Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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7 Sonntags mit Sseitiger illuftrirter Seilage. Das Blatt koflet vierteljahrlic 1 A 60 4 emschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 4, einsqhlie
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Donnerstag, 4. März 1886.
Seutsches Reich
Mmunchen, 2. März. Gestern hat Keichsrath
ipropst Dr v. Dollinger in erfreulichster Ge⸗
heit und Rüftigkeit seinen 87. Geburtstag ge⸗
n. Se. Maj. der König hat deßhalb an ibn
gendes Handschreiben, d d 27. Februar. Hohen⸗
Zengaa, gerichtet: „Mein lieber Stiftspropst
Dollinger! Gern benntze Ich den Mir
uch die wiederkehrende Feier Ihres Geburtstages
hotenen Anlaß, um Ihnen as Zeichen Meines
dbollen Gedenkens zu diefem festlichen Tage
dine wärmsten Glück- und Segenswünsche zu
den. Möge Ihnen die seltene geistige und kör-
ziche Frische, deren Sie sich bietter erfreuen
ften, auch in dem nieu beginnenden Lebensjahre
ungemindertem Maße erhalten bleiben. Es ge⸗
t Mit zum Vergnügen, Meinen jederzeit und
abesondere bei einer für Sie, Mein lieber Stifts⸗
bst, so festlichen Gelegenheit von Herzen kom⸗
nden Wünschen für Ihr Wohlergehen die erneute
richerung der besonderen Werthschätzung anzu ⸗
ven, mit welchem Ich bin Ihr wohlgewogener
nig Ludwig.“
München, 2. März. Die Abgeordneten-
mer sezte den Etat des Zinszuschusses für die
atzischen Eisenbahnen dem Antrage des Ausschusses
zaß ohne jede Debatte auf je 950,000 Mark
jedes Jahr der Finanzperiode fest. Den An—
g Baumann und Genossen, betreffend Maßregeln
gen die Weinfälschung, befürwmorteten die Abge-
dueten Dr. Eugen Buhl, Herz, Joh. Geiger,
qus und Franck. Der Minister des Innern er-
nie: „Die Regierung werde, wenn diese Frage
Bundesrathe zur praktischen Erörierung komme,
mAntrag Baumann und die heutige Diskussion
rüsichtigen. — Der Antrag Baumann wurde
naaf mit einer redaktionellen Modisikation des
. Siemminger einstimmig augenommen. Nächste
zung Freitag.
Nünchen, 2. März. Der Hafenbrädl'sche
urag, betr. Aufhebung des 7. Schutjahres, wurde
der Kammer der Reichsräthe mit allen Stimmen
gen diej nigen des Fürsten Löwenstein abgelehnt.
uter den ersteren befinden sich vier Prinzen und
wei Erzbischöfe.
Berlin, 2. März. Die Gegner der Kolonial⸗
uik haben wegen einer kürzlich aufgeworfenen
iage: ob es nicht besser sei, den Reichstag, dessen
zurheit ja doch von einer Pflege unserer natio—
in Interessen nichts wissen will, gar nicht mit
weialpolitischen Dingen zu behelligen und ebent.
rRechte des Kolonialherrn vom VDeulschen Kaiser
den König von Preußen zu übertragen, ge⸗
angen Larm geschlagen. Sie hiilden sich alien
ntes ein, daß das Reich des Reichtages wegen
ei, und daß es auch troß schlimmster Vernach⸗
ung nicht klagen dürse, wiil es eben die Op-
ion ist, don der Jothane Vernachtäsfigung aus-
Wenn man sich die Rollen ausgetauscht
te die Reichsregierung als Hemmschuh aller
umalen Bestrebungen und die Mehrheit des Reichs
Wals national antreibend daun möchten wir nicht
Halloh hören, womit Fre sinuler und Genossen
u die Regierung herfallen würden. Au Larm fehlt
war auch jetzt nicht, aber es schlt ihm die über—
Fnde Kraft. weil der Freisinn selost nicht an
glondt, was er öffentlich vertreten muß. Mitt⸗
ve hat die Stellung der Dentschen auf Zan—
durch den bislang daselust in Thätigkeit
arnen Generalkonsul Trabers eine weitgehende
erung erfahren und iff der Sultan.“ Said
ua
hen Bargasch, von den freundschaftlichen Gesinn⸗
ingen für Deutschland beseelt, deren er durch Ver⸗
eihung hoher Orden an den Generalkonsul Travers,
on Zanzibar nach Sydney versetzt, und an den
lIdmiral Knorr, sewie durch die ausgezeichnete und
ür Herrn Travers höchst schmeichelhafte Art und
Beise der Verabschiedung des leßgteren Ausdruck
jegeben.
Baden⸗Baden, 2. März. Die Kaiserin
ind die Erzherzogin Valerie von Oesterreich find
u sechswöchigem Aufenthalte heute früh mit einem
ẽxtrazuge von Wien hier eintroffen und nahmen
lbsteigequartier in der Villa Wilhelma bei Meßmer.
zuletzt in Boppard wohnhaft, sowohl dem Diako⸗
nisseuhause in Speyer, als den beiden Rettungs˖
jäusern zu Hißloch und Rockenhausen als der Mis⸗
ionsanstalt zu Basel je 1000 Guiden, im Ganzen
also 4000 Gulden vermacht.
— Aus der Pfalz, 2. Maärz. Die Kir⸗
henkollekte für den Bau einer kathol. Kirche in
Pappenheim, B.A. Weißeuburg, hat im Regier⸗
ungsbezirk der Pfalz am Sonntag den 31. Jauuar
d. J. 1528 Mt. 84 Pf. ergeden.
Vesrmischtes.
f Wenn ein Kometenjahr ein gutes Weinjahr
zedeutet. so müssen wir in diesem Jahr ein doppelt
Jutes Weinjahr bekommen. Im näachsten Mongf
vird nämlich der selten beobachtete Fall eintreten,
vaß zwei mit bloßem Auge sichtbare Kometen zu
leicher Zeit am Himmel stehen werden. Beide
xometen, schreibt die „Kolin. Zig.“, haben das
eigenthümliche, daß ihre Bahnen zwar im einzelnen
on einander ziemlich verschieden sind, jedoch im
allgemeinen eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit
niteinander zeigen und daß beide Gestirne sich bei
hrem Erscheinen im letzten Drittel des April nicht
illein sehr hell, sondern außerdem nahe beieinander,
nämlich Abends zwischen 8 und 9 Uhr. im Nord⸗
vesten unter dem Himmelspol zeigen werden.
F Wie die „St. Joh. 3.“ mittheilt, sind die
Pläne zur Konzesssonirung der projek⸗
irten Straßenbahn — zunächst für die
—X Louisenthal — Burbach — Malstatt —St. Jo⸗
ann — Jägersfreude — Dudweiler — Sulzbach — so⸗
hen von Herrn Landmesser Müser fertig gestelli
vorden. Es dürfte nunmehr die Sache einen raschen
Fortgang nehmen und sofort das zweite Projekt:
St. Johann — Brebach — Saarbrücken Si. Arnual
— Gersweiler in Angriff genommen werden.
Kreuznach, 2. März. Die Sammlungen
jür das Hutten⸗Sickingen-Denkmal sind im Gange;
es sind bereits über 3000 Mt. eingegangen.
f Aachen, 27. Februar. Die Zeugenge⸗
bühren in dem Prozeß Tillmann Hans machen das
nette Sümmchen von 11,000 Mtkaus.
F Darmstadt, 8. März. Der Großherzog
hat das Begnadigungsgesuch des Doppelmörders
H erbest abgelehnt; Herbsi wird infolge dessen
wahrsch inlich noch in dieser Woche hingerichtet.
FCalmbach (bei Wildbad), 26 Februar.
Ueber das in der Dienstagsnummer kurz erwähnte
entsetzlihe Brandung lüsckwird berichtet: „Kurz
nach Mitternacht weckten Feuerrufe die Einwohner.
Die Sägmühle des Wilhelm Proß brannte nieder.
Das Feuer griff mit einer solch ungeheuren Schnel⸗
igkeit um sich daß leider 5 Menschenleben ihren
Tod fanden. Die Sägmühle wurde im zweiten
Stock von dem Besitz r derselben mit Frau und 3
tindern, sowie vo ĩAugust Barth, Schneider und
Nachtwächter hier, mit Frau und 5 Kindern be⸗
wohnt. Der erstern Fimilie gelang es, sich durchs
Fenster zu retten, die Familie Barth war nicht so
glüctlich. Zwar gelang es auch der Mutter, mit
inem fünfjährigen Kinde dem Flammenlod durchs
Fenster zu entrinnen, mit Hilfe ihres Mannes,
allein als dieser auch die vier andern Glieder der
Familie retten wollte, fand er mit denselben einen
jchaurigen Tod. In den untern Räumen der ab⸗
gebrannten Sägmühle war eine Oelmühle einge⸗
richtet, woraus sich einigermaßen das resche Um⸗
ichar. ifen des Feuers erllären läßt. Die unglüd⸗
iche Wittwe ist mit ihrem Kinde der grausamsten
Noth preisgegeben.“ — Einem eingehenderen Be
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Einem Züricher Telegramm der „IFkf. Zig.“
ufolge nahm der Große Rath von Thurgau
ine Motion an, welche vom Bundesrath die Kün⸗
digung des Handelsvertrags mit
Deutschland fordert.
Paris, 3. Maärz. Der Pariser Verwaltungs⸗
cath der Grubengesellschafte von Decazeville hat
den Beschluß der Verwaltung genehmigt, nach
velchem mit Samstag die Arbeit in den Gruben
von Decazeville gänzlich eingestellt werden soll.
Rom, 2. März. Kardinal Angelo Jac o—
bini ist gestorben.
Ronmi, 2. März. Als die Kardinäle heute
dem Papsft zum Geburtstage und zu seinem acht⸗
ährigem Regierungsjubiläum gratulierten, beklagte
ich der Papst über die Unfreiheit. die immer fühl⸗
harer werde und des Oberhauptes der Kirche un⸗
pürdig sei; die neuesten Ereignisse bewiesen, daß
nan das Papstthum ungestraft untert eitlem Vor⸗
dand auf Grund böswilliger Verleumdungen be—
chimpfea dürfe.
Lakale und pfälzische Nachrichten.
NASt. Ingbert, 4. März. Gestern
Abend constituirte sich in dem Lokale des Café
Seiter ein philharmonischer Verein.
derselbe hat sich die Pflege der Vokal- und In—⸗
trumentalmusik zur Aufgabe gestellt und gedenkt,
hon in allernächster Zeit mit den Proben zu be—
zinnen. Da eine große Anzaähl musikalischer Kräfte
hre Mitwirkung zugesagt haben, so ist zu erwar—⸗
en, daß der neue Verein baldigst in der Lage sein
vird, in einem Kouzerte den Beweis seiner Leist⸗
ingsfähigkeit zu liefern. Es wird hierdurch dem
Bunsche vieler hiesigen Musikfreunde entgegen ge—
ommen, welche einem Vereine angehören wollen,
zer sich lediglich die Pflege und Ausbildung der
nusikalischen Kunst als Ziel gesteckt hat.
— Edenkobener kath. Kirchenbau—
otterie. Bei der gestrigen Ziehung fiel der
dauptreffer (30,000 Mark) auf Nr. 52,539.
— Die Nachricht, daß ein Stückwerker in
Freinsheim 15,000 Mk. in der Lotterie ge⸗
vonnen habe, erweist sich als eine Erfindung des
ingeblichen Glücklichen selbst, die derselbe nur zu
em Zwecke verbreitete, um mit seinen Kameraden
suf Kosten des auf den Gewinn vertrösteten Wirtes
echen zu können.
— Frankenthal. 28. Febr. Eine Frau
ius Ludwigshafen, welche kürzlich wegen Hehlerei
u einem Monat Gefängniß verurtheilt wurde, ge⸗
vann Tags darauf in einer Wohlthätigkeitslotterie
35,000 Mt.
— Aus der Pfalz, i. März. Sicherem
Vernehmen nach hat die verstorbene Frau Rent⸗
icrin K. Hessel, geh. Reinhold aus Grünstadt.,