Full text: St. Ingberter Anzeiger

7 F ⸗ * 8 s 
9* J * 1 
se F 71* — 452* * 7 
8 —— —38 —WRBV 38 
d —5 4 1* 8* —3 
— *8 *1 x * 35 
—S— —*9 — * 35 
⁊ —4 A 9— —22 
* 18 —38328 ð * — 2 
*7 0 5* J 
— — 
—* 
Amtliches Organ des koͤnigl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
be SEt. gugberter Aunzeiger“ erscheint wbchentlich fuufwal: uUm Montag, Dienstag, Donnere tag, amstag und Sonutag; 2mal —Ea mit nnierdanure 
—R Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich ] MA 60 A einichließ: ich Tragerlohn; durch die Von bezogen 1.4 75 2, einschliekin 
oAa Zustellungkgebuhe. Die Einrucknugsgebhr far die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und olec 
auf welche die Erpeduion Auskunft ertheilt, 18 H. Neclamen 30 . Bei 4maliger Eincuckung wird nur dreimalige berechnet. 
21. Jahrg. 
— m 
38. 
Dienstag, 23. Februar 1886. 
Bestellungen 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
J für den Monat 
März 
nehmen fortwährend an: die Postanstalten, die 
hostboten, die Umträger und . 
Die Expedition. 
nach Zolas Germinal“, die Arbeiter aufforderte, ! 
die Bedrüdung durch ihre Brodherren mit Aufruhr 
zu beantworten. Sie erklarte, daß das englische 
Volk mit dem guten Beispiel voraufgegangen 
sei und daß dasselbe es nicht bei dem Ge- 
schehenen bewenden lassen werde. „Ja, rief 
das rothe Mädchen, der britische Kommunismus 
wird auf Leichen ihronen. Ja! Mit den zerstüdelten 
Leichen dieser Reichen und nichtsnußigen Mast⸗ 
hürger der Ciiy wird er die Seine anfüllen!“ 
Diese herrliche Redensart war ihr kaum dem Zaum 
der Zähne eniflohen, als ein Arbeiter von Vin⸗ 
cennes aufftand und twrocken demerkte: „Dann 
werden ja die Englsänder kein Wasser mehr trinken 
können“ Das Gelächter und Gejohle, welches 
nun ausbrach, spottet jeder Beschreibung. Es zeigte 
fich aber nun auch, nachdem so das Eis gebrochen 
war, daß die Versammlung durchaus nicht als mit 
dem rothen Mädchen einderstanden angesehen werden 
wollte. Zwischenrufe und Unterbrechungen folgten 
einander und wurden so heftig, daß Louise gar 
nicht mehr gehört wurde. Endlich konnte sie müh 
jam die Worte in den Saal schreien: „O, Vin 
zennes, Stadt der Feiglinge! Sechshundert gegen 
ein Weib!“ Der Larm ging nun natürlich erst 
recht los und man rief der guten Louise zu, sie 
solie hübsch zu Hause bleiben, Strümpfe striden, 
Roöcke flicken und was dergleichen volksfeindlich 
Redensssarten mehr sind. Zum Schlusse wurde das 
Spottlied: „La möôre Michel à perdu son chatl 
angestimmt. So dald durfte fich aber die roͤthlicht 
Maid in der „villse de lAches“ wohl nicht wieder 
jeigen. Dagegen scheint sie die in der Bannmeil— 
mpfangene Scharte im „Herzen der Welt“ selbß 
wieder ausmetzen zu wollen und hat auf über⸗ 
morgen eine Versammlung im Saale Poͤtrelle an- 
gesagt. EGEtr. P. 
Paris, 21. Februar. Rücsichtlich der Pariser 
Weltausstellung im Jahre 1889, welche eine uni 
»erselle und internationale sein wird, sind vorläufig 
teine weiteren diplomatischen Schritte bei den Mäch⸗ 
sen in Aussicht genommen. Erst wenn die Vor— 
dereitungen zu derselben der Vollendung nahe sind 
verden dffizielle Einladungen erlassen werden. Für 
janz sichet hält man die internationale Betheilig- 
ung an der Kunste und der elektrischen Ausstellung 
Die Theilnahme der Vereinigten Staaten Nord— 
merikas. Brasiliens und Mexilkos ist autßzer Zweifel 
Der Handelsminister autzerte in einem Privatge⸗ 
präch, daß auch die Schweiz, England, Italien 
und Spanien nicht umhin können würden, sich zu 
vetheiligen; ebenso sei er Ungarns und der böhm⸗ 
ischen Industrie sicher. Wenn Deutschland sich 
weigere, so würde er das bedauern; et sei aber 
aberzeugt, daß es die unbestreitbaren Fortjchritte 
einet Indnstrie werde zeigen wollen. Uebrigens 
jabe es sich 1878 auch nicht betheiligt, und die 
Ausstellung habe doch ftattgefunden. Namentlich 
rechne er ferner auf China und Japan. Lodroy 
wird seinen ganzen Einfluß einsetzen, daß die Aus 
zellung auf dem Marsfeld flattfindet. Das Or⸗ 
ganisalionsprojekt wird innerhalb der nächsten 
Wochen vollendet werden. 
Die Königin von England hat an die 
derren Thomes Goode und Co., die in South 
jludley Street einen Laden haben, ein Schreiben 
—XXL 
jenigen, die durch die jüngsten Ruhestörungen ge 
jitten haben, Ausdruck gibt. Bei dem Polizeigericht 
in Marlborough Street wurden am Samstag etwa 
200 Entschaädigungsforderungen im Gesammtbetrag 
von 11,000 Pfund Sterling angemeldet. Unter 
den Anmeldungen befinden sich Lord Roithschild, 
der Herzog von Wellington, der Herzog von Cam- 
hridge, und andere Aristokraten. Die niedrigste 
Forderung beziffert sich auf 10 Pfund, die höchste 
auf 2370 Pfund. Welche Behoörde eigentlich für 
den angerichteten Schaden aufkommen muß, ist noch 
mmer nicht entschieden. Es ist auch noch keines⸗ 
wegs sicher, ob die vorgekommenen Ausschreitungen 
als Folgen eines Aufstandes angesehen werden 
dürften. 
Eondon, 22. Febr. Bei der Rückkehr vom 
zestrigen Sozialistenmeeting im Hydepark begann 
die Menge Fenster einzuwerfen und versuchte in 
Parlamentestreet, wo die Ministerien gelegen sind 
inzudringen. was jedoch die Polizei verhinderte. 
dinter der Westminsterbrücke sind viele Fenster zer⸗ 
rümmert und andere Aasschreitungen verübt wor⸗ 
den, bis Polizei endlich die Straßen säuberte. Es 
daben viele Verhaftungen stattgefunden. 
London 22. Febr. Bei der Rückehr vom 
zestrigen Soziolistenmeeting im Hydepart 
»egann die Menge die Fenster einzuwerfen und 
herĩuchte in die Parlamentsstreet einzudringen, wo⸗ 
selbst die Ministerien gelegen sind, was jedoch die 
Polizei verhinderte. Hinter der Westminsterbrücke 
vurden viele Fenster zertrümmert und andere Aus⸗ 
chreitungen verübt, bis die Polizei endlich die 
Stratze säuberte und viele der Excedenten verhaftete. 
Eondon, 22. Febr. Von einer Nachgiebigkeil 
Briechenlands ist im hiefigen Auswärtigen Amte 
bisher noch nichts bekannt. Die griechische Flotte 
Jat Salamis verlassen und sich angeblich nach 
Euboea begeben. 
Belgrad, 22. Febt. Das Ministerium er⸗ 
lärte seine Bereitwilligkeit, zut Abrüstung zu 
chreiten, sobald die Friedensverhandlungen soweis 
'ortgeschritten seien, daß der Abschluß des Friedens 
dertrages als vöͤllig gesichert erscheine. 
Die an der ganzen Westküste Amerika's mit 
ꝛinziger Ausnahme von San Francisco lebhaft be⸗ 
riebene Bewegung gegen die Chinesen, welch« 
an einzelnen Orten schon wiederholt in Thätlich⸗ 
keiten ausgeartet ist, hat den chinesischen Bevo⸗ 
nächtigten veranlaßt, die bezüglichen Berichte nebs 
ꝛiner Beschwerde und Forderung von Entschädig⸗ 
ungen, ähnlich wie sie von China amerikanischen 
Staatsbürgern geleistet worden sind, der Regierung 
zu Ubergeben. Der Racenhaß in den Wesistaaten 
zreift immer bedenklicher um sich, und dieser Er— 
zitterung gegen die Fremden Rechnung tragend, 
Jaben die californischen Abgeordneten verschiedene 
Beseßentwürfe eingereich, um die Regierung zu 
veranlassen, die Verträge mit China aufzuheben und 
die chinesische Einwanderung vollstandig zu verbieten. 
DSeutsce⸗sc 
746. 
Muͤnchen, 20. Febr. Minisfter v. Crails- 
zeun erllärte in gestriger Sitzung des Peniions ˖ 
lusschusses die Hornbacher Eisenbahn-Petition für 
iemlich hoffnungslos. Der Petitionsausschuß be⸗ 
loß der bisherigen Uebung gemäß. daß auch 
iese Petition im Plenum zu besprechen sei, mit 
em Antrage auf Hinübergabe derselben an die 
Staaisregierung zur Kenntnißnahme und Würdigung. 
Berlin, 21. Februar. Das Panjerschifs 
griedrich Karl“, Kommandant Kapitän zur See 
Slempel. ist am 21. Februar in der Suda-Bay 
screta) eingetroffen. 
Berkin, 20. Febr. Die Wahlprüfungs⸗ 
dommission hat die Wahl des Abg. Dr. Groß 
Wahlkreis Speyer-Frankenthal) beanstandet, und 
zẽthebungen über die in Wahlprotesten behauptete 
heschlagnahme sozialdemokratischer Stimmzettel und 
dinderung sozialdemokratischer Versammlungen be⸗ 
intragt. 
Auslanud. 
Wien, 21. Februat. Fürst Nikolaus von 
montenegro hat sich in Wien interviewen lassen; 
r sprach sich überaus friedlich aus und bezeichnete 
jeine Reise als eine nur zu wirthschaftlichen und 
reformatorischen Zwecken unternommene. Von 
Berlin sprach der Fürst bewundernd, Berlin habe 
inen gewaltigen Eindruck auf ihdn gemacht; eben- 
olchen Eindruldd habe die Person des Fürsten Bis⸗ 
marck in ihm hirterlassen, welchen er groß, mäch⸗ 
ig, stark und frisch gefunden. 
Petersburg, 20. Februar. Es verlautet, 
atß in Petersburg die montenegrinischen Geldbe⸗ 
durfnisse durch eine Privatanleihe, für welche die 
zujsische Regierung angeblich garantirte. vollständig 
zefriedigt wurden. Betrefft der Errichtung einer 
dehenden Armee in Montenegro sollen russische 
Difiziere als Hilfs. Instrultoren erbeten und dies⸗ 
eits zugesagt sein. Ein aus Mogkau hierher ge⸗ 
angles Gerücht will wissen. daß daselbst die Polizei 
üützlich eine große Menge Exemplare einer angeb- 
lih neuen Nummer der unterdrüdten „Narodnja 
Wolja“ — „Volkestimme“, beschlagnahmt habe, 
daß dort ferner eine Geheimdruckerei aufgefunden sei. 
die Bestätigung bleidt abzuwarten. 
PVaris, 20 Febr. Wie die Tage der Woche, 
o solgen die Versammiungen der Umftürzler ein 
inder, aber sie gleichen fich nicht. Das haben wir 
uerdings wieder an unserer vierge rougo“ 
Leuise Michel gesehen. Dieselbe hatte am 
eßten Dienstag Abend eine Versammlung zu Vin⸗ 
rennes in dem Ballsaale Idalie, wo gewöhnlich die 
Ittilleristen die Dienstmädchen und jungen Arbei 
erinnen im Tanze schwenken. Die rothe Jung⸗ 
tau erschien wieder in tiefschwarzer Kleidung und 
gann damit, daß sie ohne alle Umschweife, frei 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Die neue ‚Pensionsstalas für die Volks⸗ 
schullehrer und Verweser der Pfalz ist 
don Sr. Majestät dem Könige genehmigt worden 
und tritt mit dem 1. Januar 1886 in Kraft. 
Der Pensionsverein zahlt an seine Mitglieder zwi⸗ 
schen dem 1. und 5. Dienstjahre 210 Mark, vom 
b. bis 10. Dienstjahre 240 Mark. Mit jedem 
veiteren Dienstjahre steigt die Slala um 12 Mtk., 
sodaß mit deim 40. Dienstjahre das Maximum 
von 600 Mark erreicht ist. Hiezu kommen noch 
die Staatszuschüsse mit 540 Mark, beziehungweise 
120 Mt. Auch die vor dem 1. Januar 1886 
pensionirten, bereits 10 Dienstjahre zählenden Lehrer