Full text: St. Ingberter Anzeiger

st. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des koͤnigl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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21. Jahrg. 
1008. Sonntag, 6. Juni 1886. 
Deutsches Reich 
Muͤnchen, 1. Juni. Im Gesetz- und Ver⸗ 
onungsblait werden demnächst u. a. die Gesetze, 
ekreffend die Flurbereinigung, Abaunderungen der 
bhastationsordnung, Abanderung des Gebühren⸗ 
esehes, dann des Hypothekengesetzes ꝛc. publizirt 
den. Die allerhochste Sanktion derselben liegt 
ereiis bor. 
Mmunchen, 4. Juni. Der Kabinetsselretär 
Schneider wurde vom Konig seiner Stellung 
mhoben und dem Finanzministerium zugetheilt. Sein 
hachfolger ist noch nicht bestimmt. 
zeruriheilt und nun geschah das Merkwürdige, der 
gerurtheilte fing bitterlich an zu weinen! 
— Neustadt, 2. Juni. Der 20. Verbands⸗ 
ag der pfalzischen Kreditgenossenschaften findet am 
19. und 20. Juni zu Pirmasens statt, und zwar 
ie Vorversammlung am 19. Abends 8 Uhr in 
er Brauerei J. Seiß, die Hauptversammlung am 
20. Morgens 8 Uhr ebenda. Die Anwaltschaft 
—XXVV—— 
— Speier, 1. Juni. Seine Majestät der 
dönig hat genehmigt, daß die an der nördlichen 
Zeite der hiesigen Domkirche gelegene Kaserne (das 
ilte Jesuitenlloster) nebst dem Gebäude der frühe- 
en Hauptwache um den Gesammipreis von 66,000 
Mark dem Bischöflichen Domkapitel überlassen werde. 
der Besitzantriit kann jedoch erst im Jahre 1888 
exfolgen, bis zu welchem Termine die projeltirte 
neue Kaserne hergestellt sein soll. 
ermischtes. 
F Forbach Cothr.), 4. Juni. Dem um 
ie Hebung des Vollsschulwesens im Kreise Forbach 
erdienten Hrn. pen . Kreisschulinspettor 
FJanton dahier (früher Lehrer in Zweibrücen) 
vollen die Lehrer seines Inspektoratsbezirls am 
donnerstag den 17. d. eine ehrende Feier veran⸗ 
talten. Projektirt ist, wie ich höre, die Ueberreich⸗ 
ing eines Angebindes, ein Ständichen ꝛc. (8. T.) 
F Straßburg, 3. Juni. Die Frequenz 
er Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg hat im 
Jegenwärtigen Sommersemester die höchste Ziffer 
en dem Bestehen derselben erreicht, indem die Ge⸗ 
ammtzahl der Studenten 922 beträgt. 
Mannheim, 2. Juni. Einen Fall von 
5rholera nostras (Brechruhr), dem eine ungefähr 
30 Jahre alte Ehefrau zum Opfer fiel, hatten wir 
estern in hiesiger Stadt zu verzeichnen. Die Krank⸗ 
jeit währte nur einige Stunden. um todtbringend 
u wirken. 
* Gewitter mit starken Hagelschlägen, welche 
ich am Dienstag entiuden, werden aus Mainz, 
gzingen, Gießen, Nordhausen und Kempten gemel- 
et. Ueherall haben die bis zur Größe von Hüh⸗ 
ierelern fallenden Schlossen bedeutenden Schaden 
ingerichtet. 
Karlsruhe, 2. Juni. Das Landgericht 
zerurtheilte den der Veranstaltung von Hazardspiel 
m Cercle zu Baden⸗ Baden angeklagten Herrn 
undre (die Angelegenheit erregte s. Zt. besonders 
n aristokratischen Kreifen viel Aufsehen) zu 1000 
Nark Geldbuße und legte ihm die Kosten auf. 
f Aus Bad Kissingen wird geschrieben: 
der Kaiser von Rußland wird großer Wahrschein⸗ 
ichkeit nach in dieser Saison unsere Quellen be⸗ 
uchen. Im Hotel garni Koller hat er eine große 
Hzahl Zimmer bestellen lassen. Man glaubt bis Mitte 
Juli“ sein Eint reffen erwarten zu sollen. — Die 
demalige Köni gin von Hannover ist taͤglich im 
zurgarien von einer großen Zahl ehemaliger Unter⸗ 
hanen am geben, die ihr die Hände küssen. 
Den ersten Treffer der Ubmer Münster⸗ 
qulotterie (75,000 Mk) hat ein junger 
Jehrer bei Eßlingen gewonnen. 
München, 2. Juni. Vom Generalkom⸗ 
nando des 1. Armeekorps wurde über die Aus⸗ 
ahrung der für 1886 angeordneten Uebungen der 
ärsatzres ervisten angeordnet. Die zu einer ersten, 
ehnwochigen Uebung bestimmten Mannschaften (910 
er Infanterie, 50 der Jäger, 100 der Fußartil⸗ 
erie, 50 der Pioniere und 80 des Trains) sind 
aum 27. Auaquf. die zu einer zweiten, vierwöchigen 
Uebung bestimmten (600 der Infanterie, 30 der 
Jager, 70 der Fußartillerie und 50 der Pioniere) 
ind am 8. Okiober einzustellen und beide Kate⸗ 
sorien am 4. November wieder zu entlassen. Die 
rinziehung von Ersatzreserbisten J. Klasse zum Train 
eschieht heuer zum ersten Male; die Fußartillerie 
ibt auf dem Lechfelde, die andere Mannschaft in 
en Garnisonen der entsprechenden Truppentheile. 
Das „Bayer. Vaterland“ schreibt: Der 
Jetna ist in vollster Thätigkeit und Alles rennet, 
ettet, flüchtet vor der nahenden Lava. (Die Ver⸗ 
mlassung gab, wie uns geschrieben wird, ein muth⸗ 
billiger Tourist, welcher die Nummer der „Neue⸗ 
ten“ mit den ersten Preiswitzen, die er zufällig 
zei sich hatte, in den bisher ruhigen Krater warf; 
eitdem folgt Eruption auf Eruption. Der Tourist 
st vor Schreden über das muthwillig angerichtete 
Anheil geflüchtet/ 
4 Eine interessante Wette wurde kürzlich in 
inem Münchener Gasthause ausgeträgen, die 
iber die Höͤhe einer Million Briefmarken entstanden 
var. Ein Herr behauptete nämlich, daß eine Mil⸗ 
lion Briefmarken auf einander gelegt nahezu die 
dðhe der Münchener Frauenthürme erreiche. Das 
anglaubliche Räthsel wurde ebenso schnell als ein⸗ 
ach gelost. 30 aufeinander gelegte gummirte 
Marken haben die Höhe einer Decimallinie, 300 
»emnach einen Decimalzoll. 3000 ein Decimalfuß, 
30,000 - 10 Fuß, 300000 100 Fuß., 
300,000 300 Fuß. Mithin war die Weite 
gewonnen. 
Vom Chiemsee, 30. Mai, schreibt man 
der Koͤln. Ztg.“: „Wer noch vor zwei Jahren 
die einsamen Inseln und entlegenen Höhen be—⸗ 
uchte, auf denen der König Ludwig II. von Bayern 
porzugsweise gern seine prächtigen Schlosser und 
phantastischen Paläste erbauen zu lassen liebte und 
sie gegenwärtig wiedersieht, der wird in allem 
und jedem einen ganz gewaltigen Unterschied be⸗ 
nerken. Damals regten sich viele Hunderte ge⸗ 
chäftiger Architkten, Künstler, Bauhandwerker aller 
Art, Stein⸗ und Erdarbeiter in geschäftiger Eile, 
im alle diese Bauwerke des höchsten Glanzes und 
her üppigsten Pracht mit ihren mächtigen Säulen, 
»em edelsten Marmor, ihrer oft fast überreichen, 
zas Auge beinahe blendenden Vergoldung, ihren 
unstvollen, von den besten italienischen Mosaikar⸗ 
zeitern hergestellten Mosaikfußbbden und ihren rie⸗ 
igen Spiegelglasfenstern in möglichst kurzer Frist 
und großem Glanz — gänzlich unbekümmert um 
die ungeheuren Kosten ihrer Erbauung — auszu⸗ 
führen, jetzt dagegen Oede, Leere und gänzliche 
rinstellung jeder Bauthätigkeit, da kein Geld mehr 
dazu vorhanden ist! Besonders auf der „Herren⸗ 
'nsel“ im Chiemsee, wo der König seinen Riesen⸗ 
zalast, der nicht allein an Großartigkeit, sondern 
mehr noch an Glanz und Pracht jeglicher Art sein 
Vorbild, das Versailler Schloß weit übertreffen 
ollte, erbauen ließ, wird dieser jähe Gegensatz am 
chärfsten berühren. Dieses glänzende Bauwerk, 
aum zur Hälfie vollendet, steht jetzt ode, gänzlich 
mbenutzt da und droht in wenigen Jahren schon 
ur Ruine zu zerfallen. 
Am Sonntag Nachmittag sind vier Ber⸗ 
lhiner junge Leute beim Nachenfahren ertrunken. 
Als ein Dampfer der Berliner Gesellschaft am 
Sonntag Nachmittag die Gegend des Oberbaums 
zasfirte, kamen vier junge Leute mit einem Ruder⸗ 
hoot demselben entgegen und fuhren direkt an das 
cielwasser desselben, um sich von den Wellen schau⸗ 
keln zu lassen. Dos Boot kenterte und die vier 
Aussslaud. 
Paris, 3. Juni. Die Kommisfion fur die 
gotiage, betreffend die Ausweisung der Prinzen, 
at den Text ihrer Beschlüsfse noch nicht nicht for⸗ 
ulirt, somit konnte fich der heulige Ministerrath 
wch nicht damit beschäftigen. 
dokale und pfaältzik ye Nachrichten. 
HD St. Ingbert, 5. Juni. Morgen abend 
nit dem Personenzuge 7 Uhr 43 Min. wird der 
yochwürdige Herr Bischof Joseph Georg von 
zi12hr ler von Speher in hiesiger Stadt eintreffen, 
in am nächsten Montag in der Pfarrkirche das 
eilige Sakrament der Firmung zu spenden. Wegen 
einer angegriffenen Gesundheit und der Ueberan⸗ 
trengung der letzten Wochen hat sich der Hoch⸗ 
zürdige Hecr Bischof jeden feierlichen Empfang 
xerbeten. Er wird sich daher vom Bahnhofe aus 
fort ins Pfarrhaus begeben, die bischöflichen 
Aeider anlegen, um dann in der Kirche den 
ischoflichen Segen zu erteilen. Ein Ständchen, das 
hin vom hiefigen Cacilienverein dargebracht wird, 
jat der Hochwuͤrdige Herr Bischof anzunehmen ge⸗ 
uht. Außerdem findet Sonntag abend ein solenner 
Fackelzug mit 200 Lampions statt. 
— Rehodt, 4. Juni. Bei dem gestern Morgen 
iber unsere Gegend niedergegangenen schweren Ge⸗ 
vitter schlug der Blitz in den Kirchthurm zu Hain⸗ 
ld, zundete, und es brannte das Dachwerk voll⸗ 
aͤndig nieder. Den vereinten Bemühungen der 
euerwehren von Hainfeld, Rhodt, Weyer, Edes⸗ 
eim und Flemlingen gelang es, das Feuer auf 
en Thurm zu beschränken und das Kirchengebäude 
u retten. Auch die Glocken sind unversehrt ge⸗ 
lieben, dagegen hat die Uhr durch das Wasser 
elitten. Vom Thurme aus war der Blitzstrahl in 
zie Kirche gedrungen, hatte das Altartuch versengt 
ind eine Fuͤllung des Altars herausgeworfen, ohne 
edoch zu zünden. Zwei Chorknaben wurden 
urch den Schlag momentan betäubt, sonst aber 
icht beschädigt. Die Gemeinde und der Herr 
Pee hatten unmittelbar vorher die Kirche ver⸗ 
affen. 
— Landau. Der Bierpreis ist von sämmt⸗ 
ichen Wirthschaften wieder auf 12 Pf. per Schoppen 
rhoͤht worden. (Eine Zeit lang kostete der Schoppen 
uur 11Pf.) 
— Bergzabern, 3. Juni. Der Distrikis⸗ 
rechner Heinrich Schmalenberger dahier hat sich 
jestern erschossen. Eine gestern vorgenommene 
stevision, wobei sich erhebliche Unregelmäßigkeiten 
nn der Kasseführung ergeben haben sollen, wird 
ils Ursache des Selbstmordes aufgefaßt. 
— Neustadt, 1. Juni. (Noch nie dage⸗ 
vesen.) Ein hiesiger Bürger, im reiferen Mannes⸗ 
ilter stehend, hatte fich heute vor dem Schoffen⸗ 
erichie idegen Uebertretung des Alignementsges etzeß 
u verantworten. Er murde zu 1 Mark Strafe