Full text: St. Ingberter Anzeiger

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st. Ingb exfer WMeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— 
da „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag⸗ Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
in und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1 46 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 78 «—, einschließlich 
33 Zustellungsgebuhr. Die Einrückuugsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 . Reklamen 80 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
21. Jahrg. 
—A 
Donnerstag, 15. Juli 1886. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 14. Juli. Die Regentenreise 
ach Augsburg wurde auf Anrathen der kaiserlichen 
sngebung wegen des Ruhebedürfnisses des Kaisers 
aeben. Die Begrüßung erfolgt am Bahnhofe 
ünchen. 
ehen, 18. Juni. Die Noaqcrticht, der 
prinz· Regent werde demnäaͤchst sammiliche Provinzen 
Laudes besuchen, ist nach einer Mittheilung der 
Allgem. Ztg.“ verfrüht. Das Blatt sagt: „Wenn 
nuch sehr wahrscheinlich ist, daß dies seinerzeit 
solgen wird, so können wir doch versichern, daß 
jiß zur Stunde eine solche Rundreise noch gar 
iht in den Kreis der Erwägungen gezogen wor ⸗ 
—V 
, 14. Juli. Der Kaiser ist heute 
zgruͤh um 8 Uhr hier eingetroffen. Er wurde von 
Im badischen großherzoglichen Paar und einer ihn 
mihusiastisch begrüßenden Menge empfangen. Der 
hohet begab sich sofort zu Mainau. 
Ausland. 
Ein ungarisches Blatt (Nemzeh) meldet aus 
gukareft die Ankunft zweier Regimenter rus⸗ 
—IX Kischinew (Haupistadt des russischen 
houbernements Befsarabien), die man mit krieger ⸗ 
ishen Absichten gegen Bulgarien in Beziehung bringt. 
Bruͤssel, 18. Juli. Prinz Viktor Nap o⸗ 
eon ist vom Koͤnig Leopold im Schlosse zu 
daeken empfangen worden. — Die Regierung 
mußte zwei Genter Regimenter, bei denen Anzeichen 
pozialifischer Umtriebe bemerkt wurden, in andere 
darnisonen versetzen. 
Paris, 18. Juli. Im heutigen Minister⸗ 
ahe wurde die Ausweisung des Herzogs von 
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Paris, 14. Juli. Das Nationalfest scheint 
volssundig zu verregnen. Eben beginnen die pa⸗ 
riolischen Manifestationen vor der Statue der Stadt 
Strasbourg auf dem Concordienplaße. Unzaͤhlige 
depulationen und patriotische Vereine mit Trauer⸗ 
sahnen sind anwesend und bringen Kränze, womit 
die Turner die Statue schmücken, während die 
Narseillaise gebrüllt wird. (Ir. J.) 
Wie der Flf. Zig.“ telegraphisch aus Paris 
gemeldet wird, fand in einer Versammlung in 
Armentieres, in welcher Cassagnac die Re— 
yublik beschimpfte, ein großer Tumult flatt. Die 
dendarmerie rief Truppen von Lille herbei. Als 
dieselben eintrafen, war jedoch die Ruhe bereits 
dieder hergestellt. 
Rom, 13. Juli. Ein Telegramm der Ki. 
Ag.“ meldet: Der Unteroffizier Defranceschi von 
er Garnison Mailand hat von einem auf den 
doͤnig Humbert geplanten Attentat Mittheilung 
Jemacht, und dem Monarchen brieflich angezeigt, 
daß er seiner Mutter wegen fich lieber selbst um⸗ 
ͤringen wolle. Durch einen Gewehrschuß verwundet 
ind ins Spital gebracht, erklärte er: mehrere 
MNanner hätten ihn bewegen wollen, den König 
mzubringen. 
London, 13. Juli. Die „Times“ meint 
u der Aufhebung des Freihafens von Batum, 
dußland dürfte finden, daß es durch die leicht 
ernge Behandlung von Verpflichtungen des Ber⸗ 
iner Verttages eher verloren als gewonnen habe. 
x6 werde vielleicht die vollständige Vereinigung 
zulgariens und Ostrumeliens, deren einziges 
zinderniß der Berliner Vertrag bilde, nicht ver- 
hindern können. Das Verhalten Rußlands sei auch 
von tiefeingreifender Bedeutung für das Bestehen 
der herzlichen und vertraulichen Beziehungen zu 
England. Wenn England nicht auf freundlichem 
Fuße mit Rußland im Osten leben könne, müsse 
3 feine Maßnahmen danach treffen, nur auf sich 
selbst zu bauen, und den Verpflichtungen Rußlands 
keinen Glauben zu schenken, die nur so lange ge- 
halten würden, als es Rußlands Zweden passe. 
London, 14. Juli. Bei den gestrigen Ruhe— 
stdrungen in Belfast wurden zwei Gendarmen und 
zwei Ünruhestifter getödtet und 12 Personen schwer 
berletzt. Auch in Limerick fanden Ruhestoͤrungen 
siatt. Die Polizei war gezwungen, die Waffe zu 
Jehrauchen, da die Menge sich weigerte, auseinander 
Ju gehen. Mehrere Personen wurden verwundet. 
Belfast, 14. Juli. Anlaͤßlich eines von den 
Drangisten veranftelteten Umzugs fanden in der 
dergangenen Nacht ernste Ruhestörungen statt. Die 
Drangisien wurden von den Gegnern mit Stein⸗ 
würfen angegriffen und erwiderten mit Steinwürfen; 
tz fand jo ein nahezu einftündiger Kampf statt, 
he die verstärkte Polizei die Ruhe herstellen konnte. 
Bleichzeitig kamen in einem anderen Stadttheile 
ihnliche Ruhesidrungen vor, wobei sogar Gewehr⸗ 
chüfse gewechselt wurden. Mehrere Haͤuser wurden 
jast voustandig zerstött, viele Personen wurden ver ⸗ 
pundet. Die Straßen sind jetzt von Infanterit 
und Kavallerie besetzt. 
hezirk der Pfalz gelegenen Grubenfeld von 200,000 
Quadratmeter oder 200 Hektaren Flächeninhalt, 
uur Gewinnung aller in diesem Grubenfelde vor⸗ 
ommenden Eisenerze nach dem Berggesetz vom 20. 
März 1869 und dem Gesetz über die Abgaben 
don den Bergwerken vom 6. April desselben Jahres 
oerliehen. 
— Diedesfeld, 10. Juli. Herr Pfarrer 
Bründer dahier ist gestern Morgen unerwariet und 
plötzlich in Folge eines Herzschlages gestorben. 
— Därkheim, 11. Juli. Gestern Nacht 
kam der Winzer Jakob Mayer von Greihen wieder 
zu seinen Eltern zurück, nachdem er 28 Monate 
im Zuchthause zu Kaiserslautern gesessen hat. Der⸗ 
selbe war seinerzeit vom Schwurgericht wegen 
törperberletzung mit nachgefolgtem Tode, verübt an 
dem Ackerer K. Hellwig in Grethen, zu 8 Jahren 
Zuchthaus veruriheilt worden. Nun hat fich, der 
„Pf. Post“ zufolge, herausgestellt, daß nicht er, 
sondern ein anderer jene That beging. 
— Herr Pfarrer Vogt von Dürkheim 
hatte am verflossenen Samstag in Ems das Gläck, 
von Seiner Majestät dem Kaiser angeredet zu 
werden. Allerhöchstderselbe erkundigte sich, wo er 
her sei u. s. w., und auf die Bemerkung des Herrn 
Vogt, daß er dem Kaiser noch zu danken habe da⸗ 
für, daß er ihm seinerzeit eine wegen einer Pisto⸗ 
lenmensur gegen ihn ausgesprochene Festungshaft 
von 8 Monaten erlassen und dadurch die Fortfetz⸗ 
uing seiner theologischen Studien ermoͤglicht habe, 
exwiederte Seine Majestät: „Ja, es gereicht mir 
mmer zum Vergnügen, wenn ich in solchen Fällen 
Bnade üben kann.“ (Kais. Ztg.) 
— Der beim letzten Festungsmandver in Ger⸗ 
mers heim von einem Vorposten geschossene 
Soldat Baumann aus Schauernheim bei Muiter⸗ 
ftadt ist am Montiag gestorben. 
— Germersheim, 12. Juli. Als Stell⸗ 
ertreter des gestern verstorbenen Herrn Bezirks⸗ 
arztes Dr. Krafft wurde Herr Dr. Schulz 
aus München ernannt; derselbe traf bereits gestern 
dier ein. 
— Germersheim, 9. Juli. Vom 12. 
zis 17. Juli finden im hiefigen Festungs⸗Rayon 
seitens des 2. Pionier⸗Bataillons weitere größere 
Festungs ⸗Manoͤver statt. Zu denselben neffen die 
Felde Kompagnieen des Bataillons Montag früh 
von Speyer dahier ein. 
— Im Gesezz und Verordnungsblatt Nr. 32 
wird bekannt gegeben, daß vom 1. August ab vier 
Fabrikinspektoren im Konigreich Bayern 
angestellt werden und zwar mit dem Siß in 
Muͤnchen, Speyer, Regensburg und Nürnberg. 
Der Geschäftsbezirk Speyer erstreckt sich auf die 
Regierungsbezirke der Pfalz und von Unterfranken 
und Aschaffenburg. 
— An Stelle des verlebten kgl. Notars Hein⸗ 
rich Edhard wurde der kgl. Notar Otto Hepp in 
in Speyer zum Mitglied der Verwaltungskom⸗ 
mission des Kreisvereins für Unterstützung dienst⸗ 
untauglicher Schullehrer im Regierungbezirke der 
Pfalz ernannt. 
— Speyer, 14. Juli. Gestern Abend 
gegen 8 Uhr sprang ein hiec unbekanntes, gutge⸗ 
kleidetes junges Frauenzimmer oberhalb des Pionier⸗ 
Uebungsplatzes in den Rhein. Die in der Nähe 
hefindlichen Pioniere machten schnell einen Nachen 
los und ruderten der Stelle zu, wo der Korper 
mehrmals auftauchte, konnten aber die Rettung 
nicht mehr bewerkstelligen. Der Hut des Frauen⸗ 
zimmers schwamm auf dem Wasser. 
Eokale und pfältische Nachrichten. 
— In verschiedenen Gegenden der Pfalz hat 
nan bereits mit dem Schneiden des Korns be—⸗ 
zonnen. Die Rachrichten über das Ergebniß der 
rrnte lauten befriedigend. 
Aus der Pfalz, 12. Juli. „Fröohlich 
Pfalz“, diese Gruppe des Heidelberger Festzuges 
ist zuͤsammengesetzt wie folgt: Winzerzug. 12 
Mufiter. 2Slandartenträger zu Pferd. Hart- 
schiere (8 bis 12). 8 Laubenträger der Adels· 
aube. 8 adelige Damen und Herren. 4 Herolde 
zum Palatia-Wagen. 12 Laubenträger der Volks⸗ 
jaube. 28 junge Bürger und Buürgermädchen. 
Borreiter. Wagen des Bacchus und der Ceres, mit 
pier Ochsen bespannt. Ochsenführer. 12 Winzer⸗ 
innen, Silen und dessen Begleiter (12 Mann). 
12 Trager des Palankins der Venus. Palankin 
der Venus. 6 Hollengeposel. 9 Musiker vor dem 
großen Faß und Paukenschläger zu Pferd. 12 
sunge Mädchen von 10 bis 12 Jahren. 15 Be⸗ 
dleiser zum großen Faß. Zeichnung für die Adels⸗ 
saube.“ Das große Faß. Das Gesammipersonal 
des Festzuges wird, wie dem „Pf. K.“ geschrieben 
wird, 381 Herren, 130 Damen, 834 Pagen (groͤß⸗ 
lentheils jungere Gymnasiasten), 75 Kinder, 24 
Mufiker ju Pfferd, 132 solcher zu Fuß, zusammen 
346 betragen und mit den übrigen nachtraglich 
hinzugelommenen, von den Corpsstudenten insce⸗ 
nirlen Gruppen, sowie dem zahlreichen nothwendigen 
Ordnungs⸗ und Aufsichtspersonale (Militär und 
dergl. in Stallknecht Kostümen) zusammen die an⸗ 
sehnliche Zahl von ungeführ 2000 Kopfen erreichen. 
Dazu kommen 226 Pferde und 16 Wagen. 
— Wolfstein, 9. Juli. Dem Bergassessor 
a. D. Emil Tillmann in Dortmund wird unter 
dem Gruben⸗Namen ,Magnetberg“ das Bergwerks⸗ 
ꝛigenthum in dem bei Wolfstein, in den Gemeinden 
Wolfftein, Hinzweiler, Oberweiler im Thal und 
Aschbach, kgi. Bezirksamis Kusel, im Regierungs⸗