Full text: St. Ingberter Anzeiger

„Modell diente in seinen beiden Handen. Als 
dhone den Konig sah. entzos fie ihre Hand 
die c daänden Keulbachs. „Ei, Meister, 
u der Konig lächelnd, „das ist doch wohl das 
* Werk, das jemals aus Ihren Händen ge— 
ist.“ 
aunehn nchen, 20. Juni. Unterm heutigen 
wdfennlichen die „Neuesten Nachrichten“ was 
Wir erhalten nachstehende Zuschrift von 
—V dem Herrn Minister des Innern 
—J Feilitsch: Euer Hochwohlgeboren? Es war 
d mach in den Zeitungen die Rede davon, daß ich 
einer früheren Stellung als Polizeipräsident 
in Majestät den verstorbenen König ängstlich ge— 
—— und insbesondere bei Ausfahrten und Spazir⸗ 
e im Englischen Garten Gendarmeriebegleitung 
odnet hätte. Ich mußte dies bisher über mich 
ergehen lasse, da ich mich nicht auf Befehle 
* Majestät berufen wollte, und hierdurch Sr. 
Rjestat nicht Schaden wollte. Jetzt, nachdem die 
nuůge Erkrankung Sr. Majestät festgeltellt ist und 
ige Vorkehrungen zweifellos hiemit zusammen⸗ 
sungen, fühie ich mich verpflichtet, zu Ihrer In⸗ 
hmation Folgendes ganz ergebenst mitzutheilen: 
I habe niemals Se. Majestät bezüglich der per— 
Halichen Sicherheit ängstlich gemacht, sondern im 
Hegentheil die vielfachen von Sr. Majestät geäußerten 
hesürchtungen entschieden und eingehend zu zer⸗ 
euen gesucht, wie mir dies die Kabinets-Secretäre 
bestaͤtigen können und wie dies auch dem Alten⸗ 
Material genau zu entnehmen ist. Die Vorkehrungen 
se Ausfahrten beruhten auf speziellen allerhöchsten 
Hefehlen und letztere wurden immer stärker. Ich 
sabe die Kabinets· Sekretäre dringend ersucht, auf 
ilbstellung dieser Maßnahmen hinzuwirken, da sie 
Aufsehen erregen und absolut in keiner Weise ver⸗ 
lußt seien. Ferner habe ich mündlich Sr. Maj. 
zb Allerhöchstdieselben sicher seien, mit Entschieden⸗ 
geit geantwortet: „Euer Majestät können zu jeder 
Slunde des Tags und der Nacht in München und 
im Englichen Garten ohne jede Gefahr allein spa⸗ 
ieren gehen; ich hafte dafür, daß nichts passirt.“ 
ẽs war aber Alles umsonst, es blieb bei den 
Allechöchsten Befehlen. — Ich glaubte es mir 
chuldig zu sein, Ihnen das mitzutheilen, da ein 
jhnlicher Vorwurf frühec einmal in den „Neuesten 
Nachrichten“ stand und neuerlich im „Nürnberger 
Anzeiger“ reproducirt wurde. In ausgezeichneter 
dochschätzung Ihr ergebenster Frhr. v. Feilitzsch.“ 
FHohenschwangau, 17. Juni. Seit 
gestern weht vom Schneesturm gepeitscht, eine 16 
Meler lange und 2 Meter breite Trauerflagge am 
Zaulingspitz, welche die tirolischen Gemeinden Pflug, 
Breitenwang und Reutte dortselbst aus Anlaß des 
Todes König Ludwig II. aufgerichtet haben. 
f An der Echternacher Springprozession 
betheiligten sich troß des ungünstigen Wetters 
20000 -22,000 Personen, von welcher Zahl un— 
gefäühr die Hälfte auf die Zuschauer kommt. 
Mlle. Duranci, mit einer rauhen Stimme. 
welche den Neid der dames de la halle erregen 
tonnte, trat im théätre français als Iphigenie 
duf und -⸗- wurde ausgepfiffen. Eine theilnahms. 
bolle Kollegin meinte: „Es wundert mich, daß 
Gottes Stimme nicht für sie ist, denn sie hat doch 
des Volkes Stimme.“ 
(Eine Frauen⸗Liga.) Ein kurioses 
Seitenstuck zu der französischen Patrioten⸗Liga ist 
in Paris im Entstehen begriffen, wir meinen die 
bon Madame de Valsayre gegründete Frauen⸗Liga, 
welche die Bewaffnung und Einexerzierung der 
frangöͤsischen Ftauen bezwekt. Madame de Val— 
jayre ist bekanntlich ein Original. Sie war es, 
zie sich von Professor Pasteur impfen lassen wollte, 
um der Humanität einen Dienst zu leisten“, fie 
orderte seiner Zeit auch Madame Adam, die Di— 
tektrice der „Nouvelle Revue“. Jetzt hält sie in 
*— regelmaäͤßige Sitzungen ab, worin sie ihre 
uhörerinnen beschwört, den Strickstrumpf mit dem 
Rapier, den Kochlöffel mit dem Degen oder Re⸗ 
bolber zu vertauschen und sich in den Waffen— 
künsten gründlich zu üben. „An dem Tage, wo 
die Frauen das Fechten verstehen,“, cuft sie pa— 
chetisch aus, „ist die Menschheit gerett et.“ Sie 
vehauptet, die Frau müsse sich nicht nur zivilisiren 
— worunter sie natürlich emanzipiren versteht — 
jondern auch virilisiren, indem sie ihre Zeit zwischen 
Salon und Fechtboden theilt. Nicht nur mit Re— 
bolver, Gewehr, Degen und Säbel müsse jede 
—XE0 
höre und zitiere! — mit Dolch, Schlagring und 
ibhnlichen Waffen! Jede Frau, welche mindestens 
echs Kinder selbst gesäugt hat, soll dekorirt werden, 
weil sie der Entvölkerung des Landes entgegenar⸗ 
„eitet. Erst wenn alle Französinnen in den Waf— 
en geübt seien, wäre für Frankreich der Tag der 
Bloire und Vengeance gekommen! — Wenn Mad. 
de Valsayre ihre Damen⸗Mobilisirung durchsetzt, 
wvürde der Krieg der Zukunft den deutschen Kriegern 
oeim Handgemenge mit den Amazonen-Regimentern 
recht pikante Abwechselung bringen. 
20 Regeln der Obstbaumzucht 
zeröffentlicht die „Pomologische Gesellschaft zu Alten⸗ 
»urg“. Dieselben sind insbesondere für ländliche 
Dbstbaumpflanzungen von Wichtigkeit und theilen 
wir sie daher unseren Lesern hier mit: 
1. Auf Höhen pflanze man vorzüglich Kirschen, 
in Niederungen Pflaumen, auf nördliche und öst- 
liche Abhänge Aepfel, südliche und westliche Birnen. 
Von allen Obstbäumen verträgt der Kirschbaum 
die meiste Trockenheit. der Pflaumenbaum die meiste 
Feuchtigkeit. 
2. Der beste Boden ist feuchter, durchlässiger 
Lehmboden, auf dem noch keine Obstbäume gestan⸗ 
den haben. Stehendes Grundwasser ist stets schädlich. 
daher Drainiren im Herbst zu empfehlen. 
3. Man grabe im Herbst große Baumlöcher und 
dünge sie im Winter zuweilen mit Jauche. Die 
Bäume pflanze man im Frühjahr. 
4. Man kaufe Stämmchen unr in guten Baum⸗ 
schulen und suche sie womöglich selbst aus, und 
war nur gesunde Stämmchen mit starken Wurzeln, 
die in der Baumschule schnurgerade gewachsen sind 
und ein⸗ bis zweijähriges Kronenholz haben. 
5. Man wähle die Sorten vorsichtig aus mit 
Rücksicht auf rauhe und wärmere Lagen und auf 
die Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens. 
6. Man pflanze Kernobstbäume (Aepfel und 
Birnen) mindestens 10 m auseinander. Für den 
Anfang kann man ja einen Pflaumenbaum dazwi⸗ 
chen pflanzen, welcher seine Entwickelung abschließt, 
ehe die Kronen der Kernobstbäume ihre volle Aus⸗ 
breitung erlangen. Auf Feldern sollen die Reihen 
der Obstbäume 400 bis 500 Schritt auseinander⸗ 
stehen. 
7. Vor dem Pflanzen beschneide man die stärk⸗ 
ten Wurzeln sorgfältig (glatte Schnittfläche nach 
unten stehend) und schlämme sie ein. Braune 
ständer auf der Schnitifläche deuten auf Frostbe⸗ 
chädigung. Faserwurzeln entferne man nicht. 
8. Ehe man den Baum setzt, richte man den 
Bfahl (an der Spitze gebrannt) mittels des Loch⸗ 
ifens lothrecht ein, fülle das Baumloch zu diei 
Biertel mit guter Erde auf, breite die Wurzeln 
arüber aus und bringe die Erde des Untergrundes 
benauf, so daß um das Stämmchen eine muschel⸗ 
irtige Vertiefung bleibt. Frischer Dünger darf nie 
n das Baumloch kommen. 
9. Bei zu feuchtem oder zu seichtem Boden ist 
zie Hügelpflanzung anzurathen. Der frischgepflanzte 
Baum soll mit dem Wurzelhalse stets höher stehen, 
als er in der Baumschule stand und nicht eher 
festgebunden werden, als bis sich der Boden gesetzt 
hat. Tiefpflanzen ist ein großer Fehler. 
10. Der Pfahl darf die Krone nicht berühren 
ind muß auf der Südwestseite stehen. Besser be⸗ 
festigt man das Stämmchen zwischen zwei Pfählen, 
velche keine Reibung zulassen. 
11. Es ist zu rathen, daß frischgepflanzte 
Ztämmchen zum Schutze gegen die austrocknenden 
Frühjahrsminde mit, Stroh umwickelt werden. Zum 
Schutze gegen den Wildfraß bestreiche man die 
Stämmchen im Herbst mit Speckschwarte oder 
alkmilch, oder binde sie in Dornen ein. 
12. Aepfel⸗, Birn⸗ und Kirschbäum sind beim 
Setzen gar nicht oder sehr wenig zurüchzuschneiden; 
erst im zweiten Jahre ist ein siärkeres Zurück- 
schneiden zu rathen, namentlich bei schwachen 
Trieben. Pflaumen sind auf 5—6 Augen zurück 
zuschneiden. 
183. Anfangs jährlich, dann alle 223 Jahre 
chneide man alle zu dicht flehenden, sich kreuzenden 
ind nach innen wachsenden Kronenzweige aus. 
dürre Aeste und Wasserschosse find jedes Jahr zu 
entfernen. 
14. Alle Wunden am Stamme und an Aesten 
aind sorgfältig auszuschneiden und mit Baumwachs 
zu verstreichen; Stümpfe und kranke Aeste schneide 
man glatt am Stamme weg und verstreiche die 
Wunde. 
15. Moos, Flechten und vertrocknete Rinde 
werden mit Baumscharren entfernt, und zeitweilig 
ind oer Stamm Uno stärtere Aeste mit einer Mir- 
ung von Kalkmilch und Kuhdünger oder Lehm zu 
bestreichen; die Klebringe nicht zu vergessen. 
16. Die Erde um den Baumstamm herum ist 
durch Reingraben locker zu erhalten und mit ver⸗ 
tottetem Dünger oder umgekehrten Rasen zu be— 
legen. 
17. Bei Brand und Krebs ist außer dem Aus⸗ 
schneiden und Verkleben der kranken Stellen Düng⸗ 
ung mit Jauche und Kalisalz (oder Holzasche) zu 
empfehlen; bei Stammschwäche mäßiges Schröpfen 
der Rinde, bei Gummifluß Ablösen einiger Wurzeln. 
18. Die Obstbäume sollen im Frühjahr (zur 
Erzeugung kräftigen Holzes), im Juli und August 
(zum Ansatz der Blüthenknospen) gedüngt werden, 
ind zwar ist die Jauche mit Kali und Phosphor⸗ 
dure am wirksamsten (3 Theile Superphosphat 
ind 2 Theile schwefelsaures Kali) Die Düngung 
mnuß in verhältnißmäßiger Entfernung vom Stamme 
zurch Löcher oder einen ringsörmigen Graben zu 
den Wurzeln geführt werden. 
19. Aeltere absterbende Obstbäume sind durch 
Zurückschneiden der Aeste zu verjüngen; werthlose 
Sorten sind durch Umpfropfen zu verbessern. In 
alte Baumlöcher dürfen nie junge Obstbäume der⸗ 
ielben Art gepflanzt werden (Fruchtwechse)). 
20. Baumwachs: 250 g Harz in 40- 50 g 
Spiritus bei gelindem Feuer gemischt. Klebleim 
nus 5 Theilen Rüböl, 1 Theil Schweinefett, 1 
Theil Terpentin, 1 Theil Kolophonium, oder 3 
Theilen Aether und 1 Theil Terpentin. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Zeitunpgslesern bietet das, Berliner Tageblatt“ hin⸗ 
ichtüch der Reichhaltigkeit, Mannichfaltigkeit und Gediegen⸗ 
heit seines Inhalts unzweifelhaft die interessantefte und an⸗ 
regendste Zeitungs⸗Lekiüre. In Folge dessen vermochte es 
sich einen festen Stamm von ca. 70,000 Abonnenten zu 
erwerben und sich gleichzeitig zu der gelesensten und ver⸗ 
zreitetsten Zeitung Deuischlands emporzuschwingen. Durch 
äglich zweimaliges Erscheinen ist das, B. T.“ in der Vage, 
alle Nachrichten stets 12 Stunden früher als jede nur ein⸗ 
mal täglich erscheinende Zeitung zu bringen. Das „B. T.“ 
beobachtet eine gänzlich unabhängige, freisinnige politische 
Haltung und unterhäli Spezial⸗Correspondenten an allen 
wichtigen Plätzen, daher rascheste und zuverläfsfigste Nach- 
richten; bei bedeutenden Ereignissen umfassende Spezial⸗ 
telegraimme. Das „E. T.“ bbringt ausführlicke Kammer⸗ 
herichte des Abgeordneten und Herrenhauses, sowie des 
Reichstages. Durch ein eigenes parlamentarisches Bureau 
st das „Iꝛt T.“ in der Lage, den auswärtigen Abonnen⸗ 
ted die ausführlichen Parlamentsberichte bereits mit den 
Nachtzugen zugehen zu lossen, so daß dieselben am nächsten 
Vormittag in den resp. Empfangsorten eintreffen. Um— 
fafsende Handelszeitung und Kourszettel der Berliner Börse. 
Ziehungslisten dea preußischen Lotierie, sowie Ausloosung 
er wichtigsten Loospapiere. Reichhaltige und wohlgesichtete 
Tagesneuigkeiten ans der Reichshauptstadt und den Pro⸗ 
zinzen. Kheater, Musik und Kunst, Litteratur und Wissen⸗ 
chaft werden im Feuilleton des „ R. T.“ in ausgedehntem 
Maße gepflegt; außerdem erscheinen in demselben Romane 
ind Novellen der ersten Autoren. Das Roman ⸗Feuilleton 
»es nächsten Quartais bringt folgende interessante Werke: 
T. Lionheart: „Versuchskuren“, Emil Peschkau: „Schloß⸗ 
auber“, E. Vely: „Lilith.“ Außerdem empfangen die 
bonnenten des „Berliner Tageblatt“— vier werthvolle Se⸗ 
Jarat⸗Beiblätter: das illustrirte Witzblatt » ULIK?, das 
vell etristische Sonntagsblait, Deutsche Lesehalle“, das feuille⸗ 
tonistische Beiblatte, Der Zeitgeist“ und die „Mittheilungen 
iber Landwirthschaft, Gartendau und Hauswirthschaft“ zu 
dem enorm billigen Abonnementspreise von nur 5 Mark 
25 Pf. für das Vierteljahr. Man beliebe das Abonne— 
ment bei dem nächstgelegenen Postamt schleunigft anzumel— 
den, damit die Zusendung des Blattes vom 1. Juli ab 
vünktlich erfolge. 
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Zur Anfortigung 
ron billigen u. sauberen aller 
in Buchdruck und Litho- 
graphie vorkommenden 
Druckarbeiten 
ompßehlt sich dio 
Buch- 
und Steindruckerei 
F. X. Domotz 
Werlag desst. Ingborter Anaeiger 
8t. Ingbert. 
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