Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Um Moutag, Dienstag, Donnerjtag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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M 205. Samstag, 23. Oktober 18866. 
der Kampf gegen den Anarchismus.“ 
Standpunkte des gemeinen Strafrechts aus beur⸗ 
qeilt zu werden verdienen, aber in sehr vielen 
Fällen decken sich jene vollst indig mit dem Begriffe 
ses gemeinen Verbrechens und dann müssen auf 
hre Träger auch überall die bezüglichen Strafge⸗ 
tzbestimmungen der einzelnen Länder Anwendung 
inden und alsdann verengert sich auch die Aus- 
»ehnung des politischen Asylrechtes von selbsi. 
In dieser Beziehung empfiehlt sich vor Allem 
ine Revision der Auslicferungsverträge, da in den 
neisten derselben der Gegensatz zwischen gemeinen 
ind politischen Verbrechen in schärfster Weise fest 
jehalten wird und hieraus entspinnen sich zumeist 
angwierige, oft resultatlose Unterhandlun jen. Dar⸗ 
iber, ob die von einem Staate verlangte Ausliefer-⸗ 
ing eines politischen Verbrechers durch die Bestim⸗ 
nungen des Vertrages überhaupt gerechtfertigt ist, 
der nicht. Solchen Zuständen muß einmal ein 
rinde gemacht werden, und selbst diejenigen Länder, 
n denen das politische Asylrecht seine eigentliche 
)eimath gefunden, in England, der Schweiz und 
dordamerika, werden zu dieser Erkenntniß gelangen 
nüssen. Sind doch gerade die beiden letzten Länder 
u energischem Vorgehen gegen fremde Anarchisten, 
enen sie Gastrecht gewähren, genöthigt gewesen, 
ie Schweiz durch Ausweisungen, Nordamerika gar 
urch Verurtheilungen zu Zuchthaus⸗ und selbst zu 
Todesstrafen! Um so mehr steht zu erwarten, daß 
nan auch von dieser Seite her sich den Anregungen 
u einer internationalen Verständigung über die 
luslieferung anarchistischer Verbrecher empfänglich 
eigen wird. 
sofort gegen die Verstaatlichung der Eisenbahnen 
usgebeutet worden und sollte diese nun an Allem 
—„chuld sein — eine Aaschuldigung, die in ihrer 
Allgemeinheit wohl kaum erst besonders widerlegt 
u werden braucht. Dagegen dürfte der Frage 
eenstlich näher zu treten sein, ob nicht etwa durch 
ine Dienstuberbuͤrdung der unteren Bahnbediensteten, 
amentlich der Weichensteller, die Eisenbahnunfälle 
zer letzten Zeit herbeigeführt worden sind und ob 
ich da nicht eine Vermehrung des niederen Be— 
imtenstandes empfiehlt. Die Erwägung liegt nahe, 
daß die vorhandenen Kräfte den gesteigerten Ver— 
ehrsbedürfnissen nicht in der für die Sicherheit 
)es reisenden Publikums nöthigen Weise entsprechen 
und steht zu erwarten, daß die gesammte Frage 
der Eisenbahnunfälle im Reichstage gelegentlich der 
Berathung des Etats des Reichseisenbahnamtes zur 
Sprache kommen wird, ohne daß man hieraus eine 
Harteisache macht, was auch durchaus nicht am 
Platze wäre. 
Die jüngste Entdeckung einer anarchistischen 
zerschwörerbande in Wien lenkt das allgemeine 
ateresse wieder der Frage zu, auf welche wirk⸗ 
amste und zweckmäßigste Weise die Regierungen 
x internationalen Rotte von Verbrechern entgegen⸗ 
den könnten, welche zur Durchführung ihrer wahn⸗ 
oitzigen Theorien selbst vor den furchtbarsten Thaten 
cht zurückschrecken und immer wieder von ihrem 
iutigen Fanatismus enlsetzliche Beispiele ablegen. 
daß der Staat den Kampf gegen die im Dunkeln 
zre verderblichen Pläne ausbrütenden Feinde der 
eutigen gesammten staatlichen und gesellschaftlichen 
Adnung nicht mit den gewöhnlichen gesetzlichen 
Ritteln führen kann, erscheint bei dem eigenartigen 
‚harakter des anarchistischen Verschwörer⸗ und Ver⸗ 
recherthums selbstverständlich. Aber auch die Aus⸗ 
buog außergewöhnlicher Gewalten biete dem ein⸗ 
elnen Staate nur eine unvollkommene Handhabe 
ur wirksamen Bekämpfung der Bekenner der anar⸗ 
zistischen Lehren dar. Gerade die noch so kurze 
ind doch schon so lehrreiche Geschichte des Anar ⸗ 
gismus in Oesserreich beweist, wie wenig sich gegen 
enselben auch mit Ausnahmegesetzen austichten 
aßt, denn trotz des seit den Zeiten der Kämmerer 
ind Stellmacher über Wien und Umgegend ver⸗ 
aͤngten Ausnahmezustandes konnte sich gerade in 
er österrreichischen Hauptstadt, wiederum eine ge⸗ 
ahrliche, weitverzweigte und vortrefflich organisirte 
Zerschwörerbande bilden und nur einem glücklichen 
Ohngefähr ist es zu danken, wenn deren Mitglie- 
zer noch rechtzeitig entdeckt und verhaftet werden. 
Der Punkl, von welchem aus der Kampf gegen 
en Anarchismus einzig mit einer gewissen Aussicht 
nuf Erfolg geführt werden kann. liegt ganz wo 
iders, näͤmlich nicht in der Gesetzgebung der ein⸗— 
elnen Staaten, sondern in dem Zusammenwirken 
ind gemeinschaftlichen Vorgehen der Staaten. Die 
dauptstärke des Anarchismus liegt in seinen inter— 
ationalen Beziehungen und Verbindungen und so 
t nichts natürlicher, als daß auch die Waffen zu 
einer Bekümpfung internationalen Ursprungs sein 
nüssen. Dies ist nun allerdings don den Regier— 
ingen längst erkannt worden und es hat auch an 
viederholten Anregungen zu einer Verständigung 
uuf diesem Gebiete zu gelangen, nicht gefehlt, aber 
ieselben sind immer an verschiedenen Klippen ge— 
cheitert und nach Lage der Verhältnisse muß das 
zustandekommen eines wirklichen internationalen 
jnarchistengesetzes vorläufig bezweifelt werden. In⸗ 
ꝛessen dürften sich die Staatsmänner Europas doch 
icht der Einsicht entziehen, daß irgendwelche ge⸗ 
neinschaftlichen Schritte zur Bekämpfung der ultra⸗ 
evolutionären Partei unternommen werden müssen, 
dill man nicht die von letzterer drohende Gefahr 
ber kurz oder lang in's Riesenhafte wachsen lassen. 
dierzu gehört nun offenbar in erster Linie die 
aternationale Revision und Umgestaltung des Asyl ⸗ 
echtes, denn es leuchtet von selbst ein, daß an eine 
Unterdrückung des Anarchismus nicht zu denken ist, 
o lange anarchistische Verbrecher, um der rächenden 
gerechtigkeit zu entgehen nur in ein anderes Land 
u flüchten brauchen, wo das politische Alylrecht 
wf diese Kategorie von Flüchtigen Ausdehnung 
indet. So lange freilich die anarchistischen Atten⸗ 
aͤter die Ehre genießen, mit zu den politischen 
Herbrechern gerechnet zu werden. wäre es unnütz, 
ber den Begriff und die Ausdehnung des Asyl⸗ 
echtes zu streiten. Es mag zugegeben werden, daß 
dt alle anarchistischen Bestrebungen gleich vom 
⁊Die drohende Ministerkrisis in Frankreich 
st noch im Entstehen glücklich beschworen worden. 
S„owohl der Finanzminister Sadi Carnos, als auch 
der Minister des Innern, Sarrien, haben sich in 
»em am Dienstag stattgefundenen Ministerrathe 
zestimmen lassen, ihre Demmissionsgesuche zurück⸗ 
uziehen, zumal da es sich bei Sarrien nur um 
in „parlamentarisches Mißverständniß“ handelte. 
Ernster begründet waren die Ursachen, welche den 
Finanzminister zut Stellung seines Demissions⸗ 
Jesuches bewogen, denn hier spielten uiefgehende 
Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Minister 
ind der Budgetcommission in wichtigen steuerpoli⸗ 
tischen Fragen eine Hauptrolle. Es ist das Verdienst 
des Ministerpräsidenten Freycinet, seinen Collegen 
vom Finanzfache zum Bleiben bewogen zu haben, 
da ersierer betonte, die bevorstehenden Kammerver⸗ 
sandlungen über das Budget würden Gelegenheit 
jeben, die Ansichten der Kammer dem Ministerium 
n bestimmter Weise kundzugeben. Freycinet selbft 
cheint aber über die Haltung der Kammer nicht 
hne Besorgniß zu sein, was schon daraus hervor⸗ 
Jeht, daß er sortgesetzt mit mehreren Mitgliedern 
er republikanischen Mehrheit unterhandelt. 
Politische Uebersicht. 
* Unserem Kaijer ist anläßlich der 28. Wieder⸗ 
ehr des Jahrestages seiner Krönung zum König 
on Preußen (18. Oktober) auch von seinem rus⸗ 
ischen Infanterie Regimente „Kaluka“ eine Glück⸗ 
vunschdepesche zugegangen, wofür das Regiment 
von feinem erlauchten Chef sofort ein Danktele⸗ 
zramm erhielt. 
Die Vorarbeiten im Bundesrathe zur be⸗ 
vorstehenden Reichstagssession sind zur Zeit dem 
Zudget gewidmet und liegen dem Bundesrathe die 
5pecialelats der Reichskanzlei, Reichscisenbahnamtes, 
technungshofes und der Reichsjustizverwaltung vor. 
ẽrstere drei erweisen sich als nabezu unverändert, 
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ung erscheinen an erster Stelle 850 000 M. als 
rste Baurate für das Reichsgerichtsgebäude in 
zeipzig. Die ursprünglich auf 68,455,000 M. 
eranschlagten Gesammibaukosten für dasselbe sind 
uuf 5,902,750 M. ermäßigt worden; als Bauzeit 
perden sechs bis sieben Jahre angenommen, vor⸗ 
usgesetzt, daß die Fundirungsarbeiten im Etats⸗ 
ahre 1887/88 vollendet sind. Der Ausführung 
ꝛes Baues wird der Hoffmann'sche Plan zu Grunde 
elegt, welcher bei der Concurrenz den ersten Preis 
rhielt. 
* In den bulgarischen Angelegenheiten 
ückt allmählich die Candidatenfrage bezüglich der 
„Neubesetzung“ des bulgarischen Thrones in den 
Jordergruͤnd. Aus den hierüber bereits gepflo⸗ 
jenen Verhandlungen der Mächte läßt sich wenig— 
jens soviel entnehmen, daß inan allseitig über die 
inmöglichkeit der Rückkehr des Prinzen Alexander 
on Battenberg nach Bulgarien einig ist. Dem 
ßetersburger Cabinete ist hierüber seitens der Mächte 
nit Einschluß Englands eine formelle Zusicherung 
ugegangen und nachdem diese Seite der Candi⸗ 
atenfrage durchaus nach dem Wunsche Rußlands 
rledigt ist, steht zu erwarten, daß dasselbe nunmehr 
den ihm genehmsten Candidaten für den bulga— 
ischen Thron bezeichnen werde. 
* Die Unglücksfälle auf den deutschen Eißen⸗ 
ahnen mehreu sich jetzt in erschreckender Weise, 
s8 vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein 
zrößerer oder kleinerer Eisenbahnunfall passirt, ja, 
nanchmal sind sogar mehrere Unfälle aus einer 
Woche zu verzeichnen. Es ist da irgend etwas 
Faui im deutschen Eisenbahnwesen und dieser Punkt 
nuß entschieden aufgedeckt werden. Von opposi⸗ 
ionellet Seite sind diese beklagenswerthen Vorgänge 
* Aus Rustschuk, wo General Kaulbars 
zugenblicklich noch weilt, richtete derselbe eine Pro⸗ 
esinote an die bulgarische Regierung wegen des 
Borgehens derselben gegen russische Unterthanen in 
Zulgarien. Die Note führt aus, mehrere Personen 
eien mißhandelt und verhaftet worden, weil sie 
hn, den General besucht hätten, auch habe er 
nehrere rnssische Unteroffiziere, die in der bulga— 
ischen Armee gedient, in ihre Heimath senden