Full text: St. Ingberter Anzeiger

Vermischtes. 
Ir Fischzugl Großer Fischfang in 
dem Deutschmühlenweiher! Das ist 
ein Ereignis, auf das sowohl wie auf sein Resultat 
die Bevölkerung von nah und fern die Erwartungen 
spannt. Wie glaubwürdige Leute erzählen, ist dieser 
Weiher, welcher vor Jahresfrist nach dem Ableben 
des Herrn Thirion in den Besitz der Stadtgemeinde 
überging, im Jahre 1886 zum letztenmal ganz 
ausgelaßen worden und damals wegen Beschädig⸗ 
ung der Grundkandel gänzlich verstopft worden, so 
daß ein Ausfischen bisher nicht mehr möglich war. 
Die Stadtgemeinde hat diesen Herbst einen neuen 
Grundkandel von gußeisernen Röhren sowie Fisch 
fänge aubringen lassen. Alles ist höchst gespannt, 
welch' mächtig große Exemplare namentlich von 
Hechten und Karpfen gefangen werden mögen, und 
welch' großes Gesammtquantum sich ergebe; man 
glaubt, daß Exemplare von 25, 30 selbst bis 40 
Pfund da seien und ein Gesammtgewicht von 50, 
nach anderer Anficht eher von 100 Zentner gefangen 
werde. Herr Zimmermeister Dautert von hier, 
welcher auch die schwierigen Bauarbeiten zur Her⸗ 
stellung des Grundkandels ausführte, hat den ganzen 
Fischvorrat angekauft. Dennoch aber ist Jedermann 
Gelegenheit geboten, von diesen Fischen zu erhalten, 
denn Herr Dautert wird am Weiher selbst einen 
Einzelverkauf zu billigen Preisen einrichten, und in 
den Restaurationen der Deutschmühle und Schanzen⸗ 
berg werden nach allen möglichen Arten zubereitete 
Fische zum sofortigen Genuß zu haben sein. Der 
Fischfang und Verkauf wird außer den Haupttagen, 
Dienstag und Mittwoch, voraussichtlich noch diese 
ganze Woche hindurch dauern. 
F Ueber den Fischreichtum des nach 50 
Jahren morgen adzulassenden Deutschmühlen—⸗ 
veihers kurfieren, wie man uns schreibt, hier 
die merkwürdigsten Anekdoten. Darnach soll es 
io große Hechte in dem Weiher geben, wie kaum 
anderswo. Von früher her wird berichtet, daß, 
als einst die städtische Schweineherde in dem Weiher 
badete, ein Ferkel von großen Hechten attakirt und 
unter Wasser gezogen wurde. Zahllose Karpfen 
mit bemoosten Häuptern soll der Weiher beherbergen. 
Nun, über Grund oder Ungrund dieser Anekdoten 
wird der morgige Fischfang die beste Auskunft geben, 
namentlich auch darüber, ob, wie von gewissener 
Seite behauptet, der Weiher nur 20, oder wie von 
anderer Seite aufgestellt wird, mehr als 100 Zir. 
Fische ergeben wird. EGbhr. Ztg.) 
F Wöolfe. Aus Lothringen wird berichtet: 
Mit Beginn der kälteren Jaähreszeit treten die 
Wölfe in unserem Bezirke wieder mit großer Frech—⸗ 
heit auf. Während sie im Sommer, wo sie in 
den Wäldern reichlich Nahrung finden, nur wenig 
vemerklich machen, ziehen sie sich jetzt mehr in die 
Nähe der Dörfer. Unter anderem hat ein Rudel 
dieser Thiere in den letzten Tagen bei dem Dorfe 
Fresnes eine Schafherde überfallen und nicht weniger 
als 18 Stück erwürgt und zum Theile fortgeschleppt. 
Seitens der Jäger und namentlich auch der Forstbe⸗ 
amten sind in den letzten Jahren alle Anstreng⸗ 
uingen gemacht worden, um die lästigen und ge⸗ 
fährlichen Raubthiere auszurotten. Trotzdem aber 
durchschnittlich im Jahre über vierzig Stück erlegt 
werden macht sich doch keine Verminderung derselben 
bemerklich. Es rührt dies wohl daher, daß in unserem 
Bezirke der Waldbestand noch vielfach aus dichtem 
Anterholz besteht, das den erfolgreichen Betrieb von 
augedehnteren Treibjagden sehr erschwert. Ferner 
kommt noch in Betracht, daß die Thiere fich waͤhrend 
des Winters durch Zuzug aus Frankreich immer 
wieder ergänzen. Wie dringend wünschenswerh 
die Ausrottung der Wölfe vom volkswirthschaftlichen 
Standpunkte ist, dürfte daraus zu entnehmen setn, 
daß der pro Stück jährlich angerichtete Schaden sich 
auf mindestens 500 bis 600 Mt. belaufi. 
. Frankfurt, 15. Nop. Die Zahl der 
ↄorxhafteten Sozialdemokraten ist inzwischen auf 37 
bestiegen, wo on heute 18 entlassen wurden. 
Frankfurt, 13. Nov. Ueber einen 
schrecklichen Unglücksfall, der in direktem Zusammen⸗ 
Jang mit den sozialdemokratischen Verhaftungen der 
letzten Tage steht, erführt die „N. B, L.“ Fol⸗ 
gendes: Der der sozialdemokratischen Partei ange⸗ 
hörende, im Hause Querstraße Nr. 4 im vierten 
Stock wohende Schneider Schafer, welcher sich auch 
aunter den bei der Aufhebung der sozialdemokratischen 
Versammlung Verhafteten befunden hatte, später aber 
wieder auf freien Fuß gesetzt wurde jollte heute 
Nachmittag 2 Uhr zur Vernehmung vorgeladen wer— 
den. Als nun der mit der Vorladung beauftragte 
Schutzmann in's Zimmer trat, soll Schäfer gerade 
Papiere im Ofen verbrannt haben. Der Schutz— 
mann riß ihm die noch nicht verbrannten Papiere 
aus den Händen nun sprang Schäfer aus dem 
Fenster seiner im vierten Stock gelegenen Wohnung 
heraus ung versuchte einen Ast eines dem Hause 
nahestehenden Baumes zu ergreifen. Der Ast schnellte 
'edoch zurück, so daß Schäfer sich nicht daran zu 
jalten vermochte und in weitem Bogen auf das 
Iflaster stürzte. Er blieb auf der Stelle todt. 
Fine große Blutlache bezeichnete die Stelle des 
Anglücksfalles. — Von den verhafteten Sozialdemo⸗ 
raten sollen 8 aus der Haftentlassen sein, während 
die übrigen vorerst noch in Untersuchungshaft bleiben. 
F (Ein Rentner in Frankfurt a. M) 
sxdnete an, daß er „der Bequemlichkeit halber“ in 
einem Schlafrock begraben sein wollte. Seine 
Familie leistete diesem letzten Willen Folge. 
Von der baye rischen Grenze, 10. Neb. 
un eine äußerst romantische Art hat der Reisende 
ines großen Kolner Hauses, dessen Heimath im 
ͤaubergrunde ist, sein Glück gemacht. Der Ende 
er zwanziger Jahre stehende Herr war im August 
origen Jahres bei der Entgleisung eines Bahn⸗ 
„uges bei Bonn leicht. verletzt warden. Dasselbe 
-chidsal hatte eine junge Dame und deren Vater, 
»ie im gleichen Koupee waren. Als die Reisenden 
n Bonn angekommen waren, fügte es sich, daß alle 
ufällig in einem Gasthofe abstiegen. Hier ergab 
ich das Weitere von selbst. Die junge Dame, 
ochter eines Großindustriellen, in der Nähe von 
Asch .......9 fand Gefallen an der so 
eltsam gemachten Bekanntschaft und dieser Tage 
ührt Herr K. D. wie der Reisende heißt, die viel⸗ 
imworbene Erbin, welche eine Million desitzt, als 
Frau heim. 
*Würzburg, 13. Nov. Zwischen einem 
siesigen Infanterielieutenant und einem Corpsstu⸗ 
denten, Mitglied des Corps „Rhenania“, hat ein 
Zäbelduell stattgefunden, bei welchem der Letztere 
tarle Verletzungen erhielt. 
NMürnberg, 14. Nob. Der Bezirkslehrer⸗ 
yerein Nürnberg petitionirte beim Ministerium um 
krweiterung des Züchtigungsrechtes in der Schule 
tAagsbdurg, 18. Nov. Der schwäbische 
dandrath hat das Regierungspostulat betr. die 
Vohnungsgeldzuschüsse an Kreis⸗ und Distriksschul⸗ 
nspektoren mit 18 gegen 13 Stimmen prinzipill 
ibgelehnt, weßhalb der gleiche Antrag für Lehrer 
in Real⸗ und isolirten Lateinschulen nicht mehr in 
Zerathung gezogen wurde. J 
München, 183. Nov. Heute sollte in 
zachen des Agenten Zieser in Berlin, der für an⸗ 
ebliche Darlehensvermittlung eine Provision von 
30,000 Mt. klageweise gegen die k. Cabinetskasse 
eltend gemacht hat, Beweiserhebung durch Ver—⸗ 
jehmung von diei Zeugen stattfinden und ebenso 
ollte Schlußverhandlung stattfinden. Herr Zieser 
at es nun auf diese Beweiserhebung nicht mehr 
nkommen lassen, sondern seine Klage zurückgezogen 
ind trägt sämmtliche Prozeßkosten. Damit ist die 
Sache endgiltig zu Gunsten der Cabinetskasse erledigt. 
7 Dem: Vernehmen nach wird der Prinz 
dudwig von Bahyern nach seiner Rückkehr 
nis Letzlingen von der Jagd noch einige Tagen in 
Berlin verbleiben. Schon am ersten Tage seines Aufent⸗ 
jalies in Berlin. sah man ihn in Begleitung seines 
Udjutanten die Straßen Berlins durchwandern. 
Seine kraftige Gestalt fiel allgemein auf, die Wenig⸗ 
den aber wußten, wen sie vor sich hasten. 
Der er ste Volapük-Kongreß wird wahr⸗ 
scheinlich im August nächsten Jahres in München 
aAbgehalien werden. — Das wird ein Ereigniß 
ein! Wir find begierig zu erfahren, in weicher 
Sprache fich die Volapuͤker verständigen werden; 
denn uns ift es schier unfaßlich, daß die „Welt⸗ 
prache“ zur Congreßsprache gemacht werden soll. 
F Bei Halle hatte ein Arbeiter mit einem 
Nadchen ein Liebesverhältniß angelnüpft, obgleich 
r bereits verheirathet ist. Eine Frau, welche die 
Jerhältnisse des Mannes kannte, warnie das Mäd⸗ 
hen. Aus Rache erschlug der Arbeiter die Frau 
nit einem Spaten; der Mörder ist verhaftet. 
fF Leipzig, 18. Nov. Das Schwurgericht 
ier verurtheilte heute den Bäckergesellen Paul 
sichter aus Zöhda, 20 Jahre alt, wegen Todt⸗ 
hYlags zu 14 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren 
ẽhrverlust. Derselbe hatte am 1. Juni d. J. 
einem Stiefvater, mit dem er in stetera Unfrieden 
elebt, mit einem Rasirmesser die Kehle durch— 
hnitten. 
Zum Landesverrathsprozeß Pr 
22. d. M. vor dem —— e 
Verhandlung kommt, wird der „Allg. Zig zig zut 
dort mmitgetheiit ·¶ Die Gchandrisse delce en 
nach erfolgter Aburtheilung abgelegt haben rauw 
scheinen darüber vollständige Klarhäit geschfe soll 
ben. daß Prohl imn wchige itahenn 
richten zugetragen; in Frage bleibt dann nur ach 
wieweit dem Prohl die landesverrätherische is 
bei seinen Mittheilungen an Sarauw aenn 
werden kann. Uebrigens ist Prohl nicht bloe pæ 
Landesverraths, sondern auch der Bestechung an es 
Aagt, welche er durch Geldspenden an seinen 3 
hilfen, den inzwischen verstorbenen Maschinenbe 
Schwartz, verübt hat, um diesen zur Bimen & 
dvon Dienstgeheimnissen zu bewegen. Ohne —* 
wird bei der demnächstigen Verhandlung der d 
schen Anklagesache die Ocffenilichkeit ausgeschlosn 
werden. — 
Wilhelmshaven, 13. Nov. Die Ein⸗ 
veihung der neuen Hafenanlagen erfolgte in —* 
vart des Chefs der Admiralitat, Generallieutenn— 
d. Caprivi. Das Panzerschiff „Friedrich Kal 
hassirte um 1 Uhr die Schleußen 
rHamburg, 18. Nov. Der Eigentüme 
eines Schiffes ist gestern ermordet gefunden worden 
100 Mark waren geraubt. 
f.Achtzigjähriges Dienst-Jubilaun 
des Deutschen Kaiser s. Der Kaiser hat die 
Bildung eines Comités genehmigt welches zu in 
Feier seines am 1. Jan. bevorstehenden 80jährigen 
Dienstjubiläums auch außerhalb der Armee aufsu 
fordern beabsichtigt. Es soll zu Zeichnungen af⸗ 
jefordert werden, um dem Kaiser dadurch ein Ge. 
ichenk zu machen, daß möglichst viele Soldalen der 
Armee in den Besitz eines Andenkens an diesen 
Ehrentag gesetzt werden, welches gleichzeitig — 
auf die militärische Laufbahn des Kaisers hat in 
dem Soldaten eine Erinnerung an seine Dienstgei 
seir wird. Das Comité, an dessen Spitze da 
General der Infanterie z. D. Frhr. von Wrangel 
steht, will möglichst viele Abzüge der Denkschrf 
unter die Soldaten vertheilen lassen, die scho 
1876 vertheilt worden ist. 
7 Gunge Mulatinnen gesucht.,) Uue 
Paris wird der „Wiener Allg. Zig.“ geschrieden 
.Die Direktion des Porte-Saint-Marlin⸗-Theate 
kündigt in den Journalen Folgendes an: „Für die 
Aufführung des dritten Aktes des „Krokodil“ wer— 
den junge Mulatinnen dringend gesucht.“ Diese 
Annonce blieb ohne namhaften Erfolg, da Paris arn 
in dieser Art von Damen ist und die wenigen da— 
elbst lebenden Mulatinnen zumeist alt und abß 
Zinderfrauen in hocharistokratischen Häusern placit 
ind, also nicht daran denken, sich an ihrem Lebers— 
idende der Bühne zu w imen. So blieb denn 
»er Direktion nichts übrig, als mit einein exotischen 
Agenten ein Abkommen zu schließen, der sich vet— 
flichtete, aus Batavia hundertfünfzig dieser bri— 
ietten Damen bis zur Premiere „völlig dressirt 
juf die Bühne zu stellen. Für Ueberfuhr, Ver 
oflegung und Gagen zahlt die Direktion eine Pau— 
ichale. Als man Sardou von diesem Abkommen 
Mittheilung machte, meinte er lächelnd: „Wenn 
vir diesmal durchfallen, verpflichte ich mich, eine 
Mulatin als Kindermädchen zu engagiren, die 
sundertneunundvierzig Anderen werden bei unsetn 
Opern⸗Ballerinnen Stellungen finden.“ 
F Vor dem KorreltionsTribunale zu Pari⸗ 
ruft der Gerichtsdiener die Namen auf: „voishu 
gegen VLefepyre und Madame Boishu.“ Eine junge 
Frau in tiefer Trauer nähert sich schluchzend den 
Berichtshofe, sie ist die Ehebrecherin, aber ihr 
Mitschuldiger, Lefevre, erscheint nicht, umsonst tuft 
der Gerichtsdiener ein zweitesmal. Da sagt ein 
heitere Stimme: „Der kann nicht kommen, der is 
sot, ich habe ihn getötet.“ Der das sagt, ist M 
Boishu, der Gatte, der nicht damit zufrieden iß— 
seinen Nebenbuhler ermordet zu haben, sondern 
nuch noch heute die Bestrafuag seiner Frau ab— 
Shebrecherin verlangt. Boishu ist im Sträfling— 
zewande, geführt von zwei Gendarmen, erschienen 
im die Anklage gegen seine Frau persönlich zu der 
treten. Boishu war ein gutsituierter Geschäftsmann, 
Vater zweier Kinder; eines Tages verließ seirt 
Frau das Haus, um Lefevre, ihrem Nachbarn, in 
den sie sich verliebt, zu folgen. Das Paar lebt 
einige Wochen versteckt in einem stillen Hotel. Abe 
plötzlich erfaßte Madame wilde Sehnsucht nag 
ihren Kindern, sie suchte dieselben auf und bei diese 
Belegenheit sah sie ihr Gatte, schlich ihr nach un⸗ 
rfuhr auf diefe Weise ihre Adresse. An 10. Oktoben