Full text: St. Ingberter Anzeiger

strictes Mk. 2366. Zu den Kosten der Straßen— 
unterhaltung mit Mk. 29,800 fließen aus Staats— 
und Kreisfond Zuschüsse von zusammen Mk. 6239, 05. 
Durch Umlagen sind zu erheben Mk. 20,650. 
8. Nach einer Zuschrift des Kreisausschusses 
des bayer. Landeshilfsvereines haben die Kantonal⸗ 
vereine in diesem Jahre ihre Sitzungen schon in 
der ersten Hälfte des Dezember abzuhalten. 
Es werden daher die Unterstützungsuchenden im 
eignen Interesse aufgefordert, ihre Gesuche rechtzeitig 
einzureichen. Außerdem wird bemerkt, daß statuten⸗ 
gemäß nur Combattanten der Jahre 1866 und 1870 
oder Hinterbliebenen von solchen Unterstützung finden 
können, wenn die Krankheit als Folge der 
Feldzüge erwiesen ist. 
— Zweibrücken, 29. Novbr. (3. Tol.) 
Ueber die am Samstag Nachmittag stattgehabte 
Generalversammlung der Aktienbrauerei Tivoli er⸗ 
halten wir nachstehende Mittheilung: Im abgelaufenen 
Geschäftsjahr wurde außer den nicht unbedeutenden 
Abschreibungen ein Reingewinn von Mark 27, 486. 39 
erzielt. Der Aufsichtsrath schlug der Generalver⸗ 
sammlung folgende Verwendung des Reingewinnes 
vor: 1. Vertheilung einer Dividende von Mk. 20 
pro Aktie, 2. Mk. 10,000 fur außerordentliche 
Abschreibung des Generalwerks Conto, 8. Mk. 1000 
für Abschreibung am Wirtschafts-Conto, 4. den 
Rest mit Mk. 2086.89 Zuweisung des Delcredere⸗ 
Conto, was von der Generalversammlung einstim⸗ 
mig genehmigt wurde. 
— Homburg, 29. Nov. In der Nacht von 
Sonntag auf Montag wurde in dem nahegelegenen 
Erbach der ledige Hüttenarbeiter Peter Roth von 
da erstochen. Der Thäter soll zwar ermittelt sein 
die That aber hartnäckig leugnen. 
— Pirmasens, 29. Nov. (P. A.) Gesiern 
Abend geriethen in der Nähe des Exerzierplatzes 
mehrere Burschen in Streit, wobei der Schuster 
Georg Brand, gen. Giftl, aus einem sechsfach ge⸗ 
ladenen Revolber zwei Schüsse abfeuerte. Eine 
Kugel durchdrang das Bein des Bäckers Aug. 
Pfirrmann, die andere fuhr in das Bein des Zu— 
schneiders Raab, woraus sie bis jetzt nicht entfernt 
werden konnte. Der brutale Excedent wurde heute 
früh durch die Polizei verhaftet und der noch mit 
vier Kugeln geladene Revolver bei ihm beschlagnahmt. 
— Kleinbockenheim, 27. Nov. Gemeinde⸗ 
schreiber Dexheim von hier wurde heute Morgen 
wegen Unterschlagung zum Nachtheile der Armen⸗ 
kasse verhaftet. (Pf. Pr.) 
— Kaiserslautern, 26. Nop. Die 
„Pfälz. Volkszeitung“ schreibt: Heute vor 4 Uhr 
Nachmittags nahm eine gerichtliche Commission in 
unserem Redaktionslokale eine Haussuchung nach 
der handschriftlichen Vorlage des Leitartikels in der 
Freitagsnummer der „Pfälzischen Volkszeitung“ 
(— Eine Thronausrede) vor und confiscirte die 
von dieser Nummer noch vorhandenen Exemplare. 
— (Verhaftungdes Sozialisten Kapp.) 
Die „Frankf. Corr.“ meldet aus Frankfurt: Der 
Herausgeber des verbotenen Mannheimer Sozialisten— 
bplattes „Der Pionier“, Alexander Kapp, ist in 
Kaiserslautern verhaftet und hierher gebracht 
worden. Kapp hat noch eine, von seinem Münchener 
Aufenthalt stammende, dreimonatliche Gefängnisstrase 
zu verbüßen. Er stand ohne Zweifel mit den hier 
verbhafteten Sozialisten in Verbindung. 
— Kindenheim, 26. Nov. (Gr. Zig.) 
Gestern kam hier ein Kalb zur Welt, welches ein 
höchst interessantes Beispiel von Doppelbildung und 
Mißgestalt darstellt. Dasselbe hat 2 Köpfe, 4 
Augen und 4 Ohren und einen schweineähnlichen 
Hinterleib, ist aber im Uebrigen normal entwickelt. 
Die Herrn Bürgermeister Seyb hier gehörige Kuh., 
von welcher das wunderbare Geschöpf stammt, mußte 
sogleich bei der Geburt des Kalbes getödtet werden, 
sowie auch letzteres selbst seine Geburt nicht überlebt. 
Dasselbe soll ausgestopft und als interessante Na— 
turmerkwürdigkeit conservirt werden. 
— Marnheim, 27. Nov. Nordpf. Bgztg.) 
Heute Nachmittag gegen 4 Uhr stürzte vom hiesigen 
Kirchtum ein 54 Jahre alter Schieferdeckergeselle, 
welcher mit den Renovationsarbeiten beschäftigt war, 
und war sofort todt. 
— Landau, 26. Nov. In einem Garten 
gegenüber dem Kirchhofe wurde beim Rotten eine 
Bombe im Gewicht von 150 Pfund gefunden. 
— Die Collecte zur Erbauung einer neuen 
katholischen Kirchezu Otterbach hat in den rechts⸗ 
rheinischen bayerischen Kreisen die Summe von 
16.138 Mk. 80 Pfgeingetragen. 
— Die ordentliche General-Versammlung des 
Vereins zur Erbauung einer protestantischen Ge⸗ 
dächtnißkirche in Speyer findet am 6. Dezember 
statt. Alle Mitglieder und Freunde des Vereins 
sind ergebenst eingeladen. Tagesocdnung: Abhör 
und Genehmigung der Rechnung pro 1888 und 
stenntnißnahme der geschäftlichen Berichterstattung. 
— Vom Rhein, 27. Nonb. Wie dem 
„Pfälz. Kurier“ mitgetheilt wird, ist das Gesuch 
des Comités bezw. des Herrn Bachstein in Berlin 
um Ertheilung der Concession zum Bau und Be— 
trieh einer Straßenbahn von Ludwigshafen nach 
Dürkheim von Sr. kgl. Hoheit dem Prinz⸗Regenten 
abweisend beschieden und gleichzeitig die Direktion 
der Pfälzischen Eisenbahnen zur Anfertigung des 
Projeckes für eine Straßenbahn von Ludwigshafen 
über Maudach-Mutterstadt nach der sogenannten 
Dannstadter Höhe und eventuell darüber hinaus 
angewiesen worden. Bekanntlich hatten die Ge— 
Bemeindederwaltungen der größten vom Bachstein⸗ 
schen Projekte berührten Ortschaften bereits im 
Frühjahre jede Verbindung mit dem genannten 
Berliner Unternehmer und dem Comitsé, welches 
denselben herangezogen, abgebrochen und die kgl. 
Staatsregierung gebeten, die Pfälzischen Bahnen 
mit Herstellung einer Straßenbahn von Ludwigs 
hafen bis Mutterstadt-Dannstadt zu beauftragen 
Es ist dieser Bitte durch die nunmehr erfolgte 
Allerhöchste Entscheidung entsprochen und damit die 
Angelegenheit auf einen Weg geleitet worden, dessen 
Beschreiten im Interesse der obenerwähnten Gemein⸗ 
den und insbesondere der auf die Städte Ludwigs- 
hafen⸗-Mannheim angewiesenen Arbeiterbevölkerung 
dankbar begrüßt werden muß. 
——————— ———————————— 
Vermisßchtes. 
Der „Reichs⸗Anzeiger“ schreibt: „Es eme 
pfiehlt sich, daran zu erinnern, daß die nach der 
Maß- und Gewichtsordnung vom 17 
Aug. 1858 neu hergestellten Maße, Meßwerkzeuge 
und Gewichte, welche nicht auch den Vorschriften 
des Gesetzes vom 11. Juli 1884 über die Abän— 
derung der Maß⸗ und Gewichtsordnung entsprechen, 
nur noch bis zum 31. Dezember d. J. zur Aich— 
ung und Stempelung zugelassen werden. Fabri— 
kanten und Haͤndler werden gutthun, etwa noch 
vorhandene Vorräthe jener Gegenslände schleunigst 
zur Aichung zu stellen. Insbesondere ist darau) 
zu merken, daß ueue Maße und Gewichte mit äl— 
ieren Bezeichnungen wie Decameter, Decimeter, 
Scheffel, Centner, Pfund u. s. w., oder gewissen 
Abtürzungen der Bezeichnungen mittelst großer An— 
fangsbuchstaben (L, K. Muu. s. w.) von Neujahr 
an nicht mehr geaicht werden; dasselbe gilt für 
Maße und Meßwerkzeuge von 4, is, ss Liter 
Raumgehalt. Ueber andere, das größere Publikum 
weniger berührende und ebenfalls nur noch bis zum 
Jahresschluß gestattete Abweichungen von den aich—⸗ 
technischen Vorschriften wird die betheiligte Indu— 
strie sich am besten ous den maßgebenden Bestimm— 
ungen selbst orientiren. 
Aus Lothringen, 24. Nov. (Ereuz 
ottern). Trotz der Prämien, welche von der Kreis— 
direciion in Metz auf die Vertilgung der Kreuz— 
ottern ausgesetzt sind, hält sich dies Ungeziefer noch 
massenweise in den Wäldern der Umgegend vor 
Metz auf. So fanden die Arbeiter, welche mi 
der Herstellung der geuen nach der Feste Friedrich 
starl führenden Militärstraße beschäftigt sind, neu— 
lich an einem Tage nicht weniger denn sechzig 
jener giftigen Reptilien, meistens junge Bcut, unter 
den Steinen verborgen. 
4Prinz Franz Joseph von Batten— 
berg ist zum Secondelieutenant à la suite der 
Infanterie durch den Großherzog von Hessen ernanni 
worden. 
* GVorsicht beim Hühneraugenbe— 
schneiden.) Zur Warung verdient mitgetheilt zu 
werden, daß im Vincenz-Hospital zu Mainz ein 
Mann aus einer benachbarten Landgemeinde verschie⸗ 
den ist, welcher sich bei dem Hühneraugenschneiden 
eine Verletzung der Knochenhaut zugezogen hatte 
Der in Folge dessen eingetretene Wundbrand be— 
reitete dem Leben des kräftigen Mannes ein frühes 
Ende. 
5zf Limburg, 28. Nov. In Camberg wüthel 
seit gestern Abend ein Brand, der bereits 20 Ge— 
häude in Asche gelegt hat. 
FWiesbaden, 28. Nov. Die General⸗ 
bersammlung des Verbandes der deutschen Wein— 
jändler beschloß eine Petition an den Minister 
Bötticher und den Reichstan um agesetzliche Regel— 
mung der Weinfrage. Ort der nächste 
* ist Berlin. n Versamm— 
F Wuürzburg, 27. Nov. Eine tieferschü 
Szene ereignete sich heute in der —— —8— 
Münster. Herr Kaplan Wiesner, welcher die —— 
ung eines Verwandten vornehmen wollte, sant 
Altare nieder und war sogleich todt. m 
Wuürzburg. 25. Nov. Der Doppelgeleise. 
Betrieb aus der Bahnstrecke Würzburg · Rottendoef 
der bekannten Unglücksstätte, wird mit nächsten 
Sommerfahrdienst eingeführt. — Heute Morgen 
wurde in seinem Bette der stud. med. Hadecer 
aus Württemberg todt aufgefunden. Nach dem po. 
lizeibericht war Unvorsichtigkeit mit dem Gebrauch 
von Morphium als Todesursache wahrscheinlich. 
7. Amberg, 26. Nov. Der Bauer und 
Händler Baumer von Rannerdorf hat als Zeuge 
in einer Pribatbeleidigsklage an das Schöffenge 
richt geladen, die Eidesleistung verweigert, „weil 
er seiner Seele kein schwarzes Fleckel anhängen 
wollte.“ Die Sitzung wurde deßhalb vertagt, neuc 
Termin anberaumt und Baumer in Kosten, sowi⸗ 
zu 50 Mk. Geldstrafe verurtheilt. Man ist begierig 
ob er in der nächsten Sitzung den Eid leisten 
wird. 
17 (GGeschäftsreisen per Zweirad, 
Ein technisches Geschäft am Rhein sucht durch ein⸗ 
Annorce als Reisenden zum Besuch von Zucker— 
und Maschinenfabriken einen ausdauernden Radjsahrer 
zu mehrmonatlichen Reisen durch ganz Deutschland 
In Berlin besitzen wir in dem Mitbesitzer einer 
Velozipede Fabrik bereits ein Vorbild. Dieser haf 
ganz vou der Eisenbahn abgesehen; er besucht seine 
Kundschaft bis in die Schweiz hinein auf seinem 
Stahlroß. 
F Abtenessen (Kheinland), 28 Nov. Eine 
Hochwildjagd auf dem Markiplatze ist Bisher hie 
noch nicht vorgekommen, In meilenweitem Umkreise 
gibt es kein Forst, der Hirsche beherbergt und doch 
drang heute Vormittag gegen 11 Uhr ein prächtige— 
Thier dieser Gattung bis auf unseren Markt um 
Kirchplatz vor. Es war ein feister Achtendet. 
Natürlich gerieth die liebe Schuljugend in helbe 
Aufregung, und auch zahlreiche Erwachsene betheiligten 
sich an der lustigen Jagd. So war denn das 
Thier bald in einer Ecke des Kirchplatzes dermaßen 
in die Enge getrieben, daß es weder vor⸗ noch rüch 
wärts konnte und so von einem herbeigerufenen 
Schützen erlegt wurde. Wahrscheinlich stammt da⸗ 
Thier aus der Forst von Westerholt und möge— 
wohl der Nebel und die Dunkelheit der letzten 
Nächte die Ursachen sein, daß sich dasselbe bis in 
unsere stark bewohnte Gegend verirren konnte 
(Schlagt die Kinder nicht auf den 
Kopf!) In Meißen schlug ein Knabe ein Mäd 
chen mit der Faust auf den Kopf. Das arm 
Kind hat seit dieser Zeit sein Gedächtniß verloren 
Als es zur Schule kam, kannte es keinen Schüler 
auch wußte es den Namen des Lehrers nicht meht 
Es konnte nicht mehr zählen, nichts lesen und nicht 
mehr auswendig lernen. 
EGozialistische Prozesse.) Da 
„Berliner Volksblatt“ hat über die Sozialistenprs 
zesse der Jahre 1882 —1885 folgende Stalist 
aufgestellt: 
Jahr Abgeurtheilte Verurtheilte 
1882 117 69 
1883 106 83 
1884 140 113 
1885 123 98 
Eine Aufschiebung der Hinrichtung der Chich 
goer Anarchisten verlangt ein dem obersten Gericht 
hofe des Staates Illinois unterbreitetes Gesuch 
Ueber die Pianoforte⸗Fabrika tior 
der Welt werden folgende Daten bekannt gemacht 
Deutschland fabrizirt 738,000, England 48,000 
Vereinigte Staaten 42.000 und Frankreich 2000 
Instrumente. Auch in Kanada ist die Piano-Fabii 
kation ziemlich bedeutend, so daß man rechnen kam 
daß in den genannten Ländern sicherlich zusamme 
ungefähr 20,000 Instrumente fabrizier werden. 
4 Ein Gedankenleser neuer Art, dessen Er 
perimente in neuester Zeit in Gelehrtenkreisen un 
gemeines Aufsehen, weit größeres als seinerzeit d 
Tumberland's gemacht, vioduzierte sich in König 
berg im Norwegischen Vereine. Es ist nämlich e 
Norweger Namens Franzisko Cetti aus Bergen 
ein junger Mann mit höchst interessante Züge 
welcher diese neuen Experimente vollführt, die 
der That an das Unerklärliche, Uebernatürliche grenze 
Herr Cetti liest nämlich nicht selbst Gedanke 
Hndern e⸗r imfluirt seine Gedanken durch bluf