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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingber .
ze „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
gzlott und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1.4 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 73 “, einschließlich
94 Zustellungsgebuhr. Die Einrückuugsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen,
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Deutsches Reich.
München, 8. August. Im Ressort des
Mimsteriums des Aeußern speziell werden im Laufe
der Woche mehrfache Personalveränderungen ver-
uffentlicht werden, welche sich im Gebiete der Di—
omatie bewegen sollen. — In den nächsten Tagen
dird dem Vernehmen nach im Personaldienste der
herkehrsanstalten wieder ein ziemlich umfangreicher
Armeebefehl“ erscheinen.
München, 9. August. In einer Berliner
Hitheilung über die gegen Militär-Zahlmeister
m Gange befindliche Untersuchung wurde von
AAchen in allen Theilen Deuischlands gesprochen.
dem gegenüber ist zu bemerken, daß bayerische
seilitär⸗ Zahlmeister in die Untersuchung nicht ver⸗
widelt sind. *
— Warschauer Blätter melden, daß Prinz
Bilhelhm am 1. September als Gast des russi-
chen Kaisers zur Jagd in Skierniewice erwartet
und sein Aufenthalt 2 Tage dauern werde.
Ausland.
Gastein, 9. August. Kaiser Franz Joseph
gestern Abend sieben Uhr hier eingetroffen und
om Prinzen Wilhelm von Preußen, dem Fürsten
tgismarck, dem Prinzen Reuß und dem Gefolge des
Kaisers Wilhelm vor dem Badeschloß empfangen.
der Kaiser umarmte und küßte den Prinzen Wil⸗
selm, drückte wärmstens dem Fürsten Bismarck die
jand und sprach mit dem Gefolge. Darauf begab
ich der Kaiser ins Badeschloß, wo ihn Kaiser
WBilhelm und die Kaiserin Elisabeth am Fuße der
dreppe erwarteten. Beide Monarchen umarmten
ind küßten sich wiederholt, zogen sich dann in
die Gemächer des Kaisers Wilbelm zurück, wo sie
nit der Kaiserin und dem Prinzen Wilhelm etwa
20 Minuten verweilten. Die Kaiserin fuhr dem⸗
zaͤchst nach der Villa Meran zurück. Kaiser Franz
Joseph begab sich zu Fuß nach seinem Absteige⸗
wartier im „Hotel Straubinger“. Hier wie bei
er Ankunft wurde der Monarch von einer dicht⸗
edrͤngten Menge mit enthusiastischen Hochrufen
regrüßt.
Wien, 6. August. Durch Meldungen der
hͤol. Korresp.“ wird die Lage der Insurgenten
im Sudan als desolat geschildert; des Mahdis
dachfolger, Khalif Abdallah, soll gefallen sein. Die
hestätigung dieser Nachricht bleibt abzuwarten.
Wien, 6. Auguft. Unmittelbar nach dem
driege bestellte Bulgarien bei Krupp 40 Geschütze
m Kaliber 8,7, welche schon geliefert sind. Ein
euer Auftrag auf 48 Geschütze im Kaliber 7.5
it gegeben.
Wien, 8. August. Die Begrüßung der bei⸗
n Monarchen in Gastein erfolgt heute Abend
denm deutschen Kaiser; der österreichische Herrscher
ihrt direkt zu dessen Wohnung, wo eine Viertel⸗
unde vorher die Kaiserin Elisabeth sich
infindet. Diese Dispositionen wurden getroffen,
damit Kaiser Wilhelm seine Appartemenis nicht
verlassen müsse. — Sämmtliche Wiener Blatter
eitartikeln heute über die Entrevue und feiern die⸗
selbe als Friedenszeichen; die „Deutsche Zeitung“
vill wissen, Bismarck und Kalnoky häiten in Kis⸗
ungen einen neuen deutsch österreichischen Bündniß⸗
rertrag aufgesetzt, welcher jetzt in Gastein unter⸗
ertigt und fanktionirt würde. I
Brüfsel, 7. August. Vor dem Tribunal in
harleroi hat der Prozeß wegen Plünderung des
losters Soleilmont begonnen, das während der
Urbeiterunruhen im Fruͤhjahr verheert wurde. 80
Dienstag, 10. August 18868. 21. Jahrg.
Personen, zum erheblichen Theil Weiber, sind an⸗' an das linke Ufer begeben wollte, wurde auf dem
geklagt. — Die Vorbereitungen zu der Arbeiter⸗ Quai d'Orfevres von der Polizei zerstreut, welche
nassennersammlung in Brüssel, die am 15. August den Ruhestörern die Fahnen abnahm und mehrere
tattfinden soll, rufen die lebhafteste Erregung im verhaftete. Für den Abend werden neue Kundgeb⸗
dande hervor. ungen befürchtet. Um 52 Uhr fanden sich die
Paris, 7. August. Ein Mitarbeiter des chau- Ruhestörer abermals vor den Bureaus beider Blätter
nistischen „Evenement“, welches eines der wenigen zu einer Huldigungskundgebung ein, wurden aber
hiefigen Blätter ist, die von den Heidelberger Festen bald von der Polizei zersireut. J
fortwährend mit verbissenem Aerger sprechen, be— Paris, 8. August. Dem „Journal des
suchte den hundertjährigen Chemiker Chevreul, um Debats“ wird aus Rom, 7. August folgende fen⸗
von ihm zu erforschen, wie er sich zu seiner Ernenn- jationelle Mittheilung telegraphiert: „Ich kann
ung zum Ehrendoktor verhalte. Herr Chevreul hatte Ihnen aus durchaus sicherer Quelle melden, daß
im Januar 1871 gegen die Beschießung von Paris VLeo XIII sich in einem Zustande außerordentlicher
protestirt, und hieraus schloß der Reporter, er sollte Schwäche befindet und daß man in seiner Umgeb⸗
nun auch gegen die Verleihung einer Auszeichnung ung ernstlich an die Möglichkeit eines nahen Endes
von deutscher Seite protestiren. Der Greis erwie- glaubt. Allerdings ist der Papst oft leidend,
derte aber milde, er hätte schon von seiner frühen namentlich in dieser Jahreszeit, und kann eine
Jugend an auf jedes politische Vorurtheil verzichtet, Besserung eintreten; allein noch niemals war er
weil allzuviel Ereignisse schon damals an ihm vor- so hinfällig. Dieser Zustand kann Monate, viel⸗
liberzogen, die ihm die Ueberzeugung beibrachten, auch nur Tage anhalten.“
der Lauf der Welt beruhe auf Mißverständnissen. In Eille in Frankreich kam es vorgestern und
Meines Erachtens sagte er, haben die gewaltsamen gestern zu deutschfeindlichen Kundgebungen. Als
Umwälzungen und die Kriege niemals etwas Er⸗ främlich bekannt wurde, daß sich bei einer Mufik⸗
sprießliches zu Stande gebracht. Die Nationen sind bande, welche in einer dortigen Bierwirtschaft spielte,
bestimmt, fich zu verschmelzen, einander immer näher auch zwei Deutsche befanden, zwangen die Zuhörer
zu treten und schließlich nur ein großes Volk zu die Musikbande, das Konzert einzustellen und die
bilden. das die Grenzen niederreißen wird. .. Wirtschaft zu verlassen. Gestern wiederholten sich
Ich bin schon seit langen Jahren Doktor der Fa- die Kundgebungen, obgleich der Musikdirektor, ein
kultät Edinburg und ebenfalls seit langen Jahren deutscher Jude aus Amsterdam, die beiden Deutschen
dank dem ehemaligen deutschen Botschafter Baron fortgeschickt und dieses bekannt gemacht hatte.
v. Werther ,‚Doktor des Deutschen Reiches“ Sie Belfaft, 7. August. Troz aller polizeilichen
sehen, daß ich nicht auf die Universität Heidelberg und militärischen Vorkehrungen war Belfast letzte
zu warten brauchte. Ich habe mich nicht über das Nacht wiederum der Schauplatz blutiger Krawaũue.
Ausland zu beklagen, denn es hat mich mit Aus⸗ Dieselben begannen als die auf der Quens⸗Insel
zeichnungen bedacht, die ich niemals suchte. — xeschäftigten Schiffsbauer Abends nach Hause zurück⸗
„Paris“ bringt nachstehendes Gedicht, zu dem jeder ehrten. Als sie in die Nordstraße kamen, wurden
Commentar überflüssig erscheint: ie mit einem Hagel von Wurfgeschossen aller Art
„Ihr Jubildum. * mpfangen. Das Militär schritt indeß sofort zum
An Charles Laurent. Aungriff und gelang es die Tumultuanten zu zer⸗
Fort! Weg mit der Heuchelei “ æ reuen. Schlimmer noch waren die Scenen in der
Denn die Zungen lügen im Herzen“!“ Townsend⸗Straße. Die Polizei mußte von ihrer
Vergebens hat ein Franzose sie gefaßft, Schußwaffe Gebrauch machen, wodurch 7 Personen
Diese rothe Hand der Sieger! —erheblich verwundet wurden. Der Bürgermeister
doon Belfast wurde telegraphisch nach Dublin be⸗
Nein, Metz! Nein, Straßburg! oh unser Groll? schieden, um mit dem Obersekretär Rücksprache zu
Die, welche man unendlich haßte, nehmen. Man glaubt, daß jetzt eindringliche Maß⸗
Sah'n nicht mit ihren spottenden Augen regeln ergriffen werden, um die Wiederholung der
Unseren Abfall sich vollziehen. crawalle zu verhindern. — Heute fanden wieder⸗
um Ruhestörungen statt; die Polizei wurde von
den Ruhestörern mit Steinwürfen angegriffen;
mehrere Polizeimannschaften wurden verwunden
chließlich wurden die Ruhestörer von der verstärkten
Polizei auseinandergetrieben.
Belfast, 7. August. Im Laufe des Abends
wiederholten sich die Ruhestörungen. Zwischen den
Ruhestörern und der Polizei und den die letztere
unterstützenden Truppen kam es mehrere Male zu
heftigen thätlichen Zusammenstößen; hiebei wurden
gegen 50 Personen verwundet.
Belfast, 9. August. (1 Uhr 20 Min.) Die
Ruhestörer griffen heute früh um 6 Uhr abermals
die Polizei an. Letztere gebrauchte die Schuß ⸗
waffen; ein Aufrührer wurde getödtet und mehrere
verwundet. Von den bei den Unruhen am Sonn⸗
abend Verwundeten sind bisher elf gestorben.
Belkfast,. 9. August. Die Ruhestörungen setz
ten sich im Laufe des Tages fort. Wievderholte
Zusammenstöße mit der Polizei fanden statt, die
mehrere Male genöthigt wurde, die Schußwaffe zu
gjebrauchen. Es gad viele Verwundete und wurden
militärische Verftärkungen verlangt.
Nein, Metz! Nein, Straßburg! Zeller lügt,
Wenn er ihnen sein Compliment macht!
Nein! Traut nicht Euren Ohren!
Indeß er sprach, dieser Gelehret,..
Trug es der Wind dadon, *
Die glühende Lohe von Bazeilles!
Auguste Baluffe.“
Paris, 7. August. Wie heute, so werden
morgen eiwa 1000 Kellner, Köche und Angestellte
hbei Weinhändlern die Straßen von Paris durch⸗
ziehen, um vor den Anstellungsbureaus, welche sie
hrer Ansicht nach ausbeuten, Kundgebungen zu ver⸗
anlassen. In der Straße St. Honore zerstreute die
Polizei die Ruhestörer und verhaftete 2; dann zog
der Haufe vor die Redaktionen des Cri du Peuple“
und „Intransignent“, um diesen Einspruchserkläre
ungen zu übergeben. Um 2 Uhr Nachmittags ver⸗
jammelte sich die Menge wieder in den Markthallen
und theilte sich in zwei Haufen. Einer auf dem
rechten Seineufer riß allenthalben die Schilder der
Anstellungsbureaus aus; der andere, welcher sich