Full text: St. Ingberter Anzeiger

de, daß er sich demnächst wegen unbefugter Er⸗ 
ꝓñ ig einer Apothele werde zu verantworten 
su Mach 15 Jahreu) Der Mann, etwas 
abe iim Geiste, ließ sich durch diesen gemeinen 
m windel ins Bockshorn jagen und kam atbemlos 
n um mich um Rath und Hilfe anzuflehen. 
n G· ichte machte mich vorerst lachen. Obwohl 
andere Minel zu Gebote flauden, den Herrn 
vdi radikal zux Raison zu bringen, verzichtete ich, 
Nen Pappenheimer kennend, des Spaßzes hbal ber 
be reichte dem Apotheker eine Feder und dik⸗ 
7 „Seiner Erxellenz, dem wohlweisen und 
othgelehrten Herrn Kadi allhier. — Bestätige hier ˖ 
n ergebenst dankeud, den Betrag von 40 Ppiast rn 
d gelieferte Medikamente am heutigen Tage richtig 
iengen zu haben. — Stephan Zoubouni, Apo⸗ 
uer.“ Die Quittung ging ab und nach kaum 
rer Viertelstunde kam der Famulus zurüd, befreit 
Kerlers Nacht, freudestrahlend schwang er in 
er Hand ein Schriftstück, worin der Kadi er ⸗ 
icte, daß die auf Schließung der Apotheke er 
Aene Verfügung aufgehoben und auch jedes 
ige „Verfahren“ gegen deren Besitzer eingestellt 
aIch wollte nun dem Manne die verlorenen 
9 Piaster aus meiner Tasche bezahlen, denn so 
Il war der Spaß doch immerhin wertb; doch 
nahm sie nicht. 
Erne Papierstatistik der „Gar— 
enlaube“.) Vom Jahre 1853 bis zum Schlusse 
Jahres 1885 sind von der „Gartenlaube“ zu⸗ 
inmen 356,980,000 Nummern gedruckt. welche 
c Zahl von 6,865,000 Jahigangen oder 
handen ergeben, während die Zahl der Drudbogen 
nd 900, 000,000 beträgt. Würde man diese 
zogen in einer Linie an einander legen, so könnte 
an mit demselben 1413 Mal die Erde am 
quator umspannen. Die Länge dieses Papier⸗ 
eifens würde die Länge sämmtlicher Eisenbahn⸗ 
gien der Welt nicht nur decken, sondern dieseibe 
och um rund 200,000 Kilometer übeitreffen. 
iit diesem Papierstreifen könnte man auch den 
nd mit der Erde verbinden und dann den Rest 
selben noch fünfmal um die Erde wickeln. Wür⸗ 
wir aber alle Bogen ausbreiten und mit den⸗ 
ihen eine Fläche zu bedecken suchen, so kamen 
ir zu dem gewiß überraschenden Resultat, daß 
it mit ihnen nicht eiumal den Bodensee über- 
annen und kaum das 316 Quadratkilometer 
vße Fürstenthum Reuß älterer Linie bedecken 
anten. Noch überraschender fällt folgender Ver⸗ 
eich aus: Legen wir die einzelnen Bände auf 
ander, so erreichen wir dadurch die imposante 
oͤhe von etwa 320,000 Metern, welche die Höhe 
höchsten Berges der Erde, des Gaurisankar 36 
lal und diejenige des Mont⸗Blanc beinahe 67 
hal übertrifft. Würden wir aber alle Bände in 
nem Raum unterbringen. welcher der großen 
heopspyramide entspricht, so müßten wir wahr⸗ 
thmen, daß diese ganze Papiermasse nur hinteichen 
uͤrde, um den dreißigsten Theil derselben vollzu⸗ 
fropfen! Wenn ferner das größte deutsche Kriegs- 
hiff „Köpig Wilhelm“ vor die Aufgabe gestellt 
yerden sollte, alle Bände nach einer Insel zu 
daffen, so müßte es 16 Mal vollgeladen werden, 
is cs den Transport bewerkstelligte. Und das 
zewicht diser Bände? In runder Summe dürfte 
5190,000,000 Kilogramm betragen und, auf 
cwöhnliche Lowrywagen der Eisenbahn verpackt, 
2W0o derselben füllen“ 85 Eisenbahnzüge zu je 
d Wagen wären nöthig, um diese Gewichtsmasse 
besordern. Wollte aber ein Mensch versuchen, 
le Seiten, die in den 6,865,000 Bänden ent⸗ 
ten sind, zu zählen. so würde er das niemals 
u Stande bringen; denn selbst wenn er Tag 
und Nacht zühlte und zur Nennung jeder Zahi 
ut eine Sekunde brauchte, so würde diese Arbeit 
och die Zeit don 228 Jahren, 3 Monaten, 28 
lagen und 8 Stunden erfordern. 
fWien, 5. März. Der ehemalige Heraus⸗ 
ther des Extrablattes“, Ritter d. Singer, der 
dom Zeitungsträger zum Millionär gebracht, 
heute, 58 Jahre alt, gestorben. — Heute Vor⸗ 
inag wurde in der Erdbergerstraße (Landstraße) 
e Wittwe Kindl von einem disher unbekannien 
uter mit einem stumpfen Eisen ermordet. Nach 
ngabe ihres zwolfjährigen Sohnes, welcher aus 
n Schule heimkehrend, die Mutter toͤdtlich verletzt 
und, wurden ein Sparkassenbuch auf 4000 s. 
Effelten geraubt. Die Frau wird als Hei⸗ 
bsnärrin bezeichnet. 
fkIm Leben des jüngst verschiedenen Wiener 
alers Aigner spielte der Zufall eine so mertk 
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würdige Rolle, daß Fatalisten darin ohne Zweifel 
das Walten des Schichsals erkennen würden. Eineg 
Abends besuchte Aigner mit mehreren literarischen 
ind künstlerischen Freunden ein Vergnügungslokal, 
Als die Gesellschaft sich auf den Heimweg machte, 
zatte der Maler das Unglück, auf der Teppe zu 
jraucheln und mit der Rechten in eine vor der 
intersten Stufe befindliche Glasthür zu sloßen. 
——— 
icher Weise und blutüberstromt fiel er in Ohn⸗ 
nacht. Die bestürzten Freunde riefen eilends einen 
batmherzigen Bruder“ aus dem in der Nähe be—⸗ 
indlichen Klosterspitale zu Hilfe. Der Geistliche 
derband den Verwundeten, wollte aber den Augen⸗ 
zlick nicht mehr abwarten, bis dieser das Bewußt- 
ein erhalten wirde. Auf die erstaunte Frage der 
Imstehenden, ob der Maler ihm vielleicht je ein 
deid angethan, schüttelte der barmherzige Bruder 
erneinend sein Haupt und sagte melancholisch lächelnd: 
Nein, nicht der Haß oder die Furcht find es, die 
nich von dem Platze vertreiben, ich gehe, weil ich 
zlaube, daß mein Antlitz dem Kranken bei seinem 
ẽcrwachen nicht wohlthun wird. Denn zum dritten 
Nale jetzt ist es, daß ich ihm nahe, da der Tod 
hn schon umfangen hielt. Vor Jahren war es, 
»aß er in unser stilles Haus gebracht wurde, als 
x aus unerwiderter Liebe in einer Allee des Praters 
inen Selbstordversuch verübt hatte. Dann leistete 
* ihm Beistand in jenen Nobembertagen des Jahres 
848, da er, als Kommandant des ‚Künstletlorps“ 
um Tode durch den Strang verurtheilt, sich auf 
»en letzten Gang vorbereitete. Ein gütiges Geschick 
jat ihn damals vor dem Tode bewahrt. Jetzt be⸗ 
jegne ich ihm wieder, da er leicht von einem schreck⸗ 
ichen Ende hätte ereill werden können.“ Sprachs 
— und wendete sich zum Gehen. Und als man 
Jigner jüngst auf dem stillen Ortsfriedhofe von 
zloöͤtzleinsdorf zur letzten Ruhe bestattete, schritt hinter 
jem Sarge auch ein altec Priester mit gebücktem 
daupt. Es war der „barmherzige Bruder“ von einst. 
f Petersburg. Vor einigen Tagen langte 
in die Adresse der Kaiserin von Rußland aus 
haris eine riesige Kiste an, welche die Aufschrift 
Toilette-Stücke“ trug und mit Rüchicht auf die 
ohe Adressatin an der Grenze nicht geöffnet wurde. 
die Czarin erinnertie sich wohl nicht, in der fran⸗ 
ösischen Hauptstadt eine Bestellung gemacht zu 
saben, gab aber der Dienerschaft den Befehl, die 
diste zu oöffnen und ihr über den Inhalt Bericht 
u erfiatten. Plötzlich hörte sie im Nebenzimmer 
nehrere Rufe des Entsetzens, denen ein dumpfer 
zall folgte; sie schlug die Portiere zurück und sah 
ie Kammerjungfer ohnmächtig neben der Kiste 
iegen, während die Uebrigen entsetzt in deren Oeff ⸗ 
nung starrten. Rasch trat die Czarin hinzu und 
ah in der Kiste unter Tüll und Spitzen halb ver 
»orgen, die halb verwelte Leiche einer blonden 
ungen Frau. Sofort wurde nach Pacis telegra- 
zhirt, allein es gelang bis jetzt nicht. den Absender 
u ermitteln. 
f Aus dem Schweizermilitärdienst. 
Fustruktor: „Woher händ Ihr au die roth Nase?“ 
Zoldat: „Die kunt von der Sonne“. Instruktor: 
So, ist das 's einzia Wirtbsbaus. wo Ihr bi 
zönd ?“ 
4Paris, 5. März. Heute nach Schluß 
»er Börse schleuderte ein Mann von einer der 
Halerieen eine, wie es heißt, mit einer ätzenden 
Flüssigkeit gefüllte Flasche in den Vörsensaal hin ˖ 
inter. Die Flasche hat indessen Niemand verletzt. 
Als gleich darauf die Anwesenden aus dem Saale 
sinauseilten, feuerte der Betreffende drei Revolder⸗ 
chüsse ab, ohne jedoch Jemand zu treffen. Ein 
dassendiener verhinderte, daß der Mann weitere 
„chüsse abfeuerte. Fast gleichzeitig wurde letzterer 
zurch einige Polizisten festgenommen. Die aufge⸗ 
regten Börsenleute fielen nun über den Mann her 
ind behandelten ihn derartig mit Stockhieben und 
Faustschlägen, daß er mehr todt als lebend zum 
Bolizeikommissar im Börsen-Palost gebracht wurde, 
vo er vorläufig geblieben ist. Die Menge hatte 
ich so dicht um die Polizeideomten zusammenge- 
rängt, daß diese bisweilen förmlich in die Luft 
Jjehoben wurden. Gleich nach dem ersten Schrecken 
fuchten Alle zu fliehen; das Gedränge wurde so 
tack, daß mehrere Personen verwundet wurden. 
Man glaubt, daß der Mann geistesktank sai; einige 
vollten gehört haben, er habe gerufen: „Ich bin 
ein Anarchist!“ — Der Mann, der den Auflauf 
in der Börse verursacht hatte, ist auscheinend etwa 
35 Jahre alt. Derselbe erklärte vor dem Polizei⸗ 
ammissar. er beike Petrowitsch und sei Anarchist 
er habe den Kapitalisten eine Lehre geben wollen. 
Mehr konnte der Polizeikommissar durch das Ver⸗ 
zör nicht herausbriugen. Durch die abgefeuerten 
Zchüsse find drei Personen von Kugeln gestreift, 
edoch nicht verletzt worden. Sofort nach dem 
Aufttitte ist die Staatsanwallschaft telegraphisch 
zenachrichtigt worden; diese hat unverzüglich die 
ussische Botschaft um etwaige nähere Mittheilungen 
zebeten. — 7 
. Paris, 6. März. Im zweiten Berhör 
agte der wegen des Vorganges in der Börse Ver⸗ 
jaftete aus: Er heiße nicht Petrowitsch, sondern 
Hallot und la aus Palay im Morbihan · Departe⸗ 
nent gebürtig; er wohn? seit drei Wochen in der 
Ksue Mouffetard 64 und jsei von Nancy gekommen, 
vo er in der Buchdruderei von Berger u. Levrault 
zeschäftigt geweseu sei. Die Fertrümmerte Flasche 
nthielt eine Mischung von Blausäure und anderen 
Hiftstoffen; sie wurde geschleudert, um die Personen 
zu vergiften, die fich in der Nähe befanden. Gellot 
irug anarchistische Zeitungen und Flugschriften bei 
ich, ferner eine silberne Uhr, fünf Franken Geld 
ind zehn Patronen.. Gallot hat die Versamm⸗ 
ungen der Lquise Michel besucht, dort auch das 
Wort ergriffen; er bekannte noch, daß er wegen 
Falschmünzerei 1875 zu 5 Jahren Gefängniß ver⸗ 
urtheilt wurde. Auf Befragen des Untersuchungs⸗ 
richters in der Wohnung Gallot's antwortete der 
Berhaftete: „Seien Sie überzeugt, ich bin nicht 
berzückt. Ich weiß, was ich thue. Mein Plan ist 
rur mißglüctt. Hier sehen Sie genug. um ein 
zanzes Stabdtviertel in die Luft zu sprengen.“ 
Ballot; sagte auch aus, zuerst hade er die Absicht 
Jehabt, die Deputirtenkammer in die Luft zu 
prengen. Der Verhaftete hat eine ziemlich gründ— 
iche Bildung erhalten. Er ging dann nach Deutsch⸗ 
and und Italien, wo er mit vielen Anarchisten 
Bekanntschaft machte. Nachdem festgestellt worden, 
daß der Verhaftete vollständig bei Sinnen sei, 
purde er nach dem Gefängniß abgeführt. 
FParis, 6. März. Gestern wurde in den 
Anarchisten-⸗Versammlungen beschlossen, Geldsamm⸗ 
lungen für die Grubenarbeiter von Decazeville zu 
veranstalten und Gallot einen guten Vertgeidiger 
zu beschafsen. An der Börse herrschte heute ziem⸗ 
lich ruhige Stimmung. Man glaubt, daß Gallot 
blos ein Werkzeug sei, da ihn vor drei Tagen ein 
vohlgekleideter Mann in der Rue Mouffetard be⸗ 
suchte. — 
f Londan, 5. März. Der Assisengerichts⸗ 
hof verurtheilte acht wegen Theilnhhyme an den 
Ruhestörungen vom 8. Februar Angeklagte, und 
war einen zu fünfjähriger, drei zu anderthalb⸗ 
zhriger, die übrigen zu dreimonatlicher bis ein⸗ 
ähriger Zwangsarbeit. 
— Die der sozialdemokratischen Foöderation 
affiliierten sozialdemokratischen Vereine in Man— 
hester und Salford beriefen für Sonntag eine 
Versammlung ein, wozu auch arbeitslose wie be—⸗ 
chäftigte Arbeiter von Manchefler eingeladen sind. 
Als Zweck der Versammlung wird angegeben, die 
Regierung zur Beschaffung von Arbeit für diejenigen 
zu veranlassen, welche gegenwärtig Hunger leiden, 
sowie zum Beginn der öfientlichen Arbeiten, die den 
)abei Beschäftigten einen für ihren Lebensunterhalt 
austeichenden Lohn zu sichern. 
f Newyork, 5. März. 1In Folge allge⸗ 
neinen Strikes der Angestellten der Pferdebahn 
vurde der Betrieb der hiesigen Pferdebahnen heute 
ingeftellt. Gestern begleitete eine sarke Polizeiab⸗ 
heilung einen Pferdebahnwagen, um demselben den 
Durchgang durch die Menge zu verschaffen, die für 
zie Strikenden Partei genommen hatte. Die Menge 
zriff die Polizei an, welche mit der Waffe vorgehen 
nußte. 
Fur die Nedaktion verantwortlich: æ X. Demeß. 
Schiffsbericht der Red Star Line. 
Mitgetheilt von 
Jean Peters, Haupi⸗Paffage-Agentur St. Ingbert. 
Antwerpen, 27. Februar; der Vostdampfer „Belgen⸗ 
and“, Kapitän Beynon, ist nach New⸗PYork abgegangen. 
New⸗York, 27. Februar; der Vostdaͤmpfer, Pennland“, 
dapitän Weyer, ist nach Antwerpen abgegangen. 
Anlwerpen, 3. März; der Postdampfer „Zeeland?, 
dapitän Deßmet, ist nach Philadelphia abgegangen; der 
Bostdampfer „Wesiernland“, Kapitän Randle, ist von 
ew⸗Pork angekommen. 
Antwerpen, 4. März; der Postdampfer , Noordland?, 
tapitan Nidels, ist von Rew⸗York angekommen. 
New⸗NYork, 8. März; der Postdampfer Nederlaude, 
apitän Griffin, ist von Antwerpen angelommen. 
Antwerpen, 6. März; der Postdampfer „Waesland“ 
davitän Ueberweg, ist nach New⸗Nork abgeaanaden