Full text: St. Ingberter Anzeiger

riet Atzeiger 
»t. Ingherter Atzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Auzeiger“ erjcheint ba mlich fünfmalr Am Aontag, Dienstag, Donnerstag, Tamstag und Conutag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungt⸗ 
zian und Sonmtags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blau kostet vierteljährlich 1.M 60 4 einichließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 78 4, einschließliq 
d4 gukellungsgebuhr. Die Einrucknugsgebührer sur die Agespaltene Sarmondizeile oder deren RNaum beträgtn Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfältzischen und solche 
auf welche die Crpedition Audkunft ertheilt, 13 0, Neclamen 80 8. Bei 4maliter Eimriickung wird nur dreimalige berechnei. 
M 66 21. Jahrg. 
1. 
Bestellungen 
auf den 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
für das 
II. Quartal 1886. 
jehmen fortwährend an: die Postanstalten, die 
hostboten, die Umtrager und 
Die Expedition. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 1. April. Der Gesetzentwurf be⸗ 
treffend die Zustellung der Arrestbefehle wird in 
weiter Lesung nach kurzer Debatte angenommen, 
zhenso in dritter Lesung die Abänderung der Ge⸗ 
werbeordnung betreffend die Verleihung von Kor⸗ 
porationsrechten an Innungsverbande. 
Es folgen Wahlprüfungen. Nach langer De⸗ 
hatte, in welcher die Freisinnigen gegen die Gül⸗ 
tigleit plaidiren, wird die Wahl Bürklin's (MNeu⸗ 
stadt· Landau) für gültig giet Die Wahlen der 
Abg. Gro ß (bpeher ⸗Frankenthal) und Hellwitg 
Hanau) werden nach kurzer Debatte beanstandet; 
Fer Reichskanzler soll um Erhebungen ersucht wer⸗ 
den. Morgen Sozialissengesetz. 
Auslaud. 
Bruͤffsel, 1. April. In Cuesmes ist vor⸗ 
gestern nicht ein Deutscher, sondern ein Franzose 
stamens Zeller verhaftet worden. Gestern sind in 
dodelinsat zwei Glasbläser, die vordem in dem 
Blaswerk Baudoux beschäftigt waren, festgenommen 
worden. Um Charleroi ist die Arbeit fast allge⸗ 
mein wieder aufgenommen. Vorgestern hat das 
Gericht in Charleroi 14 Arbeiter wegen Erpressungen 
zu Gefängniß von 1 Monat bis zu 2 Jahren 
verurtheilt. In Ecaussines in dem Bezirk des 
Tentrums zogen wieder die feiernden Arbeiter 
jengend umher. Doch blieben sie wegen des Mili⸗ 
tärs ungefährlich. Auf zwei Zechen der Gesell— 
schaft „Mariemont“ wird störungslos gefeiert. — 
In Ressaix (Bezirk des Centrums) wurde in ver⸗ 
gangener Nacht durch Anwendung von Dynamit 
—— des Hauses eines Bergwerkleiters 
zerstört. 
Brüssel, 1. April. Der Streik im Berg⸗ 
werks⸗Revier von Mariemont hat begonnen. Das 
Verlangen der Arbeiter geht auf 4 Franken Löhn⸗ 
ung für den Tag und achtstündige Arbeitszeit. — 
Beneral van der Smissen hat jetzt sein Haupiquar⸗ 
lier in Mons. (Fkf. Ztg.) 
Brüͤfsel, 1. April. In den Bergwerken von 
Trooz Fovet und einigen anderen des Lütiticher 
Distriktes sind Streikes ausgebrochen. (Fkf. Ztg.) 
Brüfsel, 2. April. Aus Brüssel wird 
gemetdet: An der belgischen Grenze hätten die 
Iufstellungen preußischer Truppen stattgefunden. 
Brüssel, 2. April. Die Ruhe im Lande 
ist überall hergestellt. Die Arbeiter nehmen ent⸗ 
weder bereits die Arbeit wieder auf oder stehen im 
Begriff, dieselbe aufzunehmen. 
Aus Athen, J. April wird der „Fr. Zig.“ 
gemeldet: Die Türken erbauen ein verschanztes 
Lager bei Strivena zwischen Arta und Janina. 
Die türkischen Truppen in Elassena werden durch 
Typhus dezimirt. Am Samsiag wird die Kammer 
hre Verhandlungen beginnen. Die Opposition ist 
noch unschlüssig. — Aus Belgrad: Die Ver⸗ 
jandlungen mit Garaschanin sind gescheitert und 
ii i ilde im hiesigen Hauptbahnhof zwischen zwei Puffer 
abermals ist I Ristics mit der Kabinetzb mbede J eine Leiche. Der Wagen, welcher 
ung veirauu worden uuf den Unglüclichen rannte, war durch den heute 
pi ichten. stacht herrschenden Sturmwind in Bewegung gesetzt 
— ihe ee schon durch vorden. — Vermißt werden seit Montag Mitiag 
Unzeige in XX Siatle bekannt gegeben, halt unser die zwei Knaben eines hiesigen Einwohners. Die⸗ 
Barten- und Obstbauverein morgen Nach- elben hatten eine Fensterscheibe zerbrochen und 
mittag um 4 Uhr im Lotale des Herrn Horst ntfernten sich aus Furcht vor Strafe. 
bine statutenmäßige Generalversammlung behufs 7 Mainz1. Wi pr pe 
Neuwahl des Vorstandes und Rechnungsstellung. atastrophe hat sig heute aht auf dem Meßplat 
ierauf findet für die Mitglieder eine Verloosung reignet. In dem Baese schen Circus und Affentheater, 
diera —* as am Sonntag seine Vorstellungen in so vielverhei⸗ 
pon dunen Nden 3. April. (Z. T.) jender Weise begann und dessen vortrefflich dressirte 
In der verflossenen Nacht wurde der ganze linke Thiere, Affen. Hunde, Schafe, Ziegen und der velozi⸗ 
Flügel der Aktienbrauerei Tivoli, welcher die dedfahrende Elephant einstimmige Bewunderung erreg⸗ 
Brauereieinrichtung enthält, ein Raub des Feuers. en, brach kurz nach 1 Uhr Nachts Feuer aus und 
Als um 12 Uhr die Sturmglode und die Alarm— woar an der Stelle, wo die Bedienungsburschen 
ignale ertönten, stand schon das ganze Gebaude chliefen. Auf welche Weise das Feuer entstand, 
in lichten Flammen, und muß demnach der auf b durch einen unglücklichen Zufall oder durch 
anerklärliche Weise ausgebrochene Brand schon etliche träfliche Unachtsamkeit, ist nicht festgestellt, aber die 
Zeit unbemerkt gewüthet haben. Die gegen 1 Uhr Flammen ergriffen mit einer rapiden Schnelligkeit 
ingerückte Feuerwehr mußte sich auf die Rettung das leicht brennbare Material resp. die Dekorationen 
des durch eine Brandmauer vom Brandobjekt ge- her Bühne und im Nu stand die Bude in einem 
chiedenen Kühlraumes und des Hopfenipeichers, Flammenmeer, das noch von einem ziemlich frischen 
owie der Malzdarre beschränken. Leider konnte uuftzug angefacht wurde. Das Alles entwickelte 
anfangs infolge des ungünstigen Terrains die ich mit solcher Schnelligkeit, daß die in der Bude 
Feuerwehr nicht ihre ganze Macht entfalten, doch chlafenden Burschen kaum ihre eigene Person in 
ald arbeiteten mehrere Spritzen, und das wüthende Zicherheit bringen konnten und die verzweifelten 
klement konnte nach mehrstündiger angestrengter Befitzer mußten ihre gesammten dressirten Thiere, 
Thangteit auf seinen Herd beschränkt werden. nit Ausnahme des Elephanten, der noch mit Müh 
zämmtiliche hiesigen Brauereibesitzer hatten in auf· ind Noth gerettet werden konnte, verbrennen sehen, 
pfernder Weise während des ganzen Brandverlaufs hhne helfen zu koͤnnen. Der Brand theilte fich 
Wasserfuhren in Thätigkeit gehalten. Als erste ber auch der dicht danebenstehenden Bude eines 
var die der Brauerei Jacoby, als zweite die der Photographen und einer Schießbude mit, welche 
Brauerei Park (Schmitt) und als dritte die der deide gleich der Baese'schen Bude bis auf den 
Zrauerei C. Mayher erschienen. — Der entstandene Zrund niederbrannten. Das Schichil'sche Meia— 
Schaden ist ein sehr hedeulender, jedoch durch Ver- norphosen- und Kasperltheater wurde nur ange⸗ 
icherung wohl hinreichend gededt; immerhin wird xrannt, wurde aber durch das Niederreißen der 
die Betriebsstörung eine sehr empfindliche sein. daupitheile und das überstürzte Wegbringen des 
Inventars erheblich geschädigt. Die Feuerwehr 
var wohl bald zur Stelle, allein fie mußte sich 
zarauf beschränken, den Brand zu lokalifiren, na— 
nentlich die dicht dabei stehende Scholz'sche Mena⸗ 
jerie zu schützen, die in großer Gefahr staud. Hierbei 
am ihr die Windrichtung sehr zu statten. Heute 
Morgen bot die Brandstätle einen trostlosen Aublick; 
nuf einem verkohlten Wagen lagen die schrecklich 
»erbrannten Cadaver der niedlichen kleinen Pferde 
ind rings herum verbrannte Hunde Affen, die 
Schafe ꝛc. ec. und dazwischen verkohlte und ange⸗ 
rannte Dekorationsstücke und Kostüme. Ein schau⸗ 
erhaftes Bild der Verwüstung! Von den beiden 
mderen oben erwähnten Buden und den dazu 
ehörigen Wagen find kaum noch Resie vorhanden 
ind die Leute retteten kaum das nadie Leben. Der 
ntstandene Schaden ist für die Betroffenen ein 
normer und laum wieder zu ersetzender. Namentlich 
derr Baese ist durch den Verlust seiner sämmtlichen 
Thiere um die ganze Grundlage seines blühenven 
Heschäftes gekommen. Seinen Verlust schätzt er 
nuf ca. 16,000 Mt. und dabei kann, selbst wenn 
dieser ersetzt werden könnte, das lebende Inventar 
nicht im Handumdrehen wieder beschafft werden. 
— Der Photograph Geier aus Nürnberg hat einen 
Schaden an Material und Inventar von da. 400 
Mark erlitten und dazu noch etwa 800 Mk. baares 
Held durch den Brand eingebüßl. — Der Schieß⸗ 
»udenbesitzer Neunzerling aus Lindenholzhausen bei 
rimburg hat insgesammt einen Schaden von etwa 
5600 Mk. erlitten. Was solche Summen bei 
olchen Leuten bedeuten, deren ganze Existenz ruinirt 
Vermischtes. 
Metz, 31. Maärz. Ein der Verübung des 
staubmordes bei Pierrevillers dringend verdächtiger 
Mann, bei welchem man zweifellose Beweise seiner 
Schuld gefunden haben will, ist bei Pricy (Depar⸗ 
ement Moselle⸗et⸗Meurthe) verhaftet worden. 
f Metßz, J. April. Einen gelungenen April⸗ 
cherz verübt die Lothringer Zeitung in folgendem 
Inserate: 
Nicht zu übersehen! 
Henri Rochefort aus Paris, an der belgischen 
Zrenze zurückgewiesen, trifft auf der Rückreise 
norgen Donnerstag, Mittags 1Uhr 19 Min., hier 
in und fähtt mit dem 2 Uhr⸗Zug nach Paris 
veiter. In der Zwischenzeit empfängt er Freunde 
und Gesinnungsgenossen auf hiesigem Bahnhofe im 
Wartesaal J. Klasse, der zu diesem Zwecke reservirt ist. 
Im Auftrage: L. Ripa. 
Wahrscheinlich haben sich zahlreiche Neugierige 
zum Bahnhof begeben, um dort den — 1. April 
zu begrüßen. 
FVom Niederrhein, 28. März. Auf 
chreckliche Weise ist gestern der 71jährige Graf 
rerdinand v. Spee auf Haus Linnig ums Leben 
sekommen. Dem alten Herrn gingen auf der 
Fahrt zur Jagd die Pferde durch, im Dorf Lintorf 
„rallte der Wagen gegen eine Hausecke, schlug um, 
der Graf stürzte heraus und erlitt einen Schädel⸗ 
zruch. Graf Spee hinterläßt 10 Kinder. 
FMannheim, 1. April. Heute Nacht 
zerieth der Rangirer Treiber von Plankstadt