Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒzl. ugb tter J uß tiger. 
ba „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs 
diat und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 4, einschließlich 
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 135 9, Neklamen 80 B. Bei 4maliger Einrudung wird nur dreimalige berechnnte. 
Sonntag, 18. Juli 1886. 21. Jahrg. 
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Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 17. Juli. Die „Neuesten Nach: 
chten erfahren bestimmt, daß gestern ein Tele— 
amm aus Rom an die Regierung eingelangt ist, 
iches gegenüber den ultramontanen Blattern kon⸗ 
jatirt, daß die Stelle im Manifest des Prinz⸗ 
tegenten von der Zufriedenhett des Papstes mit 
rdage der katholischen Kirche in Bayern sich 
uf mehrfache Kundgebungen des Papstes bezieht, 
ie in ihrer Entschiedenheit auch den hartnäckigsten 
weifel beenden. 
der Verein für Sozialpolitik wird 
d m seiner nächsten, in Frankfurt tagenden Gene⸗ 
aibersammlung mit Gegenständen don allgemeinem 
sutetesse befafsen. So wird insbesondere über die 
Wohnungsnoth der armeren Klassen in Groß— 
jadten“, wie auch über die Frage der „Erhaltung 
des mittleren und kleinen ländlichen Grundbesizes 
heralhen werden. 
Berlin, 15. Juli. Das Abendblatt der 
—EX— bevorstehen⸗ 
den Ablaufs der Abmachungen von Skiernewice 
ift es ausgeschlossen, daß Rußland ernstlich daran 
denken sollte, die nahe Fühlung mit Deutschland 
und dem ihm nahe befreundeten Oesterreich auf⸗ 
zugebheenn. 
Die Vorbereitungen- für krieger ische Ereignisse 
auf der Balkanhalbinsel kommen, vo rläufig wenig⸗ 
flens, der deut schenn Arbeit zugute. Die Ber⸗ 
iiner Armeelieferantenfirma Mohr und Speyer hatte 
für Griechenland 80,000 Uniformen geliefert und 
hat jetzt wieder 80,000 komplete Uniformen bestellt 
etrhaiten. Freilich ist der Verdienst bei den ge⸗ 
druckken Preisen gering. Auch die serbische Regie⸗ 
rung gibt der deutschen Arbeit den Vorzug und sie 
hat ebenfalls einen sehr bedeutenden Auftrag ge⸗ 
geben, da infolge des bulgarischen Feldzuges ein 
großer Theil der Uniformen abgeändert werden soll. 
Der Kongostaat hat den Versnch gemacht, an⸗ 
flelle der Zanzibariten Eingeborene als Soldaten 
anzuwerben, aber dieser Versuch ist gescheitert. Die 
Vaugalas, mit denen man den Anfang machte, 
wurden in Leopoldville den Zanzibariten zum Ein⸗ 
trerzieren übergeben. Letztere wollten den Bangelas 
die militärischen Fertigkeiten mit der Peitsche bei⸗ 
bringen, aber die stolzen Bangalas ließen sich das 
nicht bieten. Es kam zu blutigem Kampfe, bei 
dem eine Anzahl Zanzibariten von den Bangalas 
mit Knüppeln todtgeschlagen wurden. Mit Mühe 
gelang es, die Kampfhähne zu trennen. 
Metz, 16. Juli. Vom Kaiser ist aus Anlaß 
des ihm gemeldeten Ausfalles der Gemeinderaths⸗ 
wahl an den Bürgerm.⸗Verwalter Halm das 
nachstehende Telegramm eingelaufen, welches in 
iiner gestern Abend statigehabten Versammlungç 
deutscher Wähler mit Begeisterung entgegengenommen 
vurde: „Insel Mainau, 14. Juli 1886. An 
den Bürgerm.⸗Verwalter Halm in Metz. Se. 
Majestät der Kaiser haben von dem bisherigen 
dusfall der Wahlen in der Hoffnung eines gedeih⸗ 
ichen Ergebnisses für die Verwaltung mit lebhaftem 
Interesse Kenntniß genommen. Der Flügeladju⸗ 
iant vom Dienst, Graf Lehndorff 
Vertrages, betreffend Auslieferung von Dynemit-⸗einen noch ziemlich bedeutenden Vorrath an alten 
verbrechem. Kartoffeln schließen läßt. 
General von der Goltz, an dessen an⸗ 
oe Austritt ee Diensten allerleeee ».. —6 
ombinationen geknüpft wurden, hat, wie das U — 44 7* 
rne aneet eethen hunheVermilchtes. 
des Sultans sich bewegen lassen, seinen Kontrali 
auf weitere drei Jahre zu verlängern. 
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4Saarbrücken, 14. Juli. Gestern Vor⸗ 
mittag verunglückte durch die ganzliche Betrunkenheit 
ziner Frau zu Burbach ein ewq 15 Monate altes 
sKind auf die gräßlichste Weise. Das Kind saß 
nahe am Ofen, als die Frau, eine Wittwe, die 
vor Trunkenheit kaum mehr auf den Füßen stehen 
konnte, ein großes, mit siedendem Wasser gefülltes 
Gefäß vom Ofen hob und dasselbe dem Kinde über 
den Kopf goß, wodurch dieses am ganzen Leibe 
gräßlich verbrannt wurde. Auch die pflichwergessen 
Frau sollte nicht ungestraft bleiben; mit dem Topfe 
riß sie auch den Ofen um und verbrannte fich 
hierdurch einen Fuß. Das Kind, welches seinen 
erhaltenen schrecklichen Verwundungen bereits er⸗ 
legen ist, war von dieser Wittwe in Pflege ge⸗ 
nommen. F 
t Der Firma Fried. Krupp in Essen soll 
von der chinesischen Regierung die Lieferung von 
1500 Tonnen Stahlschienen übertragen worden 
sein. Der Preis bleibe 25 8 unter dem billigsten 
englischen Angebot. — 
4 Würzburg, 14. Juli. Die Untersuchung 
wegen der schrecklichen Eisenbahnkatastrophe am 
Faulenberg ist bis jetzt gegen den Offizial Ehrlich, 
den Kontulteur Kaspar Dürr, den Lokomotivführer 
Valentin Weidner und den Wechselwärter Ludwig 
Ermel gerichtet. Außer diesen werden sich wohl 
noch vier bis fünf Personen in dieser Sache vor 
der Strafkammer des Landgerichts zu verantwworten 
haben. — Von den bei dem Unfalle Betroffenen 
werden jedenfalls sehr bedeutende Entschädigungs⸗ 
Forderungen erhoben werden. Wie man hört 
haben unter Anderem die Angehörigen des dabei 
ums Leben gekommenen Rauhwaarenhändlers Bussel 
in Frankfurt a. M. eine Entschädigung von 180699 
Mark geltend gemacht. 
* Eine originelle Berechnung über das im 
letzten Jahre in München gebraute Bier hat ein 
Fachmann gemacht: Ein Quanium von 1006487, 87 
Helioliter Malz ergibt rund 2118625 Hektoliter 
Zier. Um sich von der lkolossalen Masse Bieres 
einen Begriff zu machen, denke man sich einen 
tleinen BierSee, welcher 44679,14 Kubikmeter 
oder 446791,40 Hektoliter fat und eine Länge, 
von 300 eine Breite von ca. 149 und eine Tiefe 
von 1 Meter hat. Wenn man nun diese Bierlache 
mit einem sogenannten Wassersteften, das wären 2 
diter per Minute, in Maßkrüge abfassen wollie, so 
wäre ein Zeitraum von 42 Jahren und 181 Tagen 
erforderlich Oder ein geübter Schenkkellner, welcher 
10 Liter per Minute einschenlt, hätte 82 Jahre 
unausgesetzt Arbeit, um diese Menge Bier abzu⸗ 
zapfen. Die gefüllten Krüge, alle nebeneinander 
gestellt. güben eine Reihe von ca. 4470 Kilometer, 
das wäre ungefähr eine Strecke von Lissabon durch 
Spanien, Frankreich, Deutschland bis Nischni⸗Now— 
gorod an der sibirischen Grenze. Das Gewicht 
dieses Bieres beträgt ungefähr 911,455 Centner 
und wollte man es auf der Eisenbahn in Fässern 
verladen, so gäübe es einen Zug von 6873,7 Wagen 
a 65 Hekioliter und derselbe beläme eine Lang 
von München bis 1 Kilomeler über die Statior 
Weilheim hinaus. Das wären 54,99 Ktilometer 
f Paris, 15.Juli. Der Anarchist Galle 
der im März auf der Boöͤrse drei Revolverschnt 
A— 
Lokale uund pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 17. Juli. Morgen (Sonn⸗ 
ag) Nachmiltag von 3 Uhr ab findet im Beder'schen 
Biergarten ein Preis⸗Wettturnfest dees 
ziesigen Turnbeins siatt. Dasselbe verspricht recht 
inierhaltend zu werden, zumal die Berglapelle die 
Pausen im Turnen durch ihre Vorträge ausfüllen 
wird. Die Eintritisgebuͤhr für ein Nichtmitglied 
des Turnvereins beträgt 20 Pfennige. 
5 Annweiler, 186. Juli. (Crifelssest.) 
Je naher die festgesetzte Zeit für die Abhaltung 
des Trifelsfestes rückt, desto mehr wächst die Be⸗ 
zeisterung für das Fest. Denn gar Viele erinnern 
ich noch mit Freuden an das frühere, jährlich 
wiederkehrende Petronellafest, das wohl ursprüng⸗ 
sich kirchliche Bedeutung gehabt haben mag, später⸗ 
hin aber zu einem sehr beliebten und auch von 
zuswäris siack besuchten Volksfeste wurde. Wenn 
vir nun gelegentlich unseres Festes auch nicht der 
angeblich frommen Tochter des Apostels Petrue 
als der Beschützerin der Unschuld speziell gedenken 
so sind es andere hohe Gesichtspunkte, die wir bei 
VBeranstaltung eines allgemeinen Trifelsfestes her— 
vorheben wollen. Es sind nationale Gedanken, die 
dabei geweckt, belebt und gestärkt werden sollen. 
Angesichts der Kaiserveste Trifels muß jeder Fest⸗ 
besucher sich an die einstige Größe des Reiches er⸗ 
znnern und dann mit stolzem Bewußisein sich 
sagen, daß heute das deutsche Reich wieder 
herrlich und weltgebietend unter seinem neu erstan⸗ 
denen Barbarossa, dem greisen Heldenkaiser Wil⸗ 
helm dem Siegreichen, geworden ist. Wenn wir 
das bedenken, so ist die Abhaltung des Trifels⸗ 
festes für das große Publikum gerechtfertigt und 
jeder Deutsche, dem es möglich ist, das Fest zu 
desuchen, möͤge am 15. August kommen. — denn 
—ADV 
chichtlich so beruhmt wäre, als die «Kaiserveste 
„Trifels“.. 
— Speyer, 15. Juli. Zu der in unserer 
gestrigen Nummer gebrachten Nachricht von dem 
Selbstmorde eines Frauenzimmers durch Ertränken 
m Rheine erfährt die „Pf. Z.“ nachträglich, daß 
dieselbe mit einem Soldaten des hiesigen Pionier⸗ 
vataillons Verhältniß hatte, welches bei dessen An⸗ 
vesenheit in Munchen entstanden sein soll. Die 
Anhänglichkeit des Mädchens war so groß, daß 
dieses die Reise von München hierher machte und 
sich einige Tage dahier aufhielt. 
— Eine gut dotirte Siellung ist diejenige des 
Zassenarztes der Anilin - und Sodafabrik in Lud⸗ 
wigshafen. Mit dem Amie ist ein Fixum von 
5000 Mk. verknüpft; läßt fich der Beireffende her⸗ 
bei, auf dem Hemshof Wohnung zu nehmen, so 
erhöht sich die Summe auf 7000 Mark. 
— Frankenthal, 13. Juli. Gestern 
vurde hier der erste Eisenbahnwagen mit neuen 
dartoffeln verladen und zum Versandt gebracht. 
Der Kaufpreis betragt 6 Mark für 100 Kilo 
vas wohl auf eine ergiebige Kartoffelernte und 
— 
Ausland. 
London, 16. Juli. Das ‚Bureau Reuter“ 
hrt gerüchtweise, zwischen England und Amerika 
chwebten Unterhandlungen über den Abschluß eines