Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Dounerstag, Samstag und Gountag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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13. Dienstag, 19. Januar 1886. 
21. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Muünchen, 15. Januar. GVerwaltungsge⸗ 
Atshof.) Aus Anlaß der Beschwerde mehrerer 
Asbürger von Mundenheim, Bezirksamis Speyer, 
r. die dortigen Gemeinderathswahlen pro 18858 
I89, wurde im Sinne des staatsanwaltschaft ⸗ 
»⸗Gutachtens v. M. die Geweinderathswahl vom 
bis 13. Dezember 1884 einschließlich der Wahl 
Bürgermeisters und der Adjunkten verrichtet. 
. Vernichtung der ganzen Wahl mußte erfolgen, 
hei der mangelhaften Wählerliste jeder Anhalts⸗ 
akt dafür fehlt, daß den Wählern die Möglich⸗ 
t gegeben war, die richtige Anlage der Liste zu 
trosliren und somit die Verletzung einer wesent⸗ 
hen Förmlichkeit vorliegt. 
Berlin, 16. Januar. Der Reichstag setzte 
Debatte über die Ausweisungsverträge fort. 
Abg. v. Rheinbaben ist gegen den Antrag, 
aiso die Abgg. Marquardsen und Hammerstein. 
Abg. Rickert spricht für denselben. Sodann 
rd auf den Vorschlag des Präsidenten die Sitz 
g mit Rücksicht auf die Sitzung des Abgeord⸗ 
senhauses his 8 Uhr vertagt. Nach Wiederauf⸗ 
ihme der Sitzung sprachen die Abgeordneten 
aher, Langwerth v. Simmern, Windthorst und 
amberger für die Ausweisungsanträge, Abg 
öttcher dagegen. 
Abg. Simonis klagt übet die ungerechte Be⸗ 
indlung der Elsässer. 
Schließlich wurde nach Ablehnung der übrigen 
ntrüge der Antrag des Abg. Windthorst, welcher 
je Ausweisungen als nicht gerechtfertigt und mit 
en Interessen des Reiches nicht vereinbar erklärt, 
egen die Stimmen der Konservativen und Natio- 
alliberalen angenommen. 
Berlin, 16. Januar. Der Landtag wählte 
n Präsidenten v. Köller, zum Ersien Vizepräsi 
unteun v. Herremann, zum Zweiten v. Benda. 
em auch noch die Schriftführer und Quästoren 
at waren, wurde dem Kaiser von der Ein—⸗ 
g des Vorstandes Kenntniß gegeben. Sodann 
Finanzminister v. Scholz den Voranschlag 
eußischen Staatshaushaltes für 188687. 
erlin, 16. Januar. Auf den 283. d. M. 
ne Generalversammlung des Vereins der 
us⸗Fabrikanten in Deutschland hierher ein⸗ 
a. Tagesordnung: „Stellungnahme zu dem 
cf eines Gesetzes, betreffend das Branntwein⸗ 
vopol; Berathung eines Nothsteuer-Gesetzent⸗ 
nurtes.“ 
stöln, 16. Januar. Die „Kölnische Volks⸗ 
nung“ veröffentlicht eine Encyclika des Papstes 
nden preußischen Episcopat, in welcher der Papst 
»Bischöfe und die Gläubigen wegen ihres trotz 
er Bedrängniß durch die Maigesetze mit Fürsten⸗ 
eue und Vaterlandsliebe verbundenen Glaubens— 
»uihes lobt und die Nothwendigkeit der Freiheit 
er Kirchenregieruug bei der Erziehung der Geist— 
chkeit betont und auf baldige Besserung der Ver— 
ältnisse hofft. 
Aufregung ist hier durch einen in der gestigen jlich in den Zeitungen gemeldet werden und der 
— IX des u Minister Moret inspirirten eine noch weit größere Anzahl von Stockungen und 
Journals „El Imparcial“ erschienenen Artikel ent- Zahlungseinstellungen gegenüber steht, die durch 
efselt, der sich in sehr scharfer Weise gegen die freiwilligen Vergleich geordnet werden und deshalb 
ranzösische Regierung wendet. Der Republik wird nicht zur gerichtlichen Austragung (Concurs) ge⸗ 
orgeworfen, daß sie den spanischen Revolutionaren langen und auch nicht publik werden oder bei 
veilgehendsten Vorschub leiste, und angedroht, daß denen mangels ausreichender Masse das Gericht den 
ie Verbindungen zwischen Frankreich und Spanien Antrag auf ein Concursverfahren ablehnt. 
ibgebrochen werden würden, falls Grevy und Frey⸗ Es wird vielfach die Ansicht getheilt, daß die 
inet nicht geeignete Maßregeln gegen die Wühle- Bestimmung des Art. 709 der Civilprozeßordnung, 
reien der spanischen Flüchtlinge und ihrer franzößs wonach das durch eine frühere Pfändung begründete 
ischen Freunde treffen. Pfandrecht demjenigen vorgeht, welches durch eine 
Nom, 16. Januar. Der „Moniteur“ ver⸗ spätere Pfändung begründet wird, an dem schnellen 
zffentlicht eine Allocution des gestrigen Konsistoriams Ruin solcher, die einmal mit ihren Zahlungen ins 
Der Papst erklärt, er habe mit Vergnügen —die Gedränge gerathen find, viele Schuld trage. In 
Rolle eines Friedensvermittlers angenommen, weil der That liegt die Sache so, daß ein Gläubiger 
er dadurch jur Eintracht und zum Wohle der bei irgend einer Stockung der Schuldner ängstlich 
Menschheit habe beitragen können. Der Papst gab wird, es möge ihm ein anderer zuvorkommen und 
zie hiflorischen Gründe an, aus denen er die Sou⸗ er selber leer ausgehen. Bei kleineren Vermögens- 
eränetät Spaniens über die Karolinen-Inseln ge- verhältnissen der Schuldner macht sich dieser Ge⸗ 
laubt habe anerkennen zu sollen, und legte die Um- sichtspunkt ganz besonders geltend und wird geradezu 
tdände dar, welche ihn bestimmten, die Handelsin⸗ zur Calamität gegenüber Schuldnern, die mit 
eressen Deutschlands daseibst zu sichern, und schloß fertigen Fabrikaten Handel treiben, die einen Markt⸗ 
uus dieser Thatsache, es ergebe sich von Neuem, oder Börsenpreis nicht haben. Da sind die Hun-— 
velch' schweres Uebel in den Angriffen gegen den derttausende Inhaber von Detailgeschäften aller— 
J. Stuhl und in der Verringerung seiner legitimen wärts, bei denen im Falle einer Pfändung in der 
Freiheit enthalten sei; nicht allein die Gerechtigkei⸗ Regel der 8—4fache oder öfter noch höhere An— 
ind die Religion würden dadurch verweltlicht kaufswerth zur Dedung nöthig erachtet, gepfändet 
ondern auch der öffentliche Nutzen leide darunter. und allzuhäufig auch aufgebraucht wird. 
Das römische Pontifikat würde im Stande sein. Der vor 1879 bestandene Zustand, wonach ein 
— 
n aller Freiheit seiner Rechte seine wirksame Kraft das Pfand mit allen ührigen darauf antragenden 
zu Gunsten des Heiles des Menschengeschlechtes Gläubigern pro rata getheilt werden mußte, macht 
uusüben könnte. ein derartiges Wettrennen auf das Vermögen des 
Rom, 18. Januar. Die päpftlichen Blätter Schuldners weniger dringlich und mancher, der heute 
»eröffentlichen die Antwort des deutchen Reichs- erbarmungslos zusammengerissen wird, konnte sich 
anzlers Fürsten Bismarck an Papst Leo arrangiren und seine Existenzmittel sich erhalten. 
auf des letzteren Schreiben anläßlich der Verleihung Wir sind der Meinung, daß der fruhere Zu— 
»es Christuͤsordens. Der Reichskanzler spricht seinen stand der bessere war und daß in erster Linie auf 
Dank aus für die ihm verliehene Auszeichnung dessen Wiederherstellung Bedacht genommen werden 
owie für das päpstliche Schreiben, das ihm um sollte. Ob und in welcher Frist dahingehende 
o größere Freude bereitet habe, als es sich an die Schritte den gewünschten Erfelg bei den gesetzge— 
Sicherstellung eines Friedens knüpfe, zu welchem zenden Corporationen haben werden, ist eine offene 
r habe beifragen koͤnnen. Se. Heiligkeit sage, Frage, in der wir uns keine Ansicht anmaßen, da⸗ 
daß der Natur des römischen Pontifikals nichts gegen erachten wir es als dringlich, daß die Kauf— 
zesser entspreche, als diese friedliche Vermitltlung seute, die viel Credit gewähren müssen, bis dahin 
Ius eben diesem Grunde habe er, der Reichskanzler, auf andere Weise sich vor Schadigungen zu s chuten 
die Vermittlung des Papstes angerufen. Die Er. trachten müssen, die in Folge der geschilderten Rechts- 
vägung, daß die beiden Ratignen mit Rüchsicht bestimmungen zu tagtäglichen Vorkommnissen ge— 
auf die Kirche, welche in dem Papfte ihr Oberhaupt worden sind. 
yerehre, sich nicht in ein und derselben Lage be— Ein nicht allzu seltenes Vorkommniß ist bei den 
inden, habe sein Vertrauen in die Unparteilichkeit geschilderten Verhältnissen die Verschleuderung und 
»es Papstes nicht abschwächen können. Die Be- Beseitigung von Dedungsmitteln. Der gedrängte 
iehungen Spaniens und Deutschlands seien der⸗ Schuldner, der vor einer ruinösen Pfändung steht, 
irtige, daß der zwischen beiden Ländern bestehende peranstaltet Ausverkäufe zu Spottpreisen, nur um 
Friede durch keine dauernde Meinungsverschiedenheit Geld zu schaffen, das ihm für den Augenblick aus 
»edroht werde; es stehe demnach zu hoffen, daf der Noth hilft. Oder eines jener steis hülfsbe— 
das Werk des Papstes van Bestand sein werde. reiten Geschäfte bietet sich zu interessirten Liebes⸗ 
Um Schlusse heißt es, daß Fürst Bismarck seiner- diensten an, die in den Zeitungen sich anbieten 
eits steis und mit Freuden jede mit den Pflichten Parthiewaaren aller Art“ gegen Caffe zu kaufen. 
gegen seinen Herrn und sein Land vereinbarliche Dies geschieht noch häufiger in weniger publiker 
Belegenheit ergreifen werde, dem Papste seine Er⸗ Weise in der Art, daß sie diejenigen — 
kenntlichkeit zu bezeigen. hufs „ramschens“ von Parthiewaaren aufsuchen, 
deren Inhaber ihnen als geldbedürftig bekannt 
werden und die sie stets alle kennen. Von anderen 
mehr oder weniger verbotenen Wegen, welche die 
Schuldner zur Erreichung anderweitiger Vortheile 
einschlagen, wollen wir absehen, um nicht zu weit 
von unserer Aufgabe abzukommen. 
Bei kleineren derartigen Sachen, auch Concurs⸗ 
sachen, ist die die Regel bildende Vertreiung durch 
Ausland. 
Wien, 17. Januar. Aus Alexandria traf 
die telegraphische Nachricht ein, daß der Handel 
ach Abessynien über Massauoh gesperrt worden ist 
»d nunmehr denjenigen Kaufleuten freisteht, die 
ich im Befitz eines schwerzuerlangenden italienischen 
hasses befinden. Die ausländischen Consulate sind 
»nn dieser willkürlichen Maßnahme des Gouverneurs 
von Massauah nicht wenig überrascht. 
Madrid 17 Jannor Fin⸗ hoöocharadia— 
Die Vertine Creditreform bei Concursen. 
8 Neuerdings ist die Frage in Erwägung ge— 
rommen worden, ob es sich nicht empfehle, die Ein— 
cichtungen der Vereine Creditreform bei Zahlungs- 
toctungen, Zahlungseinstellungen und Concursen zu 
»erwerlhen. Wie wichtig dies wäre, geht aus der 
FPeblichen Anzabsl von Concursen bervor. die töq⸗—