Full text: St. Ingberter Anzeiger

ist, das ist wohl Jedem klar. Versichern koͤnnen 
iich die Leute nicht, da keine Gesellschaft solche 
Versicherungen übernimmt. Es kamen 58 Pferde, 
19 Affen, dO Hunde und 4 Hämmel, sämmilich 
vorzüglich dressirt, in den Flammen um. Die 
Tadaver wurden heute Morgen vom Wasenmeister 
abgeholt. Der gerettete Elephant hat am Hinter⸗ 
theil schwere Brandwunden erlitten. Ein Bursche 
des Herrn Baese steht im Verdacht, das Feuer 
böswillig gelegt zu haben; es ist Untersuchung ein⸗ 
geleitet. 
München. Der von sechs Kandidaten 
umworbene Sitz im Abgeordnetenhause. welchen der 
herstorbene Abg. Schels inne hatte, ist dem Maler 
Haberland zugefallen. Am vorigen Sonntag fand 
eine Versammlung der Wahlmänner statt, worüber 
die „Donauztg.“ folgenden Bericht liefert: Herr 
Baron von Hafenbrädl ersuchte durch Telegramm 
die Versammlung, „Keinen zu wählen, der thätig 
war, das bekannte Mißtrauensvotum gegen Schels 
in Scene zu setzen“. Sofort erhoben sich der 
Abg. Schönhuber und der Pfarrer Bcß von Eggen⸗ 
feiden und „schrieen“: „Wir Wahlmänner lassen 
uns von Einem, der nicht Wahlmann ist, nichts 
borschlagen. Wir wählen, wen wir wollen, denn 
nur Wohlmänner haben Stimmen“. Nachdem 
Ruhe gestiftet, erklärte der Kandidat, er sei ein 
zuter Deuischer, werde aber stets für die Selbst⸗ 
ständigkeit Baherns eintreten, ebenso für Bürger 
und Bauer, und sich der Rechten anschließen. Der 
zweite Kandidat. Herr Strebl, begann: „Ich bin 
nur ein Bauer und bin nur einen halben Tag in 
die Schule gegangen.“ Da diese Sätze große 
Heiterkeit erreglen, wußte Herr Strebl zunächst 
nichts weiter, brachte aber mit einigem Stocken 
noch die denkwürdigen Worte heraus: „Wer mich 
aicht wählen mag, kann's bleiben lassen“. (Wie 
schade, daß der Kammer ein so gediegener Redner 
»orenthalten blieb) Darauf entstand nochmals 
zroße Heiterkeit und Herr Strebl setzte sich. Der 
Pfarrer Klimmer von Taufkirchen verzichtet aus 
dienstlichen Rücksichten auf eine Wahl und empfiehlt, 
da die Landwirthschaft bereits durch Schönhuber 
bertreten, einen Gewerbsmann, und zwar den 
Maler Haberland, zu wählen, was ihm den Zuruf 
einbringt: „Wir Bauern wählen nur einen Bauern, 
vir brauchen keinen Redner“. Der Vorsitzende, 
Pfarrer Loibl von Hofdorf, schlägt als Kandidaten 
den Müller Jos. Fellner von Hammühle bei Meng⸗ 
sofen vor, der sich in seiner Rede etwas reservirt 
hält, aber stets für die Interessen des Bauern⸗ 
ind Gewerbestandes und die Selbstständigkeit 
Bayerns eintreten will. Damit noch nicht genug, 
neldete sich noch der Bäckermeister M. Lang von 
dandau selbst als Kandidat und erklärt, er werde 
sich im Landtag ebenso rühren wie in der Ver⸗ 
aammlung. Ein Bauer rief dazwischen, Lang 
werde es genau so machen wie die andern und 
sein Wort ebenso wenig einlösen. Darauf große 
Heiterkeit, stürmisches Durcheinander und Schluß, 
ohne daß eine Einigung erzielt wäre. Dieselbe ist 
dann über Nacht, wie es scheint, zu Stande ge⸗ 
fommen, so daß die Wahlidylle wenigstens einen 
würdigen Abschluß gefunden hat. 
Thüringen, 31. März. Wie man der 
„Kreuzzeitung“ telegraphirt. sind in Friemar bei 
Botha 838 Wohnhäuser sammt Hintergebäuden 
niedergebrannt. Es ist Brandstiftung festgestellt. 
FBerlin. Der Vorstand des Vereins Ber⸗ 
iner Kaufleute und Industrieller hat dem Aeltesten⸗ 
Kollegium und dem Magistrat jetzt amtlich ange⸗ 
zeigt, daß die von ihm im engeren Kreise vertrau⸗ 
Heute, Samstag Abend 
lich angeregten Zeichnungen zum Garantiefonds für 
zie deuisch-nationale Gewerbeausstellung 1888 die 
Zumme von annähernd 850.000 Mark erreich 
jaben. 
F Die Gasbeleuchtung macht gewaltige 
Anstrengungen, ihrem neuen Konkurrenten, dem 
lektrischem Lichte. Stand zu halten. Wenn die 
Frfindung von Dr. Auer in Wien sich bewährt. 
dann dürften sie gelungen sein. Dr. Auer bringt, 
vie „W. Ill. G.⸗Zig.“ berichtet, in der nichl 
teuchtenden Flamme eines Bunsenschen Brenners 
rinen mit einer Meialllösung getränkten und da— 
zurch unverbrennlich gemachten Baumwolldocht zum 
Blühen. Die Leuchtkraft dieses glühenden Drahtes 
rähert sich einer elektrischen Glühlampe und die 
vöchst einfache Vorrichtung kann auf jeder Gas⸗ 
lamme leicht angebracht werden. Im chemischen 
raboratorium der Wiener Hochschule brennt bereits 
ine solche Flamme. Die Erfindung scheint auch 
chon so viel Aufsehen erregt zu haben, daß eine 
unglische Gesellschaft ihre Verwerthung übernahm. 
Bon ebenso großer Bedeutung wie Auers Erfind-⸗ 
ing kann das Wassergas werden, welches in Essen 
hereits angewendet wird, zunächst zum Heizen. In 
Amerika wird es aber auch als Leuchtgas durch 
»inzutyun von Naphtha verwendet. Der Schwede 
Fahnejelm hat nun ähnlich wie Auer Metall benutzt 
im ein sehr helles Licht zu erzielen, nämlich einen 
damm aus dünnen Magnesia⸗Stäbchen, der durch 
as Wasserglas weißglühend gemacht wird. Dieses 
—XVV 
noch besser, als es den blauen Schimmer des 
Bogenlichtes nicht hat. In Düsseldorf werden 
ben Versuche damit angestellt. Das Wassergas 
vird hergestellt, indem man Dampf über glühende 
dohlen leitet und so in Wasserstoff und Sauerstoff, 
zeides sehr leicht brennbare Körper, zersetzt. Bis 
zt steht der allgemeinen Anwendung noch die 
figenschaft entgegen, daß das Wassergas leicht ruß! 
ind sich in der Kälte niederschlägt. Der Preie 
des Wassergases ist geringer als der des gewöhn⸗ 
ichen Gases (1-4 Pf. per chm). Die Magnefia⸗ 
dämme kosten 15 Pf. und nützen sich im Verhält— 
aiß von 1Pf. per cbm Gas ab. Zu Heizzwecken 
st das Wassergas jetzt schon sehr vortheilhaft zu 
erwenden. Es sind auch mehrere Gaswerke in 
Oesterreich beschäftigt, Apparate dafür aufzustellen. 
FDas Weltenende. Aus der Gesinde⸗ 
tube des Herzogs Adolf vvyn Nassau' wird die 
nachstehende heitere Geschichte erzͤhlt: Einer der 
Diener war plötzlich aus dem herzoglichen Palais 
in Wien verschwunden und alle Nachforschungen 
iach dem sonst braven, aber etwas beschränkten 
Zurschen waren erfolglos. Ebenso unerwartet aber 
vie der Diener verschwunden, fand er sich wieder 
m Palais ein und brachte für sein Ausbleiben die 
onderbare Entschuldigung vor, daß er sich, da er 
jehört habe, die Welt werde infolge eines Zusammen- 
tkoßes von vier Planeten mit der Sonne am 22. März 
u grunde gehe, aus Furcht, vor den einstürzenden 
zohen Häusern in Wien erschlagen zu werden, in 
ein heimathliches Dorf geflüchtet habe, wo es doch 
twas sicherer sei und wo er mehr im Freien fich 
ufhalten konnte. Da er jedoch nach zwei Tagen 
jesehen, daß — die Welt noch immer „stehe“, sei 
er wieder zurückgekehrt. 
7 In der Gesellschaft wie in der Geschäftswelt 
»on Paris macht die Entmündigung des Barons 
saimond de Seilliere großes Aufsehen. Dieselbe 
vurde dadurch begründet, daß der Baron in zehn 
Jahren zwölf Millionen durchgebracht habe und 
noch über drei Millionen Schulden hatte. Doc 
ist er dadurch noch lange nicht zu Grunde gerichtet 
Er besitzt sehr bedeutende Güter und Häuser, sow 
einen Antheil von sieben Millionen Marlk in den 
von seinem Vater begründeten Bankhaus Demah 
und Seilliere. 
f Paris, 30. März. Aus der Strafansta 
Aniane brachen 33 Gefangene aus; bei der Ver— 
folgung durch die Polizei und bewaffnete Einwohne! 
wurde ein Gefangener getödter, drei verwundel 
Bis jetzt sind dreizehn Sträflinge wieder eingebracht 
xF Eine überraschende Weise, das „Entree“ ein— 
zuziehen, wurde jüngst in Paris in Anwendun 
gebracht. Wie alljährlich in den Fasten, fand aud 
in diesem Jahre dort ein großes Balletkränzche 
statt, zu welchem Alt und Jung der vornehmen 
Herrenwelt sich drängte. Zur Ueberraschung Alle 
sedoch stand diesmal auf den Karten mit großen 
Letiern: „Der Eintritt ist frei.“ Sonst hatte jede 
Billet 20 Franken gekostet und Ueberzahlunger 
varen an der Tagesordnung. Die Freikarte lock 
gjar manchen herbei, der früher der Versuchunt 
fiegreich widerstanden hatte. Als jedoch die Stund 
der Heimkehr schlug, da fanden die Gäste die Aus 
zangsthüren von den reizendsten Balletmädcher 
besetzt, die ihnen hübsche Karten vorhielten, worau 
mit eben so großen Lettern als bei den des Ein— 
gangs erwähnten Billets gedruckt stand: „Der 
Ausgang kostet pro Person 30 Franken, wir köͤnne 
so liebe Gäste nicht gratis scheiden lassen.“ Di 
also Gefangenen sahen sich gezwungen, das Löse 
geld zu erlegen, und so brachte der Ball em 
stattliche Mehreinnahme gegen sonst. 
Lyon, 1. April. Das „Journal de 
missions catholiques“ berichtet, Anfangs Janua 
hätten in Annam, Provinz Quangbiny, neue Nie 
dermetzelungen von Katholiken stattgefunden. Ei 
eingeborener Priester und 442 Christen seien um 
gebracht worden. 
F Algier, 31. März. Zwischen zwei ma 
rotkkanischen Stämmen in der Nahe der Grenze is 
eine blutige Fehde ausgebrochen. Der eine der 
Stämme wurde gezwungen, auf algerisches Gebie 
überzutreten. 
F Baku, 31 Marz. Auf der Rhede explodirh 
ein mit Benzin und Petroleum beladenes Schiff 
Ein Schiffer und zwölf Matrosen sind umgekommer 
f Nach einer Londoner Depesche der „Indoͤp 
Belge“ vom 31. März hat inmitten der Arbeiten 
des Kanals von Panama eine Pulverexplosion 
stattgefunden, wodurch 10 Personen getödtet und 
40 verwundet worden sind. 
New-York, 31. März. Die Stad 
Key West ist gestern von einer größeren Feuers⸗ 
brunst heimgesucht worden. 
Dienstesnachrichten. 
Notar Schleip in Dirmstein wurde nag 
Zweibrücken und Notar Hepp in Dürkheim nad 
Sopeyer, beide auf Ansuchen, vbersetzt. 
Marktberichte. 
Homburg, 81. März. (Fruchtmittelpreis und Bit 
tuauenmarkt Weizen 9 M. 42 pf., Korn 7M. 87 8 
Spelztern — M. — Pf. Spelz 0 M. — Pf., Gerst 
Zreihige d M. — Pf., Gerste Areihige O M. — Pf. 
hafers Mos pf Mischfrucht 7 M. 30 pf., Erbser 
Dm. — pf., Widen 0 M. — Pf., Bohgen 90, M 
— ppf, Alcesamen — M. — pPf. Kornbrod 6 Pfunt 
60 Pf. Gemischibrod 6 Pfund 72 Pf, Ochsensleisch — 9 
Rindfleisch 30 Pf. Kalbfleisch 50 Pf., Hammelfleisch — 9. 
Schweineseisch 54 Pf., Butter 1 Pjund 1M. — vVi 
Nartoffeln per Zeniner 2? M. — VB 
*Ar die Nedamen verantwortlich: F. X. Demen 
i ⸗ er Unterzeichnete hat noch 
158 1n 4 einige Hausplatze an 
der Ensheimer Straße 
vis⸗a⸗vis dem Bahnhofe 
zu verkaufen. Auch hat 
—** derselbe den untern 
Stock seines Hauses, zu jedem Ge⸗ 
schäft geeignet, zu vermiethen. 
V.. VOTeISAEC. 
Amerikanisché 
Glanz- 
—IX 
Salvator 
aus der Zacherl'schen Brauerei 
München, im 
Cafs Oberhauser. 
ασ 
Peru⸗Guano 
Knochenmehl 
Superphosphat 
Iaeob Fries. 
E imn großer Auswahl billigst. 
IACOD DiehI., 
Schönfärber. 
Ein kräftiger 
Junge 
kann in die Lehre treten bei 
J. Jos. Fries, 
Schmied. 
von Fritz Schulz jun. 
Leipzig ist wegen herven 
ragender Güte und iligkti 
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orrãthig. à Nacet 20 V 
Technicum 2ιüαÑte ναν 
F Faohachulo für 
wena —S 
T . 
J. 
Ulmer Münsterloose à3Mh. 
J. A. Jiumermaunn, Andernach a. Rh.“ 
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