Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒIt. Inoherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
* Ingberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich uufmalr Am Montag, Dieustag, Donnerstag, stag und agt 2mal wochentlich mit Unterhaltungs— 
jian und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 A 60 A einschlieklich Tragerlohn; durch die Voft bezogen 1MA 76 A, einschliekli 
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auf welche die Expedilion Auskunft ertheilt, 18 , Neclamen 30 4. Bei 4maliger Enruckung wird nar dreimalige berechnet. 
858. 
Montag, 3. Mai 1886. 
21. Jahrg. 
Bestellungen 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
für die Monate 
AMai und Juni 
nehmen fortwährend an: die Postanstalten, die 
Postboten, die Umträger und 
Die Expedition. 
Transvaal und Wasser dicht unter der Erdoberfläche 
reichlich und in guter Beschaffenheit überall zu finden 
vare. Weizen gedeiht in ergiebigster Weise und in 
zuter Qualität. Die landschaftliche Schönheit 
Damaralands lobt Dr. Goehring ganz besonders; 
jattliche Berge und schöner Baumwuchs bieten dem 
Auge ein erquidendes Bild. 
Aussland. 
In Belgien ist endlich unter dem Vorsiß 
des Arbeitsministers Morean die von der Regierung 
inberufene Kommission zur Prüfung der Arbeiter⸗ 
derhalmifse zusammengetreten. Der Minister be⸗ 
eichnete als die Aufgabe der Kommission diei 
HZunkte: 1) Die Vergleichung der belgischen Gesetz 
jebung mit den auswärtigen Gesetzgebungen über 
zie industriellen und die Arbeiterfragen; D die 
xrforschung der Mittel, um die Errichtung von 
hiifstafsen und Vorsorgefassen, kooperative Gesell⸗ 
chaften und Beschaffung billiger Lebensmittel zu 
zegünstigen; 83) Das Studium der verschiedenen 
ozialen Mittel zur Versöhnung des Kapitals und 
er Arbeit. Die Kommission wählte den Depu⸗ 
irten Pirmez zum Vorsitzenden und den Deputirten 
Jacobs zum Vizeprasidenten; gleichzeitig wurde eine 
Ʒubkommisfion von drei Mitgliedern gewählt, die 
m Verein mit den beiden Vorfitzenden das Pro⸗ 
sramm für die Kommissionsarbeiten entwerfen sollen. 
das Ministerium hat die Einsetzung einer zweiten 
dommission beschlossen, welche eine Enquete über 
die Arbeiterwohnungen vornehmen soll. Es handeli 
ich einstweilen blos, wie man fieht, um Studien 
ind Enqueten — die thatsächlichen Reformen, resp. 
das Zusiandekommen der sozialpoliitschen Gesete 
und deren Wirksamkeit dürfte noch geraume Zeit 
auf fich warten lassen. 
Madrid, 1. Mai. Der Prozeß gegen die 
Anstifter des Angriffs auf das deutsche Gesandt⸗ 
schaftshaus im August vorigen Jahres wird am 5. 
Juni zur Verhandlung kommen. 
Athen, 1. Mai. 400 Jialiener, mit griech⸗ 
schen und italienischen Fahnen zogen gestern vor 
ie italienische Gesandtschaft, um gegen die anti⸗ 
Jellenische Politik Italiens zu protestiren. Der 
ßrotest wird an den Minister des Aeußern, Robi⸗ 
ant in Rom, geschickt werden. 
In Athen herrscht große Entmuthigung be⸗ 
üglich des Einvernehmens der Mächte wegen der 
—XAV 
ahrt, bestehen zwei Strömungen: Rußland und 
kngland sind nicht abgeneigt, auf Grundlage der 
Answort den Konflilt zu beenden, Deutschland, 
Defterreich und Italien verharren auf dem Stand- 
zunkt des Ultimatums. 
Athen, 2. Mai. Die Vertreter der fünf 
Mächte hielten gestern Abend eine Konferenz, in 
velcher gutem Vernehmen nach eine letzte an die 
zriechische Regierung zu richtende Mittheilung be⸗ 
athen wurde, da die Antwort des Herrn Delyannis 
zuf das Ultimatum allseitig als nicht ausreichend 
angesehen wird. 
“ — XZZA— — 
Nele und pfälzische Nechrichten. 
O St. Ingbert. Am gestrigen, Weißen 
S„onmage, empfingen in der hiesigen katholischen 
Ifarrkirche 256 Kinder die erste heilige Kommu⸗ 
nion, und zwar 129 Knaben und 127 Mädchen. 
lus den Filialen Rohrbach. Hassel und Schnappach 
varen 47 Nnaben und 44 Mödchen. 
— Zweibrücken, 3. Mai. Heute früh 
hat fich Hr. Bürgermeister Märcker wieder nach 
Munchen begeben, um an den Verhandlungen des 
dandtags theilzunehmen. 
— Aus dem Westrich, 28. April. Die 
dust zum Auswandern scheint in unserer Gegend 
wieder größer zu werden, besonders unter jungen 
Mädchen im Alter von 18 — 25 Jahren. So kann 
die „Ggw.“ von ca. 20 solcher Mädchen von Hom⸗ 
hurg und Umgebung berichten, die, zumeist aus 
hbesserem Stande ihr Glück im fernen Welttheil zu 
uchen entschlofsen find. 
— Das am Samstag Abend in Scheiben⸗ 
hard durch die Explofion einer Petroleumlampe 
derungluckte 16jährige Madchen des Tagners Johann 
Zwid ist unter qualvollen Schmerzen an den er⸗ 
ittenen Brandwunden gestorben. 
— Aus Schifferstadit wird berichtet, daß 
dort der Bliß in den Stall der Witiwe Dillmann 
fuhr und 8 Kuhe tödtete; einem dortigen Schnei⸗ 
dermeister tdotete der Blitz ebenfalls eine Kuh, und 
im Waldessaum wurde eine Frau durch einen in 
hrer Nahe niederfahrenden Blitzschlag dermaßen 
jetaubt, daß sie nach Hause getragen werden mußte, 
vahrend im Walde selbst 2 Eichen vollständig zer⸗ 
plittert wurden. 
— Speyer. An der Lehrerinnen Prüfung 
rahmen 20 Damen im Alter von 17 bis 48 
Jahren theil. 
— Oggersheim, 29. April. In der 
Zigarrenfabrik von Schmittgen und Heisterhagen 
zahier haben nunmehr sämmiliche Arbeiter die Arbeit 
ingestellt, weil man sich über den Lohn nicht 
imnigen konnte. Die Arbeiter verlangen eine Er⸗ 
jöhung des Lohnes um 35 Pfennig per Tausend 
und begrunden ihre Forderung damit, daß früher 
sogar 65 Pf. mehr bezahlt wurden als jetzt, so 
daß alsdann immer noch eine Reduktion von 30 
Pfennig, in die sie fich, den Zeitverhältnissen Rech⸗ 
nung tragend, fügen, vorhanden sei. Die Firma 
zing jedoch auf diese Forderung nicht ein und ist 
die Folge hiervon die Arbeitseinstellung. 
(Mannh. G.Anz.) 
Bermischtes. 
F Metz, 29. April. Der erste diesjährige 
xcxxtrazug von Nancy nach Paris verläßt laut der 
„Mtz. Ztg.“ Nanch am Freitag den 7. Mai 
Adends 10 Uhr 50 Minuten und tkrifft am näch⸗ 
sten Vormittag um 9 Uhr 37 Minuten in Paris 
ein. Nach fuünftägigem Aufenthalt daselbst wird 
zie Rückteise am 12. Mai, 11 Uhr 20 Minuten 
Abends, angetreten; die Ankunft in Nanch erfolgt 
im nächsten Vormittag 10 Uhr 21 Minuien. Der 
Preis für Hine und Rückahrt beträgt in 2. Klafse 
2793 FIrs. in 8. Klasse 162 Frs. 
FGroßeMoyeuvre, 80. April. Am 
Ostermontag, des Nachmittags gegen 8 Uhr, 
wurde die hiefige Postkasse um etwa 1150 Mark 
vestohlen. Der Vorsteher der hiesigen Poststelle 
jatte während seiner dienstfreien Zeit mit einem 
Freunde eine Ausfahrt gemacht und fand nach 
einer Rückkehr beim Eintritt in das Amtslokal die 
Schieblade der Schalterkasse offen stehen und aus 
verselben die angegebene Summe entwendet. Der 
Dieb hatte, da die Hausthür fest verschlossen war, 
aut der „Str. P.“, den Weg durch das offen⸗ 
kehende Schalterfenster genommen, die Tischplatte 
nittels eines im Lokale befindlichen Stocheisens in 
die Höbe dgeboben und dann die Schieblade beraus— 
Deutsches Reich 
Homburg v. d. H., 2. Mai. Heute 
Morgen nach 7 Uhr traf Se. K. K. Hoh. der 
deuische Kronprinz hier ein. 
VBerlin, 1. Mai. Der Kaiser traf heute 
gorminag 1124 Uhr in Potsdam ein und besich⸗ 
sigte im Lustgarten das 1. Garde⸗-Regiment, be⸗ 
jonders eingehend die Leib-Compagnie. Die Parade 
dauerte anderihalb Stiunden, und der Kaiser, der 
zu Fuß war, hielt es nicht fuür nothwendig. sich 
qauch nur kurze Zeit auszuruhen. Viele fremde 
Dffiziere wohnten der Besichtigung bei. Erst um 
3 Uhr kehrte der Kaiser nach Berlin zurün. 
Ein Pariser Blatt, der „Soleil“, brachte jungft 
inen Artikel über die Pläne Deutschlande 
und Oesterreichs auf der Balkan⸗Halb⸗ 
nsel, die im Wesentlichen auf Verdraͤngung des 
eusfischen Einflusses gerichtet seien. 
Hierauf antwortet die „Kölnische Zeitung“, wie 
scheint, von maßgebender Sielle inspirirt: 
„An der Spree sowohl als an der Newa 
onnen derartige Verdächtigungen nur ein mitlei- 
diges Lücheln erregen; hier sowohl als dort weiß 
nan, daß dieselben lediglich auf orleanistischen 
dichtungen beruhen, und zwar auf Dichtungen 
widernatürlichster Art. Deutschland hat keine In⸗ 
zeressen auf der Balkanhalbinsel und es ist ihm 
niemals eingefallen, Serbien und Rumänien zu 
einen „Dependenzen“ zu machen, den Fürsten von 
Bulgarien mit Rußland zu entzweien oder ihn mit 
riner deütschen Prinzessin zu verheirathen; sowohl 
diese wie alle übrigen Behauptungen des „Soleil“ 
sfind völlig aus der Luft gegriffen. Es kann 
deutschland auch an sich gleichgiltig sein, ob die 
Türken in Konstantinopel herrschen oder die Russen. 
Deutschland wird den letzteren den Weg dahin nicht 
versperten. Endlich aber ist Rußland auch gar 
nicht gesonnen, diesen Weg einzuschlagen. Die 
Türkei ist durch Verträge geschützt, welche Rußland 
ꝛben so viel respektirt, wie die übrigen Mächte.“ 
Kiel, 1. Mai. Se. Königl. Hoh. der Prinz 
dein rich hat sich heute Vormittag an Bord der 
Oldenburg“ begeben zur Uebernahme der Dienf⸗ 
iunktion als erster Offizier. 
Der Reichskommissar für Suüdwelt⸗ 
afrika, Dr. Goehring, ist zu kurzem Aufenthalte 
nach Deutschland zurückgelehrt und wird voraus⸗ 
fichtlich Mitte Juli wieder in Kapstadt sein, um 
jeinen Wohnsitz, den er in Damaraland schon ge⸗ 
wuhlt hat, zu beziehen. Herr Dr. Goehring, welcher 
Damara · und Namaqualand bereist hat, aͤußert sich 
sehr günstig über ersteres, welchem er eine gute 
Zukunft prophezeit, und hebt besonders hervor, daß 
das Land außerordentlich gesund und für Viehzucht 
trefflich geeignet sei. Afrikanische Bauern, welche der 
Reichskommissar bei Waterberg traf, erklärten ihm, 
daß das Landbesser sei als irgend ein Gebiet in