Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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et. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochenilich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonutag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
zilau und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet viertelijahrlich 1.4 6d ⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 15 75 —, einschließlir 
o Zustellunas gebuhr. Die Einrückungsgebühr fuar die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bel Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerbpfalzischen und solchen 
—anuf welche die Erxpedition Auskunft ertheilt, 15 A. Neelamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
—W Sonntag, 17. Januar 1886. 
21. Jahrg. 
Seutsches Reich. ] 
Berlin, 13. Januar. In dem Branntwein- 
nonopol⸗Entwurfe find bekanntlich die Strafbestim⸗ 
nungen nicht mitgetheilt worden. Es heißt an der 
zetreffenden Stelle der Vorlage: Die 8842 bis 70 
nthaiten die Strafbestimmungen. Daß die letzteren 
zon einer rigorosen Härte sein würden, war vor⸗ 
nunzusehen. Einige Mittheilungen aus offizissen 
Zuellen über die Höhe der festzusetzenden Strafen 
1. s. w. bestätigen denn auch vollauf, daß der 
ẽniwurf auch nach dieser Richtung hin keine Milde 
ennt. Die Strafbestimmungen der Monopolvorlage 
lläten danach den Begriff der Branntwein ·Kontre- 
ande und der Brannlwein⸗Defraude. Sie setzen 
ür jene Vergehen eine Strafe von je 10 Mt. für 
sen Liter reinen Alkohols fest, für erschwerende 
Amstände Verschärfungen. Ableitung von Dämpfen, 
zutlier, Branntwein wird mit Gefaängniß nicht unter 
rei Monaten für alle Theilnehmer bestraft. Wieder⸗ 
jolte Rückfälle mit Gefängniß bis zu drei Jahren, 
leinere Uebertretungen werden bestraft mit 5 bis 
500 Mark. Brennereibesitzer, welche Vorkehrungen 
ur heimliche Ableitung von Dämpfen, Lutter oder 
Franntwein treffen, werden mit 500 bis 5000 M. 
estraft; absschtliche Beschädigung des amtlichen 
herschlusses, der Meßapparate mit 30 bis 300 M. 
granntweindefrauden und Branntweinkontrebanden 
erjähren in drei, die Uebertretungen in einem 
jahre. Für das Strafverfahren gelten die Be— 
timmungen des Zollgesetzes. ⸗ 
Berlin, 14. Januar. Die Thronrede, mit 
velcher der Landtag heute eröffnet worden ist, hat 
n parlamentarischen Kreisen zunächst dadurch eint 
ysitauschung bereitet, daß sie die erwarteten Mit⸗ 
heilungen uͤber die kirchenpolitische Situation nicht 
nthält, und des Papfies mit keinem Worte Er- 
vIhnung thut. Man woollte vielfach in dieser auf⸗ 
alligen Thatsache einen Beweis dafür erblicken, 
ycgz die kicchenpolitischen Fragen nicht auf dem Wege 
er Gesetzgebung, sondern auf dem diplomatischen 
ihre Loͤsung fioden werden. 
Berlin, 14. Januar. Das Abgeordneten⸗ 
jaus wurde um 184 Uhr mit einem dreimaligen 
hoc auf den Kaiser durch den Alterspräsidenten 
essing erbffnet. Letzterer berief die provisorischen 
Zchriftführer (darunter den Abg. Herr Vopelius 
zus Sulzdach), ordnete die Verlosung der Mitglie⸗ 
der in die Abtheilungen an und setzte die nächste 
Sitzung auf Sonnabend um 2 Uhr fesi, mit der 
Tagesordnung: Wahl des Präfidiums. 
Berlin, 14. Januar. Im Herrenhause ge- 
zdentt der Herzog von Ratibor des Regier⸗ 
ingsjubilaums des Konigs, dessen Fürsorge Preußen 
eine Staärke und seinen Ruhm, Deutschland seine 
rinigung verdanke, und schließt mit einem Hoch 
uuf den König, in welches das Haus dreimal be⸗ 
zeistert einstimmt. Der Namensaufruf ergibt 104 
Anwesende. Das Haus ist also beschlußfähig und 
uwimt sofort die Praͤsidentenwahl vor, und zwar 
vird auf Antrag des Herrn v. KleistReß o w 
nit Akklamation das bisherige Präsidium wieder- 
jewählt; ebenso die Schriftführer. Nächste Sißung 
Norgen. 
„Phyfiologie des Obstbaumes.“ In 
larer, lichtvoller, die Zuhörer im höchsten Grade 
esselnder Weise führte der Vortragende die Be⸗ 
zingungen zu einem gesunden Leben und Wachsen 
es Obstbaumes vor und zeigte dann, wie 
chädigende Einflüsse fern zu halten, resp. wie 
vchaden des Obftbaumes zu heben sind. Der 
hottrag fand den lebhaften Beifall der Versamm⸗ 
ung, und jeder stimmte von Herzen in den Dank 
in den der Vorfland unseres Obstbauvereins, 
derr Pfarrer Ferckel, dem Referenten für seine 
elehrenden Ausfuhrungen aussprach. Leider 
nußte Herr Fisscher den letzten Theil seines 
Bottrages etwas kürzen, da er mit dem 
sehten Zuge nach Zweibrücken zurück fuhr. — Dem 
Vortrage des Herrn Fischer folgte eine Reihe prak⸗ 
ischer, beherzigenswerther Winke und Rathschläge 
eitens des Bezirksbaumwarts Herrn Betscch aus 
Zweibrücken über Baumsatz, uͤber Beschneiden der 
zrone und der Wurzeln, über das Heilen entstan- 
dener Frostschäden, über die Nützlichleit des Kalk⸗ 
anftrichs u. s. w. — Schließlich sei noch einer 
Mittheilung des Vorstandes unseres Orstbauvereins 
jedacht, der zufolge die Staatsstraße von hier nach 
stohrbach, einem Gesuche des hiefigen Obstbauver- 
ins entfprechend, mit Obstbäumen und zwar mit der 
rauhen Kothbirne angepflanzt werden soll. In 
zleicher Weise sollen auch an den Distriktsstraßen 
don hier nach Hassel und nach Ensheim bis zur 
Waldesgrenze Obstbäume angelegt werden. 
BSt. Ingbert, 16. Januar. Die All⸗ 
pemeine Kranken -— Unterstühungs⸗ 
ind Sterbe⸗Kasse St. Ingbert hielt 
verflossenen Sonntag Nachmittag ihre ftatuten⸗ 
jemäße Generalversammlung im Lobale der Frau 
Vittwe Beck ab. Dieselbe war ziemlich gut be⸗ 
ucht und verlief in bester Weise. Der Verein hat 
m abgelaufenen Jahre eine verhältnißmäßig große 
Anzahl seiner Mitglieder unterstützt; es wurde 
in 30 verschiedene Personen die Gesammtsumme 
on Mt. 485,40 veradfolgt und für drei Sterbe⸗ 
alle weitere Mk. 100 — ausbezahlt. Die Zahl 
er ordentlichen Mitglieder hat sich im abgelaufenen 
Jahre von 110 auf 119 erhoht, dagegen die der 
ußerordentlichen und Unterstützer des Vereins theils 
urch Sterbefall, theils durch Wegzug oder Aus—⸗ 
ritt von 44 auf 35 verringert, so daß der Mit⸗ 
liederstand genau derselbe ist wie vor einem 
Fahre. Fünf weitere Personen haden sich während 
r Versammlung mit dem erforderlichen Gesund⸗ 
Jeitsschein versehen als ordentliche Mitglieder ange⸗ 
neldet. Die Zunahme der ordentlichen Mitglieder 
arf überhaupt als ein erfrenliches Zeichen begrüßt 
verden; sehen doch die betreffenden Leute den guten 
zweck und das wohlthaätige Wirken des Vereins 
numer mehr ein. Das Vereinsvermögen hat sich 
n abgelaufenen Jahre von Mk. 1242,40 auf Mi. 
196.,23 gemindert, also um Mtk. 46,17, was in 
inbetracht der oben erwähnten Unterstüßungen sehr 
rklärlich ist. Es ist das abgelaufene Jahr auch 
uicht als normal anzunehmen und wird das laufende 
ꝛem Verein hoffentuich günstiger werden. Die vor ⸗ 
senommene Neuwahl des Verwaltungsrathes ergab 
zur eine geringe Aendexung, indem die alten Min 
zlieder bis auf eines wiedergewählt wurden. 
— Aus dem Schulleben in der Pfalz 
erichtet man dem „Frkf. J.:: Die Studienan⸗ 
dalten (vollständige Symnasien) zählten 1884/885 
m ganzen 1593 (gegen 1687 des Vorjahres 
Schuler und zwar Speyer 535. Neustadt 307 
dandau 268. Kaiserslautern 262. Zweibrücken 
221; die isolirten Laieinschulen (die 5 unteren 
Bymnasialklaffen) 1142 Schuͤler (gegen 1118 des 
Borjahres) und zwar Ludwigshafen 158, Pirma⸗ 
sens 116, Grünstadt 110, Frankenthal 84, Ger— 
nersheim 83, Durkheim 80, Edenkoben 76, St. 
Ingbert 62, Kusel 58, Kirchheimbolanden 57 
Zergzabern 535. Winnweiler 49, Homburg 45, 
zandstuhl 45, Annweiler 36, Blieskastel 28. Die 
gesammtsumme der Gymnafial⸗ und Lateinschüler 
2735 (1583 Protestanten, 926 Katholiken und 
226 Israeliten; im Vorjahre, 1653, 338, 214). 
Die Realschulen hatten 848 Schüler gegen 752 
m Vorjahre (540 Protestanten. 190 Katholiken, 
110 Isracliten gegen 488, 158. 106 im Vor—⸗ 
jahre). Die Industrieschule Kaiserslautern hatte 
pie im Vorjahre bloß 14 Schüler, dagegen die 
Treis· Baugewerkschule zu Kaiserslautern 192 Schüler 
Jegen 184 im Vorjahre. Die Realschule Kaisers- 
autern hatte 260 Schüler, Neustadt 168, Landau 
152, Zweibrücken 144 und Speyer 124. Die 
drotestantische Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern 
hzatte 177 Schüler, die katholische in Speyer 139; 
die Vorbereitungsanstallen oder Präparandenschulen 
Zlieskastel 39,. Edenkoben 34, Kirchheimbolanden 
33, Kusel 42. Zusammen 464 (269 Protestanten, 
190 Katholiken und 5 Israeliten) gegen 485 des 
Borjahres. Das höhere Töchterschulwesen der 
Bfalz ist nicht einheitlich geordnet; bloß Landau, 
dudwigshafen und Speyer haben derartige Anstalten, 
die den Anspruch erheben können, höhere zu sein. 
— Ensheim, 12. Januar. In der gestern 
ibgehaltenen monatlichen Sitzung der Ortsschul- 
'ommission dahier wurde von lezterer beschlossen, 
einen hiesigen Fortbildungsschüler wegen Widersetze 
lichkeit gegen seinen Lehrer während des Unterrichts 
und darauffolgenden widerrechtlichen Verlassen des 
letzteren dem Gerichte anzuzeigen. 
Vermischtes. 
f Aachen, 14. Januar. Die Leichen sämmt— 
licher seit dem Brande der Kayser⸗ und Biesing⸗ 
schen Fabrik vermißten 17 Personen sind heute aus 
der Brandstelle gefunden worden. Die feierliche 
Beerdigung derselben erfolgte auf stadtische Kosten. 
Schlagende Wetter. Auf der Zeche 
Neu⸗Iserlohn bei Dortmund verursachten am Mitt⸗ 
woch schlagende Wetter eine Erplosion. Füns 
Bergleute buͤeben todt, eine größere Anzahl ist verleßt. 
FuFranktfurt a. M. Einem unserer Mit⸗ 
zurger, einem 71jährigen lebenslustigen sangesfrohen 
Greis, welcher voriges Jahr im Oktober mit einer 
S8jährtgen Frau die zweite Ehe schloß, wurde jetzt 
sein 49. Entelchen geboren. Wir gratuliren zum 
50., bemerkt hierzu das „Irkf. J.“ 
Würzburg, 13. Januar. „Schmugßz⸗ 
lappen“ nannte der Gemeine Kalder vom 17. 
Inf.“Reg. den Polizeidiener von Mundenheim und 
ügte noch hinzu, daß ihm ein Bohnenstecken lieber 
jeĩ als der Handlanger der Gerechtigkeit mit Haur 
und Haar. Die Vertheidigung meinte zwar, daß 
man auf dem Laude die Worte nicht auf die 
Goldwage lege, Bohnenstecken kein Schimpfname 
und es überdies noch zweiselhaft sei, ob Kalder 
mit dem Worte „Schmutzlappen“ nicht die Ge— 
meindeverwaltung gemeint habe. Auch wäre viel⸗ 
seicht anzunehmen, daß die Ortsnachbarn an dem 
Geschrei des Kalder ein absonderliches Vergnügen 
zehabt hätten, von Ruhestörung also auch keine 
Rtede sein könne. Es half aber nichts. Kalder 
muß 8 Tage ins Loch. Als steraferschwerend 
wurde vom Militärschwurgericht merkwürdigerweise 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 16. Janunar. Die gestern 
Abend in der Wirthschaft des Herrn Joh. Weirich 
tatigehabte Versammlung des Garten⸗ und 
Abstbauvereins war sehr zahlreich desucht. 
In derselben hielt Herr Wanderlehrer Fischer 
aus Zweibrücken den angekündiaten Vortrag üher