Full text: St. Ingberter Anzeiger

onstantinopel, 14. April. Das signa⸗ 
lisierte Rundschreiben der Pforte an die Mächte, 
betreffend die Abrüstung Griechenlands, weist noch 
darauf hin, daß. da die internationale Flotte in 
der Nahe der griechischen Gewässer, es wuͤnschens ⸗ 
werth wäre, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um 
Briechenland zur Abrüstung zu zwingen. Die Pforte 
ersucht die Mächte, ihr die den Kommandanten des 
Beschwaders gegebenen Instruktion mitzutheilen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
SD St. Ingbert.“ Nachdem am Sonntage 
die Prüfung der gewerblichen Fortbildungsschule 
tattgefunden hatle, wurden am Mittwoch mit der 
Prüfung der landwirthschaftlichen Fortbildungsschule 
des Herrn Lehrers Schindler die Prüfungen an 
den hiesigen Volksschulen abgeschlossen. Wie wir 
hören, war das Resultat derselben durchgehends 
ein recht zufriedenstellendes. Einigen Prüfungen 
vohnte Herr Kreisschulinspeltor Leh mann aus 
Speyer bei. 
OGO St. Ingbert. Durch Herrn Haupilehrer 
bagenbucher wurde am vorigen Mitntwoch die 
2. besondere Konferenz im neuen Schulhause ab⸗ 
gehalten. An derselben betheiligten sich die Schul⸗ 
dienstexspeltanten des Bezirks Blieskastel St. Ingbert. 
— Aus der Pfalz. Die Kgl. Regierung 
der Pfatz beabsichtigt, Ende des Monats Mai oder 
Anfangs Juninl. J. eine Prüfung für Hufschmiede 
abzuhalten, weßhalb alle jene Hufschmiede, welche 
sich dieser Prüfung unterziehen wollen, aufgefordert 
werden, ihre bezüglichen Gesuche bis längsiens 25. 
d. M. bei oben genannter Stelle einzureichen. Den 
Besuchen sind die in 8 8 der Kgl. allerh. Verord⸗ 
vom 1. Marz 1884 ,die Prüfung der Hufschmiede 
betr.“, verlangten Nachweise beizulegen. 
— Osterurlaub.) Nach Anordnung der 
Beneral⸗Kommandos dürfen während der kommenden 
Dsterfeiertage Beurlaubungen von Mannschoften 
des aktiven Dienststandes in der Weise statifinden, 
daß von jeder Kompagnie 40 —50 Mann ohne 
Bebühren in ihre Heimath entlassen werden dürfen, 
wobei es den Kommandeuren überlassen bleibt, 
nach Maßgabe der örtlichen und sonstigen dienst- 
lichen Verhältnisse diese Zahl zu erhöben, dagegen 
die Urlaubstage zu verkürzen und umgekehrt. 
— Zweibrücken, 12. April. Die Infan⸗ 
teristen Buser von Hütschenhausen und Rabold aus 
Baden, welche sich aus der hiesigen Garnison heim⸗ 
lich entfernt hatten, find in Metz aufgegriffen und 
hierher zurückgeliefert worden. 
— Pirmasens, 13. April. Vor einigen 
Wochen entsandte der hiesige Stadtrath, um für 
seinen Schulhausneubau fich zu informiren, zum 
Studium der Veheizungsfrage eine Kommission nach 
Reustadt a. H., Frankfurt a. M. Aachen und 
Ddülheim. Bei der Submission, wobei vier Systeme 
mitkonkurrirten, entschied sich auf Grund des Gut 
ichtens dieser Kommission der Stadtrath für das 
Hauber'sche System, und zwar wegen dessen sonstiger 
Vorzüge, trotzdem dasselbe sich um 3900 und 1900 
Mart höher stellt, als die beiden anderen Luft- 
zei zungssystene. 
— Wie die „Pf. Lehrerztg.“ meldet, beabfich⸗ 
ligen die ehemaligen Schuler des Seminars zu 
daiserslautern, welche 1836 aus demselben 
entlafsen wurden, daselbst eine Jubelfeier zu ber— 
anstalten, wozu ihre Kollegen aus den Jahren 1835 
und 1837 eingeladen werden sollen. 
F Wie die „Fr. Z.“ erfährt ist die Ursache des 
wegen des Meineids angeklagten und gegenwärtig 
düchtigen Dr. med. Kari Schandein; Adjunkt 
in Kaiserslautern, ein Pferdehandel. Der 
Verkäufer eines Pferdes sollte nämlich Herrn 
Schandein Garantie für fehlerfreie Pferde geleistet 
jaben, stellte dies aber in Äbrede, und es wurde 
nun Dr. Schandein bezichtigt, Leute veranlaßt zu 
haben, ihm zu bezeugen, daß die Garantie faktisch 
zeleistet wurde. Er selbst siellte dies bis zum 
ietzten Augenblicke in Abrede. 
— Kleinkarlbach, 14. April. Der Makler 
Beorg Tiissch von hier wird seit vorigen Donnerstag 
vermißt. Derselbe entfernte sich an diesem Tage 
in Sonntagsanzug von seiner Familie und hat 
eitdem nichts mehr von sich hören lassen. 
— Kerzenheim. Der Ackerer Peter Will 
von hier fiel vorgestern vom Wagen und war 
ofort todi. 
— Bei der Munchener Pferdelotterie gewann 
herr Peter Roos in Haardt den 9. Gewinn— 
ein starkes Wagenpferd, im Werthe von 1700 M., 
Herr Berg, Lokomotivführeri Kaiserslautern, 
den 5. Gewinn, Equipage mit 2 Pferden, im 
Werthe von 2500 Mk., Herv Anton Hockel in 
daiserslautern den 10. Gewinn, ein starkes 
Wagenpferd, im Werthe von 1700 M. 
— Edenkoben, 14. April. Wir berichteten 
. Z., daß Herr Geschäftsagent Lintz von hier 
vegen Zuwiderhandlung gegen das Gesetz über die 
Zesteuerung des Gewerbedetriebes im Umherziehen 
ingeklagl, vom hiesigen Schöffengericht freigesprochen, 
ann aber auf die vom Vertreter des kgl. Aerars 
zegen dieses freisprechende Urtheil eingelegte Beruf⸗ 
ung hin durch die Strafkammer des Landgerichis 
dandau zu der durch Strafbescheid des kgl. Reut⸗ 
imts Edenkoben angesetzten Strafe von 199 Mark 
55 Pfennig verurtheitt wurde. Die durch Herrn 
Lintz gegen dieses Urtheil eingelegte Revifion zum 
obersten Landesgericht München wurde durch Ursheil 
dom“ 11.. Dezember als unbegründet ange— 
nommen und die Sache zur anderweitigen Verhand⸗ 
ung an das Berufung?gericht zurückverwiesen.“ Bei 
der nun gestern gepflogenen, Verhandlung wurde 
die von dem kgl. Aerar eingelegte Berufung als 
inbegründet abgewiesen und der Staatskasse die 
dosten aller Instanzen, einschließlich der Veriheidig⸗ 
ingskosten, überbürdet. G6GGwt.) 
— Bergzabern, 13. April. Ein bon 
Spanien aus betriebener Schwindei, vor dem schon 
nehrmals gewarnt wurde, soll, wie das „T. f. d. 
3.“ erzählt, nun auch in unserer Gegend versucht 
verden. Gestern Abend erhielt ein hiesiger Ein— 
vohner aus Zamora einen französisch geschriebenen 
ind mit einem Heiligenbildchen versehenen Brief, 
in welchem dem Empfänger unter der „größten 
Berschwiegenheit“ ein „wichtiges Geschäft“ vorge⸗ 
chlagen wird. Es handeli sich angeblich um ein 
m Gefängniß zu Zamora verstorbenes „unglück⸗ 
liches Opfer der Ehre“ und um eine in der Nähe 
des Wohnortes des Empfängers vergrabene Summe 
VZeldes. Daß das Ganze Schwindel ist und auf 
Belderpressung hinausläuft, braucht nicht besonders 
jesagt zu werden, doch kann es nicht schaden, Leicht- 
Jläubige zur äußersten Vorsicht beim Empfang 
olcher verlockender Briefe zu mahnen. *25 
— Deidesheim, 14. April. Der Quel⸗ 
ensucher Beraz aus München hat bei uns Pech 
zehabt; denn die von ihm im Rovember vorigen 
Jahres in unserem Walde bezeichnete Quelle in 
iner Tiefe von 20 Meter hat sich jetzt in einer 
Tiefe von nahezu 40 Metern noch nicht gefunden 
und ist auch nicht die geringste Aussicht auf Ent⸗ 
deckung derselben vorhanden. Man verspürt deshalb 
auch wenig Lust, die Grabungen resp. Bohrungen 
noch weiter fortzusetzen, obwohl Herr Beraz schrieb: 
nur ruhig weiter machen.“ Mag diesem Herrn 
iuch die Zurückzahlungdeshei den angestellten 
Zuchungen bereits bezahlten Auffindungsbetrages 
»on 500 Mark gerade nicht willkommen sein, so 
ann man doch auch auf der anderen Seite einer 
ßemeinde nicht zumuthen, daß sie das von edlen 
Wohlthätern gespendete Geld (Herr L. A. Jordan 
chenlte der Stadt zu fraglichen Zwecke 20, 000 
MNart) so leichtfertig auf das Spiel setze. Wir 
lönnen darum auch dem mit der Leitung des Unter⸗ 
aebmens betrauten Komitee nur beipfiichten, wenn 
's das noch vorhandeue Kapital zur Erneuerung 
er schon bestehenden alten Wasserleitung und zur 
derstellung einer gerdumigeren Brunnenstube an 
der Michelsquelle zu verwenden gewillt ist. (N. Z.) 
— Der Verwaltungsgerichtshof verhandelte am 
13. April über die Beschwerde der Direktion der 
pfälzischen Eisenbahnen wegen des Baues eines 
giadukts über den Bahnkörper in Ludwigs⸗ 
zafen. Die Kosten für denselben sind auf etwa 
300,000 Mtk. veranschlagt. Davon will die Bahn⸗ 
derwaltung 100,000 Mark übernehmen, während 
die Stadt Ludwigshafen jede Verpflichtung zum 
Bau ablehnt und sich weigert zu den Kosten einen 
Beitrag zu leisten. Die Beschwerdeführerin war 
»on Rechtsanwalt Hellmann, die Stadtgemeinde 
dudwigshafen von Rechtsanwalt Louis und der 
Distrikt Ludwigshafen durch Commerzienrath Dr. 
Farl Clemm vertreten. Nach dreistundiger Ver— 
jandlung begutachtete Oberstaatsanwalt Sr. Hauck, 
inter Bejahung der Zuständigkeitsfrage, die Ab⸗ 
veisung der Beschwerde und die Bestätigung des 
ktegierungsbescheides, wonach die Bahnverwaltung 
um Viaduktbau verpflichtet ist. Der damalige 
Zustand sei ein voͤllig ungesetzlicher. Verkündigung 
des Urtheils am 4. Mai. (Pf. K.) 
— Mundenhbeim, 13. April. Heute früh 
vurde die Ehefrau des Oberarbeiters Martin 
Muünch in einem Pfuhlloche ertrunken aufge 
Die Ertrunkene war schon längere Zeit — 
scheint die That, wenn man die näheren ünn un 
derselben ins Auge faßt, in einem Anfal — 
Beistesstörung verübt zu haben. —E 
Weise haben auch zwei Schwestern der Verl n 
vor langerer Zeit auf dieselbe Weise de de 
gesucht und gefunden. Iqd 
Vermischtes. 
xGie besseren Stände.) In ein 
geselliger Kreise zu Krefeld wurde kürzlich n 
Laufe der Unterhaltung die Frage auftehnid 
wer eigentlich zu den' „besseren Ständen Ju —40 
sei. Weil nun nicht einmal zwei der Anwene 
in dieser Frage die gleichen Ansichten hatten, * 
beschlossen, die Aufgabe schriftlich zu lösen 
innerhals zwei Tagen die Lösungen einuteich 
Als die deste Lösung wurde dabei die eines judg⸗ 
Herrn anerkannt, welche folgendermaßen aunn 
Wer selbstbewußt in eigner · Achtung steht, 
Wer mild und warm durchs kalte drn geht 
Wer mehr zu thun hat und zu schaffen, 
Als auf des Nächsten Tritt und Schri zu gaffer 
Wer edel denkt, nur der allein, 
Wird einer aus den bess'ren Ständen sein. 
f,Aus dem Taunus, 11. April. Gestern 
ttarb in Eppenhain der älteste Mann der ganzen 
Gegend, nämlich der Veteran Neuhhaus, im Aller 
von 101 Jahren. 
FFreiburg, 13. April. Unter arohet 
Theilnahme der Bevölkerung fand heute Vormitia 
2 Uhr die Beerdigung des verstorbenen Erzbischos 
Irbin statt. Es betheiligten sich an dem großen 
Leichenzuge, der sich von dem erzbischöflichen halan 
nach dem Dome bewegte, die hiesigen katholischen 
Vereine, die Staats⸗ und Gemeinde · Beamten 
Profesoren der Hochschute, der laigeiseehut 
das Offizierkorps, eine große Anzahl (über 200) 
Tleriker der Erzdiözese, mehrere Domkapitulare q⸗ 
Bertreter der Dibzesen Rotienburg, Fulda, Mainj 
14. a. Außerdem waren erschienen die —X 
Stumpf von Straßburg und Roos von Limburg, 
velch letzterer als Celebrant fungirte. Vertreter 
des Hofes und der Regierung waren anwesend; 
Feuerwehr und Militär bildeten auf dem Münster⸗ 
platze Spalier. Nach einem feierlichen Requiem 
vurde die Leiche im Dome beigesetzt. Die Gruft 
Orbins befindet sich unmittelbar neben der des 
Weihbischofs Lothar v. Kübel. 
fWürzburg, 13. April. Militärgericht) 
Bernhard Pflug, Gemeiner des k. 4. Infanterie⸗ 
Regiments in Metz, lediger Ackerer von Duttweiler, 
. Berzirlsamt Neustadt a. H., ein bisher noch nicht 
hestrafter, aber von Hause aus gänzlich mittelloser 
Bursche, ließ fich aus letzterem Umstande hinreißen, 
um Diebe zu werden. In der Koͤnig- Johann 
daserne, wo er kasernirte, machte er öfters die 
Wahrnehmung, wie Feldwebel Lechner in dem un— 
weit der Küche gelegenen Bureauzimmer in einem 
dort befindlichen Schreibbult Geld aufbewahrie, 
und den Schlüssel zum Bureauzimmer theils steden 
ließ, theils neben der Thüre aufhängte. Zu drei 
malen nun, am 8., 6. und 9. Februar lIfs. Irs. 
ffnete nun Pflug, der von der Küche aus das 
Fortgehen des Lechner abwartete, mit dem rechten 
Schlüssel die Thüre des Buceauzimmers und mit 
einem falschen Schlüssel den Schreibpuit des Feld⸗ 
vebel und entnahm daraus die Beträge von 4,2 
ind 6 Mk. Beim letzten Male wurde Pflug don 
inem Soldaten über dem Thüröffnen bemerk und 
dieser machte dem Feldwebel Mittheilung, der dann 
Meldung machte. Pflug gesteht die That reu⸗ 
nüthig ein, weshalb ihm mildernde Umfstande zu⸗ 
gebilligt wurden und er mit einer 8monallichen 
Gefangnißstrafe und Versetzung in die 2. Kl. des 
Soldatenstandes davonkam. — Ein gefaͤhrlicher 
dasernendieb ist der freiwillig Gemeine des lonigl. 
17. Infanterieregiments in Germersheim Ernfst 
Julius Ludwig Ranisch, lediger Schlosser von 
dönigsberg in Ostpreußen. Derselbe, der wegen 
Fahnenflucht 8 Monat Gefängniß verbüßt hatne 
und erst kurz wieder bei seiner Abtheilung einge⸗ 
ückt war, erbrach zu Mitte Januar ifd. Irs. im 
Zimmer Nr. 158 in der Zollerkaserne zu Germers⸗ 
Jeim die Schränke seiner Kameraden Dieß, Scheuer 
mann, Groß, Hollenbach, Büttner, sowie des Ünter⸗ 
ffiziers Jenner und stahl daraus Sfilberne Taschen⸗ 
uhren, Kleidet, Hemden ec. desertirte am 16, Ja⸗ 
nuar abermals, wurde aber noch am nämlichen 
Tage in Rülzheim aufgegriffen. Da Ranisch wegen