Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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a St. Jugberter Auzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalrz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Bamstag und Sonnmtag; 2mal wbchentlich mit Unterhaltungt⸗ 
Imn und Eonntagß mit Bfeitiger iUustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlih 14 60 A einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1A 7Sä, einschließli 
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auf welche die Expedition Auskunft ertbeilt, 13 4ñ, Neclamen 30 46. Bei 4maliger Einxickung wird nur dreimalige berechnet. 
21. Jahrg. 
I 67. 
Montag, 5. April 1886. 
Bestellungen 
auf den 
„Zt. Ingberter Anzeiger“ 
für das 
II. Quartal 1886 
ehmen fortwährend an: die Postanstalten. die 
ostboten, die Umträger und 
Die Expedition. 
1 
Lokale und pfälzische Rachrichten. 
*St. Ingbert, 5. April. Die gestern Nach⸗ 
nittag im Horst'schen Saale stattgehabte Gen e⸗ 
alversammlung des Garten⸗ und Obst⸗ 
auvereines war recht zahlreich besucht; der 
zorstand, Herr Pfarrer und Inspeltor Ferckel 
roffnete dieselbe mit einer kurzen Ansprache, in der 
r auf das bisherige günstige Wirken des Vereins 
inwies und ertheilte sodann dem Rechner Herrn 
ztadteinnehmer Alt zur Ablegung der Jahresrech⸗ 
ung das Wort. Der Verein zählt gegenwürtig 
34 Mitglieder. Die Jahreseinnahme betrug 
194 Mk. Y1 Pf., die Ausgabe 489 Mt. 45 Pf., 
o daß ein Ueberschuß von 55 Mk. 46 Pf. bleibt. 
zJer Akklamation wurde der bitherige Ausschuß ein⸗ 
timmig wiedergewählt. Zum Schluß fand die 
ingekündigte Verloosung von Obstbäumen an die 
Muͤglieder statt. Jedes Mitglied erhielt dabei, wie 
m Vorjahre, ein schönes Hochstämmchen. 
* St. Ingabert, 85. April. Wie man uns 
nittheilt, wurde am Samstag Nachmittag der 
Ackersmann Mohr von Heckendalheim, der 
uuf dem Felde mit Pflügen beschäftigt war, von 
einem Pferde, das ein bösartiges Thier sein soll, 
zerart geschlagen, daß sofort der Tod eintrat. Mohr 
sinterläßt eine Witiwe mit 6 Kindern. 
* St. In gbert, 5. April. Gesitz⸗ 
vechsel.) Das den Kindern und Erben des 
zerlebten Herrn Peter Schwarz gehörige Haus 
n der Ludwigstraße ersteigerte kürzlich Herr Karl 
Bilhelm Rösler, Echwiegersohn des Herrn 
3. Schwarz) Renmner in Montiguy, um 
3100 Mark. 
— Ensheim, 1. April. Seit heute fährt 
her Postwagen von hier nach Saarbrücken resp. 
5t. Johann statt einmal täglich zweimal. Der 
Fahrplan ist folgender: Endsheim ˖ St. Johann 
rẽnsheim ab 610, Brebach ab 710, St. Johaun 
in 7*6 morgens, 280, 3804 nachmittags. St. 
Johann⸗Ensheim. St. Johann ab 920, Brebach 
b 960, Ensheim an 1050 morgens, 5380, 6 und 
7 Uhr nachmittags. 
*Die Theatergesellschaft der Frau Schroth 
st am Samstag von Zweibrücken nach Pirmasens 
bergesiedelt. Frau Schroth soll in Zweibrücken 
ehr gute Geschäfte gemacht haben, wodurch sie 
ür Landau, wo sie vordem war und keine gün⸗ 
tige Einnahme erzielte, entschädigt ist. 
— Zweibrücken, 5. April. Zu unsrer 
yreude hören wir von unterrichteter Seite, daß der 
n der Nacht zum letzten Samstag in der Brauerei 
rivoli stattgehabte Brand nicht die geringste 
ztörung des Betriebs verursacht hat. Zu berich⸗ 
igen haben wir, daß der Schlafraum des Brauerei⸗ 
ersonals unversehrt geblieben ist. (Zw. T.) 
— Vom 1. d. M. an dürfen nach den Be— 
timmungen der Heer- und Wehrordnung von den 
xruppeniheilen keine Dreijährig-Freiwil— 
igen mehr angenommen werden, und zwar bis 
ach Beendigung der größeren Truppenübungen. 
Ausgenommen hiervon sind nur Musiker und solche 
unge Leute, die auf Avancement dienen wollen. 
— Landau, 30. März. Der Handwerks- 
zursche Andreas Kuchler, Bäcker aus Nepomuk, 
dreis Pisek, Böhmen, der seinerzeit die katholischen 
dirchen in der Umgegend resp. deren Opferstöcke 
unsicher machte, wurde durch Urtheil der Straf⸗ 
'ammer des königl. Landgerichts dahier vom Heu⸗ 
igen wegen mehrerer Diebstahls; Verbrechen im 
viederholten Rückfalle in eine Zuchthausstrafe von 
z Jahren verurtheilt. 
— Ilbesheim, 2. April. In dem Wohn⸗ 
zimmer des Tagners Heinrich Ackermann warfen 
gestern Abend gegen 8 Uhr Kinder tine auf dem 
Tische stehende Erdöllampe um. Der Behälter der⸗ 
selben zerbrach und das brennende Oel ergoß sich 
iber den Tisch. Auf das Geschrei der Kinder eilte 
die in der Küche beschäftigte Ehefrau Ackermann 
herzu und wollte mit ihrer Schürze die Flamme 
södten. Im Nu aber stand die Frau selbst in 
hellen Flammen und sprang in diesem verzweif⸗ 
ungsvollen Zustand auf die Straße, laut um Hilfe 
ichreiend. Zum Glücke war Hilfe sogleich bei der 
hand, so daß die arme Frau mit mehreren jedoch 
nicht lebensgefäührlichen Brandwunden an Händen 
uind Füßen davon kam. Es ist dieser Fall eine 
autredende Warnung, in Zimmern, in welchen 
inder sich aufhalten, keine Stehlampen zu benützen. 
— Se. Maj. der König hat für das Studien⸗ 
jahr 188586 aus den Gefällen der prot. Kirchen⸗ 
chaffnei Guttenberg zu Kan del den Kandidaten 
der Theologie Jak. Durst aus Weisenheim a. B. 
uind Joh. Steuerwald aus Gauersheim je ein Sti⸗ 
pendium von 150 Mk. und aus den Gefällen der 
drotestantischen geistlichen Güterverwaltung in Zwei⸗ 
hrücken den Theologiekandidaten Herm. Bruch aus 
tieschweiler und Oskar Schöfer aus Contwig je 
ein Stipendium von 270 Mk. verliehen. 
— In Ludwigshafen hat sich ein Verein 
zebildet, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, die 
neue Weltsprache „Volapük“ zu verbreiten. Die 
Weltsprache soll so einfach sein, daß die Grammatik 
)erselben in wenigen Stunden, die Worte der 
Weltsprache selbst in 2—3 Monaten gelernt werden 
önnen. Der „Volapück“ soll Gemeingut aller 
Menschen, die Verkehrs⸗- und Handelssprache der 
zanzen Welt werden. Einstweilen wollen wir es 
abwarten! 
DSeutsches Reich. 
Muͤnchen, 2. April. Der Finanzausschuß 
er Abgeordnetenkammer stellte gestern provisorisch, 
amlich unter Vorbehalt einer Erhöhung, den Etat 
direkten Steuern fest: Grundsteuer mit 8lio 
a. auf 11,608,000 Mark, Haussteuer mit 
noo Pfg., und zwar Arealsteuer 687,000 Mk.— 
niethssteuer 3,680,000 Mark, Gewerbsteuer mit 
pig. Zuschlag 5.133,000 Mark, Steuer vom 
werbebetrieb im Umherziehen mit 1Pfg. Zu⸗ 
dlag 230 000 Mark, Kapitalrentensteuer mit 
pig. Zuschlag 8,462,000 Mark. Einkommen- 
euer mit 6 respektive 11 Pfg. Zuschlag 1,648, 000 
dark. Bei den Ausgaben wurden 10,000 Mark 
ürzt und die Gesammtausgaben auf 844, 840 
sar festgesetzt. Eine höhere Veranlagung der 
gewerbesteuer der Bierbrauer überläßt der Finanz- 
ninister der Initiative des Landtages. Vor einer 
zrhöhung der Kapitalrentensteuer warnt er ein⸗ 
ringlichst. 
Berlin, 3. April. Der Kaiser empfing 
ern Nachmittag Herrn d. Schlözer, welcher 
ormittags auch mit dem Reichskanzler eine luͤngere 
nterredung hatte. 
Berlin, 4. April. Neuesten Nachrichten zufolge 
dein Einverständniß mit der Kurie erziehlt worden. 
die Anzeigepflicht ist von der Kurie zugegeben nach 
en Bestimmungen, welche in Würtemberg maß—⸗ 
ebend sind. 
Vermischtes. 
F S. K. H. der Großherzog von Darmstadt 
jat die Familie Heyl und zwar HH. Geheimrath 
Fornelius W. Heyl und Major Max Heyl in 
Anerkennung ihrer Verdienste um ihre Vaterstadt 
Worms in den erblichen Adelsstand erhoben. Dem 
„tifter und seinem rechtmäßigen auf Grund der 
estätigten Successions-Ordnung in den Besitz des 
Fideicomiß ⸗· Gutes Herrnsheim eintretenden aana⸗ 
ischen Nachfolger ist damit der Freiherrliche Titel 
Jerliehen, welcher in der Form eines Freiherrn 
deyl zu Herrnsheim zu führen ist. 
FDarmstadt. Kürzlich verließ ein nahezu 
200 Seiten umfassendes Werkchen die Presse, welches 
den Titel trägt: „Meine Reise nach Bulgarien“ von 
M. G. z. E. S., unter welchen Initialen sich Marie 
hräfin zu Erbach ⸗Schönberg, die Schwester des 
Fürsten von Bulgarien, birgt. Dasselbe ist als 
Manuskript gedruckt und wurde nur an die fürst⸗ 
ichen Verwandten, sowie einen kleineren Kreis von 
ntimeren Bekannten der Verfasserin vertheilt. In 
esselnder Weise schildert die Schreiberin nach ihrem 
Tagebuche die Erlebnisse und Eindrücke ihrer im 
derbst 1884 mit ihrem Gematl nach Bulgarien 
uinternommenen Reise, sowie Besuche an den Höfen 
von Bukarest und Belgrad, zu einer Zeit, in welcher 
nan an die Möglichkeit eines serbisch bulgarischen 
Lonflicts freilich noch nicht dachte. Nicht minder 
nteressant als der Inhalt ist die auf der letzten 
Seite des Werkes angedeutete Thatsache, daß das- 
elbe von dem Bruder der Verfasserin, dem Prinzen 
Ludwig von Battenberg, sowie dessen Gemahlin 
der ältesten Tochter des Großherzogs von Hefsen 
Auslaud. 
Wien, 2. April. Offizioös wird bestätigt, daß 
ag österreichische Escadre in der Suda ⸗Bai durch 
ae gestern von Pola abgegangene Torpedoflotille 
ein Torpedoschiff und funf Boote) deshalb ver⸗ 
jarklt wird, weil die Mächte entschlossen find, nöthi⸗ 
enfalls eine Blokade effektiv auszuführen. Italien 
mdte ebenfalls Torpedoboote zur Verstärkung. 
(atf. 3.) 
Paris, 3. April. Die Lage der Dinge in 
decazeville ist fortdauernd eine sehr ernste. Die 
inkunft des Generalprokurators wird erwartet. 
Loudon. 2. April. Der Petersburger Kor⸗ 
jpondent der „Daily News“ behauptet pofitivd, 
aß die russische Regierung beschlossen habe, in 
inigen Wochen Bulgarien zu besetzen, falls Fürst 
llexander sich nicht unterwerfe. 
Konstantinopel, 2. April. Die Konferenz 
l om 5. d. M. zusammentreten. Die Abreise 
jadban's nach Sofia ist verschoben. 
Newyork, 4. April. Die Streikenden bei 
em Fort Worrth griffen heute die Beamten an, 
helche die Abfahrt eines Güterzuges zu bewirken 
ichten; es wurden hierbei 7 Personen getödtet 
und viele verwundet. Hunderte von bewaffneten 
sürgern patrouilliren durch die Straßen, die Ver ⸗˖ 
mfsläden sind geschlossen.