Deutsches Reich.
Müuͤnchen, 1 0. August. Dem „Bahyer.
—X
dauptmannes Gres ser der bisherige Hauptkassier
des Hoftheaters, Klug, zum Hoffekretär des
dönigs ernann.
Rürnuberg, 8. August. Eine der interes⸗
santesten und für den Geschäftsverkehr im Allge⸗
zemeinen, sowie mit Bezug auf die Verfälschung
hon Nahrungsmitteln und für die Hygiene im Ve
sonderen äußerst wichtige Zusammenkunft fand
zJestern und heute, den 7. und 8. August, hierselbsi
datt, nämlich die 4. Versammlung der freien Ver⸗
einigung bayerischer Vertreter der angewandten
Themie. Wer da weiß, welche Ungewißheit und
welche Schwankungen in den Bestimmungen über
erlaubte und unerlanbte Zusätze zu den Nahrungs-
und Genußmitteln zur Zeit noch herrschen, in Folge
dessen das sonst so wichtige Gesetz über die Ver⸗
fäischung der Nahrungs⸗ und Genußmittel noch
mmer zu den verschiedensten Auslegungen und Ge⸗
etzesübertretungen führen kann, wird eine derartige
Versammlung nicht blos willkommen heißen, sondern
ihren Verhandlungen und Beschlüssen größte Auf⸗
merksamkeit schenken. Unter Anderem umfaßt das
Programm den Kommissionsbericht über Glycerin⸗
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missionsbericht über die Beurtheilung hefentrüber
Biere. Es folgen die Referate Hilger (Erlangen)
und Kayser (Nuͤrnberg) über die Bedeutung von
Extrakt und Extraltresien bei der Beurtheilung der
Weine. Eine äußerst wichtige Frage wird Vogel
Memmingen) beantworten: Was soll in Zukunft
dei der Bereitung des baherischen Bieres erlaubt
sein? Ueber Essig⸗ und Honiguntersuchungen wollten
Siockmeyer resp. Kayser (beide aus Nürnberg) re⸗
jeriren, über den Stärkemehlgehalt des Cacao (Vang⸗
haus · Fürth). — Von anderen wichtigen Referateu
sollten am 8. August erstattet werden: über Schwe⸗
feln des Hopfens, über den Nachweis von Fuselol
und Salizylsaure. Zur Pfefferuntersuchung liefert
Röttger (Erlangen), über Wasseruntersuchungen
Mayrhofer (Erlangen) Beiträge. Auch über Ver⸗
älschungen des Leders. sowie über Erfahrungen
hdei der Milchuntersuchung (speziell mit der Soxhlel'-
schen Methode) sollte Halenke (Speyer) reden, sowie
iber eine Verfaälschung des Weinsteins von demselben
derrn ein Vortrag gehalten werden. Schließlich
sollte Herr Medikus ⸗Würzburg über einige im Handel
vorkommende Weinfarben referiren. Bei der großen
Zahl hervorragender praktischer Chemiker und Analy⸗
aüker, die fich zusammenfanden, und bei der sorg⸗
fältigen Auswahl der zur Berathung gelangten
Begenstände ist wohl mit Sicherheit ein ersprieß⸗
icher Erfolg für Handel und Gewerbe zu erwarten.
Berlin, 10. August. Herr van Eltvelte
cheilt den Mächten mit, daß er zum Generalver⸗
valter der auswärtigen Angelegenheiten des Congo—
taates ernannt sei; in einer zweiten Note erklärt
er, daß der neue Staat den Neutralitätsverhältnissen.
wie sie von der Berliner Konferenz festgestellt seien,
äich unterstelle.
Berlin, 10. August. Die internationale
Telegraphenkonferenz wurde heute eröffnet. Nach
iner längeren Ansprache Stephan's wurde dieser
‚zum Präsidenten, der Direktor im Reichspostamt
Hake zum Vicepräsidenten gewählt. Nielsen Nor⸗
wegen warf einen Rückblick auf die Ergebnisse der
disherigen, Konferenzen; Curchord⸗Bern besprach
latistische Angelegenheiten, dann wurden Kom—
missionen für ein Tarifwesen-Reglement gebildet.
Berlin, 10. August. Der Gouverneur von
samerun, Freiherr von Soden, ist mit dem Kanzler
von Puttkamer in Kamerun eingetroffen.
Berlin, 10. August. Die „Nationalzeitung“
deröffentlicht ein Schreiben des Würzburger Uni-⸗
oersitäts-Senates, wonach Doppel-Immatrikula⸗
tionen bei drei Kandidaten der katholischen Theo⸗
logie konstatirt sind.
Ausland.
Paris, 10. August. „Figaro“ bringt die
übrigens sehr wahrscheinlich lautende Nachricht,
Deulschland und Oesterreich hätten erklart, sich an
der für 1889 beabsichtigten Weltausstellung anläß⸗
ich der Feier des Jubilaums der großen Revolution
aicht betheiligen zu können und diesen Entschluß
durch die Unmöglichkeit motivirt, eine Feier einer
Rebolution mitzumachen, welche einen Königsmord
s Hauptereigniß zu verzeichnen hat. Der offiziose
„Temps“ berichtigt diese Nachricht dahin, es sei noch
zar keine offizielle Einladung zur Betheiligung an
»er Ausstellung ergangen, dagegen hätten offiziöst
Unterhandlungen darüber stattgefunden, in welchen
sich die vom „Figaro“ behnuptete Abneigung keines
wegs bekundet habe..
Kopenhagen, 10. August. Für Provenienzen
zus französischen Häfen des Mittelmeers, sowie aus
allen spanischen Häfen ist Quarantäne angeordnet.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
St. Ingbert, 11. August. Durch Ver—
ügung der kgl. Regierung wurde Herrn Pfarrer
Ferckel dahier das Amt eines kgl. Distriktsschul⸗
nspektors für den Inspektionsbezirk —Blieskastel⸗
hornbach ⸗St. Ingbert übertragen.
*. St. Ingbert, 11. Aug. Das am Sonntag
achmittag im Baumann'schen Saale stattgefundene
zchüler⸗ und Schülerinnen⸗Konzert, welches von
derrn Lehrer Schlaudecker veranstaltet worden,
var recht zahlreich besucht: ein sichtlicher Beweis
on dem großen Interesse, welches dem Unternehmen
eitens des Publikums entgegengebracht wurde. Der
Berlauf war ein recht befriedigender. Die einzeinen
Ziecen des reichhaltigen Programms, von denen
inige schon recht schwierige Anforderungen an die
ugendlichen Spieler stellten, wurden recht gut — mit⸗
inter sogar äußerst präcise — durchgeführt. Be—⸗
onders überraschend waren die Leistungen der
leinen 6jährigen Klavierspieler, welche ihre netten
stummern bei einem gesunden und kernigen An
chlage recht wacer und unerschrocken durchführten.
— Solch' treffliche Leistungen können nur faus
inem echt systematischen Unterrichte, geleitet von
roßem Lehrgeschick von Seiten des betreffenden
herrn Lehrers hervorgehen, und dürfen wir ohne
lebertreibung Herrn Lehrer Schlaudecker zurufen:
„Das Werk lobt seinen Meister!“
P. St. Ingbert, 11. Aug. Allseitigem Verlangen
ntsprechend hat Herr Wirth Weirich dahier die
dapelle ,Reckzeh“ aus Saarlouis für diesen Sommer
um zweitenmale engagirt. Nächsten Samstag, am
reste Maria Himmelfahrt, wird die ‚so rühmlichst
ekannte und bei uns in gutem Andenken stehende
apelle „Reckzeh“ im Becker'schen Biergarten kon⸗
zerttieren. Hoffentlich wird Herr Weirich durch recht
jahlreichen Besuch erfreut und für die hohen Ga—
rantien, die er der Kapelle stellen mußte, einiger⸗
naßen entschädigt.
— Vom Lande, 10. August. Dem Ver—
iehmen nach ist von der Verwaltungs⸗-Kommission
eine Erhöhung der Bezüge für dienstuntaugliche
Lehrer in Vorschlag gebracht und von den Bevoll⸗
nächtigten begutachtet worden. Demnach erhalten
die mit dem 1. Januar 1886 in Pension tretenden
inen Höchstbezug von 600 Mk. (nebst 540 Mti
Ztaatszuschuß) und die vorher in Ruhestand ver⸗
etzten 570 Mk. (nebst 540 Mk. Staatszuschuß).
Is ergibt das eine Mehrung von 140 resp. 110
Mark.
— Der Ausschuß des Gewerbebereins
Zweibrücken bereitet der „Zw. 3.“ zufolge
ine Versammlung sämmtlicher Gewerbetreibenden
jor, wobei die Fragen zur Enquete über die Sonn⸗
agsarbeit einer eingehenden Verhandlung unterzogen
verden sollen.
— Pirmasens, 7. August. Infolge An—
egung des Ausschusses des liberalen Wahlvbereins
Zweibrücken, trat dieset Tage der engere Ausschuß
)es lib. Wahlvereins Pirmasens zusammen, um
jezüglich eines Vorschlags für die am 20. d. Mis
tattfindende Ersatzwahl zum Landtage zu berathen.
der hiefige engere Ausschuß als solcher glaubt an
yer seinerzeit den Wählern des Bezirks Zweibrücken
zemachten Zusage festhalten zu sollen, „imfalle einer
Vakanz im Wahlbezirke Zweibrücken⸗Pirmasens in
)er laufenden Wahlperiode für Herrn Gutsbesitzer
Freudenberg zu stimmen.“ Hievon soll den Wahl⸗
nännern des Wahlbezirks Pirmasens Mittheilung
—XL I
— Nach der „Pf. Zig.“ wird der diesjährige
derbstkommers der pfälzischen Mitglieder der kath.
deutschen Studentenverbindungen am 26. Auguf
nächsthin auf Station Kaltenbach abgehalten. Tags
zarauf soll bei günstigem Wetter ein Ausflug in
das 4xomauntische Dahner Thal stattfinden.
Kaiserslautern 10. August. Die
Aufnahmeprüfung an der k. Lehrerbildungsanstalt
zahier hat heute Morgen unter dem Vorsitz des
herrn kgl. Regierungsrathes Geib ihren Anfang
genommen. An deiselben betheiligten sich 46
Präparanden aus 5 Schulen: 21 aus Kaisers«
lautern, 4 aus Blieskastel, 3 aus Kirchheimbolanden
9 alus Kusel und 9 aus Edenkoben. Als Aufsatz
thema wurde gegeben: „Die verschiedenen Zwed
beim Reisen ·“·—
— Kaiserslautern, 10. August. Insol
ibermäßigen Branntweingenusses starb am e
ag Abend Peter Klein, früher Steinhauer, zuleh
Tagner dahier.
— (Pfälzisches Gewerbemuseum,
Durch die mechanische Baumwollspinnerei un
Weberei Kaiserslautern zu Lampertsmühle wurde
zelegentlich des diesjährigen Rechnungsabschlußse
dem unangreifbaren Stammbermögen des Pfalzische
Gewerbemuseums 500 Mark überwiesen.
.— Kirchheimbolanden, 10. August
Gestern Abend während des hiefigen Jahrmat,
ist die Scheuer der Ziegelei Busch in Bischhein
abgebrannt. Man vermuthet Brandstiftung durg
umherstreunendes Gesindel.
— Am Freitag Nacht kurz nach 12 Uhr er—
fönten in Mutterstadt Alarmsignale. In de
gemeinschaftlichen Scheuer der Herren Marko und
Thristmann war Feuer ausgebrochen, das mit solcher
Vehemenz um sich griff, daß auch die Wohnhaufe—
der beiden oben Genannten sowie ein Stall von
dem rasenden Elemente ergriffen und eingeäscherf
vurden. 4 Ziegen verbrannten mit. Brandsuift
ung darf dem „Ludw. Generalanzeiger“ zufolge all
sicher angenommen werden, da einem der Betroffenen
bereits vor acht Tagen ein Drohbrief des Inhaliz
zuging, daß binnen kurzer Zeit sein Besitzthum an⸗
zesteckt würde. Das Motiv zu diesem Rachealt ih
aus der letzten dortigen Gemeinderaths resp.
Bürgermeisterwahl herzuleiten. Die Betroffenen,
wei brave Männer, die ihren Unterhalt in Lud⸗
wigshafener Fabriken verdienen, haben leider nur
heilweise versichert und erleiden großen Schaden.
— Dem „L. A.“ schreibt man: Wie diele
Unglüdsfälle find schon vorgekommen durch die in
den untern Luftschichten der Keller, Brunnen
ec. sich ansammelnde Kohlensäure! Mit welcher
Schwierigkeit ist es verknüpft, solche Orte zu den⸗
tiliren, d. h. durch Ventilation die Luft dort wieder
ju reinigen! Und doch gibt es ein unfehlbares
eicht anwendbares Mittel; es ist dies ausgeglühte
Holzkohle. In einem Kessel oder anderen Gefaße
werden die Kohlen bis an die Oberfläche des
Wassers im Brunnen oder bis zum trockenen Keller
boden gelassen. Die ausgeglühten Holzkohlen be⸗
sitzen die Eigenschaft, binnen 24 Stunden das
Z5fache ihres Umfanges an Kohlensäure aufzusaugen.
Zur sicheren Probe kann man von Zeit zu Zeit
eine brennende Kerze hinablassen. So lange die⸗
selbe noch erlischt, ist der Raum noch mit der ge—⸗
fährlichen Luft geschwängert und man muß dann
stündlich frische glühende Kohlen hinablassen.
— In dem industriellen Lambrecht gehi
man mit dem Gedanken um, das elektrische Lich
einzuführen. Es wurden von der Firma J. J.
Marx auch bereits zwei Versuche angestellt und
zwar in der Spinnerei der genannten Ficma und
dem derselben gehörigen Oberender'schen Hotel. Die
Versuche, ausgeführt von Herrn Techniker Richard
Alker (ein Lambrechter Kind) Vertreter der Cann⸗
statter elektro technischen Fabrik, lieferten sehr zu⸗
friedenstellende Resultate.
— Aus der Pfalz, 9. August. Die süd
westdeutsche Konferenz für innere Mission findet
dieses Jahr in Speyer statt, und zwar höchst wahr⸗
scheinlich am 22. und 23. September. Als Ver
handlungsgegenstände kommen in Betracht: Di
Dentschrft des Zentralausschusses für innere Miß
ion: ,Die soziale Aufgabe der Kirche und ihrer
nnern Mission mit besonderer Berückfichtigung der
Sonntagsfrage“, ferner „Die Bewegung gegen die
Truntsuchtund schließlich noch . Die oͤffentlich
Sittlichkeit“. Das Referat über das letztgenannt
Thema wird Mililäroberpfarrer Finaado aus Karls—
ruhe erstatten.
— Speyer, 8. August. Gestern Nachmit—
tag murde beim Fundamentgraben an dem Feun
der Herren Welleusic und Schall, 1 Meter“
Zentimeter tief, von dem Maurer Reeb bei c
u. Ableiter eine Summe Geld von nahezu 5
Bulden gefunden. Dieselbe bestand aus 3*
Stücken, preuß. Thalern, Kronenthalern und 2
Slucken.Dieselben sind noch wie neu, und
borhandenen Anzeichen nach . im Jahre 1848 p—
ihren jetzigen Platz verbracht. Die Herren We “
sick und Schalt wollen, wie es heißt, die Sum
an die Maurer und an Arme vertheilen. 50
— Speyer, 10. August. Sanimtliche ben
Abiturienten des humanistischen Gymnasiums ha
glücklich bestanden.