Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Iugberter Awzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingber. 
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Deutiches Neich 
Berlin, 18. Februar. Die Bundesraths- 
udichuffe beginnen am Montag die zweite Lesung 
ve¶ Jranmweinmonopols. Der Entwurf ist der 
ʒrantf. Ztg.“ zufolge zu Gunften der kleinen 
Heenner und zum Vortheile der suüddeutschen Staaten 
so abgeandert, daß die süddeutschen Regierungen 
sczi dafür gewonnen find. Daraus erklärt sich 
Auftreten des Finanzministers in der bayerischen 
—X 
Die Nordd. Allg. Ztg.“ bringt folgende Notiz: 
In Abgeordnetenkreisen glaubt man. daß noch eiwa 
er den Schuß des Deutschthums in den oͤsilichen 
hrovinzen betreffende Gesehentwürfe zu erwarten 
jen, von denen zwei die Schule, einer die Sprache 
ind einer die Ankellung von Impfaärzten behandeln 
ürften. 
eun. 13. Febr. CDeutscher Reichstag.) 
nr Reichstag berieth in seiner heutigen Sitzung 
ien von dem Abg. Rintelen CCentr.) eingebrachten 
iirag wegen Bestrafung von infolge des Verhaltens 
den Wahlen vorgenommenen Entlafsungen von 
sebeitern Der von den Rednern der Oppositions 
leien befürwortete Antrag wurde don den Red⸗ 
ern der konservativen Pariei unter lebhafter Zu ⸗ 
ummung der rechten Seite des Hauses aus wirih⸗ 
chaftlichen, politischen und juristischen Gründen 
lampft, indem dieselben darthaten. daß durch den 
Antrag das gute Verhältniß zwischen Arbeitgebern 
iud Arbeitnehmern vergiftet werde, daß die be⸗ 
sehenden gesetzlichen Bestimmungen voslstandig aus⸗ 
reichten, um unstatthafte Wahlbeeinflussungen zu 
verhindern, resp zu ahnden. und daß der Antrag 
bom juriftischen Staudpunkte aus unannehmbar 
erscheine. — Das Haus derwies den Antrag schließ ⸗ 
— 14 Mit- 
gliedern. 
Elberfeld, 12. Febr. Die Elberf. Ztig.“ 
meldet, der unter Führung des Generalvertreters 
der Deutsch ˖ Ostafrikanischen Gesellschaft, Assessor 
ducas, abgegangene Dampfer habe in Gazi, sudlich 
don Momdat, welches als Schlüssel des Kilimand· 
jaro Gebietes anzusehen sei. die Flagge der Deutsch⸗ 
Oftafrikanischen Gesellschaft gehißt. Der Sultan 
don Zanzibar habe jedoch Truppen abgesandt und 
die Fiagge wieder entfernen lassen. 
Auslaud. 
Paris, 18. Febr. In dem heutigen Minister⸗ 
athe in Elysee theilte Freycinet mit, der dJürst 
von Bulgarien habe die Machte benachrichtigt, daß 
w enischiossen sei. angefichts der Rüstungen Ser⸗ 
tiens am 19. Febr. die dulgarische Armee mobil 
zu machen. Freycinet hofft jedoch, daß der Waffen⸗ 
fülltand, der am 28. Februar abläuft. noch einmal 
rerlangert werde. 
London, 13. Febr. Aus Leicester wird von 
getern Abend 11 Uhr gemeldet: Nachdem Ruhe⸗ 
förungen den ganzen Abend über fortgedauert 
haten, gelang es der Polizei, durch Mannschaften 
mus den Nachbarstädten ausreichend verstärlt, die 
Zuhestörer ohne militärische Hilfe zu zerstreuen und 
N Verhaftungen varzunehmen. Die Arbeitgeber 
machten den fireikenden Arbeitern einige Konzssionen 
und schlugen vor, die anderen streitigen Punkte 
inem Schiedsgerichte zu unterbreiten. 
Rah einem Teiegramm der , Wiener Allg. Zig.“ 
us Petersburg vom 11. d. M. berichtet das 
doutnal de St. Petersbourg“, daß dieser Tage 
ine neue nihilistische Verschwoͤrung entdeckt worden 
ei. Die Verschwörer bewohnten ein Haus an der 
Sadojawa. Es wurden von der Polizei viele lom- 
gromitirende Dokumente und revolutionäre Schrif⸗ 
sen entdeckt. Bisher seien 22 Personen verhaftet. 
und man hoffe. noch mehrerer Verschwoͤrer habhaft 
zu werden. Die entdectte Verschworung übte einen 
zesonders tiefen Eindruck auf die Mitglieder des 
aiserlichen Hofes aus, allein der Kaiser lehnte die 
Biite. nach Gatschina zurückzukehren, ab. Man 
laube, daß die Stellung des Polizei⸗ Prasidenten, 
Sweneral Orjowski, erschüttert sei, da die Verschwör⸗ 
ung erst spät entdedt wurde. 
Konftantinopel, 13. Febr. Die Pforte 
hat ein Rundschreiben an die Großmächte gerichtet, 
in welchem sie die Einwendungen Rußlands gegen 
das türkisch-bulgarische Uebereinkommen widerlegt 
und ausführt, daß die Bestimmungen desselben dem 
Berliner Verirage nicht zuwiderlaufen. Auch wird 
gleichzeitig das ernste Streben der Pforte betont, 
diesem Vertrage stets treu zu bleiben. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 15. Febr. Am Samstag 
Abend hatte die Gesellschaft ‚Harmonie“ in ihrem 
Bereinslokale zu Ehren ihres von hier scheidenden 
Mitgliedes, des Herrn kgl. Gerichtssekretärs 
Zrieger, eine Äbschiedsfeier veranstaltet, die 
jeitens der Mitglieder sehr gat besucht war. — 
Auf gestern Abend hatten die Turner im Saale 
des Café Oberhauser einen Ball anberaumt, 
der die Besucher dis lange nach Mitternacht in der 
röhlichsten Stimmung beisammen hielt. 
— Nach der „Zw. Zig.“ wird seit Donners- 
ag ein Meßgerbursche des Herrn Grimm von 
Zweibrücen vermißt. Derselbe war am Mitt⸗ 
voch von seinem Meister mit Geld zum Antauf 
ine Stieres veisehen worden, ist aber bis zur 
Stunde noch nicht zurückgekehrt. 
— Kaiserslautfern, 13. Februar. Die 
Passiva im Konkurs Seiß (,„zur Post“) sollen 
a. 70,000 Mtk. betragen. Es durfte zu keiner 
Beraußerung des Anwefens, sondern zu einem 
Arrangement mit den Gläubigern kommen. Die 
Wirthschaft wird von FIrl. Seiß weitergeführt. 
— Bei einer Mobilienversteigerung in Kling en⸗ 
nünster kam es am Donnerstag unter den 
Sieigernden zu einem Streit, der mit Thätlichkeiten 
ndeie. Der Handelsmann Daniel Marx von 
Ingenheim wurde dabei blutrünstig geschlagen und 
nußte bewußtlos aus dem Versteiqerunaslokale ge. 
ragen werden. 
— Ludwigshafen «a. Rh., 9. Febr. (F. 
Tgbi.) In der Nacht vom Sonntag auf Montag 
purde ein Mannheimer Ziehharmonikaspieler, der 
n Oggersheim musicirt hatte, auf dem Heimwege 
n der Nähe des Rohrlacherhofes überfallen und 
einer auf 60 Mark gewertheten Ziehharmonika 
heraubt. Von den Thalern hat man bis jetzt noch 
eine Spur, waͤhrend der Beraubte an seinen Ver⸗ 
leßzungen darniederliegt. 
Bermischtet. 
Geichssgerichrs -Enticheidung,)) 
die Beimischung von Salicylsäure zu Bier ist nach 
inem Urtheeil des Reichsgerichts. J. Strafsenais, 
»om 30. November 1885 nur dann als Bierfälsch⸗ 
ing ausl8 10 des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 
1879 zu bestrafen, wenn thatsächlich festgestellt ist, 
»aß an der vorgeschriebenen stofflichen Zusammen⸗ 
ehung des Biers durch die Bemischung des Sali— 
wis eine Veränderung eingetreten ist. durch welche 
s Bier einen seinem wabren Wesen nicht ent⸗ 
sprechenden Schein erhält, sei es, daß es dadurch 
oerschlechtert oder daß ihm der Schein einer besseren 
als seiner wirklichen Beschaffenheit verliehen wurde. 
F Aachen, 12. Febr. Heute Abend 9 Uhr 
vurde Tillmann Hans vom Schwurgericht 
wegen Todischlags zu lebenslänglichem Zuchthaus 
verurtheilt. 
F Niederbronn. Die Niederbronner 
Schwestern sind in letzter Woche aus Bulgarien 
urückgekehrt. Sie haben vieles mitgemacht, sagt 
der „Elsässer“ sowohl auf der Reise, als in dem 
Lazareth. Die Reise war höchst unbequem und 
mühevoll; die Wege sind in dieser Gegend so 
schlecht, daß es stundenweit fast unmöglich war. 
mit leerem Wagen durchzukommen. Von Gasi— 
häusern ist keine Rede, man übernachtet in Hütten 
wo der Boden als Nachtlager dient und wo ein 
jeder sein eigener Koch ist. In Sofia angelangt. 
fanden die Schwestern ein großes, mit beinahe 150 
Verwundeten angefülltes Lazareth. Wunden zu 
berbinden und gewöhnliche Operationen zu unter⸗ 
nehmen, war fast das unbedeutendste. Die große 
Plage war das Ungeziefer. Es scheint, daß man 
in Rumanien von korperlicher Reinlichleit wenig 
veiß, man läßt leben was wächst, sei es auf der 
Haut oder in den Haaren. Nie, sagen die Schweftern 
jah man einen Verwundeten glücklicher, als wenn 
er gesaubert war. Auch boten die Schwestern alles 
auf, um in wenigen Tagen Kranke und Lazareth 
in der schönsten Reinlichkeit herzuftellen. Es soll 
uns also nicht wundern, wenn Fürst Alexander 
den Schwesfern von Niederbronn volles Lod spen— 
dete für ihre vortrefflichen Leistungen, fie über alle 
anderen Schwestern schäßte und sie vor ihrer Ab- 
eise an seine Tafel einlud. Sie sind ja als 
Zrankenpflegerinnen allgemein betannt. Da das 
Schwierigfle gethan, konnten sie in ihr liebes 
Vaterland zurückkehren. 
F Mannheim, 10. Febt. Herr Hofkapell⸗ 
meister Paur, dessen Konfrakt am 1. August l. 
Is. ablauft, hat vom Direktor Pollini in Hamdurg 
einen glaͤnzenden Engaçements⸗ Antrag erhalten und 
deabsichtigt demselben auch Folge zu leisten. 
FMainz, 12. Febr. Von den drei bei der 
gestrigen Faßerplosion un der Kheinischen Brauetei 
in Weisenau verletzten Bierbrauern ist der eine 
gestern bereits seinen Verletzungen erlegen. 
FErlangen, 11. Febr. Gesiern Abend 
pielte sich in einer Korpskneipe eine aufregende 
Szene ab: ein kürzlich auf der Mensur erhedlich 
erletzter Student wurde plotzlich tobsüchtig, zer⸗ 
rümerte den Ofen ec. und konnte nur mit großen 
Anstrengungen beruhigt werden. 
Die Munchener „Neuest. Nachr.“ schreiben: 
„Adele Spitzeder scheint wieder Geldgeschafte 
»ahier zu machen. Vor drei Tagen war dieselbe 
namlich zum Offenbarungseid vorgeladen.“ 
. Ham durg, 8. Febr. Ein seltenes Schau- 
piel vollzog fich heute in dem Thierpark des be⸗ 
annten Thierhändlers Hagenbeck. Seit längerer 
Zeit hatte der eine der von den Singhalesen mit⸗ 
gebrachten Riesen⸗Elefanten Spuren don Tobsucht 
gezeigt und man mußte fich entschließen, das onj 
12,000 Mark geso atzte schöne Thier zu tödien. 
Ein Engländer hatte früher einmal das Änerbieen 
zemacht, wenn sich die Gelegenheit dielen sollte, 
einen kranken Elefanten zu erschießen, 1000 Matt 
zu gebhen. Der Sportsmann wurde telegraphisch 
herbeigerufen, stand aber doch angesichts der Wie 
Jeit des Thieres von einem Schießdersuch ab. Man 
entschloß sich deßhalb, den Elephanten zu errroffeit