Full text: St. Ingberter Anzeiger

Dadrid, 25 Sept. Die Tochter und die Fa⸗ 
milie Villacampas wollten den Minister-Präsidenten 
um Gnade für den General anflehen, wurden je— 
och nicht vorgelassen. 
Lokale und pfälzißche Nachrichten. 
*Si. Ingbert, 28. Sept. Wir erlauben 
uns hiermit, das musikliebende Publikum unserer 
Stadt auf ein am nächsten Samstag Ahend im 
Oberhauserschen Saale stattfindendes Konzert 
— Streich⸗Sextett — ausgeführt von den 
besten Kräften der Reckzeh'schen Regimentsmusik 
aus Saarlouis, aufmerksam zu machen. Die be— 
treffenden Musiker, von denen ein jeder sein Instru⸗ 
ment künstlerisch zu handhaben weiß, sind auf einer 
onzert⸗Reise nach den größeren Städten der Pfalz 
und Rheinpreußens begriffen. Bezüglich ihrer 
Leistungen geht ihnen ein ausgezeichneter Ruf vor⸗ 
aus, und wir zweifeln darum nicht, daß auch hier 
das von ihnen veranstaltete Konzert recht zahlreich 
desucht wird. Der Eintrittspreis beträgt à Person 
50 Pfg. Das Programm ist neu, reichhaltig und 
gewählt zusammengestellt. Zur Erleichterung für 
das Publikum in Bezug auf das Lösen der Ein⸗ 
trittskarten wird noch vor dem Konzert eine Ein⸗ 
ladungsliste zur Einzeichnung in Zirkulation gesetzt. 
* Wie wir hören, wird am nächsten Sonntag 
das „Mechanische Kunsttheater“ des Zouber⸗Künstlers 
und Physikers Hr. Steinme z hier Vorstellungen 
geben. Ueber dessen Leistungen schreibt die, Schorn⸗ 
horfer Ztg.“ wie folgt: „In der am Sonntag 
gegebenen Vorstellung hat Hr. Steinmetz seinen 
Namen als berühmter Magiker und Physiker alle 
Ehre gemacht. Mit spannender Aufmerksamkeit 
verfolgte das Publikum jedes Experiment und zeigte 
sich im vollsten Maße befriedigt. Die Nebelbilder 
ind Chromatropen, die dem Auge wirklich etwas 
zöstliches und Erhebendes bieten, fanden auch den 
ungetheiltesten Beifall.“ 
— Zweibrücken, 28. Sept. Bei der 
gestern stattgehabten Ziehung unserer sog. Renn⸗ 
otterie haben die nachstehenden NRummern Pferde 
gewonnen: 988, 3828, 3357, 4774, 5352, 
7340, 10,216, 14,449, 16,657. 
—* Ludwigshafen, 26 Septbr. Bis 
Freitag dieser Woche, am 1. October, tritt auf 
sämmtlichen deutschen Bahnen der Winterfahrplan 
in Kraft. Das „Pfälzische Cursbuch“, 
nach amtlichen Ouellen bearbeitet, erscheint anfangs 
dieser Woche und ist auf allen pfälzischen Bahn⸗ 
tationen, sowie auf dem Wege des Buchhandels 
zu beziehen. Dasselbe wurde wiederum entsprechend 
erweitert und enthält auf 184 Seiten 500 Eisen⸗ 
bahnrouten und nahezu 2700 Eisenbahnstationen. 
Dabei sei erwähnt. daß dieses Cursbuch außer dem 
Fahrplan der pfälzischen Bahnen vollständig 
auch die Fahrpläne der badischen, württembetgischen 
und bayerischen Staatsbahnen, der Reichsbahnen, 
der sämmtlichen Bahnen in der Schweiz, einschließ⸗ 
ich der Gotthardbahn, der Hesfischen Ludwigsbahn, 
der Main⸗Neckar⸗ Bahn, der linerheinischen Eisen⸗ 
bahndirection Köln und der ehemals nassauischen 
Bahnen enthält und daß die Fahrten der Dampf— 
hoote auf dem Rhein und dem Bodensee nicht 
minder berücksichtigt worden sind. Weiter möge 
zemerkt sein, daß die Fahrpläne der anschließenden 
Bahngebiete wie der Eisenbahndirection Frankfurt 
Köln (rechtsrheinisch), Erfurt, Hannover, Magde⸗ 
hurg und Berlin in übersichtlicher Aufeinanderfolge 
ihrer Haupistationen wiedergegeben wurden und 
daß die Hauptlinien nach Amsterdam, Rotterdam. 
Bliffingen, Haag ꝛc., nach Antwerpen, Brüssel und 
Ostende, nach Paris und London, nach Wien, 
Venedig, Mailand und Rom ausrxeichende Auf— 
nahme gefunden haben. — Hinsichtlich der Ver⸗ 
ausgabung der einfachen Billete, der Retour und 
Rundreisebillete, sowie der combinirbaren Billete, 
der Bestimmungen über den Post⸗ und Telepraphen⸗ 
verkehr, der Postcurse ꝛc. bietet dieses „Pfaälzische 
Cursbuch“ ausreichende Anhaltspunlte, und die 
demselben beigefügte, von der lithographischen An⸗ 
stalt Rheinberger in Kaiserslautern hergestellte 
Eisenbahnkarle bringt das Bahnnetz von der Nord⸗ 
und Ostsee bis zum adriatischen Meer in über⸗ 
sichtlicher Weise zur Darstellung. Ungeachtet dieses 
reichen Inhaltes bleibt auch diesmal der Preis des 
Tursbuches derselbe wie seither — 40 Pfg. pro 
Sxemplar — und wir glauben ein pfälzisches 
Anternehmen, dessen Absatz sich in 8 Jahren von 
1400 auf 14,000 Exemplare gesteigert hat, der 
pfalzischen Bevollerung um so mehr empfehlen zi 
duͤrfen. 
Bermischtes. 
f Vor einigen Tagen stürzte sich eine 74 Jahre 
alte Frau aus Altenkessel unweit der Bur— 
»acher Fähre in die Sacx und ertrank. Da die 
Frau in letzter Zeit an Geistesstörung litt, ist an— 
zunehmen, daß sich dieselbe in einem soichen Anfalle 
auf diese Weise das Leben namh.. 
Die Verleihung des in Straßburg'gar—⸗ 
nisonirenden 2. niederschlesischen Infanterie-Regi— 
nents Nr. 47 an Se. K. H. den Prinzen 
rudwig von Bayern bringt die Kaämpfe von 
870 in Elsaß, mit welchem der Krieg gegen 
rrankreich eröffnet wurde, in Erinnerung. Damals 
ei dem Angriffe auf Weißenburg kämpfte, wie die 
Kreuzzeitung“ heroorhebt, das 47. Infanterie⸗ 
degiment an der Seite der Bayern und wurde 
päter dem Commandeur des 2. bayerischen Armee 
rorps General Frhrn. v. d. Tann⸗Rathsamhaufen 
zerliehen. Diese Beziehungen des Regiments zu 
Bayern bekommen ducch die Verleihung desselben 
an den zukünftigen bayerischen Thronfolger einen 
bestimmten Halt. Bei der Uebernahme des Regi— 
nents soll Prinz Ludwig in einer Ansprache die 
hoffentlich ewig wähtrende Waffenbrüder— 
schaft zwischen Preußen und Bayern ver— 
jerrlicht haben. 
F Köln, 24. Sept. Auf dem hiesigen Cen— 
tralbahnhofe trafen gestern die Letzten jener Russen, 
welche von tollwuthverdächtigen Wölfen gebissen, 
bei Pasteur in Paris Hülfe gesucht hatten, auf der 
Heimreise von dort wieder ein und benutzten zur 
Weiterfahrt die Route über Berlin. Die Leute 
waren nicht sehr von der Pasteur'schen Kur erbaut, 
aamentlich zogen fie deren Wirksamkeit in Zweifel, 
da mehrere ihrer Unglücksgenossen in Paris ge— 
torben. Sie sprachen die Vermuthung aus, daß 
die Bisse, welche sie — die als geheilt Entlafsenen 
— erhalten, nicht von tollwuthkranken Thieren her⸗ 
rührten. Die Leute sahen recht elend aus. 
FBaden⸗Baden, 25. Sept. Die in 
jeheimnißvoller Weise verschwundene Gräfin Arnim⸗ 
Muskau ist trotz der allerenergischsten und umfas⸗ 
endsten Nachforschungen seitens ihres Gatten noch 
nicht aufgefunden worden. Graf Arnim hat zuletzt 
zie Hilfe des Militärs requirirt. Eine vollständige 
Lompagnie Soldaten sucht seit einer Woche das 
janze Murgthal bis Schönmünzach ab. Eine Prämie 
von 3000 M. ist auf Ermittelung der Vermißten 
ausgesetzt. Sowohl das Amisgericht Bühl als 
nuch das Bezirksamt Karlsruhe haben jetzt eine 
Fahndung nebst genauer Personalbeschreibung der 
erst 34 Jahre alten Dame erlassen. Ein Uglücks⸗ 
'all dürfte jetzt, nach 14tägigen Durchforschungen 
zer umliegenden Waldungen um so unzweifelhafter 
erscheinen, als die Gräfin Arnim ˖Muskau nur 300 
Mark in Kassenscheinen mit sich führle. Die Ver⸗ 
aunglückte stammt aus der steinreichen Familie des 
n den bayherischen Freiherrenstand erhobenen Tabak⸗ 
abrikanten Lotzbeck, ihr Gatte erstand erst vor 
tlichen Jahren die Herrschaft des Fürsten Pückler 
Muskau. 
FFrankfurt a. M. 25. Sept. Hier 
wurde eine einen Fuß lange, mannesarmstarke Ratte 
jefangen, die um den Hals einen Eisenring mit 
zer Inschrift die „P. 8. 1796“ trägt. Das Thier 
vurde dem Zoologischen Garten übergeben. 
F Verden, 22. Sept. Die Veruntreuungen 
»ꝛes ehemaligen hiesigen Sparkassendirekiors Voß, 
velcher als geiftesgestört der Provinzial ·Herlanstalt 
u Hildesheim überwiesen ist, betragen, wie dieser 
n der Kreistags⸗Versammlung offiziell klar gelegt 
vorden ist, rund zwei und eine halbe Million Mark. 
FMünchen, 25. Sept. In militärischen 
dreisen wird als Einführungstermin des neuen 
delmes (Pickelhaube) der 1. Januar 1887 bezeichnet. 
FMünchen, 26. Sept. Das Konigeschloß 
iuf Herren⸗ Chiemsee bleibt dem allgemeinen Besuch 
dis 81. Oktober geöffnet. 
rMünchen. Beim Otktoberfest werden heuer 
die Bürgermeister der acht Kreishauptstädte Bayerns 
inwesend sein und sich in der Umgebung des 
Prinz⸗Regenten im Königszelt befinden. — Heuer 
verden alle Prinzen und Prinzessinnen, sowie 
er gesammte Hofstaat die Festwiese besuchen, der 
Prinz-Regent wird die Preise vertheilen. 
F Berlin, 25. Sept. Das Eisenbahnun⸗ 
zlück auf dem Potsdamer Bahnhof hat, wie sich 
enken läßt, eine ungewöhnliche Theilnahme hervor⸗ 
gerusen. Roch im Laufe des gestrigen 3 
suchte der Vorsteher des tgl. —E oi 
amtes, Regierungsrath Greiner, die — 
in den verschiedenen Heilanstalten, ihm Undete 
Offiziere des dritten Garde ülanen ·Regeentebr 
dessen Kommandeur abgesandt hatte, um si di 
dem Befinden der Verletzten zu erkunigen, w nag 
gestern Abend sämmtlich noch am Leben —868 
haben unter den elf Verletzten fünf —B8 * 
ein dreifacher Beinbtuch stattgefunden und a 
vessen drei Amputationen, ein im Garnisoceiges 
n der Scharnhorststraße an dem ünteroen 
Schachtlinger und zwei an den Ulanen — 
Zutschat und Hasenbusch im Elisabeth Hospita n 
jenommen werden müssen. Das Befinden di 
rei Schwerverletzten gibt allerdings zu anse 
Zesorgnissen Anlaß. Dem Kaiser wurde durch 
dommando des Gardecorps und das Gouvernem 
ofort über das Unglück Bericht erstattet und 
noch im Laufe des Tages der Befehl ein, den z 
unglückten das allerhöchste Beileid aus jusu 
mit der Weisung für deren besondere Fürsorge 
FThorn, 27. Sept. Der don Woeisto 
tommende Courierzug ist gestern Abend kurz 
Thorn in Folge unrichtiger Weichenstellung . 
zleist. Der Zugführer und der Padmeister 
jchwer vreletzt, sonst ist Niemand beschädigi. 
Der Buürgermeister von Simmerin— 
einer Vorstadt Wiens, Alois Fröschl, eine bocha 
achtete Persönlichkeit, hat sich das Leben genomm 
weil sein Neffe Morißz Wildham Betrügereien J 
Betrage von mehr als 100000 Mark berübt ha 
und flüchtig geworden ist. Fröschl hat die Schuhde 
des ungerathenen Verwandten zum größten The— 
bezahlt und dann, weil er die Schande nicht 
tragen konnte, sich das Leben genommen. 
Wien, 27. Sept. Auf der Salzbltz— 
Innsbrucker Linie zwischen Bruxenthal und dit 
berg entgleiste am Samstag ein Güterzug, 
Waggoas stürzten über die Böschung in die Tief 
Der Zugspacker ist todt, zwei Conducteure si 
verwundet. Die Entgleisung ist auf einen Kuppe 
riß inmitten der Wagenreihe zurückzuführen. 
r Aus Oesterreich wird abermals von zw 
furchtbaren Bränden berichtet. In der ungarisch⸗ 
Stadt Törb becse und in der deutschen Banat 
Ortschaft Deuischczernia sind mehrere hundert Haufe 
abgebrannt und viele Menschen umgekommen. 
F Charleroi, 25. Sept. In drei Grube 
des hiesigen Kohlenbeckens ist eine theilweise Arbeits 
einstellung erfolgt; die ausstehenden Arbeiter da 
angen einen Mindestlohn von 4192 Fr. täglic 
Ruhestörungen find nicht vorgekommen. 
FVom Hungerleider“ Succi. Pu 
fessor Succi in Mailand hat nun sein dreißigtägigt 
Fasten beendet. Das Experiment ist vollständi— 
geglückt. Der Patient hat zunächst nur eine Tas 
Milch und eine Tasse Bouillon zu sich genomme 
Sonntag wurde ihm zu Ehren ein großes Bank 
veranstaltet, bei welchem Professor Succi seiner 
Magen wieder größere Konzessionen machen konnt 
die ihm hoffentlich sehr gut bekommen haben. 
FLondon, 24. Sept. Auf der London 
unterirdischen Eisenbahn ereignete sich gestern Aben 
ein geheimnißvoller Vorfall. Als der von d 
City kommende Zug im Queens Road anlangt 
bemerkte ein Zeitungszjunge. wie an einem Koup 
erster Klafse Blut herabtröpfelte. Als man de 
stoupe öffnete, fand man einen etwa 45djähriger 
Mann, aus dessen tiefer Stirnwunde sich Ström 
Blutes ergossen. Die Wunde war etwa ein ge 
iang und der Schädel zerschmettert. Der Unglut 
liche wurde ins St. George⸗Hospital geschafft 
Während der Nach erlangte er das Bewußthsen 
heilweise wieder, doch nicht hinlänglich um Auf 
chluß über die Umstände seiner Verwundung geben 
zu können. Es besteht geringe Hoffnung, daß e 
mit dem Leben davon kommi. Seine Identifini 
ung begegnete greßen Schwierigkeiten, er hatte ein 
soldene Keite und Uhr, und ebenso Ringe, als ma 
hn fand, aber kein Geld bei fich. Außerdem fitt 
en in seinen Taschen einige deutsche Zeitungen 
Auf einer vorgefundenen Vifilenkarte stand der Nam⸗ 
Mr. Moriß Fischer. Die Polizei glaubt nich 
daß ein Verbrechen vorliegt. Fif. 3) 
F Glasgow, 28. Sept. Mehrere Persone 
velche den heute in den Steinbrüchen von Crate 
tattgefundenen Sprengungen von einem Dampfe 
zus beigewohnt hatten, begaben sich darnach an d 
Sprengungsstelle, um die Zellen zu besichtigen, 
welchen der Sprengstoff angebracht war. Von d