Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches· Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingber⸗· 
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X 42. J 
Bestellungen 
auf den J 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
jfür den Monat. J 
—A 
nehmen forwahrend an: die Postanstalten, die 
hostboten, die Umträger und 
Die Expedition. 
Deutiches Vteihh. 
Muͤnchen, 25. Febr. Das Bollzugs-Comite 
ur die König-Ludwig · Centenarfeier hat das Fest⸗ 
nogramm S. M. dem Konig in Vorlage gebracht. 
Berlin, 27. Febr. (Herrenhaus.) Das 
vrrenhaus erledigte den Antrag Dernburg und 
Henossen, betreffend den Schutz des Deutschthums 
in den oͤstlichen Provinzen, welchem Fürst Ferdinand 
Jadziwill mit Unterstützung einiger anderen pol⸗ 
rischen Herren den Antrag auf Uebergang zur 
ragesordnung gegenübergestellt hatte, mit der An⸗ 
nahme des Antrages Dernburg (108 gegen 13 
zummen). — I 
Der Reich ßSkanzler soll auf die Aufforder⸗ 
ing, Unterhandlungen zur Herbeiführung einer in 
ernotionalen Doppelwährung einzuleiten, 
geantwortet haaben: Wenn er auf seinen Gütern 
zuf die Bekassinenjagd gehen wolle, müsse er sich 
war in neblige Sümpfe begeben, kenne aber ge⸗ 
wu die Stellen, wo die Bekafsinen zu schießen 
zicr; bei den Unterhandlungen würde er sich auch 
n Sumpfwiesen begeben, aber nichts treffen. 
Die Elsässer sind zu lange dem französischen 
zyflem unterworfen gewesen, als daß sie in die ger⸗ 
manischen Auffassungen von der Sicherheit des 
ztundeigenthums alsbald sich hineinfinden könnten. 
der Landesausschuß lehnte das Gesetz berreffend 
daßs Grundeigenthum und das Hypothekenwesen 
wie das Grundbuchgesetz ab und verwies das 
Hesez detreffend die Ausstellung von gerichtlichen 
krbbescheinigungen an die Justizkommission. 
Berlin, 27. Febr. Ein dem Bundesrathe 
ugegangener Gesetzentwurf für Elsaß ⸗Lothringen 
bber die Kosten in Grundbuchsachen und die, Ge⸗ 
bühren der Notare umfaßt 32 Paragraphen, in 3 
Udschnitten.“ Diese beziehen sich auf die Siempel. 
und Registrirungsgebühren, auf die Grundbuch⸗ 
oen und in dicser Beziehung auf die Gebühren- 
uudlagen und die allgemeinen Bestimmungen. auf 
detß Versahren beim Oberlandesgericht und auf die 
lehergangs⸗ und Schlußbestimmungen. 
Bankpräsident von Dechend äußerte sich am 
Mittwoch im Herrenhause über den Zinsfuß 
md gegen die weitere Kondertirung der Staais- 
biere wie folgt: 
Der niedrige Zinsfuß hängt mit der Währ—⸗ 
ngssrage gar nicht zusammen,“ er ist vielmehr 
ine Folhe der immer' noch nicht völlig eingetretenen 
hernhigung des Marktes und Landes, sowie des 
imflandes daß die Börse heut⸗ zu ihren Traus⸗ 
cionen, namentlich am Ultimo, viel weniger Geld 
iß früher gebraucht. Das sind die Gründe der 
Siligteit des Geldes ;ob das Sinken des Zinsfußes 
mhalten wird, ist aber doch mindestens zweifelhaft. 
bor einer weiteren Reduktion der soeben erst lon⸗ 
sirten Prioritatsobligationen moͤchte ich nach meiner 
auntnißz der Verhältnisse dringend warnen; wir 
aurden die mittleren und kleinen Kapitalien dadurch 
wagleren Anlagen oder direkt ins Ausland 
treiben, ebenso wenig halte ich für rathsam, schon 
wieder Unruhe in unserte 4prozentigen Konsols zu 
hringen, würde vielmehr mit Konvertirungsmaß⸗ 
regeln gleichfalls noch recht lange zu warten vor⸗ 
schlagen.“ 
Berlin, 27. Febr. (B. N. N.) Das System 
der Verschleppung aller brennenden Fragen im 
Orient, welches Rußland seit dem Beginn der Be⸗ 
wegung in Rumelien bis zum heutigen Tage be⸗ 
folgt hat, beginnt dem namentlich in Konstantinopel 
verbreiteten Argwohn daß im Frühjahr eine große 
Aktion im Orient zu erwarten sei, einige Glaub— 
würdigkeit zu verleihen. Jeder Einigung wälz! 
Rußland Steine in den Weg; die Schwierigkeiten 
welche es macht, sobald seine Zustimmung zu einem 
Abkommen nachgesucht wird, sind ohne Ende. Wenn 
der von ihm erhobenen Forderung Rechnung ge⸗ 
jragen ist, hat es schon ein paar neue bereit 
Augenscheinlich will die Russische Politik alles un 
fertig und gährend erhalten, um irgend einen Plan 
eichter durchführen zu köͤnnen. Wir können kaum 
mnehmen. daß schon jetzt der voͤllige Sturz des 
Ismanischen Reiches beabsichtigt wird, aber die 
Beseitigung des Fürsten von Bulgarien und die 
Finsetzung Nikita's oder seines Schwiegersohnes in 
Serbien mag im Plane liegen. Es fehlt nicht an 
Zeichen dafür, daß zwischen Rußland und Frank⸗ 
—X 
falls ist der Gang der Dinge in der letzten Zeit 
ür Europa nicht rühmlich. Rußland allein kom— 
nandirt, allen seinen willkürlichen Forderungen 
chließt sich die übrige Diplomatie an. Ist denn 
kuropa nicht mehr im Stande, ohne gegen Ruf 
land Grundsätze durchzuführen, welche der Billigkeit 
und dem Friedensbedürfnisse der Welt entsprechen; 
Müssen die russischen Intriguen geduldet werden 
his sie einen Brand wachrufen, dessen der franzö— 
ische Chauvinismus ungeduldig harrt? 
Auswärtige Blätter melden gerüchtweise von 
Berlin, daß jüngst zu Köln bei dem Erzbischo 
Trementz eine Konferenz zwischen diesem und 
zen Bischöfen von Trier, Dr. Korum, und von 
Fulda, Dr. Kopp, stattgefunden hätte, wobei die 
Brundlage eines vollständigen Ausgleichs ver— 
ibredet worden wären.. Bischof Kopp hätte e⸗ 
uübernommen, den letzteren in die Wege zu leiten 
— Herr Kopp hat im Herrenhause in der vorder— 
sten Reihe zwischen dem Prinzen Radziwill unt 
Beneralfeldmarschall Graf Moltke Platz genommen 
Berlin, 28. Febr. Fürst Bismarcgibt 
übermorgen ein parlamentarischs Mistagsmahl, zu 
welchem auch Einladungen an das Praäsidium des 
Reichstaqgs erlassen worden sind. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
— Wie verschiedenerorts, ging auch aus dem 
Bezirk Zweibrücken eine Eingabe an den 
bayer. Landtag ab, welche sich gegen die Harte des 
Hundesteuergesetzes von 1879 wendet. 
— Der kürzlich gemeldete Raubanfall auf eine 
Frau aus Hinterweidenthal auf dem Wege 
zwischen Birkweiler und Ranschbach entpuppt sich jetzt 
us ein Schwindel. Die Betreffende wollte in Leins⸗ 
weiler einige Schuldverschreibungen zu Geld machen, 
was ihr indeß nicht gelang, und um sich zu Hause 
vor Unannehmlichkeiten zu schützen, erdichtete sie die 
ganze Geschichte, was sie auch bereits dem Polizei⸗ 
diener von Birkweiler eingestanden hat. Da durch 
den Vorfall die ganze Gegend in Aufregung versetzt 
wurde, wird das Gericht in dieser Sache wohl das 
letzte Wort sprechen. 
— Rehborn, 24. Febr. Joh. Decer, ein 
fleißiger und strebsamer Mann im Alter von 78 
Jahren, ging gestern Abend am Glan hinauf. Zehn 
Minuten darnach machten die Kinder Lärm. — 
Der eigene Sohn hatte den alten Mann todt aus 
dem Glan gezogen. Das Gericht von Obermoschel 
war bereits hiet. Ueber das Motiv zur That is 
bis jetzt noch nichts hekannt. 
— Die Felde und Waldjagd der Gemeinde 
Dördit wurde dieser Tage um 1390 Marl per 
Jahr verpachtet, während der bisherige Pachtertrag 
sich auf 472 Mark bezifferte. Differenz zu Gunsten 
der Gemeindekasse 8262 Marlk. 
— Germersheim, 25. Febr. Große 
Augen machten dieser Tage eine Frau aus Bellheim 
und ihr sonntagsschulpflichtiger Sohn, die wegen 
Beleidigung des Schulverwesers Herrn K. in Bell 
heim verurtheilt wurden und zwar die Frau zu 8, 
der Junge zu 4 Tagen Gefängniß. F 
— Speier, 25. Febr. Heute Vormitiag 
zreigneie sich hier in der Schuhfabrik d. L. Mülle 
Zöhne ein schwerer Unglücksfall. Der verheirathete 
Schuhmacher Josef Schroth kam beim Schäftezu 
richten mit der rechten Hand unter die Maschine, 
welche ihm vier Finger vollständig von der Hand 
abschnitt. Der Verunglüdte, Vater von vier Kin 
dern, wurde in das Spital verbrach. 
Bermischtes. 
Forbach. Der Kreisschulinspektor Janton 
zu Forbach ist zum 1. März d. J. in den Ruhe— 
stand versetzt worden. 
F Mentz, 25. Februar. Das Notariatswesen 
nach französischem System, schreibt die „M. Zig.“, 
zeitigt in Frankreich selbst die nämlichen unerfreu⸗ 
lichen Erscheinungen wie in ElsaßLothringen. In 
einer der letzten Assisensitzungen des Departements 
der Meurthe und Mosel zu Nancy wurde der ehe⸗ 
malige Notar von Bavon, N. George, geboren zu 
Meßz, zu 10 Jahren Gefangniß veruͤriheilt, nach 
dem erwiesen worden, daß er vom Jahre 1881 
bis 1884 85 Personen um eine Gesammisumme 
von 99 967 Fr. betrogen hat. 
F Metz, 26. Febr. Am 27. v. M. nahm 
der Friedensrichter in Beauregard bei Paris in der 
Villa Hanoit eine Pfändung dor. Als die gericht⸗ 
liche Handlung beendigt war, wurden überall die 
Siegel angelegt und die Leute entfernten sich. 
Plötz'ich hörte man aus dem Hause klägliches 
Miauen: die große weiße Hauskahe war mit ge⸗ 
pfundet worden und konnte, ohne Verstoß gegen 
die Gesetze, nicht herausgelassen werden. Niemand 
wollte dieser sträflichen Handlung sich schuldig machen. 
Man holte also den Friedensrichter; doch auch 
dieser erklärte, daß er eigenmächtig nichts verfügen 
könne. und so wurde in höchster Verzweiflung an 
den Tribunal-Präsidenten nach Paris telegraphirt, 
welcher die Wegnahme der Siegel auf die Dauet 
von einer Minute gestattete. Die Befreiung der 
Katze hat an Taren 200 Fres. gekostet, welche die 
Nachbaren erlegten. 
F Triery 26. Febr. Die am 27. Nodember 
d. J. vom hiesigen Schwurgericht wegen Ermord⸗ 
ung des 6 Jahre alten Valentin Andtes zum Tode 
berurtheilte Anna Marschand. Eh frau Michel Filz 
aus Ernzen, wurde zu lebenslänglicher Zuchthaus 
strafe beanadigt. 
* Koln. Das auf Pr. 310.,324 gezogene 
große Loos der Dombau Lotterie (75, 000 Marh) 
ist einem Handlungsgehülfen in Hagen zugefallen.