Full text: St. Ingberter Anzeiger

Zugänge zu allen Brüden über die Themje besetz 
und hat Befehl, das Ueberschreiten derselben durch 
den Moh zu verhindern. 
London, 11. Febr. Alle Blätter äußern 
fich einstimmig dahin, daß der gestrige Tag wohl 
der angstvollste gewesen, den London seit Jahren 
erlebte. Fast in der ganzen Stadt waren die 
Laäden Nachmittags geschlossen wie an den Sonn- 
tagen und theilweise sogar verbarriladirt. 
London, 11. Febr. Die verwichene Nach! 
verlief ohne die mindeste Ruhestörung. Obwohl 
die Regierung endgiltig beschlossen hatte, mehrere 
Sozialistenführer wegen Aufwiegelung zur Plün- 
derung anzuklagen, ist deren Verhaftung bis jetzt 
noch nicht erfolgt. 
Aus Philadelphia wird der „Tim s“ ge- 
meldet, daß in Seattle im Territorium Washington 
eine unter der Leitung der „Ritter der Arbeit“ 
organisirte Bewegung begonnen hat, deren Zweck 
die Vertreibung der Chinesen ist. Vorgestern wur- 
den alle Chinesen auf den nach San Francisco 
abgehenden Dampfer gebracht und für Jeden die 
Pafsage mit 10 Dollars bezahlt. Der Kapitan 
weigerte sich, diejenigen, für welche keine Passage 
bezahlt war, mitzunehmen. Die Polizei erwies sich 
als machtlos und der Gouverneur erließ eine Pro⸗ 
tlamation. nahm die Hülfe des Militärs in An— 
—XDD 
sation dauert noch fort. 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
GMO St. Ingbert. Auf Anordnung des Kal. 
Bezittsarztes von Zweibrücken wurde der Unterricht 
an den beiden wegen Masern geschlossenen Schulen 
wieder aufgenommen. 
GO St. Ingbert. Naͤchsten Mitiwoch, den 
17. ds. Mon., findet unter der Leitung des Herrn 
Hauptlehrers Hagenbucher im neuen Schulhouse die 
. besondere Konferenz statt. An derselben beteiliger 
sich die Schuldienstexspektanten des Fortbildungs- 
bezirkes Blieskastel⸗St. Jugbert. 
St. Ingbert, 12. Feb. (Am erikba- 
nische Erbschaft.) Auf die Nachricht, daß 
in St. Francisco ein James Licd, angeblich 
ein Deuischer, mit Hinterlassung eines Vermögens 
von über 8 Millionen Dollars ohne nähere Ver— 
wandten gestorben sei, wandten sich die Namens⸗ 
verwandte aus der Psalz, — darunter auch solche 
von hier und aus der Umgegend —. 
an das deutsche Reichskanzleramt. Durch dieses 
und das deutsche Konsulat iu St. Franciso wurde 
ermittelt, daß der verstorbene James Lick nicht durch 
Testament, sondern durch eine bei seinen Lebzeiten 
vollständig in Kraft getretene UÜbertragung seines 
großen Vermögens an Vertrauenspersonen (Tru- 
gtees) verfügt und in der betr. Urknnde bestimmt 
hat, in welcher Weise diese Trustees das Ver- 
mögen zu verwalten und wie sie es zu verwenden 
haben. Die eigene Frau und die Kinder wurden 
mit verhältnißmäßig geringen Beträgen abgefunden 
Alles übrige Vermögen wurde für milde Stiftungen 
eine große Sternwarte, öffentliche Bäder, Monu⸗ 
mente, Statuen, Spitäler ꝛc. verwendet und bestimmt 
Lick ist in Pennsylvannien, nicht in Deutschland, 
geboren und hat weiter bestimmt, daß seinem dort 
verstorbenen Großvater William Lick, der im ameri⸗ 
kanischen Unabhängigkeitskriege (1803) mitgefochten 
hat und im Alter von 104 Jahren gestorben ist, 
in Pennsylvannien wo auch seine Eltern gestorben, 
ein Monument errichtet werde. Darnach sind also 
leider die Erbschaftshoffnungen deutscher Namens- 
oder Stammverwandten aussichtslos. 
— VDer Verein pfälz. Brannt 
weinbrenner hält am Sonntag den 14. d., 
Nachm. 2 Uhr, zur Langmeil bei Franl eine Ver⸗ 
sammlung ab. In derselben hält Kreissekretät 
dauter einen Vortrag über Verbesserungen im 
Brennereibetrieb bei klrineren Brennereien. Außer⸗ 
dem stehen auf der Tagesordnung: Mittheilungen. 
Wunsche und Anträge. 
— Konkurs wurde eröͤffnet über das Ver- 
mögen des Holzhändlers Johann Fischer in 
Bebelshe im und dessen gewerbloser Ehefrau 
Anna Lang. 
— Kaiserslautern, 9. Febr. Der 
pfälzische Dampfkessel⸗Revissions Verein hält am 
19. die M. dahier seine ordentliche Generalversamm⸗ 
lung ab. Tagesordnung: 1) Bericht des Vor⸗ 
sitzenden über das verflossene Geschäftsjahr; 2) Rech⸗ 
naungsablage; 3) Bericht des Ober-Ingenieurs, 
1) Ergänzungswahl des Vorstandes und der Re⸗ 
pisions Commission. F 
— Laut“ Mittheilung der Generalagentur 
A. u. B. Schuler in München ist die Ziehung der 
Fdenkobener Kirchenbaulotterie verschoben 
worden. Dieselbe sindet unn unbedingt am Sams« 
jag, den 27. d. M. statt. 
— Dürkheim, 11. Febr. Das Hotel 
Vier Jahreszeiten? ging um den Preis von Mar'— 
35. 000 an Herrn J. Werner aus Mannheim über. 
Den Besitzer wechselt demnächst außerdem, wie uns 
Jemeldet wird, die hiesige „Schwanen ⸗Apotheke“ 
ind das Institut Groos.. G. A.) 
— Ludwigshafen, 10. Febr. Der natio 
ralliberale Verein für den Kanton Ludwigshafen 
zeranstaltet Sonntag den 14. Februar. Nachmit— 
tags 8 Uhr, im großen Saale des Gesellschafts 
hauses eine Parteiversammtung, in welcher Her 
stedaktteur Patzig aus Hannover „Ueber die Stell— 
ing der nationalliberalen Partei“ und Herr Direktor 
Maurer aus Landaun , Ueber den Rückgang des 
eutschen Elementes im Osten und die von dorther 
drohenden Gefahren“ sprechen werden. Wir richten 
an unsere politischen Freunde die Bitte, sich zu 
dieser Versammlung zahlreich einfinden zu wollen 
Bermischtes. 
Felsberg, 10. Febr. Ein kleiner Junge 
im Alter von 5 Jahren, kam gestern hier auf eine 
schreckliche Weise ums Leben. Derselbe schaute aus 
nächster Nähe dem Fallen eines Baumes zu, als 
plötzlich letzterer in die Richtung fiel, wo der Kleine 
stand. Dabei wurde derselbe vom Baume getroffen, 
und ihm der Kopf total zerschlagen, so daß der 
Tod sofort eintrat. Die Eltern des Kleinen waren 
zu der Zeit nach Fraulautern. Den Schmerz der⸗ 
selben, als ihnen bei ihrer Nachhausekunft diest 
traurige Mittheilung wurde, kann man sich leicht 
denken. (S. Ztig.) 
F Mühlheim a. Rh., 5. Februar. Eine 
ganze Stunde zwischen Leben und Tod hat ge« 
schwebt und ist schließlich doch ertrunken der Tra- 
ektarbeiter Meurer, Vater von 7 Kindern. Derselbe 
bdegab sich Nachts gegen 12 Uhr auf das Trajekl 
und siel zwischen diesem und der Landungsbrücke 
in den Rhein, klammerte sich aber am äußersten 
Bord mit den Händen fest. Auf sein Hülferufen 
iam der Matrose Kluth herbei, legte sich glatt 
nieder und faßte den im Wasser Hängenden am 
Rockkragen, konnte ihn aber nicht heraufziehen. 
Andere Hülfe war nicht da, die Kräfte versagten 
nach und nach und nach einer in qualvoller Todes 
angst verbrachten Stunde flürzte der Unglücklicht 
in die Tiefe. Der Matrose Kluth suchte zwar 
'ogleich in einem Nachen die Stelle ab, aber erss 
heute Morgen fand man die Leiche an der Fähr 
kette hängen. — 
Worms, 8. Febr. Von mehreren Handeri 
Vertrauensmännern der nationalliberalen Partei des 
diesseitigen Wahlkreises, welche gestern zu einer 
Versammlung hierher berufen waren, wurden zu der 
Polen⸗Angelegenheit und zur Frage des Brannt⸗ 
weinmonopols einstimmig folgende zwei Resolutioner 
angenommen: J. Die Versammlung erklärt: „I) 
EFine Ausbildung des indirekten Steuersystems im 
Reiche ist der einzige Weg zu wirksamer Steuer⸗ 
reform in den Einzelstaaten und zu steuerlicher Ent⸗ 
lastung der Gemeinden. 2) Der Brannwein isi 
in hervorragender Weise geeignet, als Steuerobjek! 
dem deutschen Reiche solche Mehreinnahmen zu ver⸗ 
schaffen. 3) Bei der Besteuerung des Branntwein⸗ 
muß aber in erster Linie darauf gerücksichtigt werden 
daß Groß und Kleinbrennereien als landwirth 
schaftliche Nebenbetriebe im ganzen Reiche erhalten 
bleiben. 4.) Ohne daß hiermit zu der Brannt⸗ 
veinmonopolvorlage, ehe dieselbe dem 
Reichsstag zugegangen ist, bestimmte Stellung ge⸗ 
rommen werden soll, muß es als wünschenwerth 
hdezeichnet werden, daß dieser Entwurf in dem 
Reichssstag einer gründlichen Prüfung ohne Vorein⸗ 
zenommenheit unterzogen werde. U. Die heut 
versammelten nationnalliberalen Wähler des Wahl« 
reises Worms erklären: „1) Das Verhalten der 
Mehrheitsparteien des Reichsstags am 16. Januar 
d. J. in der Polenfrage widerspricht den deutsch⸗ 
nationalen Interessen und beweist Mangel an kräf— 
tigem Staatsbewußtsein und patriotischem Sinne 
2) In der schmerzlichen Erkenntniß, daß die Mehr— 
heit des Reichsstags, nur geeint in der Verneinung 
und in dem gemeinsamen Groll gegen den Reichs. 
tanzler, der Befriedigung ihrer gehässigen Gesinn 
ung zu Liebe hohe nationale Interessen hintanses 
jewahrt es Trost, zu sehen, wie der führende deuish 
Partikularstant Preußen, sich seines deutschen J 
rufes bewußt, im Gegensatz zu dem Reichstag d 
deutsche Aufzabe in der Polenfrage zu lösen unte 
nimmi. 3) Unser Reichskanzler Fürst Bisman— 
aber hat sich auf's Neue den Dank des deutsche 
Volkes verdient, durch die Kraft und Energie, m 
der er im preußigen Landtag den Geist zu Bode 
rat, mit dem im Kampf seit 24 Jahren alle unse 
nationalen Errungenschaften erstritten werden mußten 
F Halle a. S., 8. Februar. Der ordentlich 
Bymnasiallehrer an der Lateinischen Haupischul 
der Franckeschen Stiftungen hier, Dr. Friedtie 
arl Adolf Hempel, ist durch rechtskräftiges Die 
ziplinarurtheil des Dienstes entlassen. — Große 
Aufsehen erregt hier die plötzliche Verhaftung de 
in weiten Kreisen bekannten Bergwerksdirekth 
Brandt, früher hier, dann in Breslau. Die Ver 
haftung fand in einem Hotel hier auf Antrag de 
Staatsanwaltschaft in Lüneburg statt. 
F Eine arme Frau in Chemnit die Wittw 
eines Invaliden, hatte sich, da sie mit ihren fi 
Kindern bittere Noth litt, mit einem Gesuch an de 
deutschen Kaiser gewendet, und dieser hat nach ein 
geholten Erkundigungen verfügt, daß die Arm 
manatlich neun Mark für fich und dreißig Mar 
für ihre Kinder aus der kaiserlichen Privatschatul 
erhalte. 
F Stuttgart, 9. Febr, Freiherr v. Varn 
bühler zeigt im „Sch. Merkur“ den Unglüchsfah 
an, der sich auf seinem Gute in Hemminger 
zwischen hier und Leonberg, zugetragen. Die mi 
Fisen und Backsteinen gewölbte Decke des 50 Küh⸗ 
haltenden Stalles sei plötzlich mit den darau 
lagernden Vorräthen eingestürzt, habe den Ober 
melker schwer verletzt, den Arbeiter Wagner un 
den ersten Aufseher Blum getödtet. Alle drei sin 
verheirathei. 
F Dillingen, 9. Febr. Prinz Alfred vo 
Thurn und Taris, Premierlieutenant im 2. (Che 
vaurleger⸗Regiment, ist heute an den Folgen einer 
Lungenentzündung, welche er sich bei der Beerdig 
ung seiner Mutter zugezogen, im 80. Lebensiabr 
gestorben. 
4 Ein komischer Zwischenfall trug siq 
neulich in einer kleinen bayerischen Stadt in da 
Gemeinderathssitzung zu. Man stritt heftig hin 
und her, ob der Gesellschaft „Fauna“ zu ihrer in 
März zu veranstaltenden Geflügelausstellung wie 
derum eine städtische Prämie von 100 Mark pu 
bewilligen sei. Nachdem von der einen Seite da 
rauf hingewiesen worden war, daß nach saolchem 
Präzendenzfall auch die Gesangvereine mit Unter 
ftützungsgeiuchen kommen könnten, brach einer de 
Väter der Stadt in die klassischen Worte aus 
„Ach was! Singen kann ein jeder, aber Eier leger 
nicht!“ Stürmische Heiterkeit folgte, und die Ie 
Mark wurden bewilligt. 
F Muünchen, 10. Febr. Der heutige Pohi 
zei bericht meldet: Die Mörder des Privatiers Bade 
bon Bogenhausen sind nunmehr ermittelt, verhafte 
der That überführt und auch theilweise geständig 
Osthofen, 9 Febr. Ein wegen Land 
sreicherei in Untersuchungshaft befindliches Indib 
duum aus Albersweiler i. d. Pfalz hat sich heu 
früh mitielst seines Gürtels in der Zelle des biesiger 
haftlokals erhängt. 
F (Mittelgegen Verbrennen.) De 
k. k. Bergrath Adolf Patera in Wien hat in de 
borsauren Talkerde und der schwefelsauren Amonieh 
talkerde zwei Mineralien entdeckt, welche die dam 
zetränklten Stoffe fast unverbrennlich machen. Doa 
seinste, mit einem dieser Mittel getränkte Ballklei 
pird auf diese Weise so gesichert, daß eine darunt 
gehaltene Kerze nur ein Loch hineinbrennt, abi 
nicht weiter zundet und Stoff wie Farbe erleiden 
durch das Imprägniren keinerlei Veränderung 
Bei der Unzahl von Unglücksfällen durch Ver 
zrennung dürfte es gerathen sein, alle leicht zünd 
lichen Bekleidungsstoffe solcherweise zu sichern un 
die Sicherung zu einer obligatorischen zu machen 
F der funfhundertjahrige Gedenklag der Schlad 
bei Sempach wird am 8. Juli d. Is. von der 
Schweizern gefeiert. Bei diesem Anlaß soll zun 
Andenken an Winkelried eine großartige Sammlun 
fur eine eidgendfsische Winkelriedfiftung zur Unterstüt 
ung schweigerischet Familien organisirt werden, welth 
mit den übrigen Sammlungen der Kantone 
diesem Zwed und mit dem Granusfonds des Bund⸗ 
derhunden werden soll.