Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
„St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonutagz2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
hiau und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 MA 60 einschließlich Traͤgerlohn; durch die Post bezogen 1&M 75 H, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 H. Reklamen 80 . Bei 4maliger Einrückuna wird nur dreimalige berechnet. 
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Bestellungen 
auf den J 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
fur die Monate * 
August und September 
ahmen noch fortwährend an; die Postanstalten, die 
hostboten, die Austräger und 
2Die Exrpedition. 
Deutsches Reich.. 
Muͤnchen, 29. Juli. Ueber die Ankunft 
s Fürsten Bismarck hierselbst herrschen noch immer 
weifel . Waährend nämlich von der einen Seite 
Mmeldet wird, daß der Prinzregent Luitpold am 
Zonnag zu Ehren des durchreisenden Fürslen Bis⸗ 
narck eine größere Festtafel veranstaltet, wird auf 
r anderen Seite behauptet, daß der kaiserlich 
usische Minister des Aeußern, Herr v. Giers, 
och im Laufe dieser Woche in Franzensbad an⸗ 
mnmen und am nächsten Sonntag fich zum Besuche 
e deutschen Reichskanzlers nach Bad Kissingen 
egeben wird. Dort soll Minister b. Giers auch 
en Besuch des hiesigen russischen Gesandten Graf 
Osten⸗Sacken erhalten, der am Samstag dem 
zrinzregenten sein erneuertes Beglaubigungsschreiben 
nfeeruͤcher Audienz übereichen wird. Das letztere 
whier bereits eingelangt. — Bezüglich der Land⸗ 
agewahl, welche im nächsten Jahre stattfindet, hört 
— 
ichtigt sei, den' jetzt hier wohnenden Reichstags- 
abgeordneten Auer als Kandidaten aufzustellen. 
Auer ist bekanntlich Niederbayer, während Vollmar 
die sächsische Staaisangehörigkeit hat. 5 
Muͤnchen, 30. Juli. Die „Neuesten Nach- 
ichten“ veröffentlichen ein Handschreiben des Prinz⸗ 
Kegenten an das Ministerlium, welches besagt, er 
sabe sich bewogen gefunden, das Kabinetssekretariat 
jom 1. Augusi ab aufzuheben. Die Besorgung 
yxe erforderlichen Kanzleigeschäfte sei fortan der 
Geheimkanzlei übertragen, welche dem Generaladju⸗ 
anten v. Freyschlag unterstellt is. 
Berlin, 30. Juli. Die Grenz ⸗Regulirungs⸗ 
ommission⸗ für Ostafrikla dürfte demnächst ihre 
Thätigkeit nach Berlin verlegen, da der Sultan 
on Sansibar ihrem Wirken an Ort und Stelle 
hemmnisse in den Weg legt. Es ist ein? ein⸗ 
ehende Berathung unter den Mächten, zunächsi 
deutschland, England und Frankreich, deren Ver—⸗ 
treler die Grenziommission bilden. in Aussicht ge⸗ 
nommen. 
Berlin, 30. Juli. Der Minister der öffent⸗ 
ichen Arbeiten hat bestimmt, daß wegen Heran⸗ 
jehung Sachverstündiger bei staatlichen Submis⸗ 
ionen die Vorstände der betr. Berufsgenossenschaf⸗ 
en angegangen werden sollen, geeignete Personen 
aamhaft zu machen.“ 5 . 
Ausland. 
Brufsel, 27. Juli. „Le Peuple“, das Organ 
er delgischen Sozialisten, widmet den Vorgängen 
n Holland einen Artikel, worin der bevorstehende 
Lusammenbruch der niederländischen Monarchie 
mfolge einer Revolution angekündigt wird. Das 
Blati betont die Solidarität zwischen den Sozialisten 
aller Lander und versichert die holländischen Revo 
lutionaͤre der Mithilfe der belgischen Sozialisten. 
Amsterdam, 29. Juli. Heute Morgen 
Sonntaa, 7. August 1886. 
wurde der Führer der Sozialistenpartet Fortuyn 
wegen Aufreizung der Bevölkerung durch aufrüh— 
rerische Schriften in daßs Gefängniß geführt. 
Amsterdam, 30. Juli. Die Beerdigung 
der sammtlichen bei den Unruhen Getlödteten er⸗ 
folgie, obschon die Slraßen wie der Kirchhof von 
großen Menschenmassen angefüllt waren, ohne jede 
Ruhestörung. — 
Paris, 29. Juli. Die Nordbahn hat den 
belgischen Sozialisten die Bitte, für die 10,000 
Parifer Sozialisten, welche am 15. August der 
undgebung in Brüssel beiwohnen wollen, einen 
Sonderzug einzulegen, abgeschlagen. — Von der 
ranzosisch-belgischen Grenze wird eine gewisse Be— 
mruhigung gemeldet; man befürchtet, daß in den 
Departementa du Nord und Pas · de⸗Calais Arbei— 
leraufstände · ausbrechen werden. Die Regierung 
hat den Befehl gegeben, den Eintritt in Frankreich 
uͤber die französisch- belgische Grenze nur solchen 
Arbeitern zu gestaiten, welche genügende Mittel bei 
sich führen, oder sich an einen genau bezeichneten 
Ort begeben. Diese Entscheidung soll der belgischen 
Regierung mitgetheilt und dieselbe gebeten werden, 
ahnliche Maßregein zu ergreifen. — Auf dem 
Kriegsministerium ist, wie die „Patrie“ meldet, die 
Rede davon, die Ulanen wieder zu bilden, welche 
den Titel eines Eclaireurskorps annähmen; das 
Banze ist aber erst Plan. Zwei Regimenter wür⸗ 
den bis Ende des Jahres gebildet und nach den 
Garnisonen an der Ostgrenze geschickt werden— 
Der „Matin“ veröffentlicht den Vrief eines Diplo— 
maten aus Wien, wonach ein Krieg zwischen Oester⸗ 
ceich und Rußland sehr wahrscheinlich sei. — 
MRußland. Die polnischen Blättter erhalten 
aus Warschau die Nachricht, in Russisch -Polen 
seien die Urlauber und Reservisten angewiesen wor— 
den, ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort nicht zu 
verlassen, damut sie bei einer etwaigen Benachrich- 
iigung sich binnen zwanzig Stunden in den ge 
woͤhnlichen Sammelorten einfinden können. 
In Rußland treibt die Abneigung gegen 
Deuischland sonderbare Blüthen. Die russischen 
Blätler verzeichnen mit Befriedigung die Nachricht, 
daß die historisch-philosophische Facultät der War⸗ 
ichauer Unibersitäi den Preis von 900 Rol. für 
zin Werk ausgeschrieben habe, in dem der Nachweis 
Jeführt werden soll, mit welchen Mitteln die Deut⸗ 
chen die an den Ufern der Elbe, Oder und Weichsel! 
und am baltischen Meere ansässigen flabischen Volks⸗ 
stämme „verdrängt und kaltgestellt“ haben. 
Das' ,Reuter'sche Bureau“ erfährt, in Peking 
sei eine Konvention zwischen England und China 
unterzeichnet worden, worin sich China mit der 
englischen Herrschaft einverstanden erklärt und För⸗ 
derung der Handelsbeziehungen verspricht, die durch 
ein besonderes Abkommen geregelt werden sollen. 
Db aus einem solchen Uebereinkommen füt Eng— 
land, dessen Lage in Birma neuerdings als sehr 
gefährdet geschildert wurde, erhebliche Vortheile 
enispringen werden,“ mag dahin gestellt bleiben. 
Jedenfals beweist aber, das Abkommen ein freund⸗ 
schaftliches Verhältniß zwischen China und England, 
vährend die Beziehungen des himmlischen Reiches 
zu Frankreich und Rußland nicht sehr befriedigende 
zu sein scheinen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert; 31. Juli. Mit dem Heu⸗ 
ligen schloß die kg1l. Lateinschule das Schul⸗ 
jaht pro 188586. Dem uns vorliegenden Jah⸗ 
rdesberichte für das abgelaufene Schuljahr 
21. Jahrg. 
entnehmen wir, daß die Anstalt im Laufe desselber 
von 70 Schülern besucht wurde, von denen am 
Ende noch 60 vorhanden waren. Unter denselben 
gehören 48 per katholischen, 14 der protestantischen 
und 3 der israelitischen Confession an. Die 1. 
Classe“ zählte am Schlusse des Jahres 19, die 2 
Cl. 18 die 3. Cl. 18, die 4. Cl. S u. die 5. Cl.⸗ 
Schüler. In ehrenden Worten gedenkt der Jahres- 
bericht des am 6. Januards. Is. verstorbenen 
Volksschullehrers Peter Drumm, des langjährigen 
Schreiblehrers an der Anstalt. Die Inscription fur 
das Studienjahr 1886187 wird am 28. Septbr. 
nächsthin vorgenommen und am 29. und 30. Spt. 
mit den Aufnahms⸗ und Nachprüfungen begonnen 
werden.“ Neu eintretende Schüler haben ihren 
Geburts⸗ und Impfschein und das letzte Schul⸗ 
oder Studienzeugnis vorzulegen. Der regelmäßige 
Unterricht wird am1. Oltober seinen Anfang 
nehmen. 
— die Eröffnung der Feldjagd für das 
laufende Jahr wurde für Feldhühner und Wachteln 
auf Montag den 16. August, für Hasen auf Mit— 
woch den 15. September festgesetzt. 
Vermischtes. 
f Aus Westphalen, 28. Juli. In Soest 
hatte dieser Tage ein Unternehmer Oertel aus 
Stuitgart eine südafcikanische Kafferntruppe, be— 
stehend aus 14 Personen, zur Schau ausgestellt. 
Vorgestern Abend ergriff diese Truppe, mit dem 
Häupiling an der Spiztze, plötzlich die Flucht und 
nur eine Hottentottin blieb krankheitshalber bei 
Herrn Oertel zurück. Die“ übrigen gingen quer— 
feldein über Sassendorf nach Benninghausen. Hier 
wurden die afrikanischen Wilden von den aufge— 
regten, mit Heugabeln, Flinten und Knütteln be⸗ 
waffneten Bauern umzingelt, gefangen genommen 
und mit Hülfe zweier Gensdarmen nach Lippstad' 
ins Gefängniß transportirt. —8*8 
FHeidelberg, 28. Juli. Nach amtlichen 
Erhebungen ist in Folge der entschiedenen Maß— 
nahmen die Gefahr der Weiterverbreitung der Rotz⸗ 
krankheit nunmehr beseitigt. Der Festzug findet 
deßhalb unter allen Umständen fsat. 
f Lager Lechfeld, 28. Juli. Uebermorgen 
wird das 2. Fuß⸗Art.Reg. von Germersheim kom⸗ 
mend im Lager eintreffen, um seine diesjahrigen 
Hauptschießübungen vorzunehmen. Die Uebungen 
dieses Regiments umfassen nicht allein das Schießen 
mit allen in der bayerischen Armee eingeführten 
Mörsern und Festungsgeschützen, sondern auch den 
Bau von Batlierien, bombensichern Unterständen, 
Munitionsmagazinen ꝛc. Die Uebungen dauern 
bis 24. August. 
7 In 88 Tatzen um die Welt. Eine 
Weltpostkarte, welche in Folge einer Weite am 1. 
Januar d. J. in Albany Newyork, abgesandt wurde, 
am 6. Januar in San Franzisko, am 31. Januar 
in Yokohama, am 15. Februar in Singapore, am 
8. NHNärz in Alexandrien und am 15. März in 
Coburg seintraf, von wo sie an demselben Tage an 
den Absender zurückgesandt wurde, traf am 30. 
Marz wieder in Albany ein und hat zu ihrem Lau 
um die Welt also nur 88 Tage gebraucht. Die 
Wette, welche 100. Tage Umlaufszeit vorgesehen 
hatte, demnach glänzend gewonnen. 
4In Anerkennung der Dienste, welche der 
deutsche Dampfer ‚Fulda“ aus Bremen dem am 
14. März in Folge einer Kollision auf der Höhe 
der Feuer⸗Insel gesunkenen britischen Passagier⸗ 
Dampfer „Oregon“ leistete, hat das britische Hou