Full text: St. Ingberter Anzeiger

t. Jugberter Auzriger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
* Augberter Snzeiger“ ersqheint wbchentlich fünfmalr Am WMontag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Conutag; 2mal wobchentlich mit Unterhaltungk⸗ 
——ã nit Sseitiger iUnstrirter Seilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1A 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 78 4, einschließlid 
4 IXREOG Agespaltene Sarmondzeile oder deren Kaum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfaltzischen und solche 
auf welche die Expedition Auskunft erlheilt, 16 4. Neclamen 80 4. Bel 4maliger Einrkckung wird mur dreimalige berechnet. 
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92. 
20. Jahrg 
Deutsches Reich 
Ans der Pfalz, 10. Mai. Die diesjährige 
teneral ⸗ Versammlung des Vereins der deutschen 
holkspartei der Pfalz wird am nächsten Sonntag 
n Kuchheimbolanden abgehalten und nach derselben 
derr Reichstagsabgeordneter Grohe in öffentlicher 
Hersammlung Bericht über die Thätigkeit des Reichs⸗ 
ags erstatten. 
Munchen, 11. Mai. Se. Majestät der 
zonig ist heute von Hohenschwangau und Peissen⸗ 
verg kommend in Schloß Berg eingetroffen. 
München, 11. Mai. (Kammer der Abge- 
odneten.) Drei aus der Pfalz eingelaufene Petitio 
zen, betreffend Umgestaltung der Hundesteuer 
vurden von den Abgeordneten Richter, Gerhard, 
dukas, Freudenberg, Julius Müller und Burkar! 
befürwortet und sodann der Regierung zur Wür⸗ 
zigung hinübergegeben. Der Minister des Innern 
sagt die Berüchsichtigung zu, zugleich hebt er die 
Hortheile des Hundesteuergesetzes hervor. 
A Kissingen, 5. Maĩ. Der Kaiser von Ruß⸗ 
and wird dieses Jahr mit Dr. Schwenninger zum 
Zurgebrauch hierher kommen. 
wird, wurde von der Orisschulkommission Herr 
Mar Bötsch z. Z. Schuwerweser in Albersweiler 
in Vorschlag gebracht. 
— Z3weibrücken, 9. Mai. Ein Mädchen 
von 19 Jahren sprang heute Abend kurz nach 9 
Ahr aus dem Fenster des dritten Stockes ihrer 
Wohnung auf das Straßenpflaster der Hauptstraße 
jerab. Vorübergehende hörten in der Wohnung 
inen heftigen Familienstreit und blieben daher 
tehen. Im nämlichen Augenblick ging das Fenster 
zes dritten Stockes auf und das Mädchen machte vor 
»em Publikum den halsbrecherischen Sprung. Das 
unge Blut liebt das blaue Tuch herzinniglich. Die 
ẽltern theilten die Liebe ihrer Tochter zur Uniform 
nicht und setzte es seitens der Eltern heftige Vor⸗ 
vürfe und Drohungen ab. Dies war der Grund 
u dem kühnen Sprung. Von zwei Männern 
vurde das Mädchen in die Wohnung zurückgetragen. 
Im Hausflur sagte die muthige Springerin: „Laß! 
nich jos, ich kann allein gehen“ Die Träger 
etzten fie ab, allein das Gehen war ihr vergangen. 
der herbeigerufene Arzt soll je einen Arm- und 
inen Beinbruch konstatirt haben. Ob die Herab⸗ 
zesprungene auch lebensgefährliche Verletzungen da⸗ 
jon getragen hat, konnten wir bis jetzt nicht er⸗ 
ahren. 
— Zweibrücken, 11. Mai. Zur In— 
pizirung der hiesigen Garison treffen im Laufe 
ind Ende dieser Woche hier ein: der kommandi⸗ 
ende General des U. Armee⸗Corps v. Orff, der 
rommandeur der 4. Division, Generallieutenant von 
Freiberg⸗ Eisenberg, der Commandeur der 8. In⸗ 
anterie⸗Brigade, Generalmajor Eppler, der Com 
nandeur der 4. Cavallerie⸗Brigade, Generalmajor 
. Sazenhofen, und der Commandeur des 18. In⸗ 
anderie⸗Regiments, Oberst Waagen, mit ihren 
cesp. Adjutanten. 
— Am 11. d. M. verließen 16 Bewohner 
von Busenberg, worunter drei ganze Familien 
ihre Heimath, um sich nach Amerika zu begeben. 
— Die Kaiserslauter Strafkam— 
nerr hat am Diensiag den Bürgermeister Johann 
Fhristmann und den Gemeindeschreiber Wilhelm 
xFhrisimann in Féilbingert wegen falscher 
zeurkuudung (Vergehen im Amte), resp. Beihilft 
zazu verurtheilt, erstern zu 1 Monat 1 Tag Ge— 
angniß, letztern zu 9 Tagen Gefängniß. Der 
zürgermeister hatte der Aufnahme einiger Stan⸗ 
esakten nicht beigewohnt, obwohl das Gesetz den 
dersönlichen Vollzug ausdrücklich vorschreibt, und 
ieselben erst nachträglich unterschrieben. 
— Marnheim, 8. Mai. Ein trauriger 
Fall ereignete sich dieser Tage hier. Ende letzter 
Woche fiel die an letzten Ostern konfirmirte älteste 
Tochter des Herrn Heinrich Dörzapf beim Begießen 
‚on Gepflänz in den Bach. Sie verschwieg diesen 
Vorfall, wurde aber bald darauf. jedenfalls in 
Folge einer Erkaltung, so hart krank, daß sie 
gestern verstarb. Npf. Bz.) 
— Althleiningen, 9. Mai. Daß „Un⸗ 
raut nicht verdirbt“, beweist folgender Vorfall 
Fin am hiesigen Schulhausneubau beschäftigter 
Maurergeselle wollte sich gestern eiwas „groß“ 
nachen und bestieg in angetrunkenem Zustande die 
nördliche Schloßmauer bis auf den äußersten Gipfel. 
Dort angelangt, machte er noch allerlei Kunststück 
und stürzte zum Schrecken aller Anwesenden unter 
dem Zurufe: „ade ihr Brüder!“ die 16 Meter 
hohe Mauer herab. Alle wähnten ihn als zer— 
chmetterte Leiche vorzufinden, allein ein nahestehen · 
zer Lindenbaum, auf den der Tollkühne gestürzt 
war, hatte die Wucht des Falles so abgeschwäch, 
daß er, abgesehen von einigen Hautabschürfungen, 
mit heiler Haut am Boden anlangte. Wenige Mit⸗ 
nuten später schlug derselbe zum Erstaunen der 
Anwesenden einige Purzelbaume. 
— Landau, 11. Mai. (A.) Eine ganze 
Diebesbande scheint am Sonntag ihr Unwesen hier 
auf dem Jahrmarkt getrieben zu haben. Einer 
VDame aus Karlsruhe, die mit ihren Kindern hier 
war, wurde am Bahnhof ihre ganze Baarschaft 
gestohlen, so daß fie sich Geld leihen mußle, um 
heimfahren zu können. Auch gestern Nachmittag 
sind wieder einige Diebstäahle vorgekommen. Aus 
Germersheim theilt man uns mit, daß zwei Poli⸗ 
zeibedienstete von dort, welche am Sonntag zufällig 
hier anwesend waren, sich den ganzen Nachmittag 
mit dem Beobachten einer Germersheimer Frau 
aicht umsonst zu schaffen machten. Abends bei 
der Heimfahrt hörten die Polizeibediensteten, daß 
mehreren Personen die Geldbörsen fehlten. In 
Bermersheim angekommen, nahmen genannte Polizei⸗ 
bedienstete die schon erwähnte Frau fest. Eine 
orgenommene Untersuchung ergab, daß diese Frau 
nehrere Geldbörsen mit Inhalt von über 40 Mk., 
owie Fingerringe ꝛ⁊c. bei sich führte. Die Taschen⸗ 
diebin gestand nun Alles ein. Unter den Bestoh⸗ 
senen befand sich auch eine Frau von Gemersheim, 
jowie eine solche von Ober⸗ und Niederhochstadt, 
velche alle ihre Geldbörsen, welche auch die Fahr⸗ 
zillette enthielten, erst vermißten, als sie dem 
Schaffner während der Fahrt Letztere vorzeigen 
iollten. 
— Aus Klingenmünster kommt die er⸗ 
freuliche Mitiheilung daß in dem Befinden des 
Herrn Landgerichtsrathes Pachmayer eine Besserung 
eingetreten ist. 
— Haßloch. (Pf. Ztg.) Eine sehr ange⸗ 
nehme Ueberraschung wurde der politischen, sowie 
der katholischen Cultus-Gemeinde zu Theil. Der 
yerlebte praktische Arzt Herr Dr. Wilhelm Lederle 
von hier hat die erstere in seinem Testamente mit 
5000 Mk. zur Labung und Erquickung armer 
Zranken und letztere mit 1000 Mt. für kirchliche 
Zwecke bedacht. 
A 
Auslaud. 
IBern, 11. Mai. Die internationale Kon⸗ 
ferenz betreffend die technische Einheit des Eisen⸗ 
bahnwesens wurde von Deutschland, Oesierreich- 
Ungarn, Frankreich, Italien und der Schweiz be— 
schict. Die deutsche Regierung war durch den 
Geheimen Ober⸗ Regierungsrath Streckert und den 
GBeheimen Regierungsrath Triest vertreten. 
Madrid, 12. Mai. Eine offiziele Meldung 
nus Manila berichtet die am 29. April erfolgte 
Aufhissung der spanischen Flagge auf der Inse! 
hyap (Karolinen) durch zwei spanische Kriegsschiffe 
Rundreise des Großfürsten Wladimir in 
den russischen Ostseeprobinzen. Die Deutschen 
in den russischen Ostseeprobinzen erwarten mit gro⸗ 
zer Spannung den Besuch des Großfürsten Wla⸗ 
dimir und sind sehr erfreut, daß derselbe von seiner 
Gemahlin, einer Deutschen, auf seiner Rundreise 
begleitet wird. Großfürst Wladimir ist ein Bru— 
der der regierenden russischen Kaisers und seine 
Hemahlin, Marie Paulowna, eine Tochter des 
Broßherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg⸗ 
Schwerin. Man beabsichtigt einen großartigen 
empfang des Hohen Paares, was den Deutschen⸗ 
hetzern gar nicht recht ist, weil naturgemäß die 
Deutschen, die den Adel bilden, in deren Befiz 
dapital und Ansehen sich befinden, bei dieser Ge⸗ 
legenheit in den Vordergrund treten werden. Er— 
höht wird das Mißbehagen der Deutschenhetzer noch 
dadurch, daß fie wissen, daß Großfürst Wladimir 
eineswegs ein strammer Russifikator ist und im Gegen 
cheil eher für die Deutschen in den Ostseeprovin— 
zen als gegen sie eingenommen ist. 
Athen, 11. Mai. Sechs englische Kriegs⸗ 
schiffe sind bei der Insel Zea und ein englisches 
Panzerschiff ist in Patras eingetroffen. 
— Speyer, 11. Mai. Wie man erfährt, 
ist bder Verkauf der Bierbrauerei des Herrn Hch. 
S„chwarß hier nun perfekt geworden. Die Brauerei 
vurde mit allen dazu gehörigen Vorräthen und 
Jusständen von einer Aktiengesellschaft erworben. 
Das Anlagekapital beträgt ca. 90,000 Mark. Firma: 
Bayer. Brauereigesellschaft, vorm. Hch. Schwarz.. 
Sitz: Speyer. Herr Schwartz übernimmt die 
Zälfte des Aktienkapitals und wird auf die Dauer 
don 7 Jahren Direktor der genannten Brauerei— 
gesellschaft. 
— Ludwigshasen, 8. Mai. Heute 
Nachmittag brach in dem Neff'schen Neubau auf dem 
Hemshofe das Gerücht zusammen, wobei 4 Arbeiter 
ftürzten und zum Theil schwer darniederliegen. Wie 
wir vernehmen, soll der betreffende Baumeister alle 
diese Arbeiter nicht der Unfallversicherung angemel⸗ 
det haben. Wenn dem so ist, dann mag der un— 
vorsichtige Baumeister zusehen, wie es ihm vor 
dem Gesetze ergeht. 
Bermischtes. 
.Saargemuünd, 10. Mai. In der 
Streichholzfabrik der Firma Custer brach am 7. d. 
Feuer aus. Als die schnell herbeigeeilte Feuerwehr 
Eokale und pfälzische Nachrichten. 
OM St. Ingbert. Auf die neu errichtett 
lathosche Schulverweserstelle hier wurde in gestriger 
Sitzung der Ortsschulkommission Herr Michael 
dutz z. Z. Schulverweser in Sondernheim be 
Bermersheim gewählt. Anstelle des Herrn Lehrers 
Krämer. der von Schnapyach hierher versesß!