Großbritanniens nachsuchen und unter den
Jegenwärtigen Verhältnissen bald willig sein werde,
ich in einen Bund aller südafrikanischen Staaten
unter englischem Proteltorat einreihen zu lassen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Inabert, 7. August. Vor einigen
Tagen wollte dahier ein 12jähriger Knabe, der sich
ohne Wissen seiner Eltern in den Besitz von Pulver
gesetzt hatte, zum Zeitbertreib ein sogen. Spauz⸗
männchen losbrennen. Dabei wurde ein kleines
Kind, das seinem größeren Bruder zur Beaufsich-
tigung übergeben war, durch die Exploston des
Pulvers an Gesicht und Händen nicht unerheblich
berletzt.
* St. Ingbert, 7. August. Wie bereits
in vor. Nummer durch Inserat belannt gegeben,
findet heute Abend im Cafs Seiter ein Konzert
des Künstler⸗Quintetts Reichmann GVater, Tochter
und 3 Söhne) aus Brüx fiatt. Den Kunstlern
geht ein bedeutender Ruf voraus; schon in ver⸗
schiedenen pfälzischen Städten haben sie konzertiert
und überall durch ihre hervorragenden Leistungen
entzücht. So schreibt die „Kais. Zig.“ über das
Auftreten derselben in Kaiserslautern u. A.: „Die
hohen Leistungen der auf den Konservatorien zu
Wien und München trefflich gebildeten Künstler
stehen in technischer Beziehung auf der höchsten
Stufe des Erreichbaren. Besondere Erwähnungen
verdienen die Solo⸗Piecen des Geiger⸗Virtuofen,
Herrn Robert Reich mann. Verselbe besitzi
eine eminente, ebenso rapide als unfehlbare und
bis auf den Grund klare Technik, einen kräftigen
und zugleich maßvollen, aller Spielarten und dy⸗
namischen Schattierungen fähigen Ansatz und eine
geläuterte, brillante Vortragsweise. Frl. Anna
Reichmann bot in drei Piecen für Sopran
v. Weber, Abt und Curschmann eine glänzende
Leistung ihrer herrlichen, sehr umfangreichen und
trefflich geschulten Sopranstimme. Als bemerkens⸗
werth ist noch hervorzuheben das prachtvolle Clarineit⸗
Solo des Herrn Joseph Reichmann, welcher
in dem Vortrage der Bärmann'schrn Fantasie eine
uugewöhnlich große Fertigleit in Bewaltigung der
schwierigsten Koloraturen, außerordentliche Tonfülle
und verständnißvolle Phrasirung seines hübschen
Vortrages an den Tag legte. Kurzum das über⸗
aus feine Ensemble, das so selten gehoͤrte wunder⸗
volle Konzert verdient alle Anerlennuͤng und wurden
die wackeren, anspruchslosen, bescheidenen Künstler
mit lebhaftestem Beifall üüerschüttet. “
— Kaiserzlautern, 6. August. Der
Geueralinspelior der bayerischen Armee, General-
feldzeugmeister Prinz Luitpold von Bahern,
wird am Sonntag, den 18. September, früh 7 Uht
55. Min. hier eintreffen und im Hotel Schwan
Absteigequartier nehmen, um vom 14 bis 16. Sep⸗
ember den Manövern der 4. Division beizuwohnen.
Der Prinz wird, außer anderem Gefolge, von seinem
dersönlichen Adjutanten, Obersten Freyschlag von
Freyenftein begleitet sein. Die Abreise Sr. Koͤnigl.
Hoheit erfolgt am 17. früh. J
— Kaiserslautern, 5. August. Das
Ehrenmitglied des hiesigen Musikvereins, Herr J.
Schwager in Ludwigshafen, wird zu Ehren des 7.
»fälzischen Sangerfestes eine Festschrift erscheinen
assen, deren Ertrag dem Sängerfesi zufließen wird
Deutsches Reich.
Berlin, 6. August. Die Meldungen der
Wiener Blatier über die Zeit der Zusammenlunft
des österreichischen und russischen Kaisers stimmen
mit den bisher verlauteten Mittheilungen nicht über—
ein und sind daher mit einiger Reserve aufzu⸗
nehmen.
Berlin, 5. August. Die neueste Post brachte
Alarmnachrichten aus Zan zibar. Auf den in
Lamu wissenschaftiich deschäftigten Herrn Gustar
Denhardt ist von Soldaten des Sultans geschlossen
worden, so daß Denhardt nur noch unter Bedeckung
und gut bewaffnet seine Wohnung verlassen kann.
Neue Mißhelligleiten befürchtet man infolge weiterer
Gebietserwerbungen, welche Dr. Jühlke für die
deutsch⸗ ostafrilanische Gesellschaft in Nachbarsulta⸗
naten, namentlich am Kilima⸗Ndjaro, gemacht hat.
Hamburg, 6. August. Der Direktor der
Seewarte, Herr Geheimrath Neumaher, reiste als
deutscher Delegitter des internationalen meteorolog
ischen Komitöss nach Paris.
Fulda, 5. August. Zur Theilnahme an der
Bischofskonferenz sind der Fürstbischof von
Breslau, der Bischof Krementz, die Bischöfe von
dildesheim, Trier, Osnabrück, Münster und Lim⸗
—E
horn uͤnd Culm sind durch Domlapitulare vertreten
Die Konferenzen begannen heute früh und werden,
wie es heißt, bis Freitag dauern.
Ausland.
Wien, 5. August. Die Begegnung des
aisers von Rußland mit dem Kaiser von Oester⸗
reich findet den neuesten Anordnungen nach in
Tremsier bei Olmütz am 24., 25. und 26.
August stait. Der Zusammenkunft wohnen die
heiden Kaiserinnen und wahrscheinlich auch Kron⸗