Full text: St. Ingberter Anzeiger

Und pflege seinnn. 
Er bringt Dir's ein!“ (Pf. 3.) 
Neustadt, 30. Sept. Der Ausschuß 
pfaälz. ebang. Kirchen⸗Chors war gestern in 
ustadt beisammen, um über die nächste General⸗ 
sammlung zu berathen, welche zu Speyer am 
nachsten Monats. zusammenkommen wird. Diese 
tird nun das Propramm festfetzen fur das zweite 
sgemeine pfalzische Kirchenchor ˖ Gesangefest, das im 
nͤsten Jahr zu Speyer stattfindtte.— 
Speyer, 25. Sept. Aussteuer⸗Anstalt. 
hr einigen Jahren hat Se. Erz. Herr Staatsrath 
d Regierungspräsident d. Braun in seiner uner⸗ 
idlichen, schöpferigen Fürsorge für unsere Pfalz 
e Anstalt von hochwichtiger Bedeutung ins Leben 
rufen. Es hat sich nämlich unter seinem Pro⸗ 
Norate eine Genossenschaft „Pfälz. Aussteuer⸗ 
instalt“ gebildet, welche fich, nach der „Sp. Zig.“, 
Aufgabe gestellt hat, die von den Mitgliedern 
erhebenden Beiträge alljührlich in Gewinntheilen 
300 Mark als Aussteuer zu verloosen, die 
ogenen Gewinnste jedoch erst bei Verheirathung 
ur mit Ablauf des 40. Lebensjahres auszube⸗ 
ahen, bis dahin aber auf den Namen der Ge⸗ 
nnenden verzinslich anzulegen. An der Anstalt 
oͤnnen alle Unverheiratheten beiderlei Geschlechter, 
velche noch nicht 40 Jahre alt find, Theil nehmen 
der Beitrag für ein Jahr beträgt 3 Mk. Diese 
Anstalt ist aber noch zu wenig bekannt, als daß 
aine große Betheiligung bis jetzt hätte erwartet 
rerden köͤnnen. Es untierliegt auch keinem Zweifel, 
saß bei näherer Bekanntschaft des Publikums mit 
xm Wesen und Zweck der Anstalt, dieselbe sich 
uld einen dauernden Boden in der Pfalz erringen 
urd, wie dies auch der Fall gewesen ist, wo der⸗ 
eichen Anstalten früher bereits gegründet worden 
ad. Ein Beispiel der Verbreitung und Beliebt⸗ 
eit, welche fich dergleichen Anstalten zu erringen 
emoͤgen, bietet die Nürnberger Anstalt, welche auf 
anz aͤhnlichen Grundsätzen beruht, wie die pfälz⸗ 
che, schon seit etwa 80 Jahren dort wirksam if 
ind gegenwärtig ungefähr 14,000 Mitglieder zählt. 
da am 15. November lJ. J. die Eintrittsfrist für 
ieseß Jahr zu Ende geht, werden Lusttragende 
ierauf aufmerksam gemacht, ihren Beitritt recht⸗ 
eitig noch erklären zu wollen. 
* 
Vermischtes. 
Großblittersdorf, 29. Sept. Ein 
edeutender und frecher Diebstahl wurde in unserer 
hemeinde verübt; Am 27. d. M., Abends zwischen 
jn und 7 Uhr, zu einer Zeit, wo die Leute zum 
Rachtgebet“ in der Kirche waren, wurden dem 
ldeter P. Dahlem nicht weniger als 2400 Mark 
a Gold — 15 Zwanzigfrankenßücke, das übrige 
xutsches Gold — gesiohlen. Der Dieb muß 
tdenfalls bedeutende Fertigkeit im Einbrechen und 
ithrechen von Behältnifsen besitzen, sonst würde der 
diebstahl innerhaib der halbstuͤndigen Abwesenheit 
xs Dahlem nicht geglückt sein, denn eine“ ver⸗ 
dlossene Nebenthür, ein verschlossener Schrank und 
ine in dem letzteten ebenfalls abgesperrte Schub⸗ 
lde bildeten die Hindernisse. Der Verdacht fallt, 
die man der „Str. P.“ meldet, auf einen kleinen, 
untersetzten Mann, eiwa 30 Jahre alt, ohne Bart, 
helleidet mit schwarzer Joppe und schwarzem, brei⸗ 
emm Hut. Die Uniersuchung ist eingeleitet. 
Saargemünd, 26. September. Ein 
vorgestern in der Blies in der Nahe der Mündung 
nit der Angel gefangener Hecht hatte das ansehn⸗ 
ihe Gewicht von 18 Pfund; gewiß ein sellener 
jang in unseren heimischen Gewaͤssern. 
uf Metz, 29. Sept. Eelbsimord.) Breit 
upt, Hauptmann eines Fuß⸗Art.⸗Regts., hat sich 
eute Morgen in seiner Wohnung erschossen. B. 
var schon einige Jeit krant und duͤrfte den Selbfi 
ord in einem Anfall von Geistesstörung ausge⸗ 
ihrt haben. 
Koln, 29. Sept. Auf dem Centralbahn⸗ 
pfe mußle gestern eine Modehandlerin von Berlin 
& Steuerumgehung 900 M. bezahlen. Die 
ame kam mit Finkäufen von Paris 
e Foln 20. Sept. Die Eisendahntarif 
en tritt am 8. Oktober hier zu einer 
nar gung zusammen. Auf der Tagesordnung 
windin sich Antrage auf anderweitige Tarifirung 
Rohkupfer, frischen Häringen, Kakaoschalen, 
lons Saureharzen, Pflugscharen, Kochherdplatten, 
sdefuttertuchen und don Rubenfraut. Am 7. 
Ie findet ebenfalls hier eine Sitzung des Aus⸗ 
usses der Verkehrsinteressen statt. 
rRoetgen, 29 Sept. Im lezßzten Winter 
vurden auf der Forstakademie Eberswalde Versuche 
iber die Leistungsfähigkeit der transportabeln Wald⸗ 
isenbahnen angestellt, welche sich auf die Fortbe⸗ 
vegung von Baͤumen und Klafterholz unter den 
nerschiedensten Bodenberhaltnissen erstreckten. Wie 
nan dem Berl. Akt. mittheilt, soll nunmehr für 
die königliche Oberförsterei Mulartshütte (Station 
Kötgen der Bahn Rote Erde Montjoie) die Liefer⸗ 
ing von 1500 Metern transportabeln Schienenge⸗ 
eises nebst dem erforderlichen Fuhrpark im Verding⸗ 
ingswege vergeben werden. Die Versuche scheinen 
ziernach befriedigt zu haben. 
Baden⸗Baden, 27. Sept. Heute Morgen 
st der Cercle de Bade“ polizeilich geschlossen 
vorden. Der Antrag auf Schließung ist seitens 
der Staatsanwaltschaft auf Geheiß des Staatsmi⸗ 
nisteriums geschehen. Der vor einiger Zeit gegen 
den Cerclo in verschiedenen süddeutschen Blättern 
erschienene Artikel soll aus der Feder eines Herrn 
M. in Dresden, eines der bedeutendsten Finanziers 
don Elbflorenz, geflossen sein, dessen Sohn 100,000 
M. im Corele verloren hat. 
FSchneefall in Schwaben. Am 28 
September hat es in Kempten so stark geschneit, 
daß man den Anblick einer vollkommenen Winter⸗ 
andschaft hat. Die Gesträuche“ in den Gärten 
»eugen fich unter der Last des Schnees und die 
etzten Blumen sind zu Boden gedrückt. Auch die 
Zäume haben durch Schneedruck Schaden gelitten. 
Im Gebirge liegen kolofsale Massen von Schnee 
aind es herrscht eine große Kalamität, da die Alpen 
noch betrieben sind. Auch in Kaufbeuren hat das 
Wetter einen vollständig winterlichen Charakter an⸗ 
zenommen und die Dächer sins dicht mit Schuee 
»edect. 
F Die bayerischen Mitrailleusen, die 
zekanntlich nach dem französischen Kriege ein be⸗ 
chauliches Dasein im Augsburger Zeughaus führten 
ind vor einigen Jatzren verkauft wurden, haben 
hren Weg bis auf die Karolineninseln gefunden. 
Dr. O. Flinsch schreibt der „Gartenlaube“, daß 
einige dieser Geschütze durch unternehmende Kauf⸗ 
leute auf der Insel Yap eingeführt und an ein 
»aar dort herrschende und häufig unter einander 
m Kampfe liegenden kleinen Konige“ verkauft 
worden sind. 
7 Ueber die Bierausfuhr aus Beuktsch⸗ 
land enthalten die soeben erschienenen Tabellen 
des hamburgischen Handels interessante Auskunft. 
Danach ist die Bierausfuhr über Hamburg von 
351,000 Doppelzentnern (zu 100 6) brutto im 
Jahre 1882 auf 408,000 im Jahre 1884 ge⸗ 
tiegen. Der Hauptabsatz findet nach folgenden 
dändern statt: 
Broßbritammien 52,000 Doppelzentner. 
Brafilien 10.0002 
Argentinien — 32,000 3 77 
Thile .. 28,000 
Australien. 6.000 
Peru .. 22.000 
Fhina .. 20,000 
Benezuela 20,.000 
Tolumbia. 19,000 
—XVX 11,000 9— 
Auffallend gering ist die Ausfuhr nach den Ver⸗ 
inigten Staaten 6000 Doppelzentner, Spanien 
1000 Doppelzentner, der Türkei 243 Doppelzent⸗ 
ner, Aeghpten 280 Doppelzentner, während Mittel⸗ 
und Süd⸗Amerika, bis zu dem 1000 Doppelzentner 
mportierenden Patagonien herab, werthvolle Ab⸗ 
atzgebiete deutschen Bieres bilden. 
fxBerlin, 30. Sept. Im Werder'schen 
Bymnasium erschoß sich heute Vormittag der sechs⸗ 
zehnjährige Tertianer Sal o mon im Klassenzimmer 
vor seinem Lehrer und seinen Mitschülern, weil er 
nicht versetzt wurde. —F 
Die Bleirohren bei einer Wasser⸗ 
heitung haben sich, wie die „Bgwk.Ztg.“ be⸗ 
tichtet, nach den Untersuchungen des hygienischen 
Instituts in Pest als eminent gesun dsgefährlich er⸗ 
viesen. Waährend die dem menschlichen Organis⸗ 
nus unschaädliche Bleimenge im Maximum 0,7 
mg pro Liter beträgt, wurde im Liter Wasser nach 
reichlichem Auslaufen unter langsamen Stromen 
hereits 1,04 mg gefunden, während im Wasser, 
das 24 Stunden in der Rohre gestanden, bereits 
224 mg gefunden wurde, das sich bei längerem 
Stehen bis 4,7 mg seigerte. Unschädlich erschien 
as Wasser nur, wenn es nach reichlichem Aus— 
aufen in raschem Strome der Leitung entnommen 
yar. — 
Gnteressante Operation) Der 
dazaret⸗Inspektor Schumann in Treuenbrietzen 
vputde am 11. Januar 1871 in der Schlacht bei 
Lde Mans durch eine Kugel am Arme schwer ver 
vundet.⸗Die Wunde vernarbte zwar mit der Zeit, 
zeigte aber eine stete Feuchtigkeit und verursachte 
hisher große stechende Schmerzen. Vor acht Tagen 
zemerkte Hert Schuhmann an der Hauftfläche einen 
Begenstand. Er machte den Dr. Brüning darauf 
ufmerksam und dieser förderte ein bedeutendes 
Stück Blei zutage, das 14 Jahre im Korper des 
Berwundeten verkapselt war. Seit dieser Operation 
zefindet sich Hert Schumann wieder vollst indig wohl. 
New⸗PYork, 27. Sept. Durch ausgedehnte 
Feuer sind Tausende von Acres Weizemand in 
Dakota verwüsten und auf vielen großen Farmen 
ind sämmtliche Gebäude vernichtet worden. Diese 
Feuersbrünste haben zwei Wochen lang Hunderte 
yon Meilen längs der nördlichen Pacific⸗ Eifenbahn, 
bon Brainard westlich über Bismard hinaus, ge⸗ 
vüthet. Jetzt ist man indeß nahezu fämmtlicher 
Feuer Herr geworden. 
GAufbewahrung von Obsst.) Wenn 
nan Aepfel und Birnen in gefiebte, auf einer 
geißen Platte getrodnete Asche einlegt, so sollen 
ie fich ein ganzes Jahr lang halten. Ob aber der 
Beschmack der Früchte dadurch nicht beeinträchtigt 
vird ist eine andere Frage. In Amerika bewahrt 
man das Obst in Fässern auf, deren Zwischenräume 
nit gebranntem Gyps ausgefüllt sind. Das Ver. 
ahren wird sehr gerühmt, ob es aber nicht denselben 
Fehler hat, wie die Asche, vermögen wir nicht zu 
mischeidden. 
Eisen vor Rost zu schüttzen. Bisher 
war man allgemein der Meinung, daß das Eisen 
nur durch Anstrich, durch Verkupferung oder Ver— 
inkung vor Rost geschützt werden könne, jetzt wird 
von kompetenter Seite vorgeschlagen, das Eisen 
osten zu lassen, damit es vor Rofst geschützt werde. 
Das klingt paradorx, aber die Losung liegt in dem 
Berhalten des Eisens gegen den Sauerstoff. Die 
geringste Rostung. die erste Orydationsstufe ist 
venig beständig und geht leicht in die lehle über. 
Diese, mit Wasser chemisch verbunden, ist der ge⸗ 
vöhnliche braune Roft, der hochst gefährliche Eigen⸗ 
schaften besitzt. Kommt er mit nicht gerostetem 
Eisen zusammen (also wie an den Raͤndern oder 
am Grunde jedes Rostfleckens), so gibt er etwas 
Sauerstoff ab an das nicht gerostete Eisen, bildet 
die erste Oxydationsstufe, die dann, wie gesagt, 
schnell in die letzte übergeht. So wirkt der Rost 
wie ein Ansteckungsstoff, der immer mehr metalli⸗ 
sches Eisen vernichtet und in dem vernichteten, in 
dem Rost einen Bundesgenossen zu gleicher Arbeit 
indet. Aber es gibt zwischen der ersten und letzten 
Dxydationsstufe des Eisens noch eine mittlere, das 
Fisenoxyduloxyd. Dies ist wahrscheinlich wasserfrei, 
und wenn es sich einmal gebildet hat, so rostet es 
nicht weiter. verwandelt sich in die letzte Oxyda⸗ 
lionsstufe des Eisens, greift auch metallisches Eisen 
nicht an. Ein Stück Eisen, welches mit diesem 
Rost überzogen ist, ist am sicherften gegen das 
Berrosten geschützt. Deiselbe bildet sich aber nicht 
unter gewoͤhnlichen Verhältnissen, wohl aber, wenn 
nan Eisen in Wasser von 80 bis 1000 taucht, 
und dies ware demnach das einfachste Mittel. Eisen 
vor Rost zu schützen. 
e — 
Zweibrücken, 1. Oltober. Fruchtmittelpreis und Vir⸗ 
Ralienmartt.) Weiren 8 M. Pf. aorn . “u gf. 
derste zweireihige d M. — Pf. vierreihige O e. ÿf. 
Spelz O M. — Pf. Spelziern MR. — pf. Diniei 
F R. —XEf. Rischfruht 0 M. — pf. Hafer 6 M. 
21 8f. Erbsen 0 M. — pf. Wicen O R. Pf., 
— 
1M. 80 Pf., Kartoffeln ¶ M. 80 Pf. Weißbrod 117 Ailo 
80 Pf. Kornbrod 8 Kilo 58 Pf. Gemischtbrod 8 eil⸗ 
73 I5. paar Wed 80 Gr 6 pPf, Rindfleisch J. Qual. 
Oua pf Salosteisch d p rn 
leisch 60 Pf. Schweinefleisch 50 Pf., Wein 1Viter 80 Pf. 
Bier 1 Liter 20 Vf., Vutier /1 Lilogt M. 05 Bf. 
Fur die XE verantwortlich: F. X. Deme 3. * 
Woplthätigkeits-Lotterie. 
Wer ein gutes Werk thun und zugleich die 
Anwaltschaft auf einen resp. —XX namhafte 
Treffer erwerben will, der laufe fich für 1 Mark 
ein Loos der Lotierie fuͤr Wittwen und 
Waisen des bahyer. Veteranen⸗ Ktrieger· und 
tampfgenossen ⸗ Bundes. deren Ziehung unwider 
ruflich am 15, Oktober a. c. stattfindei. 
Haupttreffer zu 24,000, 10,000, 3000, 8000 
Mark ꝛc.