Full text: St. Ingberter Anzeiger

i. Ingberter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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hu „St. Ingberter Anzeiger⸗ arscheinn wöchentich fünfmal:e Am Montag / Dienstag, Donnerstag. Samttas und Sonntag; 2 mal woͤchentlic mit Untertzaltunas— 
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X 219. 
Samstag, 13. November 188868. 
21. Jahrg. 
Deutiches Reich. 
München, 9. Nov. Die Bucher'sche gemäßigt⸗ 
auramontane „Donau-⸗Ztg.“ stellt die Patrioten⸗ 
sͤhrer auf das Energischste zur Rede. Sie will 
dieselben „zum letzten Male“ gewarnt haben, durch 
hoie — räthselhafte Haltung, z. B. durch den 
unlosen Aerger über die jüngsten Auszeichnungen, 
en Thatsachen in's Gesicht zu schlagen. „Wir 
haben es satt, die Arbeit der Danaiden zu ver⸗ 
uichten. Wer nicht stehen will, soll umfallen; wer 
icht hoͤren will, soll fühlen.“ 
München, 10. Nov. Nach dem Voranschlag 
es Reichshaushalts für 1887188 würde der auf 
Zayern treffende Antheil an dem Ertrage der Zölle 
ind Tabaksteuer sowie Stempelabgaben 17,880,720 
Mark, das ist um 342,000 Mark mehr betragen,. 
Is im bezüglichen Budget veranschlagt worden ist. 
Muünchen, 10. Nob. Ein größerer Ar— 
neebefehl, durch welchen alle seither in der 
Heneralität und im Staatsoffizierkorps vakant ge⸗ 
wordenen Stellen zur Wiederbesetzung gelangen 
berden, steht in etwa 8 Tagen hervor. Es sollen 
joch einige Pensionirungen zu erwarten sein. 
Mannheim, 10. Nowb. Die demokratische 
Barlei hat den Beschluß gefaßt, sich am 26. ds. 
Mts. bei der Reichstags-Nachwahl der Abstimmunq 
zänzlich zu enthalten. 
Frankfurt, 11, Novb. Gestern Abend gegen 
10 ühr umstellten etwa 80 Schußleute unter Füh— 
cung zweier Kommissace die Wirihschaft von Prinz 
m der Albnsgasse, welche vorher abgesperrt worden 
war, drangen ein und vehafteten den Wirth und 
ie Theilnehmer einer geheimen sozialdemokratischen 
Bersammlung, welcher der Sozialikenführer Füll⸗ 
zrabe präsidirte. Eine alsdann vorgenommene Haus⸗ 
uchung welche über 2 Stunden währte, förderte 
ine große Anzahl verbotener Druckschriften zu 
Tage. Die Verhafteten, sämmtlich in Frankfurt 
ansaͤssig, wurden ins neue Polizeigefängniß über⸗ 
führt. wo Herr Polizeirath von Haack soeben zur 
dernehmung erscheint. Die Verhafteten dürften 
Allerdings noch im Laufe des Vormittags auf freien 
cuß gesetzt werden. (N. B. L.) 
Berlin, 10. Novb. Das Landesökonomie⸗ 
zollegium nahm im weiteren Verlauf der heutigen 
Sitzung, welcher auch Minister Dr. Lucius und 
eine Zeit lang der Kronprinz anwohnten, fol⸗ 
Jende Anträge an: erstens sei der baldige Erlaß 
aines Landesgesetzes, betreffend die Einführung der 
obligatorischen Krankenversicherung für die in den 
and- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftig⸗ 
jen Arbeiter für dringend geboten zu erachten; zwei⸗ 
tens seien gesetzliche obligatorische Bestimmungen 
zu treffen, welche dem in land- und forstwirtschaft 
üichen Beirieben arbeitenden Gesinde mindestens die 
zleichen Wohlthaten des für die land- und forst⸗ 
virthschaftlichen Arbeiter für nothwendig erachteten 
Krankenversicherungstgesetzes sichere. Daher sei es 
wünschenswerth, die bestehenden Gesindeordnungen 
nach altem Rechte zu belassen, die Wirkung der 
Ktrankenversicherung aber bezüglich des ländlischen 
Gesindes soweit in Kraft treten zu lassen, als die 
Besindeordnungen den Wohlthaten des Krankenver⸗ 
icherungsgesetzts nicht voll entsprechen. 
Berlin, 11. Nov. Der Kaiser empfing Vor⸗ 
nittags 1092 Uhr den Besuch des Prinzen Lud⸗ 
vig von Bayern, nahm später die Vorträge des 
driegsministers, des Generals Albedysll und des 
Ministers Puttkamer entgegen und machte Nachmit⸗ 
naßs dem Prinzen Ludwig einen Besuch. Die Ab⸗ 
eise des Kaisers nach Letzlingen erfolgt morgen 
Nachmittag. 
Ser neue Bischof von Ermland, 
Thiel, welcher Montags hier eingetroffen ist, wurde 
Mittags von Sr. Majestät dem Kaise rin feier⸗ 
icher Audienz empfangen. Die Audienz währte 
eine halbe Stunde. 
Windhorst ist in Begleitung des Abgeord⸗ 
neten Bruẽl über Braunschweig nach Wien gereist. 
Was die beiden Welfenführer dort beabsichtigen, 
wird wehl bekannt werden; vermuthlich handelt 
es sich um Angelegenheiten des Herzoges von Cum⸗ 
herland. 
Jaherestages der Annahme der Verfassung. der 
Hereinigten Staaten; 2) eine Weltausstellung. die 
m Jahre 1892 in der Bundeshauptstadt der 
Inion stattfinden soll zur Feier der vor 400 
Jahren erfolgten Entdeckung Amerikas; 3) eine be⸗ 
landige amerikanische Ausstellung in Washington. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
M St. Ingbert, 12. Nov. Als Zuhörer 
des Lebeth'schen Concerts nehmen wir Veranlafsung, 
der gestrigen Correspondenz in ihrem Urtheile bei⸗— 
zupflichten — soweit selbes die Leistungen der 
Zapelle betrifft. Die Lebeth'sche Kapelle besucht 
ansere Stadt seit Jahrzehnten und hat St. Ingbert 
durchgehends in Musik den Hauptgenuß zur Kirch⸗ 
veih geleistet. Seit mehreren Jahren hatte aber 
die Muͤsik unter dem Mißsiand des Personenwechsels 
zu leiden. Diesem sowohl als anderen, lokalen 
Herhältnissen der vergangenen Jahre hatten wir es 
vohl zuzuschreiben, daß vorgestern Abend der 
horst'sche Saal nicht vollständig von Zuhörern ge⸗ 
llt war. Noch diesem Concert, das in der That 
ins lebhaft an die früheren erinnerte, durch Tüch⸗ 
igkeit der Einzelleistungen sowohl als auch nament⸗ 
ich des Zusammenspiels, dürfen wir uns darauf 
jefaßt halten, daß ein künftiges Auftreten der 
ebeih⸗Kapelle einem, hoffentlich ebenso gewählten. 
iber viel zahlreicheren Publikum einen eben solchen 
genuß bereiten wird. Sollte die Kapelle von 
hrem alten Brauch der freiwilligen Beiträge ab⸗ 
uͤgehen, und ein entsprechendes, nicht zu niedriges 
xintrittsgeld zu erheben berett sein, so wäre, na⸗ 
nentlich wenn das Concert Dienstags stattfünde, 
ils ficher anzunehmen, daß auch Damen ohne Be— 
orgniß dasselbe zahlreich besuchen würden; am 
„chluß der Kirchweih würde nichts fie behindern, 
n guter Gesellschaft zwischen 5 und 11 Uhr sich 
vährend einiger Stündchen durch gute musikalische 
Borträge unterhalten zu lassen. Der Kapelle so⸗ 
vohl, als der heurigen Zuhörerschaft rufen wir also 
ein „frohes Wiedersehen im nächsten Jahr“ hiermit 
jon ganzem Herzen zu. — Was aber die Lokalnuß 
vetrifft, die der gestrige Correspondent aufgegeben, 
o scheint es uns, daß derselbe der „Akustik des 
dokales“ dasjenige zuschreiben will, was der „Eigen⸗ 
Resonnanz der JInstrumente“ zugeschrieben werden 
muß. Ünsere Meinung geht dahin, daß die Ton⸗ 
matfe der sieben Lebeth'schen Instrumente in 
edem Lokal, sogar im Freien, einem musikalischen 
Der genügen wird. Jedem das Seine. 
—Scallodenbach, 10. Nop. Das 14 
his 15 Jahre alte Dienstmädchen einer Familie 
auf dem Wickelhof war vor einigen Tagen beauf⸗ 
ragt, das Kind zu wiegen, über welcher Arbeit es 
edoch einschlief. Die mit Nähen am Tische be⸗ 
chäfligte Frau gerieth deshalb in Zorn, warf mit 
iner Scheere nach demselben und traf es so un⸗ 
zlücklich in's Gesicht, daß das eine Auge vernichtet 
vurde. 
— Nächsten Sonntag wird, wie man der 
Presse“ aus Klingenm ünster mittheilt, der 
i0 Meter hohe Thurm, der auf dem etwa 2000 Fuß 
hohen Treutelskopf erbaut wurde, eingeweiht. Zum 
Schlusse der Feier wird der Turm bei eingetretener 
Dunkelheit beleuchtet und Feuerwerk abgebrannt. 
Edenkben, 10. Nob. Am 26. Oktober 
abhin gegen Mittag jagten zwei Herren von Burr⸗ 
weiler im Jagdbezirke von Edesheim und schossen 
eine Rehgaise, d. h. sie schossen dieselbe an und 
hetzten die Hunde darauf los. Am 28. Oktoher 
Ausland. 
Cannes, 11.Nov. Prinz Waldemar 
on Danemark dankt in seiner Antwort an die 
Kegentschaft in Tirnowa für die ihm — telegrapisch 
niigetheilte — durch die Wahl zum Fürsten von Bul⸗ 
jarien erwiesene Ehre. Die Entscheidung, ob er 
zie Wahl annehmen könne, stehe bei seinem Vater, 
»em Könige von Dänemark. Er persönlich glaube, 
aß er von der Annahme durch andere Pflichten 
urückgehalten werde. 
Peiersburg, 11. Nov. Die „Neue Zeit“ 
agt, die Ablehnung des Prinzen Waldemar stehe 
zußer allem Zweifel. 
Tirnowa, 10. Nov. Die Regentschaft und 
zie Minister zeigten dem Prinzen Waldemar 
ie Wahl zum Fürsten durch nachstehende nach 
Fannes gerichtete Depesche an: „An Seine 
onigliche Hoheit Prinzen Waldemar von Däne⸗ 
nark. Die uͤnterzeichneten Regenten und Mitglieder 
der Regierung haben die Ehre, zur Kenntnis Eurer 
Zoheit zu bringen, daß heute um 10113 Uhr die 
dach der alten Haupistadt Bulgariens zusammen⸗ 
‚erufene große Nationalversammlung Sie einstimmig 
ind mit Akklamation zum Fürsten Bulgariens er— 
vählt hat. Die Wahlakte wird Eurer Hoheit durch 
ine besondere, von derselben Versammlung er⸗ 
vählte Deputation überreicht werden. Ueberzeugt, 
datz Eure Hoheit die edle Aufgabe übernehmen 
verden, Ihr kostbares Leben dem Glücke und der 
Wohlfahrt eines Volkes zu widmen, welches sobiel 
Beweise von Lebenskraft und Fähigkeit für Fort⸗ 
chritt und Civilisation gegeben und daß Sie baldigst 
zie Zügel der Regierung ergreifen werden, haben wir die 
khre ⁊c.“ Unterzeichnet: Stambulow, Mutkurow, 
stadoslawow, Raischewitsch, Stoilow, Geschow, Nie⸗ 
solajew, Ivantschow. Die Depuiation, welche be⸗ 
wufiragt ist, dem Prinzen Waldemar die Wahlakte 
u überbringen, besteht aus Jukow als Prasidenten, 
drecow, Michailow, Baikuschew, Kesin, Zadey. Die⸗ 
elbe reist wahrscheinlich in zwei Tagen nach Cannes. 
Sie sandte heute dem Prinzen eine Depesche, welche 
nn demselben Sinne abgefaßt ist wie diejenige der 
stegentschaft. — Bei Wiederaufnahme der heutigen 
Sißung teilte der Präsident der Versammlung mit, 
zaß Karawelow seine Entlassung gegeben habe, und 
8 wurde beschossen, morgen eine Sitzung zu hal⸗ 
en, in welcher wahrscheinlich ein neues Mitalied 
der Regentichaft gewählt werden wird. 
Amerikanische Ausstellung 1892. 
der Plan für eine im Jahre 18092 in Washington 
ibzuhaltende amerikanische Ausstellung, „Exposition 
Fehe three Americas“, wie die offizielle Bezeich 
nung lautet, beginnt greifbare Gestalt anzunehmen. 
dierbei wird projektirt: 1) die Abhaltung einer 
Fubelfeier seitens saͤmmtlicher amerikanischer Repu⸗ 
Kken zur würdigen Begehung des hundertsten 
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