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Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert
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vW 184. J Donnerstag, 23. September 1886.
Adahrg.
Deutiches RNeim.
Berlin, 21. Sept. Privotnachrichten aus
scdmn zufolge ist das Befinden des Kaisers durch⸗
befriedigend; die Aerzte geben sich der Erwart⸗
ing hin. daß die Ruhe und die Fernhaltung des
isen Monarchen von jeder Anstrengung der Kräf ⸗
gung am besten dienen wird. Die Rückkehr des
isers nach Berlin ist in der ersten Oktoberwoche
u erwarten; bald nach Ankunft des Kaisers sieht
m am Hofe dem Besuche des Prinzregenten Luit⸗
ld von Bayern entgegen.
Die Arbeiten für den Nordostseekanal werden
gt im Wege der Verdingung ausgegeben und in
heile von 8 bis 4 Millionen Mack zerfallen.
Am 18. Sepiember hat in Berlin eine Sitzung
Vorstandes des Vereins deutscher Eisen und
ziahlindustrieller stattgefunden, bei der u. A. die
empelgesetzgebung bei Kauf und Lieferungsver⸗
igen über Mobilien, die Revision des Patent⸗
„ches, die Handelsverträge mit Spanien und der
sweiz, der Handelsverkehr mit Italien und Mexiko
Berathung kamen. Zur Sprache gelangte ferner
ie Pariser Ausstellung von 1889 und wurde
nsinmig folgender Beschluß gefaßt: „Der Verein
ruhscher Eisen- und Stahlindustrieller erklärt sich
egen eine Betheiligung Deutschlands an der inter⸗
onalen Pariser Ausstellung von 1889.“
Zerlin, 21. Sept. Die „Nordd. Allgem
„.“ dementiert die Meldung des „Berl. Tage⸗
altes“, wonach die Wiederaufnahme der Befestig-
ing der Maaslinie seitens Belgiens infolge direkter
ziuwirtung Deuischlands erfolgt sei.
Aus Genua wird berichtet, daß die deutsche
tronprinzessin sich heute Vormittag auf einer
jacht nach Poriofino begeben hat, wo sie in der
hilla Carnarvon Aufenthalt nehmen wird.
Wie der Münchener „Allg. Z.“ geschrieben
urd, wäre Prinz Alexrander, der bisherige
zürst von Bulgarien, entschlossen, aus dem Privat⸗
eben nicht wieder hecauszutreten.
Professor Dr. Friedrich in München
at den „N. N.“ zufolge, die Annahme einer auf
jm fallenden Wahl zum Bischof der Altkatholiken
»Oesterreich abgelehnt.
Metz, 21. Sept. Der Kronprinz, welcher
nern den Wunsch geäußert hatte, das hiefige Museum
u sehen, stattete heute 84 Uhr demselben noch
nen flüchtigen Befuch ab und fuhr unter brausen⸗
em Jubel der Menge und der noch einmal spa⸗
thildenden Schuljugend zur Bahn. Dort über⸗
ichte ihm Frau Bürgermeister Halm ein Bouquet,
er Kronprinz dankte wiederholt dem Bürgermeister
w den warmen Empfang und fuhr um 9 Uhr
dem Großherzog von Baden, dem Statthalter
ind Gefolge ab. Sein Reiseziel ist Genua, Prinz
Ulbrecht ist bereits heute früh abgereist. Der Kaiser
tz den Stadtarmen 1500 Mark überweisen.
zrinz Wilhelm ist um 11*4 Uhr nach Berlin ab⸗
wat. (Fr. Zig.)
Metz, 21. Sept. Der Herr Bürgermeisiter
u bereits in einer Bekanntmachung den die Be—
wolkerung der Stadt in so hohem Grade ehrenden
dank zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dieselbe
autet wie folgt:
Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der
lronbrinz des deutschen Reiches und von Preußen
en mich beauftragt, den Bewohnern der Stadt
dez seinen Dank für die ihm hier bereitete herz⸗
* und schöne Aufnahme auszusprechen. Indem
diesem hohen Auftrage freudig nachkomme, gebe
zugleich befannt. daß demöß einer Mittbeilung
des königlichen Hofmarschallamtes Seine Majestät
der Kaiser und König für die Armen der Stadt
Metz die Summe von Eintausend fünfhundert Mark
Allergnädigst bewilligt haben, und daß dieser Betrag
nach Allerhöchster Weisung mir überreicht worden
st. Ueber die Art und Weise der Vertheilung des⸗
selben wird die Beschlußfassung der für den Em⸗
ofang Seiner Majeftät konstituirten Kommissfion
chleunigst herbeigeführt werden.
Meltz, den 21. September 1886.
Der Bürgermeister: Halm.
ung und schilderte die Erlebnisse des greisen Ehe“
paares in eingehender Weise. Das hochbetagte
Thepaar, dem dieses seltene Glück beschieden ist,
besizt 7 Kinder, 4 Söhne und 3 Töchter, wovon
z in Amerika abwesend sind und 34 Enkel, 4
sKinder und 22 Enkel wohnten der Trauung bei.
Möͤge es diesem greisen Ehepaare noch viele Jahre
ocrgönnt sein, in Glück und Zufriedenheit bei ein⸗
ander zu leben. (P. P.)
Vermischtes.
Mainz, 22. Sept. Als gestern Abend
der Dampfer „Hansa“ von der Köln⸗Düsseldorfer
Besellschaft sich unserer Stadt näherte sprang in
der Nähe des neuen Zollhafens vom Bord des
Schiffes aus ein Mensch in den Rhein, ohne daß
dies auf dem Schiff bemerkt zu werden schien,
denn dasselbe setzte ruhig seinen Kurs fort. Meh—⸗
tere Hafenarbeiter, die vom Lande aus den Vorfall
deobachteten, stießen sofort mit einem Nachen vom
Ufer ab und es gelang ihnen auch, den mit den
Wellen Kämpfenden zu erreichen und ihn im Nachen
anterzubringen. Hier machte der Unbekannte noch-
mals den Versuch, in den Rhein zu springen,
wurde aber mit Gewalt zurückgehalten und später
der Polizei übergeben. Dieser gegenüber verweigerte
er jede weitere Auslunft über seine Person. Nur
erklaͤrte er, daß er aus Unvorsichtigkeit in den
Rhein gefallen sei. Er wurde einstweilen in Haft
behalten, zumal er gar keine Legitimationspapiere
bei sich führte. — Wie das „M. Tabl.“ nach⸗
träglich erfährt, mußte der Unbekannte noch, gestern
Abend in's Hospital verbracht werden, weil man
an demselben Spuren von Geistesumnachtung wahr⸗
zgenommen hat. Der Sprache nach zu urtheilen
st er aus der Gegend von Köln. An seinem
dalse befand sich eine Schnitwunde, so daß es
den Anschein hat, als habe er sich auch schon den
dals abschneiden wollen.
Lemberg, 22. Sept. In der Bezirksstadt
Kaluß brannten vorige Nacht 300 Häuser ab.
Von einem Wohlthätigkeits-Bazar, der vor
urzem zum Besten der Armen in London statt⸗
iand, wird geschrieben: Da die Bouquets und
Figarren zu horrenden Preisen nicht recht ziehen
vollten, wagten einige Damen ein äußerstes Mittel
und licitirten Küsse um den Preis von je 2 Pfd.
Sterl. (40 Mk.) Das Geschäft begann sich zu
Jeben; plötzlich sah die junge Herzogin von Marl⸗
orough ihren Gatten des Weges kommen und rief
hm zu: „Geschwind, zahle deine 2 Pfund und
umm dir den Kuß.“ Der Herzog blieb stehen
ind sagte unter allgemeinem Gelächter: „So
verfe ich das Geld nicht zum Fensier hinaus; ich
jahle nicht 2 Pfund für etwas, das ich iede Se⸗
funde gratis haben kann.“
Petersburg, 21. Sept. Gestern Vor⸗
niltag entgleiste nach der „Köln. Ztg.“, bei der
Station Linban (Petersburg ⸗Moskau⸗- Bahn) der
letzte Wagen dritter Klasse des von Bologoe nach
Petersburg gehenden Personenzuges und ftüürzte den
7 Meter hohen Bahndamm herab. Nach den bis⸗
hjerigen Ermittlungen sollen dabei 31 Personen
heils leicht, theils schwer verletzt worden sein.
pNewyork, 22. Sept. In Summerville
und Charleston haben in den letzten Tagen abermals
mehrere von Detonationen begleitete Erderschütter⸗
ungen stattgefunden. In Charleston geriethen in
vergangener Nacht die Häuser in so schwankende
Bewegung, daß die Einwohner ins Freie eilten.
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Brüͤfsel, 22. Sept. Die „Independance
Belge“ meidet aus Madrid, die Gesammtzahl der
»erhafteten Republikaner, zumeist Zorillisten, sei
249, darunter ein Student, welcher muthmaßlich
den General Velarde tödtete. Das Krriegsgerich!
begann bereits die ersten Todesurtheile zu fällen,
welche am Donnerstag vollstreckt werden.
Paris, 21. Sept. Der deutsche Botschafter
Graf Münsier hatte gestern eine lange Unterredung
nit Freycinet. — Laut Depeschen der hiefigen
panischen Botschaft von heute Vormittag ist der
Aufstandsversuch vollstandig abgethan. In ganz
Spanien herrscht vollständige Ruhe. Die Stand—
gerichte sind eifrig mit der Aburtheiluna der Auf⸗
tändischen beschäftigt.
Genua, 22. Sept. Der deutische Kronprinz
ist heute Mittag hier eingetroffen und hat die Wei—
terreise nach Sania Margherita, dem Aufenthalts-
orte der Frau Kronprinzessin, um 83 Uhr Nachmit—
tags angetreten.
Belfast, 21. Sept. Heute Nachmittag kamen
zier Ruhestdrungen vor. Eine Anzahl Arbeiter
bewarf die Polizei mit Steinen, welche sie jedoch
zerstreute. In einem anderen Stadttheil wurde
Zas Militär mit Steinen beworfen, wobei die
Ruhestörer zerstreut wurden und mehrere Verwun-
zungen vorkamen.
Sossia, 20. Sept. In einer Rede, welche
Stambuliow beim Baukett zur Feier der Vereinig⸗
ing mit Ostrumelien hielt, betonte er, daß Bul⸗
Jarien aus dem russisch türkischen Kriege nicht ge—
inigt, sondern geviertheilt hervorgegangen sei.
Diese Rede hat verstimmt, doch sind die Telegramme
über den anii-russischen Charakter dieser Rede über⸗
rieben. In den rabikalen Kreisen ist der Gedanke
aufgetaucht, falls die Wiederwahl Alexanders von
den Großmächten nicht anerkannt wird, in Bulga⸗
ien die Republik zu proklamiren. Die Wahlen
zur großen Sobranje finden am 3. Oltober statt.
Wie die „Fr. Zig.“ von maßgebender Seite erfährt,
wird die Regierung die Wiederwahl Alexander's
nicht fordern, und sich jeder Wahlbecinflussung ent⸗
jalten und den Belagerungszustand am Wahltage
aufheben. — Auch Oesterreich hat, wie verlautet,
die Forderung Rußlands wegen Einstellung der
Anterfuchung gegen die Verschwörer unterstützt.
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Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 23. Septbr. Der selbst⸗
zändige Einnehmereigehilfe am hiesigen Bahnhofe
Hr. Ludwig Wehrbein wurde zum Einnehm er
ernannt. *
— O denbach, 19. Sept. Die Eheleute
Jakob Möllendic und Philippina geb. Correll
Hon hier feierten gestern ihre goldene Hochzeit. Die
Trauung konnte leider in der Kirche nicht erfolgen,
a die —5 — infolge Krankheit am Gehen be⸗
dindert i— Herr Viarrer Eller vollzog die Trqu—