Full text: St. Ingberter Anzeiger

xͤf. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 4. Reklamen 830 . Bei a4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
FB. 
Donnerstag, 8. Juli 1886. —F Jahrg. 
Deutsches Reich. 
wgewünschte Erhöhung der russischen Eisen⸗n besehßten Häusergruppe eingeschlossen. Den Cernir 
zölle 'und bemerkt dabei, die für die Erhöhung len war es vorher gelungen. zwei montenegrinische 
der Eisenzölle geltend gemachten Gründe sprechen Lapitäne gefangen zu nehmen. Wie die „N. Fr. 
auch für die Erhöhung der deutschen Getreide⸗ Pr.“ ferner aus Ceitinje meldet, sahen sich die 
und Holzzoölle; gegen die Ueberproduktion sei das ingeschlossenen Turken nach einem am Sonntag 
rinfachste Mitiel die Zurückfuhrung der Produktions- tattgehabten mißglückten Ausfalle genöthigt, die 
menge auf angemessene Beiräge; Rußland und deiden gefangenen Offiziere auszuliefern und zu 
Deutschland können durch ihr Zollsystem zu diesem lapitulieren. Obgleich wir in den Kämpfen um 
Zwecke gemeinsam wirken, indem Rußland die Moikowac noch nicht gleich das Signal zu einem 
ʒeutsche Ueberproduktion durch Eisenzölle und uürkisch-montenegrinischen Kriege erblicken wollen, 
Deuischland die russische Ueberprodaktion durch verdienen die Grenzvorgänge bei der augenblidlich 
Agrarzölle einschränike. Die Frage lasse sich bei muf der Balkanhalbinsel herrschenden Erregung als 
)en gegenseitigen politischen Beziehungen freund. Jeichen von symptomatischer Bedeutung doch erhöhte 
chafuich prüfen; eine weitere Steigerung der rus· lufmerksamkeit. 
ischen Zolle müsse aber eine Steigerung der deut⸗ ů—( 
schen Zoͤlle für landwirthschaftliche Produkte her⸗ 
borrufen. 
Ems, 6. Juli. Freiherr v. Roth⸗ 
schil d aus Frankfurt a. M. wurde heute zur 
taiserlichen Tasel gezogen. — Prinz Albrecht von 
Waldeck ist heute hier eingetroffen. 
Muͤnchen, 6. Juli. Der Prinzregent erließ 
m Handschreiben an das Gesammministerium, 
Nrin die Demission nicht angenommen, vielmehr 
e bollste Anerkennung und Zutrauen zum Mini⸗ 
srium ausgesprochen wird. Der Prinzregent hofft, 
ah nunmehr im ganzen Königreich Beruhigung 
inrelen werde. Das Handschreiben beruft sich 
uch auf die Zufriedenheit der höchsten kirchlichen 
sorität mit der Lage Bayerns. 
München. Die „M. Neuesfsen Nachrichten“ 
egrüßen den Erlaß des Prinz-Regenten mit fol- 
enden Worten: „Die Sprache dieses denkwürdigen 
-hriftstückes ist eine so sichere, eindringliche und 
lgemein verständliche, daß jedes Wort des Kom- 
mentars seine Klarheit nur beeinträchtigen könnte. 
die Gründe, welche der Prinzregent für diesen Be—⸗ 
weis höchsten Vertrauens zum Minisierum Lutz 
anführt, reden für sich selbst, und der Erlaß wird 
m ganzen Lande überall, wo der Parteigeist nicht 
daz ehrliche Interesse am Gemeinwohl überwuchert 
und erstickt hat, mit Freuden als ein würdiges 
dokument der Gesinnungen des Prinz⸗ Regenten 
hegrüßt werden.“ 
Müuͤnchen, 6. Juli. Der k. Staatsrath im 
xdentlichen Dienst und lebenslängliche Reichsrath 
d. Bomhard feiert dieser Tage sein 50iähriges 
heamten ⸗ Jubiläaum. 
München, 7. Juli. Nach einer Meldung 
der Allgemeinen Zeitung sind sämmtliche Minister 
jür morgen zur Tafel beim Prinzregenten einge- 
jaden. — Den Neuesten Nachrichten zufolge nimmt 
daiser Wilhelm auf seiner Gasteiner Reist 
hellimmt hier Aufenthalt. 
Wie der „A. Ab. Ztg.“ aus Kissingen 
eschtieben wird, fuhr der Reichskanzler am Sonn⸗ 
ag Vormittag 11 Uhr zum erstenmal auf die untere 
daline, um daselbst in seinem mit prachtvollen 
bdlumen ausgestatteten Badekabinet ein Soolbad zu 
ehmen. Nach dem Bade ging der Fürst eiwa 
;ine halbe Stunde im Saalthale spazieren und be⸗ 
ab sich dann wieder auf die obere Saline. Fürsi 
dismarck, der von den am Gradirbau und neben 
dem Badegebäude zahlreich versammelten Kurgästen 
söflichst gegrüßt wurde, dankte denselben in sehr 
teundlicher und zuvorkommender Weise. Fürfsi 
dismarck trug seinen großen bekannten Schlapp. 
zut; neben ihm saß seine große dänische Dogge. 
hroße Bewunderung erregen auch die prachwollen 
herde. die dem Reichskanzler von Sr. K. Hoheit 
xm Prinzregenten Luitpold zur Verfügung gestelli 
durden. Es sind dies sechs Grauschimmel. die 
rden Pferdekenner entzücken müssen. Es befinden 
ich ferner auf der oberen Saline drei Equipagen 
und ein offener Wagen, ferner die gleiche Auzahl 
salaien und Hofkutscher, wie in den fruͤheren Jahten. 
Berlin, 6. Inli Der russische Minister⸗ 
srasident v. Gierz, der heute auf der Reise nach 
jannes hier eintreffen soilte, hat seine Reise der 
doben und wird Berlin erst spater passieren. 
Berlin, 7. Juli. Der Bundesraih hofft 
notrgen seine Arbeiten beenden und sich dann ver⸗ 
uagen zu können. Es ist möglich, daß die Aus⸗ 
lugschüsse zur Feststellung der Ausführungsbestim⸗ 
dungen des Zudersteuergesetzes noch einige Tage 
xijammen bleiben. 
die „Nordd. Allg. Ztg.“ erwidert auf die von 
r Moskauer Zeitung“ und der Nowoie Wremia“ 
Eakeale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 8. Juli. Am nächsten 
Sonntag Abend gibdt der „Philharmonische 
Verein“ sein zweites Konzert. Dasselbe 
wird mit Rücksicht auf die im Oberhauser'schen 
Saale stattfindende Theatervorstellungen im Saale 
don Jung und Horst abgehalten und beginnt um 
8 Uhr. Das Programm umfaßt 14 Nummern: 
Manner⸗ und gemischte Chöre, Duette, Sologesänge, 
Biolin- und Klavierpiecen. Es steht also den 
Mitgliedern des genannten Vereins ein recht ge⸗ 
nußreicher Abend in Aussicht. 
*St. Ingbert, 8. Juli. Gestern Nach⸗ 
nittag hat der Verein „Fdarmonie“ einen 
Ausflug nach Siuhlsatzerhäuschen bei Dudweiler 
gemacht. Das Vergnügen, zu dem ein Theil der 
Bergkapelle engagiert war, verlief aufs angenehmste. 
MeRohrbach, 8. Juli. Heute morgen 
hrannte das Haus der Wittwe Stolz am Kirchhofs 
wege nieder. Die Beschadigte hat verfichert. 
— Dem Landgerichte Zweibrücken wurde 
in Berücksichtigung der bestehenden Geschäftsverhält⸗ 
nisse ein weiterer statusmaͤßiger Raih beigegeben 
ind der Landgerichtsrath e. 8t. G. Gulden in 
Zweibrücken in die sich ergebende statusmäßige 
Rathsstelle eingewiesen. 
— Merzalben, 4. Juli. Am Oster⸗ 
montag beim Läuten des „Te deum laudamus“ 
lösite sich der Knüppel einer Glocke los, fiel her⸗ 
unter und schlug einem Andächtigen mit Namen 
Kannegießer drei Rippen ein, was Arbeitsunfähig⸗ 
leit zvon 6 Wochen zur Folge hatte. Auf seine 
Ansprüche auf Schmerzensgeld antwortete der Ge⸗ 
meinderath: „Er solle nur gehen und seine Kunsi 
anwenden, er hätte sollen aus der Kirche bleiben, 
es habe ihn ja niemand hingehen geheißen!“ Kanne⸗ 
gießer hat auf dieses hin einen Prozeß dehrgeb. 
Pf. K. FP.Seh. Neustadt, 7. Juli. Mit 
Vergnügen konstatiren wit, daß die Betheiligung 
an dem großen Vollsfeste der Pfälzischen Kreis 
Fechtschule auch von auswärts eine bedeutende sein 
wird. So sind von Kaiserslautern allein 800 bis 
1000 Mitglieder dieses Wohlthätigkeitsvereins an⸗ 
zemeldet; auch Ludwigshafen⸗Mannheim wird ein 
zroßes Kontinqent von Festbesuchern senden. Die 
perehrliche Direltion der Pfälz. Eisenbahnen hat in 
Unbetracht des wohlthätigen Zwedes 50 pCt. Fahr⸗ 
saxermäßigung von allen pfälz. Stationen in der 
Weise gewaͤhrt, daß bei Vorzeigung der Mitglieds⸗ 
larte pro 1886 die einfache Karte zur freien Rück 
ahrt berechtigt. So vereinigt sich Alles, um dieses 
Fest glanzvoll zu gestalten und bleibt unsd das seit 
inigen Tagen herrschende Sommerwetter auch am 
-nnntaqg treu. so werden der Baufeine viele ae 
Ausland. 
Belgien. Die Arbeiterpartei in Belgien 
cheint fast entschlossen zu sein, die für den 15. 
August in Aussicht genommene Kundgebung abzu⸗ 
zalten. Der Generalrath der Partei hat in 800,000 
xẽremplaren ein Manifest verbreitet, welches, in 
den heftigsten Ausdrücken abgefaßt und im drohend- 
ten Tone gehalten, den Eindruck einer förmlichen 
triegserklärung an den Bürgerstand macht. Das 
Manifest richtei die Aufforderung an alle Arbeiter, 
am 15. August nach Brüssel zu kommen, um dort 
das allgemeine Stimmrecht zu begehren. Sollte 
die Kundgebung verboten oder das allgemeint 
Stimmrechti verweigert werden, so wird ein allge 
meiner Streil und Revolution in Aussicht geslellt. 
London, 6. Juli. Die liberale „Pall Mall 
Bazette“ sagt: „Wir find geschlagen. Die Ge⸗ 
ammtsumme der bisher abgegebenen Stimmen er⸗ 
zielt eine unzweifelhafte Mehrheit gegen Gladstone 
und die einzige Frage ist nur noch, ob Lord Salis⸗ 
hurn auch die Landbezirke erobern wird. 
Grlf. ZItg.) 
London, 7. Juli. Die Aufhebung der Frei⸗ 
hafenstellung Batums durch Rußlands findet in 
diesigen poutischen Kreisen nur geringe Beachtung. 
London, 7. Juli. Die „Times“ sagt: Das 
Vorgehen Rußlands betreffs Batum berechtige zu 
Mißirauen gegen die Ehrlichkeit der rufssischen Re⸗ 
gierung, welche die Schwierigkeiten des liberalen 
englischen Gouvernements ausbeute. 
Sublin, 6. Juli. Um Mitternacht griff 
ein Volkshafen den konservativen Arbeiterllub und 
die Orangistenhall an und versuchte die Thüren 
zu erbrechen. Die Insassen feuerten aus den Fen⸗ 
stern auf die Angreifer, von denen 1 geiödtet und 
36 verwundet wucden. Die Polizei stellte dann 
die Ordnung wieder her. 
Montenegro. In den „schwarzen 
Bergen“ beginnt es zu wetterleuchten. 
Wie aus Zara gemeldet wird, haben Mohamedaner, 
die aus drei montenegrinischen, ehemals türkischen 
und im Mai von den Montenegrinern gewaltsam 
besetzten Dörfern ausgewandert waren, angeblich 
in der Stärke von 2000 Mann in der Nacht zum 
2. d. Mis. die Grenzstadt Moikowac überfallen. 
Ddie Angreifenden wurden mit Verlust zurücdge—. 
chlagen und Ko von ibnen in einer von ihnen