zt. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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öö.
Samstag, 22. Mai 1886.
21. Jahrg
Deutsches Reich
Muͤnchen, 19. Mai. Vom Freitag ab wer
een die beiden Kammern wohl täglich Sitzung
alten und namentlich die Reichsrathskammer un⸗
ewöhnlich arbeiten müssen, um bis Donnerstag
der Freitag nächster Woche Alles aufzuräumen.
yz kann nunmehr mit ziemlicher Bestimmtheit ge⸗
agt werden, daß der Schluß der Session am 29.
Rei erfolgen wird.
Muͤnchen, 20. Mai. In der gestrigen Sitz⸗
ing des Finanzausschusses erklärte der Finanzmi⸗
nisser: Das ganze Buͤdget sei außerst sicher auf⸗
gestellt. Ein Üüeberschuß von 5 Millionen sei für
He nachste Finanzperiode sicher, auch für die
sbernachste seĩ gesorgt. Die Frage der Branntwein⸗
jeuer sei noch offen.
Muͤnchen, 19. Mai. Die Kammer der
teichsrathe nahm heute einen Antrag auf Unter⸗
xüdung der Weinfälschung an.
Berlin, 20. Mai. Der Reichskanzler be⸗
zidt fich heute mit Graf Rantau für kurze Zei⸗
nach Friedrichsruh.
Es wird der „Köln. Ztg.“ bestätigt, daß schon
m nachster Zeit dem Reichstag ein Nachtragsetat.
heit. die Ausführung neuer Garnisonbauten in
Fisaß Lothringen. zur Genehmigung zugehen soll.
Berlin, 20. Mai. Der Reichstag hat die
zudersteuer-Vorlage unverändert gegen die Stim⸗
den der Freisinnigen, der Volkspartei, der Sozial ˖
emokraten und einzelner Nationalliberalen ange
wmmen.
Ueber die Stadt Spremberg ist der kleine
zelagerungszustand verhängt.
Der 83. Verbandstag „deutscher Liqueurfabri⸗
anten und Brannweinbrenner“, welcher am Diens⸗
ag den 18. Mai in Berlin abgehalten wurde,
za eine Resolution gegen das neue Branntwein⸗
jeuergesetz beschlossen. In derselben wird beantragt,
die definitive Eutscheidung über die schwebende
Steuerfrage von einer vorzunehmenden gründlichen
bnquete abhängie zu machen.
Ausland.
Paris, 19. Mai. Wie der „Temps“ meldet,
habe sich der gestrige Ministerrath mit der Frage
der Ausweisung der Prinzen beschaͤftigt. Die Re⸗
zierung solle geneigt sein, irgend etwas in dieser
Sache zu thun, besonders in Betreff des Grafen
von Paris, aber wisse noch nicht, ob dies durch
Besetz, Dekret oder administrative Maßregel ge⸗
chehen soll. Die definitive Entscheidung sei noch
E
nentritt der Kammer erfolgen.
Paris, 20. Mai. Zwei deutische Anarchisten,
nämlich ein Hanoberaner und ein Mainzer, und
wei belgische Anarchisten sind heute ausgewiesen
worden.
Wie aus Madrid berichtet wird, soll der
Papft die Pathenstelle bei dem neugeborenen Koͤnig
von Spanien übernehmen, Pathin wird die Kai⸗
serin von Oesterreich werden. Der Papst soll die
Bitte, Pathe zu sein, in ungemein warmer Weise
ʒeantwortet haben, worüber die Karlisten angeblich
ehr verstimmt sind. Auch besuchte der Nuntius
den Premier Sagasta und dankte ihm im Namen
des Papstes für die freundliche Art und Weise,
nit der in der Thronrede die Beziehungen Spaniens
zum Vatikan erwähnt wurden. Spanien und der
Papft stehen also zurzeit sehr gut. Der neue König sol
ein überaus kräftiges Hind sein.!
Aus Cap Coast Caftle über Liverpool ein⸗ 20 Gräber bloßgelegt, darunter zwei mit besonders
gelaufene Nachrichten vom 22. April melden von reichen und manichfaltigen Eisenfunden. Bei Nro.
Tbitterten Kämpfen zwischen den Stämmen der 15 'lag in zwei Meter Tiefe neben Lanze, Schild⸗
Adansies und Becquahs (an der Nordgrenze der buckel, Glasteller, Kamm und eigenthümlichen Be—
zritischen Besitzungen an der Goldküste). Von den schlägen eine 90 Centimeter lange Spatha, das
detzteren sollen 485 deutsche Haͤndler gefangen ge· seltene Landsschwert der Franken. Auch die Bronce⸗
dommen und grausam geiddtet worden sein. beschläge der Holzscheide fanden fich vor. Bei Rr.
Petersburg, 20. Mai. Der Regierungs 17 fanden sich Lanze, Schildbuckel, Fingerreif,
Anzeiger“ veröffentlicht einen kaiserlichen Befehl hübsche Broncebeschläge und ein seltener Eimer
an die Flotte des Schwarzen Meeres, welcher bes mit eisernem Griff. Henkel und do. Reifen. Außer⸗
sagt, der Wille des Kaisers sei auf eine friedliche dem lag Feuerzeug aus Stein und Stahl bestehend
Futwickelung des Volkswohls gerichtet. Der Kaiser dabei, eine touchirie Eisenschnalle, ein Kamm. Daß
rechne aber im Nothfalle auf die Ergebenheit und dieser Krieger auch ein Jäger war, dafür zeigt das
die Standhaftigkeit, welche die Flotte ehemals im Skelett eines Jagdhundes mittlerer Größe, das
Schwarzen Meere bewiesen. ieben dem mächligen Skelett des Franken im
Wie der Londoner Allg. Korr.“ aus Peters. Srabe lag. In Nro. 14 lagen drei menschliche
burg unterm 17. gemeldet wird, wurden während Schädel, wovon 2 Frauen angehoͤren.
der letzten Tage zahlreiche Verhaftungen von Ni⸗ — Speyer, 19. Mai. Der vielgenannte
hilisten hauptsächlich unter den Studenten vorge— Wohlthäter und Ehrenbürger unserer Stadt, Herr
on men. Die Eingeferkerten sind beschuldigt, an den dch. Hilgard, weilt mit seiner Gemahlin seit
lürzlichen Verschwörungen gegen den Kaiser in Montag hier und hat seine Wohnung bei Herrn
Tharkow und Novo Tscherkask betheiligt gewesen Regierungsrath Späth genommen.
zu sein. — Die am Osterfeste in den kath. Kirchen der
Acihen, 20. Mai. Stephanopulos, genann— Pfalz zu Gunsten der Pfarrgemeinde Rocken⸗
Trikupis, wurde zum Präsidenten der Kammer mi hausen vorgenommene Kollekte ergab 2113,77 M.
188 gegen 78 Stimmen gewählt, welche letztere
auuf Delyannis fielen.
J sr Bermischtes.
Friedrichzthal, 19. Mai. Gestern
Abend in der Dämmerstunde wurde ein junger
Mann von Altenwald, M. S., Taglöhner seines
Standes, welcher sich in Elversberg Arbeit suchen
vollte, auf dem Rückwege im Walde, von zwei
zungen Strolchen angefallen. Gieb das Geld her⸗
aus! schrie einer der Rauber und stach ihn mit
einem Messer durch die Oberlippe; der Andere
warf ihn zu Boden, hielt ihn fest und jetzt wurden
die Hosentaschen visitir. M. S. hatte zum G'üdh
keinen rothen Pfennig, ging weinend nach Alten⸗
wald und die Strolche liefen in das Dickicht des
Waldes. Der Gensdarm T. in Friedrichsthal,
welcher jedenfalls Anzeige von der Sache erhalten,
wurde noch spät des Nachts in dem genannten
Walde mit noch einigen Leuten patroullirend ge⸗
sehen, hat jedoch die Spur der Strolche nicht ge-
funden. Hoffentlich wird es mit Hülfe der Nach-
bar⸗Polizeiorgane gelingen, diese Strolche ausfindig
zu machen, damit sie der gerechten Strafe nicht
entgehen.
F Men, 17. Mai. Am Briefschalter des hie⸗
igen Haupipostamtes erkundigte sich am Samstag
Nachmittag ein ärmlich gekleideter Unbekannter
wiederholt, ob nicht eine Geldsendung für ihn an⸗
gekommen sei. Als ihm diese Frage auch bei sei⸗
nem Wiedererscheinen gegen 8 Uhr Abends ver⸗
neint wurde, stellte er sich in eine Ecke, schoß sich
mit einem schnell hervorgezogenen Jevolver mitten
in die Brust und stürzte zusammen. Ihn sür
södlich verwundet haltend, brachte man ihn in das
Zpital, wo sich alsbald herausstellte, daß der Mann
ganz ohne Verletzung war, also nur einen blinden
Schuß auf sich abgegeben hatte. Dabei erfuhr man,
daß man es mit einem Engländer bezw. Londoner
zu thun hatte, der sich John Leicester nannte und
Steindrucker zu sein vorgibt. Daß hier Geistes—
ftörung vorliegt, ist kaum zweifelhaft.
4 Mestz, 17. Mai. An dem eine halbe Stunde
oberhalb der Stadt gelegenen, über 200 Meter
hreiten Wadrineau⸗Moselwehr, das fast allzährlich
ein Opfer zu fordern pflegt, ertrank gestern Nach-
mittag der 20 Jahre alte Zahntechniker Lackmann
3
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
SM Blieskastel, 18. Mai. Mit großer
Befriedigung nimmt die hiesige Bevölkerung davon
Rotiz, daß der hiesige Stadtrath in seiner gestrigen
Sitzung den Beschluß gefaßt hat, daß die neuer⸗
ichtete Schulstelle dahier mit einem Schulberweser
u besetzen sei.
—Pirmasens, 11. Mai. Einen Geburts⸗
all, wie er wohl selten vorlommt, haben wir heute
zu verzeichnen. Die Frau des Fabrikarbeiter Ni⸗
olaus Fritz gebar nänilich Zwillinge. Das wäre
mn und fur sich kein Unikum, auch das nicht, daß
mit den Zwilligen das Schweizer⸗Dutzend um eins
aberstiegen worden ist. Daß aber die beiden Kin⸗
der zusammengewachsen sind, das ist das Eigen⸗
artige an diesem Geburtsfall. Die beiden Zwillinge
sind ganz normal entwickelt und vollstaͤndig ausge⸗
dildet Arm in Arm hatten sie fich innig um ⸗
ichlungen, und durch einen Gang nahmen sie, die
chwesierlichen Zwillinge, gemeinsam ihre Nahrung
zuf. Sie find vom Unterleib bis zur Nähe des
dalses mit einander verwachsen. Das Zwillings⸗
haar kam todt zur Welt, der behandelnde Arzt er⸗
hat sich die Todtgeburt zur Aufbewahrung, doch
wollen sich die Eitern hiezu nicht verstehen.
der Verbandstag der pfälzischen Cre⸗
dit-Genossenschaften findet am 19. und
20. Juni zu Pirmasens statt.
Am letzten Sonntag hatten sich mehrere
gurschen aus Mußbach zur Tanzmusik in Haardt
eingefunden. Infolge eines unbedeutenden Vor⸗
janges war ein Streit entstanden, der damit seinen
übschluß fand, daß einem Mußbacher Burschen
Ramens Baßler mit einem sogen. Bleistock der
Schädel eingeschlagen wurde. Baßler wurde auf
iner Tragbahre nach Mußbach gebracht und iß
nzwischen gestorben.
DGräünstadt, 18. Mai. In unserer
Nachbarschaft laͤßi zur Zeit der historische Verein
der Pfalz die Nachgrabungen im fränkischen Lei
henfelde bei Obrigheim unter Leitung seines Com ˖
missärs Dr. Meblis fortseßzen. Bis ietzt wurden