Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ingberter Atzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert· 
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der ESt. S agbc te nzeigerꝰ erscheint wbchentlich fuufmal: Um Montag, Dien, Donneretag, Samstag und Eounutag; 2mal wochentlich mit Unterhaltunga⸗ 
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M 34. 
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Donnerstag, 18. Februar 1886. 
A. Jahrg 
De utsches Reich. 
Muͤnchen, 16. Februar. Die Abgeordneten⸗ 
ammer bewilligte die Neubauten eines vierten 
hymnasiums in München, sowie zweier Gymnasien 
Nurnberg und Wuürzburg, eines eleltrotechnischen 
daboratoriums in München, sowie 100,000 Mark 
sur den Bau von Lehrsaͤlen an der Lehrerbildungs⸗ 
sstalr in Kaiserslautern. Minister Dr. v. Lutz 
ehnte die Zulassung der Realgymnasiafsten zum 
Siudium der Medicin ab und sagte den Beginn 
3 Baues eines zweiten Gymnasims in Bamberg 
u, sobald das zweite Nurnberger Gymnafium fer⸗ 
aͤggestellt ist. — Morgen Fortsetzung des Cultus⸗ 
ciats. — 
Muünchen, 17. Februar. In der Abgeord- 
etentammer wurde heute der Kultusetat erledigt. 
zur Sustentation der katholischen Geistlichen der 
hiaiz wurden 278.000 Mark bewilligt, darunter 
Jeue Kaplaneien in Ludwigshafen und Maßweiler. 
Zerlin, 17. Febr. Der Bischof Dr. Kopp 
us Fulda ist zur Theilnahme an den Sitzungen 
es Herrenhauses, das jetzt die wichtige lirchenpoli⸗ 
ische Vorlage zu hehandeln hat, heute fruh hier 
angekommen. 
zesitzt umfangreiche, werthvolle Sammlungen von 
Inselten und Pflanzen. Er ist ein Sohn des 
ahier wohnhnften Hrn. Steuer⸗ und Renteiboten 
Friedr. Hagen und weilt seit 1879 in fernen 
üanden. Hoffen wir, daß der kühne Forscher 
wohlbehalten in seiner Vaterstadt eintreffen werde. 
— In Kaiserslautern findet am 16. 
März eine große Lohrindenversteigerung statt, auf 
welcher 83, 150 Ctr. verschiedene Rinden zum Aus⸗ 
gebot kommen. 
— Otiersheim, 15. Febr. Der Ge—⸗ 
chäftsmann Philipp Marx aus Kirchbeimbolanden 
oill ploͤtzlich verschwunden sein und soll keine geringe 
„umme Geld, das er in den Handen hatte, mit- 
enommen haben. Nur seine Frau und vier kleint 
Linder ließ er in Kirchheimbolanden zurück. 
— In Aßweiler starb am Montag der 
alteste Einnehmer der Pfalz. Herr Christan Witte. 
37 Jahre ali. — Am Dienfiag früh verschied in 
Ddürtheim der kgl. Subrektor Herr Sucro in 
Folge eines Schlagflusses. 
— Speyer. Unterm Vorsiß Sr. Erz. des 
Irn. Reg.Praͤs. v. Braun hat die aus den HH. 
hürgermeistern Adt - Ensheim, Braun ˖ Wolstein. 
donig · Pirmasens. Weber Homburg und Weick- 
Ztudernheim bestehende Dienstbotenstifttommission 
im 15. ds. über die zuzuerkennenden Belohnungen 
Zestimmung getroffen. Hiebei wurden zugesprochen: 
3 Prabenden mit je 50 Mk., worunter 8 an be⸗ 
eits im vorigen Jahre bedachte. 7 erhöhte Geld- 
elohnungen zu 30 Mark, 9 erhöhte Geldbelohn⸗ 
ingen zu 25 Mk., 16 Geldbelohnungen zu je 10 
Mark nebst dem zweiten Ehrenbriefe, 16 Geldbe— 
ohnungen zu je 10 Mt. nebst dem ersten Ehren 
zriefe, 94 Geldbelohnungen zu je 10 Mark, 29 
weite und 133 erste Ehrenbriefe. So lohnt die 
Anstalt jetzt schon treue Dienste allerwärts ir Stadt 
ind Land. Das Vermögen der Stiftungen beträgt 
77,544 Mark und hat sich in 18853 um 8000 
Mark gemehrt. Exz. v. Braun lud die Mitglieder 
der Kommission nach der Arbeit zur Tafel. 
nams soll so gravirende Resultate ergeben haben, 
daßbereits ein Mann verhaftet wurde. 
FEine lustige Gesellschaft in Lei pzig hatte 
einerzeit König Bell in Kamerun einen feuerrothen 
Tuchmantel und einen Helm à la Lohengrin, mit 
einer Kanone als Helmpuß, verehrt. Köonig Bell 
hat darauf in einem Schreibebrief antworten lafsen, 
in dem es heißt: „... Ich bedaure recht sehr, 
Ihnen sagen zu müssen, daß dieses Geschenk meine 
Billigung nicht gefunden hat, da es als Tracht 
eines zivilisirten Mannes durchaus nicht passend 
erscheint. Indessen danke ich Ihnen für die Lie— 
»enswürdigkeit, mit welcher Sie sich meiner erinnert 
haben. Ich bin aber ein König, und wenn Sie 
nir wieder ein Geschenk machen wollen, so sorgen 
Sie dafür, daß es auch ein königliches sei.“ Dann 
folgt ein Glückwunsch zum neuen Jahre. 
F Nordhausen, 14. Febr. Der Brand⸗ 
tifter Eduard Hornickel aus Uftrungen, welcher 
zestern vom hiesigen Schwurgericht zu 14 Jahren 
Zuchthaus verurtheilt worden ist, weil er am Abend 
des 14. Mai 1885 zu Uftrungen aus Rachsucht 
Feuer angelegt hat, wodurch 102 Gebäude nieder- 
brannten, hat sich heute früh in seiner Gefängniß⸗ 
zelle erhängt. Er hatte sich ganz entkleidet und 
sich am Fenster mittelst des Handtuchs so aufge⸗ 
hängt, daß sein Leichnam heute von der Straße 
aus gesehen werden konnte. 
F In Westphalen wurden schlechter Ver- 
hältnisse halber der Circus Louis Lorch und im 
Rheinland (Remscheid) der Circus Lorenz Wulff jr. 
aufgelöst. Das Personal des leßteren spielte bis 
Schluß voriger Woche auf Theilung weiter. 
FAus Westpreußen läßt sich die „Ger⸗ 
nania“ schreiben: Bei uns wüthet der Hunger⸗ 
yphus in erschreckender Weise. Im Berenter Kreise 
sind manche Dörfer bisher auf drei Viertel der 
Finwohnerzahl zusammengeschmolzen. Von einer 
kirchlichen Beerdigung der Verstorbenen ist keine 
Rede; die Leichen werden auch auf der Feldmarl 
der betr. Dörfer begraben. Ju den infizirten Or— 
ten sind die Schulen geschlossen — einzelne schon 
in Mitte des Monats Dezember vorigen Jahres. 
F Liverpool, 16. Febr. Eine ganze Seite 
eines gegenwärtig in Bau befindlichen Gebäudes 
ür eine Ausstellung von Gegenständen für die 
Schifffahrt ist heute Nachmittag eingestürzt; 18 
Arbeiter wurden mehr oder weniger schwer verletzt. 
Man befürchtet, daß mehrere Personen getödiet 
worden sind. 
FSchnee in Marokko. Am 8. Februar 
waren die höheren Berge in der Umgebung von 
Tanger mil Schnee bedeckt, welcher bis zum Abend 
liegen blieb. Seit 25 Jahren war es das erste 
Mal, daß in dem nördlichen Marokko Schnee ge⸗ 
fallen. In der Stadt Tanger selbst, wo nur ein- 
zelne Schneeflocken niederfielen, war die Temperatur 
wuf 148 Grad Reaumur aehßunken. 
EUAnsland. 
LZondon, 17. Februar. „Daily Rews“ zu⸗ 
wolge wütrden nach Ankunft der zur Verstärkung 
er Britenfloite in der Sudabai bestimmten zwei 
driegsschiffe alsbald die Operationen beginnen, um 
cie gricchische Flotte kampfunfähig zu machen. In 
nem Artikel über die Griechenfrage sagt dasselbe 
glau, das britische Kabinet habe sich nach reif 
cher Erwägung dahin entschieden, daß ein Krieg 
wischen Griechenland und der Türkei gegenwaärtig 
ucht zuzulassen sei. 
eithen, 16. Februar. Es heißt, England 
der der hiesigen Regierung nochmals für die 
demobilisirung der griechischen Armee eingetreten. 
die anderen Mächte unterstützten diesen Schritt. 
die deutschen Friedensnortchläde riefen Bestürzunc 
gerbor. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
A St. Ingbert, 17. Febr. In der heu⸗ 
igen Schoffensitzung des kal. Amisgerichts St. 
Inabert wurde eine hiesi ze Frau wegen' Berufsbe- 
leidigung eines Lehrers zu einer Geldstrafe von 10 
Mark (eventuell 2 Tagen Haft), sowie in die Kosten 
des Verfahrens verurtheilt. Hierbei wurde als 
hafmildernd das hohe Alter der betreffenden Frau 
und ihre bisherige Straflosigkeit in Berücksichtigung 
gezogen. Möge dieser Fall anderen, die ihre Zunge 
nicht zu hüten verftehen, zur Warnung dienen. 
*St. Ingbert, 18. Febr. Heute wurde 
ans ein munterer Maikafer gebracht. Gewiß 
ein seltener Gast zur jetzigen Jahreszeit. 
— Die Pfänz. Bahnen haben im Januar 
1886 um 128, 159 Mt. 35 Pfa. weniger verein- 
nahmt, als im gleichen Monot 1885. 
— Homburg, 18. Februar. (Pf. Pr.) 
hert Dr. Bernhard Hagen, Arzt und Natur- 
otscher iv Diensten der holländischen Regierung 
nif Sumatra, hat diese Jusel zum Zwecke eines 
anger andauernden Besuches seiner Heimath im 
vorigen Monate verlassen und wird wohl Ende 
ieses oder Anfangs nächsten Monats in Deutsch⸗ 
and eintreffen. Herr Hagen wurde wegen seiner 
xborragenden Leistungen auf dem Gebiete ver 
lediginalkunde und Naturwissenschaft von der hol⸗ 
andischen Regierung bereits zweimal dekorirt und 
BGermischtes. 
Mannheim, 16. Febr. Die Einbrecher 
Ries und Friß, die in Zürich verhaftet wurden 
ind vorgestern hier eingebracht worden. 
Mainz, 15. Febr. Die von dem zum 
Tode verurtheilten Doppelmörder Herbst eingelegte 
stebision wurde von dem Reichsgericht heute ver— 
vorfen. 
4 Als „Erinnerungsblatt“ schrieb der berühmte 
hzumorift Georg Christoph Lichtenberg einem alten 
Harmstädter Schulfreunde unter dem Datum: 11. 
zuli 1789 folgendes „Unfehlbares Mittel gegen 
hicht“ in dessen Stammbuch: „Verschaffe Dir das 
Zadktuch eines fünfzigjährigen Mädchens, das nie 
zen Wuͤnsch gehabt hat zu heirathen; wasche das— 
elhe dreimal im Wassergraben eines ehrlichen 
Müllers; trockne es auf der Gartenhecke eines 
inderlosen protestantischen Predigers; zeichne es 
nit der Tinte eines Advokaten, der nie betrogen 
Jat; gib es dann einem Arzte, der nie einen Pa⸗ 
aenten getödtet und laß Dir von ihm damit die 
Hichtstelle sorgfältig verbinden.“ 
Griesbach, 11. Febr. Vergangene Woche 
vurde in den Reutern eine schon über ein Jahr 
degrabene Austräglerin von Adlmörsing auf gericht 
iche Anordnung wieder ausgegraben und secirt. 
Zchon längst ging nämich unter der Bevölkerung 
as Gerede, daß diese Frau gewaltsam aus dem 
dehen geschafft worden sei. Die Seltion des Leich⸗ 
KF F. Deme ß. 
Nur noch wenige Tage 
sind Edenkobener kath. Kirchenbau⸗Loose à 2 W zu haben, 
da solche bei der General⸗Agentur A. u B. Schuler in 
Müunchen nahezu ausverlauft sind und der Ziehungstag 
naͤchsten Samstag den 27. Febr. von der kath. Kirchen 
oerwaltung garantirt ist. Es werden ausgelooft: 10 Haupt⸗ 
zewinne zu 30,000 M., 15,000 M., 6,000 M. ꝛc. 1440 
hohe Mittelgewinne zu 500 M. 300 M.. 250 M., 200 
M. ꝛc und endlich 3300 kleinere Gewinne. 
Sämmtliche Gewinne (mit Ausnahme derjenigen von 
40 M. abwärts) werden Zug um Ing einzeln aus 2 Rädern, 
einem Loosnummerrad und einem Gewinnrad gezogen. Loose 
à 2 Mark soweit Vorrath beilden belannten Verkaufsstellen.